Müsst Ihr Klageerwiderungen fertigen?

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Lämmchen
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#21

06.03.2017, 13:27

Also ich verstehe schon, dass das Privatleben anstrengend ist - da hat doch fast jeder sein Päckchen zu tragen. Aber das sind schon zwei verschiedene Dinge. ;)

Ich gehe davon aus, dass das, was in die Klageerwiderung kommt, vermutlich der Mandant geliefert hat. Er wird Euch geschrieben haben, welche Einwendungen zu welchen Losen geltend gemacht werden sollen. Auch zu den beteiligten Firmen wird Euer Mandant sich sicherlich geäußert haben. Das kann sich ja auch Dein Chef nicht aus den Fingern saugen. Versuch mal ganz pragmatisch an die Sache ranzugehen und schau, welche Infos Du hast.

Du hast doch von Deiner Kollegin geschrieben, die nicht ausgelastet ist. Dann gibt Ihr die Dinge, die "einfach" zu erledigen sind und somit kann sie Dich entlasten.

By the way: Meine Tochter 12. Klasse Gymnasium - macht ihre Präsentationen und Hausaufgaben alleine.
Liebe Grüße

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BBTB
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#22

06.03.2017, 13:29

Vorzimmerlöwe hat geschrieben:Also, nur um es klarzustellen: Ich sitze mit Sicherheit nicht den ganzen Tag mit Ohrstöpseln im Büro. Viele kleine Schriftsätze fertige ich auch in Eigenregie, die Korrespondenz in Zahlungsangelegenheiten, Kostenfestsetzungsverfahren führe ich allein, hinzu kommen Zwangsvollstreckung und Mahnwesen. Solche Akten bekommt mein Chef höchst selten zu Gesicht. Meistens kennt er die nicht mal wirklich. Gerade für Zwangsvollstreckungssachen z. B. bleibt mir schon oft kaum Zeit, weil ich das eben auch gewissenhaft erledigen möchte. Dazu kommen noch die allgemeinen Bürotätigkeiten, die ich bis auf eine Ausnahme alleine zu bewerkstelligen habe. Einen Entwurf für eine Klageerwiderung zu fertigen – dafür bräuchte ich einen halben bis einen ganzen Tag. Zeitlich einfach nicht zu machen für mich. Die erste Sache, in der ich jetzt die Klageerwiderung fertigen soll, ist eine Bausache mit Straßenbauarbeiten, mehreren Losen und zig Firmen, die daran beteiligt sind/waren.

Für mich persönlich ist es einfach der Horror. Mein Sohn ist auf dem Gymnasium und ich helfe ihm da quasi durch, nehme ihm auch viel Arbeit ab, weil er einfach nicht alles zeitlich schafft, indem ich z. B. meine Wochenenden damit verbringe, Präsentationen zu erarbeiten (in den Fächern, die ich noch verstehe) oder englische Bücher zu lesen.
Meine Eltern werden immer älter, wollen ständig, dass ich mich mehr um Haus und Garten kümmere etc.
Die Arbeit war bislang mein einziger „Rückzugsort“, wo ich genau wusste, was mich erwartet und wo ich versiert war in allen Dingen. Das scheint nun auch flöten zu gehen.
Ein paar Kilo müsste ich auch mal wieder zulegen. Habe seit Anfang des Jahres 13 kg abgenommen und keiner merkt es.
Irgendwann ist dann auch mal dicht bei mir. Ständig will jemand was von mir und immer mehr und ich weiß einfach nicht, bei wem ich sagen soll „nee, das mach ich jetzt eben mal nicht“. :(
Ich will ja nicht jammern, aber mein Tag hat auch nur 24 Stunden.
Ich an deiner Stelle würde meinen Chef einmal auf die gesammelten Überstunden und den angesammelten Urlaub hinweisen und darauf aufmerksam machen, dass dies davon kommt, dass du eben zu hundert Prozent ausgelastet bist und nicht auch noch so eine Tätigkeit jetzt übernehmen kannst. Des Weiteren würde ich, wenn du eine Kollegin hast, die ja wohl weniger zu tun hat als du, auch grundsätzlich einmal die Aufgabenverteilung innerhalb der Kanzlei ansprechen. Dass du neben der Arbeit so viel zu tun hast ist zwar wirklich Mist , aber das ist deinem Chef letztlich leider egal (nicht falsch verstehen, ich kenne es, wenn man auch wegen Verpflichtungen im Privatleben eigentlich nie eine "Verschnaufpause" hat) - nur dass du trotz hundertprozentiger Auslastung noch mehr machen sollst, obwohl du schon Überstunden mit der eigentlichen Arbeit ansammelst und keinen Urlaub machen kannst, kann ja einfach nicht sein.
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Anahid
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#23

