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Andy66
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#51

24.11.2017, 08:15

Ich hab den Eindruck, da läuft die Kommunikation in der Kanzlei grad nicht optimal. Zum genaueren Verständnis: Ist das eine Bürogemeinschaft zwischen dem "alten" und dem "jungen" Anwalt? Oder ist der Junge in der Kanzlei angestellt? Oder ist er gar Partner?

Ist es eine Bürogemeinschaft (= zwei einzelne, selbständige Anwälte, die sich nur die Räume teilen), dann kann es dir - abgesehen davon, dass man sowas halt nicht mit anschauen kann - egal sein, was der Junganwalt mit seiner Hilfskraft so macht. Du kannst Hilfe aus Berufserfahrung heraus anbieten, aber Du musst sie nicht erziehen und hast auch keine Verantwortung.

Ist der Junganwalt angestellt, dann ist natürlich die Frage, wie deine Position in der ganzen Sache ist: klassisch "oben" die Anwälte, "unten" das Sekretariat. Oder Du bist Büroleiterin und damit rangmäßig zumindest über der Aushilfe, wenn nicht sogar über dem Junganwalt, zumindest was Büroorganisation angeht. Und sollte er Partner sein, ist er möglicherweise in der Hierarchie über Dir und kann sowieso tun und lassen, was er will.

Bei der klassischen Variante hast Du nicht viel auszurichten, das machen die Herren unter sich aus, eventuell kannst Du auf akute Gefahren hinweisen (Aktennotiz mit Vermerk, wann sie vorgelegt wurde, aufbewahren). In diesen Konstellationen steht die Hilfskraft, weil sie ja schon bald selber eine richtige Anwältin ist, leider über dem Sekretariat.

Mir ist schon klar, dass man sich als 2-Mann-Kanzlei erst mal keine Gedanken über sowas macht und einfach gemeinsam vor sich hinwurschtelt. Das war hier genau so. Das klappt dann auch meistens ganz gut, weil die Rollen klar verteilt sind. Aber sobald da ein Dritter oder Vierter dazu kommen, kann das Ganze kippen. Bei einer Kanzleivergrößerung muss unbedingt geklärt werden, wer in Zukunft welche Position und welche Kompetenzen hat. Man sieht ja, dass sonst jeder macht, was er lustig ist.

Und ich empfehle Dir dringend, dich im Gespräch mit dem Chef auf sachliche Themen zu konzentrieren. Nicht weggeräumtes Geschirr klingt fürchterlich nach "mimimi" und Eifersucht. Natürlich sollte jeder sein Zeug selber wegräumen, aber darüber gibts hier schon genug Threads zu dem Thema. Und das ist nicht das Kernproblem.

Auch ich habe ein starkes Territorialverhalten. Wenn da jemand in meinen Bereich eindringt, stellts mir erst mal die Nackenhaare auf und der Betreffende wird genauestens beäugt. Ich mags nicht mal daheim, wenn mir jemand in der Küche helfen will. Alles meins! Hier in der Kanzlei hilft es natürlich, dass ich überdies noch ein gutes Stück älter bin, auch der Chef ist jünger als ich. Mir fällt grad auf, ich kling recht tyrannisch. :pfeif

Überlege dir daher vor dem Gespräch, was wirklich wichtige Punkte sind (Akten mitnehmen, Ordnung in der Aktenführung, Layout einhalten/Gesamtbild der Kanzlei nach außen) und was zwar nervig, aber nicht wirklich bedeutend ist, z.B. die Sache mit dem Geschirr. Wenn der Chef nach dem Gespräch zu dem Eindruck kommt, "die Mädels können halt nicht miteinander", nimmt er dich eventuell nicht wirklich ernst und dann war alles umsonst.
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#52

24.11.2017, 17:58

Klar ist das mit dem Geschirr eher nebensächlich, aber selbst das fand der 2. Anwalt auch nicht toll.

Die Konstellation ist in etwa folgende: 2. Anwalt ist offiziell freiberuflich, mehr möchte ich dazu lieber nicht sagen. Dass er kein eigenes Sekretariat hat, ist eine Kostenfrage (der Kanzlei), selbst ich bin nur in TZ tätig. Arbeiten für ihn mache ich aber auch regelmäßig und bereitwillig (SS korrigieren, Buchhaltung, etwas ZV usw.) und werde auch schon ´mal um Rat gefragt.

