Probleme mit Frau vom Chef als "Kollegin"

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Sonnen-Blume

#1

04.05.2015, 13:47

Hallo,

ich bin seit ca. 9 Monate in meiner Kanzlei (gleich nach der Ausbildung). Vorstellungsgespräch, erste Arbeitstage alles super. Seit ein paar Monaten komm ich aber immer wieder mit der Frau vom Chef aneinander und die hat auch regelmäßig ihre Hochs und Tiefs was sie immer in der ganzen Kanzlei auslässt.
Ich mag meine Kollegen und Kolleginen nur die Frau vom Chef.. Ich kann sie nicht wirklich als Chefin akzeptieren weil sie doch eigentlich genau wie ich nur eine Angestellte ist.

Dann kommt nich hinzu dass ich die einzigste in diesem Büro bin wo nicht studiert hat und die Jüngste bin. Man lässt es mich oft genug merken. Ein Beispiel:
Wir haben eine Putzfrau, diese kommt jeden Dienstag. Ich soll aber jeden Tag durchsaugen und alles wischen.. Es ist ja ok mal zu wischen wenn eine wichtige Besprechung ansteht oder was wirklich dreckig ist, aber nicht andauernt. Für was gibt es sonst die Putzfrau? Und die ist nicht gerade günstigt..
Ich fühle mich auch immer wie ein Azubi behandelt. Ja mag sein ich mache Fehler und weis noch nicht alles, aber trotzdem brauch ich nicht wie die unterste Person behandelt werden.

Dann werde ich, von der Frau vom Chef, angepflaumt wenn die Küche nicht aufgeräumt ist (die Frau vom Chef stellt immer alles einfach ins Waschbecken egal was auf dem Teller oder in der Tasse war). Und wenn ich gehe mache entweder ich oder die Kollegin die Küche sauber.

Meine Kolleginen haben auch schon öfters das Gespräch gesucht. Dann hat es 3 Wochen gehalten und dann war es wieder beim alten oder ihnen wurde nicht zugehört.. Die Frau vom Chef ist ein altbekanntes Problemchen.

Ich mag meine Kollegen keine Frage und ich mag auch das was ich mache. Aber ob ich auf Dauer mit der Frau vom Chef glücklich werde?
Am liebsten würde ich mir eine andere Stelle suchen. Aber ich bin erst ca. 9 Monate hier und im Umkreis Ulm findet man auch nicht so leicht eine Stelle..

Was würdet ihr mir raten zu tun? Ich bin echt unentschlossen und von meiner Familie höre ich nur "Augen zu und durch".
Sonnenkind
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#2

04.05.2015, 13:57

Von Sonnenkind zu Sonnen-Blume:

Ich würde hier wirklich kurzen Prozess machen und mir in absehbarer Zeit eine andere Stelle suchen. Vielleicht ergibt sich ja mal doch noch etwas anderes. Ulm ist doch eigentlich auch größer. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es da nicht so viel gibt. Wenn deine Kolleginnen immer wieder das Gespräch mit dieser Dame suchen und sich immer nur eine kurze Zeit etwas ändert, wird sich das auf Dauer auch nicht viel bessern.

Den Spruch der Familie "Augen zu und durch" kenne ich leider zur Genüge. Bei meiner letzten Arbeit stand ich auf einmal vor dem Problem, dass mein Chef in Rente ging und die Kanzlei von einem jungen Anwalt übernommen wurde. Was da so alles passiert ist, passt auf keine "Kuhhaut" drauf. Ich habe wirklich einige Zeit die Augen zu gemacht und bin durch, aber das ging nur eine Weile gut. Letztendlich habe ich dann dort meine Kündigung abgegeben, ohne überhaupt eine neue Stelle gehabt zu haben. Zurück blieben einige Kilos mehr, die ich mir aus lauter Frust über die Gesamtsituation "angefuttert" habe. Deshalb lasse ich es gar nicht mehr so weit kommen.

