Muss hier auch noch einmal anfügen, dass sich bei uns auch schon in der Berufsschule viele schnell was anderes gesucht hatten. Dies lag zum einen am Verdienst und zum anderen an der Kollision von der Vorstellung der Ausbildung Kanzlei - Azubi. Was manche da erzählt haben war auch wirklich nicht mehr schön. Da wurde erzählt von Anwälten und Bürovorsteherinnen, welche sich für was Besseres hielten und total arrogant und "von oben herab" waren, Kolleginnen, welche einem das Leben schwer machten und einem auf die Art und Weise dann schon den Beruf vermiest haben. In meiner Berufsschulklasse haben damals die, welche durchgehalten haben, oftmals von einem sehr kalten und unpersönlichen Arbeitsverhältnis berichtet.
Hier bei uns im Raum gibt es auch nur eine einzige Berufsschule und manche Schüler haben da für einen Weg schon gut mehr als 1 Std gebraucht. Da hieß es dann auch von den Kanzleien, die brauchen nach der Schule keine Pause mehr zu machen, sie haben ja im Zug/Bus genug Zeit zum Essen etc.
Ich habe aufgrund des geringen Verdienstes auch schon in Erwägung gezogen, woanders hinzugehen. Jedoch haben wir hier im Büro ein tolles Arbeitsklima, was halt auch nicht zu verachten ist. Ich habe mich vor einem Jahr einfach für das gute Arbeitsklima entschieden.
Zumal die Situation bei uns auch mittlerweile so ist, dass kaum noch ein Azubi übernommen wird. Man bildet aus und nimmt den nächsten. Ist halt billiger als eine Festangestellte.
Wenn ich euch jetzt offenbaren würde, was ich (seit 3 1/2 Jahren fertig) und meine Kollegin (seit über 10 Jahren in dieser Kanzlei) verdienen, würden einige hier, glaube ich, weglaufen
Wobei man hier bei uns generell in einer Kanzlei kaum mehr verdienen kann. Man kennt ja auch Angestellte anderer Kanzleien und tauscht sich aus. Daher denke ich, dass zumidest hier in der Umgebung, allein schon der Verdienst "abschreckend" wirkt.
Sodann hatten wir hier im letzten Jahr unseren letzten Versuch mit Azubis. Die eine hatte im Februar bereits den Vertrag unterschrieben, fing im August an, hat nach 2 Wochen gekündigt, weil sie auf einmal doch lieber Schule machen wollte und von dem Beruf ja doch eine andere Vorstellung hatte. Die darauffolgende Dame hatte in 6 Wochen schon sage und schreibe 4 Wochen Krankenschein und wurde von uns gekündigt. Wir haben den Versuch ausbilden zu wollen derzeit aufgegeben.
Wenn man sich heute umhört (TV, Bus, Bahn.. die Leute reden ja laut genug), haben viele junge Leute auch einfach schlicht unrealistische Vorstellungen von Gehalt, Urlaubstagen, Freiheiten auf der Arbeit und dem generellen Arbeitsalltag. Und wenn man dann mal ehrlich ist, teilt sich die Generation, welche jetzt um die 16 ist, auf in 2 Kategorien: völlig ungeeignet für unseren Beruf oder zu ehrgeizig (Abi, studieren, nicht einfach nur eine "kleine" Angestellte sein wollen).
Um den Beruf attraktiver zu machen, müssten einige Kanzleien ihre Ausbildungsinhalte überarbeiten und zum anderen müsste man sich mal Gedanken um die angemessene Vergütung machen.
Sorry, wenn es ein bisschen wirr geschrieben ist. Habe mir da jetzt die letzten Tage mal Gedanken zu dem Thema gemacht und versucht diese zusammen zu fassen.