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Inkassobüro als Arbeitgeber?

Verfasst: 15.08.2017, 08:17
von GVZ-Schickerin
Hallo zusammen,

habe mal eine Frage, die mich schon eine Weile umtreibt, vielleicht hat jemand Erfahrung damit oder kennt jemand, der schon einmal aus erster Hand berichtet hat.

Ich höre immer wieder, dass man in Inkassobüros gar nicht so schlecht verdient und das Drumherum auch stimmt. Aber wenn ich z.B. für eine der führenden auf dem Markt, googele, dann sind da nicht viele Bewertungen zu finden bzw. recht schlechte. Nun habe ich schon länger mal überlegt, mich bei einem Inkassobüro zu bewerben. Angeblich zahlen die doch ganz schlecht und es gibt kein Weihnachtsgeld usw.. Früher als ich meine Ausbildung beendete, habe ich oft gehört, dass man dann am besten in ein Inkassobüro geht als Anwaltsgehilfin.

Kann mir jemand was dazu sagen? Würde mich über Erfahrungen freuen.

Danke schon mal.

Re: Inkassobüro als Arbeitgeber?

Verfasst: 15.08.2017, 08:58
von mrsgoalkeeper
Ich habe sowohl gutes, als auch schlechtes gehört, sowohl was die Arbeit als auch die Bezahlung angeht. Was hindert Dich daran, Dich einfach zu bewerben und Dir selbst ein entsprechendes Bild von den Arbeitskonditionen zu machen?

Re: Inkassobüro als Arbeitgeber?

Verfasst: 15.08.2017, 09:16
von CeNedra
Ich hab vor Kurzem das Vergnügen gehabt, sehr viel Kontakt zu einem Inkassounternehmen haben zu dürfen. :roll: Nachdem ich von gefühlt 5 super frustrierten Leuten am Telefon nur angemeckert wurde, habe ich zum Glück eine Dame gefunden, die sich da echt reinhängt, aber zwischendurch auch sagt "sorry, das ist ein Schuldner und der hat 10 Jahre nix gezahlt, da müssen Sie mich auch mal verstehen".

Und da hab nur ich angerufen und ich bin freundlich und höflich und nicht selbst betroffen. :pfeif

Ich kann die fünf anderen voll verstehen, wenn da wirklich den ganzen Tag die verzweifelten Schuldner anrufen. Da hab ich mir auf jeden Fall gedacht, ich könnt das nicht und die Dame mit der ich jetzt immer telefoniere ist bestimmt neu und geht da irgendwann ein, weil sie viel zu freundlich ist und sich da viel zu sehr reinhängt, oder gibt irgendwann auf. - Das ist jetzt nur mein Eindruck, aber wenn man da auch ans Telefon muss, würd ich mir wirklich überlegen, ob mir das das Geld wert ist.

Aber klar, das kriegt man nur raus, wenn man es mal probiert. Wie wäre es mit einem Praktikum, Bewerbung, Probearbeiten, o.ä.?

Re: Inkassobüro als Arbeitgeber?

Verfasst: 15.08.2017, 09:21
von Pitt
Ich kann mich der Vorrednerin nur anschließen. Es gibt Leute, denen die Arbeit im Inkassobüro gut gefällt. Dann habe ich aber auch schon von Ex-Inkassoleuten gehört, dass sie den Job von sich aus geschmissen haben, weil sie entweder unter zu hohem Leistungsdruck standen (Stichwort Telefoninkasso) oder den ganzen Tag nur Zahlenkolonnen in ein EDV-System eintragen mussten. Das hatte dann mit ihrer ursprünglichen Ausbildung und der Art, wie sie ihren Beruf ausüben wollen, nichts mehr zu tun.

Re: Inkassobüro als Arbeitgeber?

Verfasst: 16.08.2017, 08:52
von Kanzleihund
Man sollte auch bedenken, dass Inkassounternehmen nicht gleich Inkassounternehmen ist.
Es gibt die großen Büros, deren Methoden und Verhalten ich durchaus für seriös erachte.
Und dann gibt es Unternehmen, die ständig an der Sittenwidrigkeit und Strafbarkeit vorbei schrammen. Dort würde ich, weiß Gott, nicht arbeiten wollen.

Re: Inkassobüro als Arbeitgeber?

Verfasst: 17.08.2017, 07:49
von Laska
Hallihallo,

ich habe 1 Jahr in einem Inkassobüro gearbeitet und würde dort niemals wieder arbeiten wollen... die Bezahlung im Vergleich zum Leistungsdruck war unterirdisch, die Anforderungen an mich deckten sich teils nicht damit, was und wie man in einer RA-Kanzlei arbeitet und zudem liegt mir das Masseninkasso nicht... man "fertigt" Fälle sozusagen ab, was m. E. nichts mit einer seriösen Aktenbearbeitung zu tun hat. ;)

So meine Erfahrung.. :-?

