Ich kann das mit dem "Pensum nicht schaffen" voll nachvollziehen.
Ich habe beim Einzelanwalt gearbeitet, der Schuldner in der außergerichtlichen Insolvenz vertreten hat bis hin zum Insolvenzantrag und meist auch noch die ganzen Jahre danach bis zum Ende der Insolvenz.
Die Arbeit war immens und in meinen 37 Stunden in der Woche nicht zu schaffen.
Als erstes suchte ich die Ordner und Akten für die Termine des Tages heraus und stellte diese ins Zimmer des Anwalts.
Schon alleine morgens der dann zu bearbeitende Posteingang war ein Zeitaufwand: Tagesstempel, scannen, gescanntes Dokument komplett beschriften wegen Wiederfindung, Fristen notieren im PC/Buch und dann zur Bearbeitung auf einen Stapel sammeln. Gleiches dann mit beA, FAX und den Mails, wobei diese Dinge alle ausgedruckt werden mussten. Zwischendurch zahlreiche eingehende Telefonate führen oder gar Mandanten persönlich "abfertigen". Zwei Stunden Zeitaufwand waren schnell weg.
Erst hiernach konnte ich mich dem normalen Tagesgeschäft widmen wie Fristen erledigen, Insolvenzanträge vorbereiten nebst restlichen Unterlagen vom Mandanten fordern für den Besprechungstermin usw.
Durch zahlreiche Telefonate am Tag, meist auch deshalb, weil Anwalt tagelang nicht zurückrief bzw. auf Mails nicht reagierte und ich den Mandanten aber nicht weiter helfen konnte, schaffte man da nur die wesentlichen Dinge. Der Rest sammelte sich an.
Irgendwann ging ich dazu über, die Posteingänge in Klarsichthüllen nach Mandanten sortiert mir zur Bearbeitung hinzulegen.
Zusätzlich dazu dann noch die seitenweisen Wiedervorlagen sowie die Aufgaben vom Chef sowie die Aufgaben, die ich mir selbst gelegt habe.
Dann wurde die elektronische Akte eingeführt. Ich freute mich und dachte, endlich weniger zu tun, da Papierakte nun entfällt. Nix da. Gerichtsakte musste in Papierform weiter geführt werden. Die restlichen abzuheftenden Unterlagen mussten in einen Ordner für Posteingänge bzw. Postausgänge gesammelt werden.
Ablage, also abheften in den zahlreichen Ordnern, die verteilt in mehreren Zimmern waren, machte ich einmal die Woche. Anders ging es einfach nicht und meist kam dann auch da wieder so viel dazwischen, dass Ablage liegen blieb.
Zudem musste ich die Buchführung einmal im Monat für zwei verschiedene Bereiche noch fertigen. Auch das mit ständigen Unterbrechungen.
Ich bekam aufgrund meines Meckerns einen Praktikanten. Mich ärgerte zwar, dass diese ungelernte Kraft auch noch wesentlich mehr verdiente wie ich, aber ich war ja dankbar für die Hilfe. Leider verließ uns dieser wieder. Somit wieder alleine. Meine Zeit, die ich in diesen Praktikanten steckte, also vergebliche Liebesmüh. Nunja. Somit hoffte ich auf den nächsten Kandidaten.
Leider wurde dieser dann nicht mehr gesucht
Stattdessen machte sich der Anwalt auf und eröffnete eine Zweigstelle und wurde nun zum angestellten Anwalt. Mitarbeiter gab es durch die Kanzlei in der anderen Stadt auch. Nun war er 4 Tage die Woche weg. Am 5. Tag hatte er hier Besprechungen und brachte die gesammelte Post von der anderen Stadt mit und ich musste die neuen Akten der anderen Stadt auch noch mit anlegen. Somit war ich Freitags und Montags mit den Sachen der anderen Stadt beschäftigt. Dienstags bis Donnerstags mit meinem Bereich.
Ich war fertig wie sonst was. Machte aber weiter. War ja keiner da, der den Laden geschmissen hätte. Ich bekam Schlafprobleme und abends lag ich lange wach und mir gingen alle möglichen Gedanken durch den Kopf.
Es kam soweit, dass der Chef nun immer wieder mir irgendetwas vorwarf. Selbst Dinge, wofür ich nichts konnte. Immer wieder neue Spitzen. Irgendwann putzte er mich so am Telefon aus der anderen Stadt herunter, bekam als Strafe Rauchverbot, dass ich das Telefonat durch Auflegen beendet habe. Seither war der Anwalt nicht mal mehr fähig mir in die Augen beim Gespräch zu schauen. Traurig.
Ein klärenden Gespräch hat zwar stattgefunden, in dem ich alles sagte, was mich störte, aber eine richtige Klärung gab es nicht. Das Thema wurde also nie richtig erledigt.
Der ganze Stress ging dann schließlich auf meine Gesundheit. Folge waren Entzündungen der Schultern bis zur eingefrorenen Schulter. Ich wurde ärztlich aus dem Verkehr gezogen.
2 Monate krank und ich bekam die Kündigung. Das war also der Dank dafür, dass ich mir so den Hintern aufgerissen und den Laden am Laufen gehalten habe.
Nun bin ich seit fast 1 1/2 Jahren krank und habe bisher die Arbeit nicht einmal vermisst. Völlig unüblich für mich.
Aber nun neigt sich mein Krankenstand dem Ende und ich bin mir nicht mal mehr sicher, was ich für eine Arbeit nun überhaupt suche
Zumal meine Schultern nicht mehr zu 100 % genesen werden.
Wie gesagt: Aufgrund des Vorgesagten kann ich das echt nachvollziehen.
L.G. Chrissy