Als die Aushilfe heute trotz Ankündigung nicht kam, habe ich das als Aufhänger genommen, meinem Chef in aller Kürze (und natürlich sachlich) zu erklären, dass ich bzgl. der Akte etwas in Bedrängnis kam (sieht er vollkommen locker), ich nicht wisse, ob ich mich überhaupt einmischen sollte, bei manchen Sachen aber ein mulmiges Gefühl habe. Und was sagt er? Die studentische Hilfskraft würde es eben so erledigen, wie sie meine (i. S. v. "weiß es nicht besser"), und anhand des Beispieles mit der "Geld-Akte" pflichte er mir bei, dass er besser aufpassen müsse.

Der Dialog dauerte keine Minute, und ich denke, die Problematik hat er erkannt. Klang im Tenor so, dass auch nichts dagegen spreche, wenn ich ebenfalls ein Auge darauf habe (auf die Sache mit dem Account wäre er sonst nie gekommen).

Zum Schluss durfte er sich freuen, dass ich freiwillig lieber länger gemacht habe, um eine Fristsache für Montag zu tippen. Meine Gewissenhaftigkeit findet er machmal evtl. etwas nervig, ganz so deplatziert aber offenbar nicht.
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Soenny
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#53

24.11.2017, 19:28

Andy66 hat geschrieben:Auch ich habe ein starkes Territorialverhalten. Wenn da jemand in meinen Bereich eindringt, stellts mir erst mal die Nackenhaare auf und der Betreffende wird genauestens beäugt. Ich mags nicht mal daheim, wenn mir jemand in der Küche helfen will. Alles meins! Hier in der Kanzlei hilft es natürlich, dass ich überdies noch ein gutes Stück älter bin, auch der Chef ist jünger als ich. Mir fällt grad auf, ich kling recht tyrannisch. :pfeif
:lolaway Sorry, ich mußte gerade soooo lachen und sah mich selber im Büro und nein, nein, niemals ist das tyrannisch, gute Geister der Kanzlei beschützen halt nun mal "ihre" Kanzlei und da macht noch lange nicht jeder was er mag, neeee auch der Chef nicht :lolaway
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#54

28.11.2017, 18:36

Ein besonderes Territorialverhalten habe ich m. E. nicht. Bin eigentlich mehr besorgt, wie die Außenwirkung ist von dem, was da getrieben wird. Einerseits wird sich Gedanken um Akquise gemacht, andererseits dann die DIN-Norm nicht einmal ansatzweise berücksichtigt oder jeder SS in einem Verfahren mit anderem Layout gefertigt. Von Rechtschreibfehlern ´mal ganz zu schweigen.

Übrigens: Die Tasse steht noch immer herum. :kaffee
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Andy66
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#55

29.11.2017, 08:22

Das ist halt viel spannender, als sich an doofe Gepflogenheiten zu halten. Außerdem denke ich, die wissen gar nicht, was sie da tun. Auch wenn sich der jugendliche Größenwahn von Erstsemestern zum Glück bald legt, wissen die armen Leute oft gar nicht, was sie nicht wissen. Und welche Auswirkungen das hat, wenn man wie Bambi über die Blumenwiese hoppelt - alles ist toll und aufregend. Dass es da nicht nur Schmetterlinge und Häschen gibt, kann sich das arme Ding gar nicht vorstellen. Man kann sie natürlich auflaufen lassen. Das finde ich aber wieder fies.

Territorialverhalten heißt nicht, andere Leute anzuzicken, weil sie fremd sind und als Bedrohung angesehen werden. Es geht darum, dass es in "meinem" Laden gewisse Regeln gibt, und an die müssen sich alle halten. Das Layout ist einzuhalten, bestimmte Arbeitsabläufe sind nicht diskutierbar (Fristenbehandlung --> Haftung!). Und Akten sind nunmal keine Hausarbeiten - das kann man nicht einfach mitnehmen, wie es an der Uni war. Offenbar fehlt die notwendige Paranoia. Wenn die studentische Aushilfe da was verbaselt, haftet der Chef. Und der Mandant ist sauer. Ohne Berufserfahrung kann man sich das halt noch nicht vorstellen oder findet es übertrieben. Es steht aber nicht im Ermessen einer Aushilfe, denn sie trägt ja letztlich nicht die Verantwortung für die Folgen.

