Gehaltserhöhung - wie viel mehr kann man angeben?

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mrsgoalkeeper
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#11

11.02.2020, 12:41

Das hat doch nichts mit zurechtdrehen zu tun. Ein Arbeitgeber möchte bei Neueinstellungen die Struktur und das Gefüge in seinem Unternehmen gleich halten bzw. so wenig wie möglich beeinträchtigen. Eben genau, damit er am Ende des Tages nicht die Diskussion hat "aber der hat dies und jenes und ich nicht". Da ist überhaupt nichts schlimmes bei. Jeder hat seine Vorstellungen und entweder es passt oder es passt nicht. Den Job trotzdem zu nehmen und sich hinterher zu beklagen, dass man nicht das hat, was man wollte, ist doch wirklich Kindergarten.
Für die einen ist es die US-Wahl, für den Rest der Welt ist es 9/11
elena94
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#12

11.02.2020, 13:13

Hm, im vorliegenden Fall ist es bei mir jetzt aber bspw. so, dass hier sowieso jeder unterschiedlich verdient und unterschiedliche Stunden arbeitet, unterschiedlich viele Urlaubstage hat... usw. Denn jeder hat eben seine Konditionen selbst, für sich, ausgehandelt. Was ja auch vollkommen in Ordnung ist, denn so sollte es ja sein.
Wenn mein Chef dann z.B. auch etwas gesagt hätte wie "Ich möchte Ihnen jetzt nicht mehr bezahlen, da Ihre Leistung dem zurzeit nicht entspricht", wäre das auch was völlig anderes gewesen, denn da wäre es wiederum um meine Arbeitsleistung gegangen. Aber vor dem Hintergrund, dass sowieso jeder unterschiedlich viel verdient und individuelle Vereinbarungen hat, dann als Arbeitgeber plötzlich mit so einem Argument ("das ist dann unfair, weil die anderen...") um die Ecke zu kommen, stellt für mich schon eine Art Zurechtdrehen dar. Diese Argumentation, dass er dann ja jedem mehr bezahlen "müsste" macht vor dem Hintergrund der individuellen Vertragsgestaltung - die er übrigens auch sonst immer gerne betont, nur in der Situation plötzlich nicht mehr - für mich dann keinen Sinn.

Das meinte ich damit, dass sich auch RAe manchmal schlicht die Argumente rauspicken, die ihnen in dem Moment in den Kram passen, egal ob die Sinn machen. Ein Argument bezogen auf meine Arbeitsleistung, weshalb mein Chef mir jetzt nicht mehr zahlen will, hat er mir nicht geliefert (eher im Gegenteil).

Sollte Lindas Chef dann mit ähnlichen Argumenten kommen (die ihre gute Leistung völlig außen vor lassen und nur ein Rausreden darstellen), würde ich an ihrer Stelle ggfs. auch, sofern alles andere nichts bringt, zur Not das Argument mit der Kollegin bringen.
Liebe Grüße :wink1
Eli
Linda20032
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#13

12.02.2020, 22:31

pitz hat geschrieben:
10.02.2020, 09:09
Fordern kann man immer alles - wichtig ist m.E., dass man es entsprechend begründen kann (ohne dabei in ein "Aber die Kollegin xy kriegt doch auch soundso viel Euro..." zu verfallen). Also wichtig ist, "eigene Leistungen" hervorzuheben, also sowas wie Verläßlichkeit, Umfang der eigenen Tätigkeit, Synergieffekte der eigenen Tätigkeit (wie erleichtert man durch seine eigene Tätigkeit die Tätigkeit anderer Kolleg*innen nennenswert), etc.
Ja, da hast Du absolut recht. Den Fehler mit dem Vergleich darf ich nicht machen.

LG Linda
Linda20032
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#14

12.02.2020, 22:40

Hallo zusammen,

jetzt versuche ich mal, alles zu beantworten. Vielen Dank für Eure Antworten :-)

@Hühnerhaufen
Das Dumme ist, ich weiß es ja nicht offiziell, was sie verdient. Allerdings sehe ich das spätestens bei den Lohnabrechnungen, da ich die Buchhaltung mache.

@Eli
Das tut mir leid, dass Du so abgeschmettert wurdest. Anwälte sind halt geizig :-(
Ich habe in den 7 Jahren noch keine Gehaltserhöhung bekommen. Ohne Fragen läuft da gar nichts. Da beneide ich meine Tochter im öffentlichen Dienst.


