Kündigung - wie erklären

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Frusihase
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#1

23.08.2018, 16:59

Hallo liebe Mitstreiter,

ich habe ein Problem, und weiß nicht, wie ich das am für mich und für meinen Chef am besten lösen kann.

Ich arbeite in dieser Kanzle seit Februar 16, also 2 1/2 Jahre. Ich mag meinen Chef gerne, er ist umgänglich, ein guter Chef. Nur leider gibt es ein ganz großes Aber: Ich habe so oft nichts zu tun, das bin ich so überhaupt nicht gewöhnt und mich frustriert das ungemein. Außerdem ist es so, dass es eine 1-Mann-Kanzlei ist, er ist Mitte 50.

Diese beiden Sachen stören mich jetzt unheimlich. Ich bin ganz alleine, was mache ich, wenn er in Rente geht? Ich weiß, das ist noch lange hin, aber ich werde auch nicht jünger .

Jetzt habe ich die Chance ergriffen, mich beim ÖD zu bewerben. Ich mache seit über 20 Jahren nur Refa (bin knapp über 40), bin auch einfach arbeitsmüde, und die fehlende Arbeit (nein, die wäre ja da, er schafft es nur nicht, sie zu bearbeiten und mir zu geben) nerven mich.

Auch wenn ich natürlich nicht weiß, ob ich da jetzt genommen werde, aber ich möchte definitiv mal etwas anderes machen, es sind ja doch immer die gleichen Abläufe, die man hat. Ich suche also auf jeden Fall etwas anderes.

Nur: Wie sage ich es dann meinem Chef? Ich sterbe lieber, als wenn ich ihm sagen muss, mir ist zu langweilig. Und das Argument, dass er alleine ist und man ja nie weiß, finde ich auch soo schlecht.

Was würdet ihr sagen? Ich war noch nie in so einer Situation, in der ich nicht die Wahrheit sagen möchte/kann.

Vielleicht habt ihr ja Tipps, jetzt gehe ich endlich in den Feierabend - nach 8 Stunden sitzen und gerade 2 Stunden arbeiten.

Frusi
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Tigerle
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#2

23.08.2018, 17:10

Langeweile ist nie gut. Ich versteh nur nicht, du schreibst es ist Arbeit da, aber er schafft es nicht diese zu bearbeiten und Dir zu geben, kannst Du denn da nicht selbständig was abarbeiten und ihm nur noch zur Unterschrift oder Korrektur vorzulegen. Vielleicht ist ja auch er genervt, weil er sich um jeden kleinen Sch... kümmern muss bzw. er dann auch keine Lust hat sich damit zu beschäftigen.

Ganz ehrlich, immer die gleichen Abläufe, das wird die vermutlich in jedem anderen Beruf auf passieren. Natürlich ist am Anfang alles neu und interessant, aber auch in anderen Berufen wird es eine Routine geben.

Wenn Du definitiv gehen möchtes und was Neues ausprobieren möchtest, dann sag ihm dass doch einfach so. Sag ihm, dass Du jetzt die Chance bekommen hast nochmals etwas neues zu versuchen und Dir diese Chance nicht entgehen lassen willst. Du musst ja nicht darauf Bezug nehmen, dass es Dir zu langweilig ist. Das mit der Rente ist so ein Ding. Manche arbeiten bis sie umfallen. Ich habe Kunden die sind schon über 80 Jahre alt.
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Ciara
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#3

24.08.2018, 07:49

Ich bin ein Mensch der offenen und ehrlichen Worte und würde es ihm genau so sagen, wie es ist.
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Andy66
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#4

24.08.2018, 08:26

Grundsätzlich muss man für eine ordentliche Kündigung keine Begründung abgeben. Du kannst dich beruflich verbessern, das sollte ja reichen. Wenn Du meinst, menschlich eine Erklärung schuldig zu sein, bleib bei der Wahrheit, ohne persönlich zu werden. Die berühmten Ich-Botschaften sind da wichtig. Sowas wie "Ich fühle mich nicht genug gefordert", "Ich habe Bedenken, dass es für eine neue Anstellung zu spät ist, wenn Sie in ein paar Jahren in Rente gehen". Das kann man auch nett aber bestimmt rüberbringen.

