Zu großer Druck bzw. zu hohe Erwartungen?

In dieses Forum gehören alle Themen, die keinem anderem Forum zugeordnet werden können.
Fräulein Fit

#11

31.03.2017, 15:50

Ich kann meiner Vorrednerin bzgl Stress und schwanger werden nur zustimmen. Außerdem müsstest du, wenn du dann schwanger bist, ja erstmal weiter arbeiten (außer der Arzt verbietet es). Der Stress ist auch während der Schwangerschaft nicht gerade förderlich für dich und das Baby.
Skyline
Daueraktenbearbeiter(in)
Beiträge: 459
Registriert: 01.03.2010, 17:33
Beruf: Rechtsanwaltsfachangestellte
Software: RA-Micro
Wohnort: Duisburg

#12

31.03.2017, 17:25

Willkommen im Club,

ich bin seit Januar alleine für 2 Anwälte zuständig und ähm - ich mache alles wirklich alles. Jetzt bekomme ich noch 2 Azubis die ich nebenbei noch ausbilden muss. Das Gute ist, dass mein Chef meine Leistung anerkennt und er viel Wert auf meine Meinung legt und mir auch ein entsprechendes Gehalt zahlt (neben dem Rechtsfachwirt). Alles hat halt seine Vor- u. Nachteile wie z.B Überstunden ohne Ende und weniger Freizeit sowie enorme Verantwortung. :panik
BBTB
Daueraktenbearbeiter(in)
Beiträge: 469
Registriert: 27.11.2008, 22:07
Beruf: Rechtsanwaltsfachangestellte

#13

31.03.2017, 20:49

Wenn deine Chefs nicht mit sich reden lassen und man dir nicht entgegenkommt, dann zieh die Reißleine. Es kann nicht sein, dass du für 3 Anwälte alleine arbeiten musst, von dir erwartet wird, dass du alles (fehlerfrei) schaffst, teilweise deren Aufgaben übernimmst und - damit alles erledigt wird - du auch noch Überstunden schieben musst. Sorry, aber wenn ich das lese oder generell so manche Sachen hier im Forum (oder auch aus eigener Erfahrung kenne) dann darf sich doch kein Anwalt mehr wundern, dass kaum noch jemand diesen Job machen will.


Ich habe mich früher so viel ausnutzen lassen bzw. habe es nicht geschafft, den Mund aufzumachen, wenn es immer stressiger wurde, von mir zu viel erwartet wurde oder Ansprüche gestellt wurden, die einfach nicht realisierbar waren bei dem vorhandenen Arbeitsaufwand. Aber man muss mal anfangen an sich selbst zu denken, sonst ist man irgendwann ausgebrannt. Bei mir sieht "Reißleine" ziehen so aus, dass - wenn es mal wieder eine Stressphase auf der Arbeit gibt, ich nach und nach in Ruhe (um Fehler zu vermeiden) meine Akten wegarbeite (so kann es auch vorkommen, dass ich an einem Tag nur zwei Akten von "meinem" To-Do-Stapel schaffe, weil ständig das Telefon klingelt oder wieder irgendwelche dringenden Sachen oder aber Fristsachen dazwischen kommen). Warum soll denn die Angestellte fünf Sachen gleichzeitig machen und alles auffangen, weil der Chef zu geizig ist, noch eine weitere Fachkraft einzustellen. Wenn es nun heißt "Warum ist (in der Sache) dies und jenes noch nicht gemacht?" dann entgegne ich nur noch, dass es eigentlich mindestens zwei Mitarbeiter bedürfte, um die Sachen zu schaffen und da ich alleine bin, müssen halt einige Dingen hinten anstehen.

Letztlich machst du dir Stress und schuftest, damit du die Arbeit bewältigt bekommst und wenn du am Ende des Tages kaputt bist denken sich deine Chefs nur "Was will die denn, hat doch alles geklappt?" Verstehst du was ich meine?

Außerdem: Nachdem ich in dem anderen Thread schon gelesen habe, dass sich immer weniger Fachkräfte auf Stellenanzeigen melden, würden die doch eine Bewerberin, die was drauf hat, mit Kusshand nehmen bzw. stehen die Chancen, eine neue Stelle zu finden, doch gerade sehr gut.

Deine Chefs denken nicht an dich, also warum sollst du dich "aufopfern"?
Benutzeravatar
148
Kennt alle Akten auswendig
Beiträge: 697
Registriert: 14.08.2012, 08:13
Beruf: RA-Fachangestellte
Software: RA-Micro

#14

02.04.2017, 20:21

Ich kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen. Habe eine ähnliche Situation auch schon durch. Stress, schlechte Laune bis zur totalen Erschöpfung. Dann habe ich gekündigt, da mir keiner mit meine Problemen zugehört hat und jetzt grüßen sie mich nicht mal mehr auf der Straße (neue Kanzlei ist leider neben alter Kanzlei :lol:) Kurz: Danken tuts dir (fast) keiner. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen und nachher beißt du dir in den Ar***.
237
likema31
Kennt alle Akten auswendig
Beiträge: 587
Registriert: 23.06.2009, 21:00
Beruf: Rechtsanwältin

#15

03.04.2017, 10:02

Wie lange ist Deine Kollegin denn schon weg?