06.03.2017, 13:39

BBTB hat geschrieben:Ich an deiner Stelle würde meinen Chef einmal auf die gesammelten Überstunden und den angesammelten Urlaub hinweisen und darauf aufmerksam machen, dass dies davon kommt, dass du eben zu hundert Prozent ausgelastet bist und nicht auch noch so eine Tätigkeit jetzt übernehmen kannst. Des Weiteren würde ich, wenn du eine Kollegin hast, die ja wohl weniger zu tun hat als du, auch grundsätzlich einmal die Aufgabenverteilung innerhalb der Kanzlei ansprechen. Dass du neben der Arbeit so viel zu tun hast ist zwar wirklich Mist , aber das ist deinem Chef letztlich leider egal (nicht falsch verstehen, ich kenne es, wenn man auch wegen Verpflichtungen im Privatleben eigentlich nie eine "Verschnaufpause" hat) - nur dass du trotz hundertprozentiger Auslastung noch mehr machen sollst, obwohl du schon Überstunden mit der eigentlichen Arbeit ansammelst und keinen Urlaub machen kannst, kann ja einfach nicht sein.
Da stimm ich BBTB voll und ganz zu. Privat und Arbeit sind zwei verschiedene Dinge und haben nichts miteinander zu tun. Du kannst zwar Deine Familie um Rücksicht bitten, wenn Stress in der Arbeit ist, andersherum funktioniert das allerdings nicht.

Aber wenn Du eine Kollegin hast, die genauso viel verdient wie Du und Däumchen dreht, dann klappt wohl die Organisation in der Kanzlei mal gar nicht. Wenn sie nicht alles kann, dann stimmt das Gehaltsgefuge bei Euch nicht. Wenn Du Dir nicht zutraust, die Klageerwiderung zu schreiben, dann sprich mit Deinem Chef. Sollte doch eigentlich alles kein Beinbruch sein. Wenn aber gar nichts von dem umgesetzt werden kann, was man Dir an Lösungswegen aufzeigt, dann läuft bei Euch irgendetwas falsch und Du solltest vielleicht wirklich an einen Wechsel denken. Denn dass Du das "Mädchen für Alles" bist, während die Kollegin Däumchen dreht, Ihr aber dasselbe Geld bekommt, kann ja auch nicht wirklich befriedigend sein. Glaub mir, da würde ich auf die Palme gehen. Aber zum Glück weiß mein Chef das auch. ;)
Zuletzt geändert von Anahid am 06.03.2017, 14:33, insgesamt 1-mal geändert.
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#24

06.03.2017, 13:53

Und genau das dachte ich mir schon. Da drückt der Schuh noch an einer ganz anderen Stelle...
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Mariposa2
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#25

06.03.2017, 14:51

Ich muss auch keine Klagen und auch keine Klageerwiderungen machen. Der Eindruck, der hier das Forum vermittelt, ist sicher nicht der Standard. Ein Anwalt hat Jura studiert, wir nicht. Die ReFa bearbeitet die Akte, der Anwalt kassiert ab oder wie? Ich persönlich finde es zwar auch schön, wenn ich mal eine Strafanzeige oder einen Schriftsatz vorbereiten darf (, wenn ich Zeit habe, z. B. während des Urlaubs des Anwalts), aber ständig? Das müsste ich nicht haben, dafür hätte ich gar keine Zeit. Dadurch, dass man eben nicht dasselbe Handwerkszeug wie ein Anwalt hat, dauern Recherche u. ä. deutlich länger. Wer bitte schreibt in der Zeit meine zahlreichen Diktate? Ich würde da nicht hinterherkommen. Klar, wenn ich ständig gleichgelagerte Sachen hätte, ok. Aber ich mache seit 8 Jahren nur Arbeitsrecht und würde mir bei vielen Sachverhalten nicht zutrauen, da eine Klageerwiderung zu machen. Wie viel kann man da übersehen. Wenn man selbst liest, was teilweise Gegenanwälte für einen Mumpitz schreiben, dann frage ich mich, wie soll ich das als ReFa bitte besser machen?

Wäre die Juristerei so einfach, könnte jeder mittels Wochenendseminar zum Anwalt umschulen. Hier bekommt man ja den Eindruck, als wäre es super easy, die Verfahren selbst zu führen. ich denke, nur ein kleiner Bruchteil schreibt eigenverantwortlich Klagen usw. Klar, eine Kündigungsschutzklage kann ich wohl auch noch vorbereiten, aber wenn es dann komplizierter wird? Nein, kann ich nicht und dafür habe ich leider auch keine Zeit. Wenn ich am Tag beispielsweise 60 Akten und dazu 150 Minuten Diktat aufm Tisch habe (ich kriege Diktate jeweils mit mehreren Akten im Minutentakt), die Post selbst bearbeiten muss und allen Orga-Kram machen muss, weiß ich wirklich nicht, wann ich da die Zeit finden soll, Recherche zu betreiben und Rechtsprechung zu wälzen.