Zur Langeweile: Je nach Rechtsgebiet könntest Du ja eventuell einige Sachen selbst bearbeiten. Forderungsbeitreibung und Zwangsvollstreckung, Unfallsachbearbeitung können ohne Probleme von der Fachkraft selbständig erledigt werden. Und auch in den Bereichen, die nur der Anwalt macht, könnte man eventuell zuarbeiten. Es muss ja nicht alles immer erst vom Chef verfügt werden, einiges erkennt man selbst (z.B. Gerichtskostenvorschuss von der RS fordern, Unterlagen beim Mdt. anfordern/an ihn weiterleiten).
Erfahrung ist das, was man bekommt, wenn man das was man will nicht kriegt
Frusihase
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#5

24.08.2018, 10:35

Guten Morgen,

ich danke euch für eure Antworten.

Das mit der Langeweile und Arbeit kann ich gerne noch näher erklären. Das meiste sind Erbverträge, überhaupt Verträge/Testamente, da kann ich selbst nicht viel machen. Akten anlegen, etc. mach ich natürlich, aber ich kann nur die Rahmen für die Verträge machen, dann ist Schluss. Ich suche schon selbständig Arbeit, so ist es nicht, aber es ist einfach so, ich bin hier 24 Stunden die Woche, die Arbeit reicht, wenn man mal gewohnt ist, schnell und effektiv zu arbeiten, für höchstens 15 Stunden. Ich war in meiner alten Arbeit in der gleichen Zeit für 2 effektive Anwälte tätig, das schaffte ich auch, und jetzt nur ein Anwalt, der gerne etwas gemächlicher arbeitet. War vielleicht von Anfang an ein Fehler, dass ich zu einem Einzelanwalt wechselte, ich war vorher in einem Büro mit 20 Anwälten. Nur zur Info: ich habe damals gependelt, und wollte eine Arbeit haben, die näher am Wohnort liegt, daher der Wechsel.

Mir ist klar, dass bald alles Neue Routine wird, aber ich möchte einfach was Neues haben, mal keinen Anwalt vor der Nase. Außerdem bin ich alleinerziehend, ich will/kann/muss sowieso demnächst die Stunden hochfahren, das ist auch mit ein Grund, warum ich wechseln will. Klar könnte ich hier noch 4 Stunden mehr arbeiten, vielleicht Vollzeit, aber dafür ist dann doch nicht genug Arbeit da.

Eine Erklärung möchte ich ihm natürlich schon geben, ich finde, das bin ich ihm menschlich schuldig. Wahrscheinlich sage ich, wie es ist, ich möchte mehr arbeiten, wollte schon immer in den ÖD und dass sich halt die Chance ergeben hat. Das wäre zumindest ein Teil der Wahrheit.

Naja, so schnell geht es jetzt eh nicht, die Bewerbungsfristen laufen eh noch bis Mitte September, daher wird es frühestens zum 01.11. was. Ich berichte auf jeden Fall, wie es sich entwickelt.

Liebe Grüße

Frusihase
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booo
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#6

24.08.2018, 10:36

Schreibt da gerade mein 2. Ich :kopfkratz ?

Ich kann das total nachvollziehen! Bin in der gleichen Lage... Melde mich noch ausführlicher, hab nämich ausnahmsweise echt viel zu tun :oops:
...und außerdem bin jetzt offiziell fertig, weil ich inoffiziell keinen Bock mehr hab Bild
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#7

