Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich bin gerade auf dieses Thema aufmerksam geworden und habe mich gefragt, was meine Kolleginnen und Kollegen dazu bewegt, bei der vorliegenden Belastung und tgl. Verantwortung des Berufsbildes einer Refa, die Abwertung der eigenen Arbeit und Zeit hinzunehmen und sich, nach 15 Jahren Berufserfahrung sowie andauernden Überstunden, mit +- 2.500 € brutto (Vollzeitstelle) "abspeisen" zu lassen?
Vor dem Hintergrund der derzeitigen Marktlage (in ganz Deutschland) und dem andauenden Thema der Altersarmut, insbesondere bei Frauen, frage ich mich, ob es uns Refas gefällt, sich von den Arbeitgebern klein halten zu lassen und das Klischee der "minderwertigen und naiven Sekretärin" zu bedienen?
Ich frage mich auch, wann endlich - effektiv - Partei für die Interessen der Kolleginnen und Kollegen ergriffen und nicht nur der Schein einer regionalen/bundesweiten Interessenvertretung bewahrt wird.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wundert euch das wirklich noch, dass geeignetes Personal kaum zu finden ist, weil pfiffige Arbeitskräfte von Quer- und Fremdbranchen abgeworben werden und diese dort leidenschaftlich und - ohne finanzieller Gewissenbisse den eigenen Familien gegenüber - ihrem Beruf nachgehen?
Ich frage mich, was euch letztendlich bewegt, unter den o. g. Gegebenheiten tgl. ins Büro zu gehen? Seid ihr euch bewusst, dass unter eurem Frust, nicht nur ihr selbst, eure Familien, eure Kolleginnen und Kollegen, eure Mandanten, sondern auch der Berufszweig an sich leidet, weil eure Unzufriedenheit und - teilweise auch - Missgunst, eine latente Aggressivität nach sich zieht?
Ich habe mir gerade die Mühe gemacht und habe mal die Anzahl der Stellenangebote und Stellengesuche einiger RAK gegenübergestellt. Habt ihr das auch? Falls nicht, lege ich es euch gerne ans Herz.
Was fällt euch auf? Habt ihr schon mal den Ausdruck "Angebot und Nachfrage" gehört?
Bitte fangt jetzt nicht an, das extreme Gehaltsgefälle mit Kanzleigrößen, etwaigen Ballungszentren und schlechten RVG-Tabellen erklären zu wollen; das ist ganz sicher nicht der primäre Grund für die vorliegende Situation des Berufszweiges. Es gibt viele Kolleginnen und Kollegen, die auch in kleineren Städten und auf Grundlage des RVG, den Umsatz in den Kanzleien generieren. Auch sollte bekannt sein, dass RefaWi bei Abrechnung nach Stundenhonorar, die Hälfte des Anwaltshonorars nehmen dürfen, sofern ein Teil der Sachbearbeitung übernommen wird - und sind wir mal ehrlich, das ist oft der Fall und Alltag in den Kanzleien.
M. E. liegt der wesentliche Grund am fehlenden Respekt der eigenen Arbeit und der eigenen Person gegenüber, der trotz fachlich einwandfreier Arbeit, sehr gerne von einigen Arbeitgebern ausgenutzt wird und somit zu den o. g. Gegebenheiten führt.
Wollt Ihr das auch weiterhin oder wird es nicht endlich Zeit, ein Umdenken bei den AN und AG - zumindest zu versuchen - herbeizuführen? Das eine hängt mit dem anderen ganz nah zusammen. Die Anwaltschaft hat das ganz sicher verstanden; haben wir das auch?
Liebe Kollegin BluDis, um auch deine konkrete Frage nach dem geeigneten Gehalt zu beantworten - eine Fachkraft mit deiner Erfahrung und Verantwortung - sollte nicht unter 3.500,00 € (Teilzeit) verdienen - die Spanne nach oben ist offen, nach unten aber leider auch. Mit 5 Jahren Berufserfahrung verdiene ich ca. 4.000 €, um auch mal einen Richtwert allen anderen Kolleginnen und Kollegen aufzuzeigen. Ich würde mich freuen, wenn sich die derzeitige Gehaltslage massiv nach oben entwickeln würde, verstehe aber auch, dass es wohl - zumindest in naher Zukunft - eine utopische Wunschvorstellung von mir bleiben wird.
Nichtsdestotrotz drücke ich allen Kolleginnen und Kollegen die Daumen bei der nächsten Verhandlung mit dem AG und falls mir jmd. von seinen erzielten Erfolgen berichten möchte - gerne auch PN - würde ich mich sehr freuen.