Große Ernüchterung

#21

Ich würde da auch überhaupt nicht drüber nachdenken. Das ist absolut unseriös für einen Anwaltskanzlei. Ausbildungsbonus usw. das ist einfach Telefonmarketing nix weiter und das von der übelsten Sorte.

13 · #22

GVZ-Schickerin · #23

Erstmal vielen Dank für Eure Meinungen.

@Soenny, was meinst Du denn mit Telefonmarketing? Ich war ja vor Ort. Es geht da wirklich um Geschädigte, die Ihre Unfälle aufgeben und der Schaden wird dann aufgenommen und zur Regulierung entweder an den Anwalt gegeben, damit das mit den Versicherungen abgewickelt wird oder zurück an die Schadenabwicklungsfirma, die dann die Werkstätten mit der Reparatur beauftragt. Unter Telefonmarketing verstehe ich, dass ich dann in meiner Tätigkeit Leute anrufe und denen was aufschwatzen soll. Dem ist jetzt nicht so. Nichts desto trotz, der Vertrag ist das Papier nicht wert auf dem er geschrieben ist.

Aber eine schöne Klausel habe ich noch, die mir Schnappatmung hervorgerufen hat. Diese will ich Euch nicht vorenthalten:

"Soweit die Arbeitsunfähigkeit von Dritten verschuldet ist, tritt die Angestellte dem Arbeitgeber hiermit bereits jetzt seine Schadenersatzansprüche gegen den/die Schädiger in Höhe des fortgezahlten Entgelts ab. Der Arbeitgeber nimmt die Abtretung an. Die Angestellte ist verpflichtet, dem Arbeitgeber die für die Verfolgung der Schadenersatzansprüche notwendigen Auskünfte zu erteilen".

Dazu ist folgendes zu sagen:

"Abtretung von Schadensersatzansprüchen

Der Arbeitgeber ist nach dem Entgeltfortzahlungsgesetz verpflichtet, dem Arbeitnehmer bei krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit die vereinbarte Vergütung für einen Zeitraum von sechs Wochen ohne Arbeit weiter zu zahlen. Sollte die Arbeitsunfähigkeit durch einen Dritten verursacht worden sein, stellt sich die Frage, ob der Arbeitgeber den Dritten in Höhe seiner Leistungen an den Arbeitnehmer in Anspruch nehmen kann. Aus diesem Grund ist eine Klausel über den Übergang von Schadensersatzansprüchen häufig in Musterarbeitsverträgen zu finden. Sie hat aber rechtlich keine eigenständige Bedeutung. Nach § 6 Entgeltfortzahlungsgesetz gehen die Ansprüche, entgegen der früheren Rechtslage, automatisch auf den Arbeitgeber über. Die Regelungen hinsichtlich der Lohnfortzahlung sind auch wegen § 12 Entgeltfortzahlungsgesetz nicht disponibel, so dass keine für den Arbeitgeber günstigere Regelung erreicht werden kann.

Ist auch wieder so eine unwirksame Klausel, da ja rechtlich keine eigenständige Bedeutung hat. Ich habe in meinen ganzen Arbeitsverträgen, die ich bisher hatte, diesen Müll auch noch nie drin.

mrsgoalkeeper · #24

Die Abtretungsklausel finde ich ehrlich gesagt überhaupt nicht schlimm.

Was ich aber wirklich schlimm finde ist die Tatsache, dass Du Dir über die ganze Sache so viele Gedanken machst. Für mich wäre der Drops bei Lesen des Vertrages gelutscht gewesen. Für solche Leute würde ich nicht arbeiten wollen, selbst, wenn ich für mich da andere Konditionen verhandeln könnte. Alleine die Tatsache, dass da versucht wird, solche Vertrage abzuschließen und sich ja scheinbar auch Arbeitnehmer finden, die sich auf so was einlassen (müssen?), macht diesen Arbeitgeber für mich zu einer Persona non grata.

AliceImWunderland · #25

Ganz ehrlich: ich würde mit diesem Arbeitgeber nichts mehr klären wollen wegen den Unstimmigkeiten in dem Arbeitsvertrag, sondern sofort absagen. Wenn es von Anfang an schon alles do dubiös und zum Nachteil des Arbeitnehmers ist, wie soll es dann weiter gehen im Arbeitsverhältnis, wenn du da erst angefangen hast?! Bei diesem Arbeitsvertrag stehen wir persönlich die Haare zu Berge! Und es hat nichts damit zu tun, dass manche Anwälte keine Ahnung von Arbeitsvertrag haben. Bei diesem Vertrag würde jeder Laie erkennen, dass es ganz klar auf Ausbeute gerichtet ist.

GVZ-Schickerin · #26

Ihr habt ja recht. Aber wahrscheinlich mache ich mir solche Gedanken, da ich mich über die Jobzusage auch erst gefreut habe. Da die Gespräche echt total nett und umgänglich waren kann ich so einen Vertrag echt nicht nachvollziehen.

AliceImWunderland · #27

Hört sich für mich so an, wie Wolf im Schafspelz. Am Anfang alles toll und freundlich und am Ende kommt der Knebelvertrag.

GVZ-Schickerin · #28

Da liegst Du wahrscheinlich richtig. Wenn sie gleich unfreundlich wären, würde ja gar keiner zu den zwei Terminen nach dem Telefoninterview kommen. Ärgere mich nur auch über die vertane Zeit, die ich da reingesteckt habe, um am Ende so ein Stück Klopapier zu bekommen

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AliceImWunderland · #29

Nicht ärgern. Du bist um eine Lebenserfahrung reicher.

GVZ-Schickerin · #30

Ja das stimmt wohl. Aber man ist auch etwas hilflos gerade. An sich könnte ich mich auch freuen, denn meine "Lieblings-Kollegin = Anwältin" (Ironie off) hat sich von hier verabschiedet, nur jetzt erbe ich allen möglichen Mist ihres Mahnwesens und Insolvenz und blicke gar nicht durch, weil ihre Akten meistens sehr komplex und kompliziert sind. Hier halten sich die anderen aus allem raus, was sie nicht betrifft und man kann sehen wie man dann klar kommt. Nu hat man an sich ein neues Angebot für einen Job und kann den nicht annehmen, weil der Vertrag eindeutig Müll ist. Ich fange also wieder an neu zu suchen und habe hier nach wie vor den Frust, muss aber das ganze natürlich auch irgendwie erledigen. Es geht mir nur so gar nicht von der Hand. Wenn der Vertrag vernünftig gewesen wäre hätte ich jetzt auch gesagt, ihr könnt mich mal, seht zu wie ihr klar kommt. Aber in dieser Lage bin ich derzeit dann ja nicht und das frustriert mich zusätzlich noch.

Sorry, aber ich muss mich jetzt einfach mal ausheulen