Was ist toll am Beruf für ReFas?

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FobiFan
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#11

27.02.2019, 14:11

Sie könnten vielleicht besser einen Perspektivwechsel vornehmen und sehen, dass da ziemlich engagierte und kompetente Menschen für Sie tätig sind. Das wiederum könnte dazu beitragen, dass sie mehr Wertschätzung für die ReFas mit den entsprechenden Folgen (Bezahlung etc.) aufbringen können.
Nur klagen allein führt ja nicht zum Ziel.
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Anahid
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#12

27.02.2019, 15:01

Hmmm.....ich kann mich da Deiner Meinung nicht anschließen. Ein Perspektivwechsel ist, glaube ich, was die Wertschätzung angeht, nicht erforderlich. Ein Anwalt der eine gute Angestellte hat, weiß das durchaus zu schätzen. Dass sich das seltenst in der Bezahlung widerspiegelt steht wieder auf einem ganz anderen Blatt. Unabhängig davon vollzieht sich dieser Wechsel derzeit durchaus von alleine. Ich hab schon vor 25 Jahren prophezeit, dass es den Anwälten irgendwann auf die Füße fallen wird, wenn die Angestellten so schlecht bezahlt werden, Überstunden für lau machen sollen, behandelt werden wie der letzte Dreck usw. Wollte damals niemand hören. Der Lieblingsspruch: "Das Geld muss ja auch erst einmal erwirtschaftet werden." Was durchaus richtig ist; nicht umsonst gibt es mehr als genug Rechtsanwälte, die sich eine Angestellte nicht leisten können. Aber wenn man alleine bedenkt, dass mit der Einführung des Mindestlohns das Gehalt von mindestens 50 % der Fachangestellten (und ich rede von Fachangstellten, nicht von Schreibkräften) angehoben werden musste, sagt das wohl mehr als genug aus.

Jetzt gibt es keinen Überhang an Angestellten mehr. Wer eine Angestellte sucht, sucht unter Umständen ziemlich lange und erwischt dabei auch nicht unbedingt die Qualität, die er sich erträumt hätte. Die Anwälte, die eine gute Angestellte haben, versuchen selbstverständlich diese zu halten. Also wird jetzt mit höheren Gehältern geworben usw. um eine Angestellte dazu zu bewegen, vielleicht zu wechseln. Die Wertschätzung der Angestellten nimmt also von alleine zu. Manchmal lernt man eben erst wenn es zu spät ist. Von daher denke ich, dass die Anwaltschaft durchaus ihr Problem kennt und dieses nicht extra nochmals aufgezählt werden muss. Und die, die das bis jetzt nicht kapiert haben, werden es auch niemals lernen.
:katze2 Jeder Tag ist ein Geschenk ... aber manche sind einfach grottenschlecht verpackt. :katze1
Pitt
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#13

27.02.2019, 15:09

Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber im ReFa-Beruf sind die gleichen Dinge "toll", die auch in anderen Berufen toll sind: Gute Bezahlung, nette Chefs und Kollegen, Wertschätzung von Chefs und Mandanten/Kunden, gute Arbeitszeiten, bezahlte Überstunden und Urlaub, den man nehmen kann und dessen Reste nicht Jahr für Jahr verfallen. Ansonsten kann ich nur sagen: DEN BERUF ReFa gibt es nicht. Jedes Büro, jedes Arbeitsumfeld ist anders. Arbeite ich z. B. bei einem Einzelkämpfer-Strafrechtler oder in einer Großkanzlei, die sich auf Masseninkasso spezialisiert hat, arbeite ich im Notariat oder im Anwaltsbereich? Da sieht der Arbeitsalltag völlig unterschiedlich aus und was die eine toll findet, ist für die andere Kollegin einfach nur grausig. Die eine mag ordentlich Action und Abwechslung, die andere hat es lieber ruhiger und pflegt ohne Murren stundenlang Stammdaten ein.
Zum Thema "wo es hakt":
Ich denke, die Anwälte wissen sehr genau, wo es hakt, wenn man sich z. B. den Beitrag aus dem Anwaltsblatt aus August 2018 ansieht:
https://anwaltsblatt.anwaltverein.de/de ... cht?full=1
oder diesen Beitrag der RAK München:
http://mitteilungen.rak-muenchen.de/arc ... ung-03301/
Die Ausbildungszahlen gehen seit Jahren zurück und einige Anwälte spekulieren wohl darauf, dass die Digitalisierung es schon richten wird.
https://www.lto.de/recht/hintergruende/ ... -software/
Vielleicht wird es ja irgendwann die virtuelle ReNo richten.
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booo
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#14

27.02.2019, 16:12

FobiFan hat geschrieben:
27.02.2019, 14:11
Nur klagen allein führt ja nicht zum Ziel.
"Nettes" Wortspiel in diesem Zusammenhang! :lol:

Kann mich den beiden Vorrednern nur anschließen. Das was ich mache, mache ich grds gerne. Es ist ja meistens nicht die ausführende Arbeit über die man "schimpft" ...
Pitt hat geschrieben:
27.02.2019, 15:09
Zum Thema "wo es hakt":
Ich denke, die Anwälte wissen sehr genau, wo es hakt, wenn man sich z. B. den Beitrag aus dem Anwaltsblatt aus August 2018 ansieht:...
Oder gerade ganz aktuell auch im Anwaltsblatt 3/2019 mit dem Titel
"Eine gute ReFa ist unersetzlich"
...und außerdem bin jetzt offiziell fertig, weil ich inoffiziell keinen Bock mehr hab Bild
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Andy66
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#15

27.02.2019, 16:56

Ich weiß nicht, ob es zu irgendeiner Art von Umdenken - oder in manchen Fällen überhaupt Nachdenken - führt, wenn wir erzählen, was wir so toll finden. Die Tatsachen sind seit langem bekannt. Wenn ein RA nicht einsieht, was er an einer ReFa hat, dann kann ihm nicht geholfen werden. Es gab ja schon mal die Idee, dass man kein Fachpersonal mehr brauche, weil es ja Anwaltsprogramme gebe. Das Ergebnis ist bekannt, man braucht zwar evtl. nicht mehr so viele Schreibkräfte, aber Fachpersonal ist Mangelware.