Hast Du die Chefs mal gefragt, warum sie nicht ersetzt werden soll? Das kann doch eigentlich nur finanzielle Gründe haben. Ich würde jetzt nicht gleich aufgeben, aber eben dran bleiben und konsequent sagen, dass X + Y allein nicht zu schaffen sind. Dann sehen sie vielleicht, dass eine weitere Kraft her muss.
BlackWoman

#16

03.04.2017, 10:28

Sie ist jetzt seit gut 2 Wochen weg, hat also zum 31.03. gekündigt, aber sie hatte noch Resturlaub. Aber ich befürchte auch, dass es aus finanziellen Gründen ist, dass keine neue eingestellt werden soll.
Und so direkt sagen bzw. begründen tut ja keiner was. Das Problem ist, dass hier nicht offen über solche Sachen gesprochen wird. Und wenn, wird man auch nur wieder mit irgendwelchen Begründungen bzw. Ausreden vertröstet á la "das sehen wir dann schon, wie es weitergeht ..."
Wenn aber keiner auf mich zukommt, um mal über die ganze Situation zu sprechen, dann muss ich es eben ansprechen bzw. fragen, wie sie sich das in Zukunft vorstellen.
Pitt
...ist hier unabkömmlich !
Beiträge: 3276
Registriert: 12.07.2012, 10:15
Beruf: RA-Fachangestellte
Software: Phantasy (DATEV)

#17

03.04.2017, 11:12

Du bist jetzt 2 Wochen allein mit 3 RAe. und hast eine Ahnung davon bekommen, was Dich zukünftig erwartet. Schau Dir die Situation in Ruhe an und stell Dir vor, da ist noch ein Azubi, dessen Arbeiten gerade zu Beginn der Ausbildung immer noch mal kontrolliert werden müssen, der häufig Fragen stellt und dem Du die ganzen Abläufe im Büro in Ruhe beibringen musst. Wenn der Azubi einen Fehler macht, wer wird voraussichtlich einen Anranzer von den Chefs bekommen - der Azubi, Du oder ihr beide? Die Chefs werden sich bei der Ausbildung vermutlich vornehm zurückhalten. Ich kann Dir nur raten, Dich zumindest nach Alternativen umzusehen. Bis August hast Du ja noch Zeit, Dir die verschiedenen Möglichkeiten durch den Kopf gehen zu lassen und eventuell erforderliche Weichen zu stellen. Es ist lobenswert, dass Du so viel Rücksicht nimmst, aber denk bitte auch an Dich und Deine Gesundheit, egal wie Du dich entscheidest. Ich wünsche Dir viel Glück.
Ramona A.
Daueraktenbearbeiter(in)
Beiträge: 324
Registriert: 02.06.2016, 10:32
Beruf: Rechtsanwalts- und Notariatsfachangestellte
Software: Phantasy (DATEV)

#18

03.04.2017, 19:41

Du sagst: Wenn die nicht auf mich zukommen...
Warum sollten sie?? Es klappt doch alles. Es liegt in erster Linie daran, wie du deine Interessen wahrnimmst. Die Chefs wollen, das alles so läuft, wie immer. Es ist an dir, ihnen klar zu machen, dass das nicht funktioniert. Du weisst doch sehr genau, was du am Tag schaffen kannst. Hinzu kommt dann noch der Azubi, der zu Beginn mit Sicherheit noch keine Hilfe sein kann, sondern in erster Linie Zeit kostet. Ich würde sehr klar darauf bestehen, dass noch jemand eingestellt wird. Ansonsten bleibt die Arbeit eben liegen und es werden nur noch die Fristsachen gemacht. Die Hauptargumentation ist auch immer die Qualität. Wenn du alles alleine machen musst -und der Anspruch deiner Meinung nach, ja auch sehr hoch ist- kannst du die Qualität beim besten Willen nicht mehr halten, dann wird geschludert. Das kann ja wohl nicht im Sinne deiner Chefs sein. Manchmal muss man einmal auch mal sagen, bis hierher und nicht weiter...
likema31
Kennt alle Akten auswendig
Beiträge: 587
Registriert: 23.06.2009, 21:00
Beruf: Rechtsanwältin