Also liebe TE, ich kann dich voll und ganz verstehen. Nur weil man 14 Jahre für den Anwalt tippt, ist das nicht gleichzusetzen mit einem vollwertigen Jurastudium. Außerdem ist der geschilderte Sachverhalt echt kompliziert. Ich wüsste nicht mal, wo man da ansetzen sollte. Fühl dich gedrückt :knutsch .
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#26

06.03.2017, 15:04

Mariposa2 hat geschrieben:Ich muss auch keine Klagen und auch keine Klageerwiderungen machen. Der Eindruck, der hier das Forum vermittelt, ist sicher nicht der Standard. Ein Anwalt hat Jura studiert, wir nicht. Die ReFa bearbeitet die Akte, der Anwalt kassiert ab oder wie? Ich persönlich finde es zwar auch schön, wenn ich mal eine Strafanzeige oder einen Schriftsatz vorbereiten darf (, wenn ich Zeit habe, z. B. während des Urlaubs des Anwalts), aber ständig? Das müsste ich nicht haben, dafür hätte ich gar keine Zeit. Dadurch, dass man eben nicht dasselbe Handwerkszeug wie ein Anwalt hat, dauern Recherche u. ä. deutlich länger.

Beachte oder bedenke doch mal bitte, dass sich das nicht immer ewig zieht. Die meisten Klagen/Klageerwiderungen wiederholen sich ja in Form und Inhalt. Wenn man das ein paar mal gemacht hat, ist es Routine.

Ich denke, dass bei der Themenstarterin das Problem ein wenig tiefer sitzt als nur die Frage, ob andere hier solche Arbeiten übernehmen.
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#27

06.03.2017, 15:26

Mariposa2 hat geschrieben: Wäre die Juristerei so einfach, könnte jeder mittels Wochenendseminar zum Anwalt umschulen. Hier bekommt man ja den Eindruck, als wäre es super easy, die Verfahren selbst zu führen. ich denke, nur ein kleiner Bruchteil schreibt eigenverantwortlich Klagen usw.
Zum einen ist das gar nich der Eindruck, der vermittelt werden soll, denn wie auch immer betont wird, ist es lediglich eine Vorlage für den Anwalt und zwar ausschließlich in einfach gelagerten Fällen. Dieser muss den Schriftsatz prüfen und unterschreiben und damit liegt auch die Haftung bei ihm. Und sorry, eine Kündigungsschutzklage ist in der Regel wirklich keine Doktorarbeit. ;)
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#28

06.03.2017, 15:32

Anahid hat geschrieben:Und sorry, eine Kündigungsschutzklage ist in der Regel wirklich keine Doktorarbeit. ;)
Habe ich auch nie behauptet :teufel . Die machen wir hier selbstverständlich auch selber. Sind ja immer ungefähr dieselben Muster ;).
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#29

06.03.2017, 15:35

Anahid hat geschrieben:
Mariposa2 hat geschrieben: Wäre die Juristerei so einfach, könnte jeder mittels Wochenendseminar zum Anwalt umschulen. Hier bekommt man ja den Eindruck, als wäre es super easy, die Verfahren selbst zu führen. ich denke, nur ein kleiner Bruchteil schreibt eigenverantwortlich Klagen usw.
Zum einen ist das gar nich der Eindruck, der vermittelt werden soll, denn wie auch immer betont wird, ist es lediglich eine Vorlage für den Anwalt und zwar ausschließlich in einfach gelagerten Fällen. Dieser muss den Schriftsatz prüfen und unterschreiben und damit liegt auch die Haftung bei ihm. Und sorry, eine Kündigungsschutzklage ist in der Regel wirklich keine Doktorarbeit. ;)

Schließe ich mich an.

Ich bin der Meinung und Übezeugung, dass jede ReFa, die natürlich entsprechende Berufserfahrung hat, solche Schriftsätze verfassen kann. Selbstverständlich muss der RA dann nochmal drüberschauen. Mariposa, ich finde, du spielst "uns" ganz schön runter. Es gibt nicht nur einen kleinen Bruchteil, der sich an sowas nicht schwer tut. Im Normalfall ist es nicht schwer ein Verfahren zu führen.
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#30

06.03.2017, 15:38

Nu widersprichst Du Dir aber selbst. Oben hast Du noch geschrieben, dass Ihr keine Klagen machen müsst. :kopfkratz

Ich kenne durchaus Angestellte, die sowas nicht machen und die sich auch weigern mal ein Gesetzbuch in die Hand zu nehmen, da das Sache des Anwalts wäre. Aber......jedem das Seine und mir machen solche Sachen eher Spaß. Aber ich denke, die Lösungsvorschläge hier waren vielfältig und umfassend. Ich klinke mich dann jetzt auch aus dem Thema aus. ;)
Zuletzt geändert von Anahid am 06.03.2017, 17:55, insgesamt 1-mal geändert.
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