Wenn wir hier schreiben, wie toll wir es finden, beim Anwalt zu arbeiten, dann klingt das irgendwie so bettelnd "Liebe Anwälte, uns macht es soo viel Spaß bei euch, bitte lasst uns für euch arbeiten". Wie schon geschrieben wurde, wichtig ist nicht nur die Tätigkeit an sich, sondern vor allem das Gesamtpaket aus Betriebsklima, Arbeit und Bezahlung. Wenn das Betriebsklima nicht passt, hilft einem der schönste Schreibtisch nichts.

Wenn überhaupt, könnte man mit solchen Frontberichten versuchen, Azubis anzuwerben. Denn der Beruf ist noch immer - soweit ich das überblicken kann - nicht wirklich sexy. Manche halten uns für Tippsen und Kaffee-Schubsen, die auch noch schlecht bezahlt werden. Da jedoch derzeit jeder, der irgendwie kann, selbst studieren geht statt sich ausbilden zu lassen, bleiben oftmals nur diejenigen übrig, die für eine so anspruchsvolle Ausbildung nicht wirklich geeignet sind.
Erfahrung ist das, was man bekommt, wenn man das was man will nicht kriegt
Sylvia1964
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#16

28.02.2019, 14:47

Mich hat der Hintergrund des Interesses für das "Tolle in unserem Job" auch verwundert.
Es ist letztendlich eine persönliche Einstellung zur Arbeit und das Umfeld des Arbeitgebers, ob es Freude macht oder eher nicht.
Da schließe ich mit den Beiträgen zuvor an und verzichte auf Wiederholungen.

Verdienst hin oder her.
Das Einkommen für eine Vollzeitstelle sollte auskömmlich sein und nicht im Alter nach 45 Berufsjahren ein Armutsrisiko für die Rente bedeuten.

Die derzeitige Entwicklung des Fachkräftemangels sehe ich daher mit einer gewissen Genugtuung und der Hoffnung auf eine angemessene und faire Vergütung.
Als Mutter bin ich froh, dass meine Kinder einen Beruf ergriffen haben, von dem sie leben können. ReNo wurde niemand. :pfeif
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Tigerle
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#17

28.02.2019, 15:21

Nur mal so am Rande der Fachkräftemangel ist nicht nur bei ReFas spürbar, sondern in allen Bereichen spürbar.
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#18

28.02.2019, 15:37

@tigerle,
das stimmt.
Ich wage zu prognostizieren, dass Arbeitgeber die nahe am Mindestlohn zahlen diesen Fachkräftemangel aber besonders stark zu spüren bekommen.
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Adora Belle
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#19

28.02.2019, 15:55

Die diskutieren doch grad, ob es nicht auch ohne geht, s.o. das Thema der Veranstaltung.
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Spiderman
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#20

28.02.2019, 17:59

FobiFan hat geschrieben:
26.02.2019, 13:08
Liebe Kolleg*innen, ich schreibe einen Beitrag für das Berliner Anwaltsblatt, der im Mai erscheinen und auch auf dem DAT 2019 in Leipzig ausliegen wird.

Hierfür sammle ich noch "O-Töne" .......
Was also findet Ihr toll an eurem Beruf?

Ansonsten weise ich darauf hin, dass
1. ReFas sich auch für den DAT anmelden können, es gibt dort einen extra preiswerten Tarif für ReFas und
2. eine Veranstaltung am Donnerstag, 16.05.2019 von 11.00 bis 12.30 dort stattfinden wird mit dem Titel "Kanzlei künftig ohne Fachkräfte"

Ich finde, hier sollten so viel ReFas/ReNos mit diskutieren wie möglich, es ist ein Forum um den Anwält*innen klar zu machen, wo es "hakt"...
Koll. Grüße

Also ich nehme für mich heraus zu sagen, dass wenn jemand unnötig die Sprache gendert, von mir keinerlei Beachtung erfährt. Da der ReNo Beruf hauptsächlich von Frauen dominiert wird, gehe ich davon aus, dass die Sprachregelung ggf. dazu dienen könnte, die männlichen Kollegen nicht zu diskriminieren. Und was für eine Überraschung: Ich würde mich in einem solchen Fall nicht diskriminiert fühlen. Ich finde es schlimm, wenn Menschen jeden Tag mit dem Gesetz arbeiten, die Sprache und Grammatik mit diesem Unsinn verschandeln. Wo käme der Gesetzgeber dahin, wenn jedes Gesetz gegendert werden würde? Vorher hats auch keinen gestört. Im Ürbigen gibt's ne BGH Rechtssprechung, dass wenn eine potentielle Kundin als Kunde angesprochen wird, nicht automatisch diskriminiert wird. Sollte man vielleicht als Reno auch mal zur Kenntnis nehmen.
Eine Spinne zu sehen ist nicht das Problem. Schlimm wird's erst, wenn sie nicht mehr zu sehen ist... :lol: :mrgreen:
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