#19

04.04.2017, 09:17

Ramona A. hat geschrieben:Du sagst: Wenn die nicht auf mich zukommen...
Warum sollten sie?? Es klappt doch alles. Es liegt in erster Linie daran, wie du deine Interessen wahrnimmst. Die Chefs wollen, das alles so läuft, wie immer. Es ist an dir, ihnen klar zu machen, dass das nicht funktioniert. Du weisst doch sehr genau, was du am Tag schaffen kannst. Hinzu kommt dann noch der Azubi, der zu Beginn mit Sicherheit noch keine Hilfe sein kann, sondern in erster Linie Zeit kostet. Ich würde sehr klar darauf bestehen, dass noch jemand eingestellt wird. Ansonsten bleibt die Arbeit eben liegen und es werden nur noch die Fristsachen gemacht. Die Hauptargumentation ist auch immer die Qualität. Wenn du alles alleine machen musst -und der Anspruch deiner Meinung nach, ja auch sehr hoch ist- kannst du die Qualität beim besten Willen nicht mehr halten, dann wird geschludert. Das kann ja wohl nicht im Sinne deiner Chefs sein. Manchmal muss man einmal auch mal sagen, bis hierher und nicht weiter...
Zustimmung!
Benutzeravatar
Crydea
Kennt alle Akten auswendig
Beiträge: 783
Registriert: 28.10.2015, 22:29
Beruf: Rechtsanwaltsfachangestellte
Software: Advoware

#20

07.04.2017, 12:49

Hallo,

also meine beziehunsgweise unsere Situatin hier ist seit über einem Jahr ähnlich. Wir sind zwei Vollzeitangestellte für vier Anwälte. Jede von uns übernimmt fest zwei Anwälte, zudem macht meine Kollegin die komplatte Buchhaltung und ich die komplette Zwangsvollstreckung. Seit und im Januar letzten Jahres unser Azubi (dritts Lehrjahr) verließ, geht es nur noch drunter und drüber und es kommt nicht selten vor, dass wir in der Mittagspause arbeiten oder abends länger bleiben. Wir werden nur mit Praktikanten oder Aushilfen abgespeist, die einem eher mehr Arbeit machen, weil man jeden Piep kontrollieren muss, als dass sie effektiv helfen würde -.-
Wir sind inzwischen soweit, dass wen alle Fristen erledigt sind, bleibt der Rest halt liegen. Manche Sachen liegen bei mir schon mal 2-3 Monate bis ich mir Luft machen kann um mich mit der entsprechenden Akte zu beschäftigen. Ich war letztes Jahr schon soweit, dass ich größere, umfangreichere Akten mit nach Hause genommen hatte um mich in Ruhe damit beschäftigen zu können.
Insgesamt gefällt mir das Arbeitsklima hier... wir bekommen kaum Druck von oben, auch wenn viel erwartet wird zum Teil (ich muss zum Beispiel für meine beiden Anwälte alle Abrechnungen machen, selbst Korrespondenz führen mit GVZ und so weiter, KFA's stellen, KFB'S prüfen, was meine Kollegin alles nicht tun muss, da ihre beiden Anwälte so nen Kram selber machen). Es ist manchmal schon stressig... aber mir gefällt auch, dass ich mich hier nicht verbiegen muss (ich habe eine nicht ganz so natürliche Haarfarbe und mehrere sichtbare Bilchen auf der Haut ;) ). Wir würden uns auch wünschen, dass wir zum Beispiel eine vernünftige Halbtagskraft hätten, die auch einmal mal Diktate runterschreiben kann, oder einfache Verfügungen bearbeitet (Kenntnis Mandant, Wiedervorlage eintragen etc). Unsere derzeitige Aushilfe stempelt lediglich die Post, scannt ein und sucht Akten... und brauch dabei meistens noch Hilfe...vorher konnte ich so einfache Sachen einfach der Azubine geben und die hat alles erledigt. Bleibt halt alles an uns hängen jetzt und bei dem Arbeitsanfall täglich bleiben halt umfangreichere Dinge, für die man ein wenig Zeit und Ruhe bräuchte, leider auf der Strecke. Ich habe heute meinen letzten Tag vorm Urlaub und muss heute pünktlich raus wegen nem Termin... dafür war ich die Woche über in jeder Pause da und abends auch min. eine Stunde länger, damit ich halbwegs beruhigt in Urlaub gehen kann. Naja.. im großen und ganzen sind meine Kollegin und ich uns einig, dass wir irgendwann nochmal mit den Chefs darüber sprechen müssen, aber wir wissen, ändern wird sich wohl auch wegen der finanziellen Lage nichts.

Aber um zum Thema zurückzukommen... wenn ich Kinder planen würde, würde ich mir aufgrund des Stresses bei dir, Blackwomen, auch was anderes suchen. Nach deiner Schilderung gehe ich auch nicht davon aus, dass sich etwas ändern wird, oder dass Rücksicht genommen wird, wenn du schwanger bist. Ich kenne deine Chefs nicht, aber es gibt auch welche, die würden dir dann Vorwürfe machen, dass die in so einer Situation es wagst schwanger zu werden (kenne ich aus meinem persönlichen Umfeld). Dann doch lieber Blick nach vorne und was neues suchen.

LG
Antworten