Re: Inkassobüro als Arbeitgeber?

Verfasst: 17.08.2017, 08:04
von Sputnik85
mrsgoalkeeper hat geschrieben:Ich habe sowohl gutes, als auch schlechtes gehört, sowohl was die Arbeit als auch die Bezahlung angeht. Was hindert Dich daran, Dich einfach zu bewerben und Dir selbst ein entsprechendes Bild von den Arbeitskonditionen zu machen?
Dem schließe ich mich an. Bewirb dich und schau dir das Unternehmen an. Es gibt sicher "gute" und "schlechte" Inkassobüros - ebenso wie in anderen Unternehmen und auch bei Anwälten. Ist ja auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich was mag gerne mag und möchte. Vielleicht ist ein Büro dabei, in dem du dich wohlfühlst.

Re: Inkassobüro als Arbeitgeber?

Verfasst: 17.08.2017, 08:54
von paralegal6
Habe mal in einem Inkassobüro einen Tag Probe gearbeitet. Mir war das schon nach diesem Tag zu langweilig. Nur das Gleiche. Und ich mag eigentlich ZV

Re: Inkassobüro als Arbeitgeber?

Verfasst: 24.08.2017, 07:20
von Rea
Hallo,

die Frage ist zwar schon ein paar Tage alt, trotzdem mal meine Erfahrungen.

Ich habe mehr als 10 Jahre in einem großen Inkassobüro gearbeitet und fand es toll. Es ist nicht so, dass ich die Arbeit beim Anwalt nicht gemocht hätte, aber den Druck empfinde ich bei der Arbeit in der Kanzlei höher. Im Inkasso war nach Feierabend halt wirklich Feierabend, keine Fristen, keine Gedanken was vielleicht noch unerledigt ist.

Im Inkasso war es so, dass selbstständig innerhalb eines vorgegebenen Rahmens, je nach Auftraggeber gearbeitet wurde und zwar alles, vom ersten Schreiben bis zum Abschluss durch Zahlung oder Abgabe an eine andere Abteilung wg. absoluter Vermögenslosigkeit. Lediglich streitiges Verfahren bleibt natürlich außen vor. Bei Fragen steht aber auch immer eine Riege von Anwälten parat zum helfen oder absegnen, von dem was man da so geschrieben hat. Es gab regelmäßig Schulungen wg. Inso z.B., aber auch für den Umgang mit Schuldner. Dazu die Möglichkeit von Betreuung/psychologischer Hilfe weil die Arbeit doch an die Psyche gehen kann. Danke hört man selten, dafür Beschimpfungen, Drohungen oder auch Schuldzuweisungen z.B. nach Suizid des Schuldners, weinende Mütter zur Weihnachtszeit, weil das Konto gepfändet wurde etc. Damit muss man umgehen können.

Zum Gehalt, dass war mehr als fair, dazu Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Urlaub halt 30 Tage. Gleitzeit/Stundenkonto, so dass es keine unbezahlten Überstunden gibt. Überstunden wurden angeordnet, mit dem Betriebsrat abgesprochen und großzügig vergütet oder konnten abgefeiert werden.

Es kommt viel auf das jeweilige Büro an und auf die Forderungen, die das spezielle Büro beitreibt. Es gibt auch Büros, da würde ich im Leben nicht anfangen, weil mir die Forderungen schon dubios erscheinen.

LG
Rea

Re: Inkassobüro als Arbeitgeber?

Verfasst: 24.08.2017, 11:14
von MrsVerberation
Laska hat geschrieben:Hallihallo,

ich habe 1 Jahr in einem Inkassobüro gearbeitet und würde dort niemals wieder arbeiten wollen... die Bezahlung im Vergleich zum Leistungsdruck war unterirdisch, die Anforderungen an mich deckten sich teils nicht damit, was und wie man in einer RA-Kanzlei arbeitet und zudem liegt mir das Masseninkasso nicht... man "fertigt" Fälle sozusagen ab, was m. E. nichts mit einer seriösen Aktenbearbeitung zu tun hat. ;)

So meine Erfahrung.. :-?
Dem kann ich mich nur anschließen und ich habe nicht einmal ein komplettes Jahr in einem Inkassobüro gearbeitet, sondern nur von Juni bis Februar. Aber das hat mir gereicht.
Der Ton untereinander war furchtbar und das Arbeitspensum extrem hoch.

Ich bin nun beim Insolvenzverwalter gelandet. Ja, auch hier haben wir viel Arbeit, aber meine Kollegen sind extrem nett und mein Chef ist der Beste, den ich seit Jahren hatte. :huepf