Oh ja, der Fachkräftemangel. Darauf sollte man echt mal hinweisen. Ohne uns könnten sie nicht ihr ganzes Geld verdienen!

Allerdings.......wie kann man das formulieren ohne dass es erpresserisch klingt so nach dem Motto wenn ich nicht mehr Geld kriege, dann bin ich weg und dann finden Sie nicht mehr so leicht jemanden?

LG

Linda
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icerose
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#15

13.02.2020, 10:13

Linda20032 hat geschrieben:
12.02.2020, 22:40
so nach dem Motto wenn ich nicht mehr Geld kriege, dann bin ich weg und dann finden Sie nicht mehr so leicht jemanden?
So klingt es tatsächlich ein wenig nach Erpressung. :lol:
Aber du kannst sagen (wenn er nicht mit sich reden lässt), dass du es bedauerst, dass er dich zwingt, dich mal auf dem Markt umzusehen. Und dann - vielleicht bisserl was später, wenn du dich umgeschaut hast - kannst du ihm verraten, dass du im Rahmen deiner Umschau festgestellt hast, dass offenbar ganz schöner Fachkräftemangel herrscht auf dem Markt. So ist schonend verpackt, finde ich.

Ich drück dir die Daumen.
Mit mir kann man Pferde stehlen ... aber morgen bringen wir sie zurück :!:
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AliceImWunderland
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#16

13.02.2020, 11:20

Ich weiß, dass bei unseren Chefs die Bitte um Gehaltserhöhung, mit der Begründung, dass andere mehr verdienen und man selbst deshalb auch gerne mehr hätte, überhaupt nicht zieht. Was aber sehr gut zieht ist das Argument, dass man seit 7 Jahren keine Gehaltserhöhung mehr bekommen hat und die Lebenshaltungskosten in dieser Zeit so stark gestiegen sind, dass man jetzt auf einen Gehaltserhöhung angewiesen ist. Dass man quasi gar nicht anders kann, als um eine Gehaltserhöhung zu bitten, um über die Runden zu kommen. Oder halt die ganz persönliche Situation. Eine Kollegin, deren Mann krank wurde, nicht mehr arbeiten gehen konnte und dessen Gehalt weggebrochen ist, bekam ohne zu zögern die gewünschte Gehaltserhöhung. Eine andere Kollegin, deren Mann in Rente ging und das Familieneinkommem dadurch weniger wurde, bekam ebenfalls sofort eine Gehaltserhöhung, als sie danach gefragt hat.

Und ich glaube, dass einige Chefs sich immer gerne mit der Begründung, dass alle gleich gehalten werden, ausreden. Bei uns heißt es offiziell auch, dass alle gleich gehalten werden. Wenn einer eine Gehaltserhöhung bekommt, müssen die anderen auch eine bekommen. Ich mache hier zwar keine Gehaltsabrechnungen, diese werden vom Steuerberater gemacht. Aber ich überweise die Gehälter und weiß, dass die Höhe der Gehälter hier sehr stark variiert und Gehaltserhöhungen auch nicht "kollektiv" vergeben werden, sondern einzeln und individuell. Es gibt Kollegen, die sind schon Jahrzehnte hier und mega gut ausgebildet und bekommen teilweise weniger, als "Greenhorns", die hier gerade nach der Ausbildung anfangen und ziemlich unbeholfen und unerfahren daherkommen. Es ist ungerecht. Aber die "Greenhorns" haben sich halt besser verkauft.
Warum ist am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig?!

Ich habe kein Whatsapp und ich werde auch keins bekommen. Ich stehe auf Datenschutz und bin voll Threema.
:naegel
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#17

13.02.2020, 18:59

>>>>>>Oder halt die ganz persönliche Situation. Eine Kollegin, deren Mann krank wurde, nicht mehr arbeiten gehen konnte und dessen Gehalt weggebrochen ist, bekam ohne zu zögern die gewünschte Gehaltserhöhung. Eine andere Kollegin, deren Mann in Rente ging und das Familieneinkommem dadurch weniger wurde, bekam ebenfalls sofort eine Gehaltserhöhung, als sie danach gefragt hat.

Also ich habe gelesen, dass das Argument der gestiegenen Lebenshaltungskosten überhaupt nicht zählt.

Auch das Argument bei Euch mit dem Familieneinkommen verstehe ich nicht. Das hat ja absolut nichts mit der Leistung zu tun.

Eigentlich sollte man strikt nach Leistung bezahlt werden. Es ist ungerecht, dass Leute, die sich besser verkaufen können, mehr bekommen, obwohl sie womöglich nicht so eine gute Arbeit machen wie andere.