24.08.2018, 10:41

So wie du jetzt deine Argumente bezüglich Wechsel rüber gebracht hast, so würde ich es dann auch dem Chef sagen. Außerdem ist es aktuell ja noch gar nicht sicher, ob es mit der neuen Stelle klappt. Ich kann dir von mir ein wenig erzählen und dann siehst du, dass es Wochen / Monate dauern kann, bis zu endgültig Bescheid weißt.
Ich habe mich Mitte Dezember 2017 auf eine STelle im öD beworben. Hier kam sofort die Mitteilung, dass das "Auswahlsverfahren" einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Nach ca. 4 Wochen hab ich die Einladung zu einem "Einstellungstest" bekommen. Hier war ich natürlich nicht die Einzigste. Wieviele wir genau waren, weiß ich nicht, es wurden jeweils immer so ca. 6 - 7 Damen bestellt und dann kam man in einen Raum und dann hatte man 3 Tests zu absolvieren. Für jeden Test hatte man 10 min Zeit. Nach dem Test wurde einem gesagt, dass die Tests nun ausgewertet werden und dann anhand der Ergebnisse die Besten zu einem Vorstellungsgespräch geladen werden. Mitte Februar hatte ich dann mein Vorstellungsgespräch und meine neue Stelle hab ich dann zum 01.04.2018 angefangen. Du siehst also, es können mehrere Monate vergehen.
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Gestern: schon vorbei.
Morgen: kommt erst noch.
Heute: der einzige Tag,
den du in der Hand hast.
Heute musst du leben.
Heute sollst du glücklich sein.
(aus dem Buch meines Cousin K. Hartung)
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#8

24.08.2018, 11:11

Hallo,

hast du deinen Wechsel bereut? Ich hatte mich vor 3 Jahren ja auch bei mehreren Stellen beworben, bevor ich hier angefangen habe.

Da war z.B. das Landratsamt darunter, das aufgrund der Asylanten-Welle Leute gesucht hat. Da ging das ziemlich flott, Bewerbungsgespräch, 2-3 Wochen später Zusage. Ich hatte mich aber dagegen entschieden, weil ich dann doch nicht dort arbeiten wollte.

Mein Ziel war ja schon immer ÖD, aber hat halt nie so geklappt mit meinen Wünschen, bis auf jetzt. Ich will ja nicht mal ins Amtsgericht, sondern in eine ganz andere Behörde, also mal andere Dinge sehen. In meiner alten Arbeit war ich 15 Jahre, ich gebe zu, da hänge ich immer noch dran, aber es war halt doch 1 Stunde Fahrzeit einfach und das war mir dann irgendwann zu weit zu fahren. Außerdem bin ich froh, wenn ich mal wieder Kollegen habe, ich fühle mich hier teilweise doch einsam.

Was sind denn das für Tests? Kenn ich so gar nicht, aber gut zu wissen.

Liebe Grüße
Sonnenkind
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#9

24.08.2018, 11:24

Ich bin auch nicht bei Gericht. Ich bin auch bei einer ganz anderen Behörde. Deshalb wird das dann auch von Behörde zu Behörde unterschiedlich sein.

Bereut habe ich es bislang keine Sekunde. Ich bin mittlerweile dort angekommen. Ich habe super tolle nette Kolleginnen bekommen. Das war nämlich meine größte Angst, aber die war wirklich unbegründet. Welche Behörde wäre es denn bei dir?
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#10

24.08.2018, 11:31

Ich habe auch noch mal nachgeschaut, die suchen schon Leute ab 01.10. laut Stellenanzeige. Vielleicht geht das dann schneller mit dem Auswahlverfahren - die Email bzw. Brief hab ich auch schon bekommen. ;) Ich kann sowieso nicht so schnell, frühester Eintritt wäre bei mir 01.11. Beides in Fußnähe, ca. 15 Minuten zu gehen. Wäre ideal. Aber ich wäre auch für andere Behörden offen, muss halt passen. Absagen kann man ja immer noch. Das Landratsamt wäre noch idealer gewesen, auf der gegenüberliegenden Straßenseite von meiner Wohnung ist das. Aber mir war das dann doch zu heikel, im Nachhinein bin ich froh, dass ich das nicht gemacht habe, ich kenne einige, die dort angefangen haben vor 3 Jahren, und jetzt ziemlich frustriert sind ob der Arbeit....

Verdiensttechnisch ist es zwar leider etwas weniger als ich jetzt verdiene, aber noch an der Schmerzgrenze, ev. bekomme ich ja die höhere Besoldung.

Wegen den Kollegen mache ich mir jetzt weniger Sorgen, ich bin bis jetzt mit jedem ausgekommen, wie wurde mir schon deswegen bescheinigt: sehr anpassungsfähig und flexibel. :lolaway
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