Ich bin ein großer Freund von Checklisten und Arbeitsanweisungen, das hilft den Neuen, sich schneller einzufinden. Wobei ich immer auch für neue Ideen und Rückmeldung der Außenansicht bin, sonst wird man betriebsblind - das haben wir immer schon so gemacht, das hats ja noch nie gegeben.

So. Jetzt hab ich genug rumgegrollt. Ich bin im wirklichen Leben echt umgänglich und total nett. Sagen auch die Mandanten, Chef und Kollegen. Manche Dinge sind aber zu wichtig oder zu gefährlich für "nett". Es müssen Regeln her und einer muss dafür sorgen, dass sie eingehalten werden.
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#56

29.11.2017, 08:33

Andy66 hat geschrieben: Territorialverhalten heißt nicht, andere Leute anzuzicken, weil sie fremd sind und als Bedrohung angesehen werden. Es geht darum, dass es in "meinem" Laden gewisse Regeln gibt, und an die müssen sich alle halten. Das Layout ist einzuhalten, bestimmte Arbeitsabläufe sind nicht diskutierbar (Fristenbehandlung --> Haftung!). Und Akten sind nunmal keine Hausarbeiten - das kann man nicht einfach mitnehmen, wie es an der Uni war. Offenbar fehlt die notwendige Paranoia. Wenn die studentische Aushilfe da was verbaselt, haftet der Chef. Und der Mandant ist sauer. Ohne Berufserfahrung kann man sich das halt noch nicht vorstellen oder findet es übertrieben. Es steht aber nicht im Ermessen einer Aushilfe, denn sie trägt ja letztlich nicht die Verantwortung für die Folgen.
Das sehe ich ganz genauso! Ihr seid doch eine Kanzlei - ein Team. Und wenn etwas nach Außen geht, Schriftsätze, Rechnungen usw. und da sind grobe Fehler drin, die man hätte leicht vermeiden können, indem man konstruktiv mit einander spricht, ist das einfach peinlich. Und da fragt ja keiner wer "wer hat denn den Sch**ß fabriziert?" sondern da heißt es "Na die Kanzlei sowieso... :patsch "
Kleines Beispiel: Einer unserer Anwälte meint auch, alles im Alleingang machen zu wollen und übersteigt dabei manchmal seine Konpetenzen. Und auch einfachste Sachen, wie 30 Schreibfehler auf einer Seite ließen sich vermeiden, wenn er, so wie es hier vom Chef angeordnet ist, mich drüber kontrollieren ließe... Aber was ist passiert? er schickt die Klage zur Übersetzung an den Übersetzer, die kommt mit dem Kommentar zurück, dass diese nicht übersetzt werden kann, wegen zu vieler Schreibfehler, man möge berichtigen... PEINLICH!!! Geht gar nicht... Und ich habe die 3-fache Zeit genbraucht, das wieder zu richten... Unproduktiv = teuer!
Es ist einfach Rufschädigend und das muss auch dem Chef klar sein, wenn er sich solche Leute anstellt....
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Einen schönen Tag euch allen... :wink1
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Andy66
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#57

29.11.2017, 08:57

Also, Schreibfehler: F7 löst die Rechtschreibprüfung bei Word aus. Damit findet man zwar leider nicht alles, aber einige grobe Schnitzer kann man damit schon ausschließen.
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#58

29.11.2017, 09:00

Tja...Dieses Gespäch führe ich hier mindestens einmal im Monat... :-? Dann funktionierts auch 3 Tage... Und dann :roll:
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#59

29.11.2017, 09:06

Oje. Da ist wohl Hopfen und Malz verloren. Eigentlich ist es ja eines Menschen mit Abitur und Studium unwürdig, sowas profanes wie Schreibfehler zu machen. Kann man den da nicht bei seiner Ehre packen? Was lernen die jungen Leute denn heute in der Schule? :omi
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#60

29.11.2017, 09:07

:lolaway :lolaway :lolaway
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