LG
Linda
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#18

18.02.2020, 12:43

Linda20032 hat geschrieben:
13.02.2020, 18:59
(...)
Also ich habe gelesen, dass das Argument der gestiegenen Lebenshaltungskosten überhaupt nicht zählt.

Auch das Argument bei Euch mit dem Familieneinkommen verstehe ich nicht. Das hat ja absolut nichts mit der Leistung zu tun.

Eigentlich sollte man strikt nach Leistung bezahlt werden. Es ist ungerecht, dass Leute, die sich besser verkaufen können, mehr bekommen, obwohl sie womöglich nicht so eine gute Arbeit machen wie andere.
(...)
Ich stimme dem zu.

Das war übrigens genau die Begründung, warum Frauen niedrigere Gehälter als Männer bekamen: Sie hatten ja einen Ehemann, der sie versorgt, daher brauchen sie kein so hohes Gehalt. Auf sowas sollte man sich nicht einlassen.

Wenn bei einem leistungsgerechten Gehalt das Geld nicht reicht, muss man entweder die eigene Qualifikation erhöhen, die Arbeitsstelle wechseln oder die Ausgabenseite prüfen.

Bemessungsgrundlage muss die Wertschöpfung sein, die die Kanzlei durch einen Mitarbeiter erzielt bzw. die Qualifikation und das Arbeitsfeld. Anderenfalls ist das ein Gehaltsgefüge nach Nähe zum Chef. Und das kanns nicht sein. Andererseits darf es auch nicht sein, wenn eine gut gehende Kanzlei Lohndumping betreibt und Erhöhungen nach Gutsherrenart als Almosen und besonders soziale Taten gewährt.
Erfahrung ist das, was man bekommt, wenn man das was man will nicht kriegt
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#19

23.02.2020, 15:40

Hallöchen,

die Lebenshaltungskosten sind gar kein Argument für eine Gehaltserhöhung. Ich finde allerdings schon, dass es nicht geht, dass jeder unterschiedliches Gehalt und sogar Urlaubstage oder sonstige Leistungen erhält. Das kann man ganz leicht vergleichen indem ein Stundenlohn errechnet wird. Natürlich kann das Gehalt durch unterschiedliche Aufgaben variieren. Wer mehr Verantwortung trägt erhält ein höheres Gehalt.

Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, auf meine eigenen Leistungen, Weiterbildungen und Berufserfahrung zu verweisen. Ich wäre allerdings auch zu meinem Chef gegangen und hätte mich beschwert wäre eine andere mit mehr Gehalt eingestellt worden! Das hätte er mir gegenüber mal begründen müssen. Im Laufe der Jahre, in denen ich für Anwälte gearbeitet habe, habe ich da jegliche Skrupel verloren, ehrlich gesagt. Was man sich da teilweise anhören muss und sich bieten lassen muss.... Unfassbar!

Letztendlich habe ich einmal ganz einfach um ein Zwischenzeugnis gebeten und ihm gesagt, ich wolle wissen ob er noch zufrieden mit meiner Leistung ist... Danach waren Gehaltsverhandlunge kein Problem mehr!

Eine Bekannte von mir hat sich mal weiterbeworben und ist dann mit dem Angebot des neuen Arbeitgebers zu ihrem Chef, der ihr dann auch plötzlich problemlos mehr zahlen konnte...


Lasst euch nicht alles gefallen!!! Grad in der jetzigen Arbeitsmarktsituation sollten wir mal für uns was rausholen!!! [*]
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Anahid
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#20

24.02.2020, 12:36

Jetzt frag ich mich doch mal wirklich, warum de gestiegenen Lebenshaltungskosten kein Argument sind?

Wenn Du als Rechtsfachwirtin jetzt Dein Gehalt verhandelst, dann bleibt das für den Rest Deines Lebens so? :kopfkratz

Mal an meinem Beispiel: Ich bin fast 50. Wenn ich also jetzt die Stelle wechseln und ein Gehalt aushandeln würde, dann muss ich damit die nächsten ca. 30 Jahre leben? Eine höhere Qualifikation, als ich bislang habe, werde ich mir wohl kaum noch erarbeiten. Aber es kann auch nicht allen Ernstes so sein, dass ich keine Gehaltserhöhung mehr aushandeln kann. Und wenn nicht mit den Lebenshaltungskosten womit denn dann? :augenreib
:katze2 Jeder Tag ist ein Geschenk ... aber manche sind einfach grottenschlecht verpackt. :katze1
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