Deshalb mein obiger Rat, dass du dir etwas anderes suchst. Es ist nun mal so, dass die Frau deines Chefs am längeren Heben sitzt. Ich drücke dir die Daumen.
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#3

04.05.2015, 13:58

Ich soll aber jeden Tag durchsaugen und alles wischen..
Schon das allein wäre für mich ein Grund, zu kündigen. Du bist ja nicht als Putzfrau, sondern als RA-Fachangestellte eingestellt worden, oder?

Es gibt Probleme, mit denen man sich arrangieren kann und dann gibt es Probleme, die sich nicht lösen lassen und unter denen man immer leiden wird. Die Frau vom Chef wird immer die Frau vom Chef bleiben und sich mehr rausnehmen, als ihr zustehen mag.
Ich fühle mich auch immer wie ein Azubi behandelt. Ja mag sein ich mache Fehler und weis noch nicht alles, aber trotzdem brauch ich nicht wie die unterste Person behandelt werden.
Eigentlich nennst Du schon genügend Gründe für einen Wechsel. Es reicht leider nicht, dass die Kollegen nett sind.
von meiner Familie höre ich nur "Augen zu und durch".
Einen blöderen Spruch in dieser Situation gibt es ja wohl nicht :roll:
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Sputnik85
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#4

04.05.2015, 13:59

Oh man... ich kenne genau dieses Problem leider zu gut.

Ich habe das ganze vier Jahre mitgemacht. Von Chef-Seite kam immer nur "sie meint es nicht so", "Sie wissen doch wie sie ist" ... usw. Dein Chef wird immer hinter seiner Frau stehen, egal wie sie ist und egal was sie tut - ob sie sich im Innenverhältnis darüber unterhalten oder klären, was es für Probleme gibt (sofern sich jemand über sie beschwert) ist ein anderes Thema, das wird ein Chef nicht nach außen kehren.

Du wirst das "Problemchen" nicht ändern können. Muss ich dir leider so sagen.

Die Frau des Chefs im Büro zu haben, ist immer (ich bin leider noch nicht anders belehrt worden, deswegen schere ich mal alle über einen Kamm (weil ichs kann)) schwierig.

Du scheinst noch jung zu sein.. anders kann ich mir nicht vorstellen, warum deine Eltern sowas sagen. Wahrscheinlich sind alle froh, dass du Arbeit hast.

Aber bitte bitte, mach nicht den selben Fehler wie ich: Gehe bloß nicht jahrelang mit Bauchschmerzen ins Büro. Wenn sie wirklich schlimm ist und du es dir einfach nicht vorstellen kannst, dort zu bleiben, dann suche dir nebenher eine neue Arbeit, schreib Bewerbungen oder hänge eine Stellenanzeige an eurem Gericht aus. Zur Not, suche weiter weg, Kanzleien suchen heutzutage immer gute Angestellte.

Aber kein Job ist es wert, dass man sich unterm Wert verkauft, sich ausnutzen lässt (siehe zweite Putzfrau) UND mit einem schlechten Gefühl arbeiten geht.

Das lege ich dir und jedem ans Herz.
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#5

04.05.2015, 14:20

Ich kann mich den Vorrednern nur anschließen. Such Dir eine andere Stelle, auch wenn es einige Monate dauern mag, bis sich was Passendes findet. Für jeden Chef ist eine unzufriedene Ehefrau schlimmer als eine unzufriedene Angestellte und wenn seine Ehefrau ihren Frust an den Angestellten statt an ihm auslässt, umso besser. Im Zweifel wird der Chef das Verhalten seiner Ehefrau immer entschuldigen.
Ich hatte in der Ausbildung auch das Vergnügen mit der besseren Hälfte zusammenzuarbeiten und wurde z. B. mal angepampt, weil ich eine Tasse kalten Kaffee aus der ausgeschalteten Kaffeemaschine weggekippt hatte (Zitat: "Das war ja clever. Den hätte man doch noch in der Mikrowelle aufwärmen können!!").
Wenn schon mehrere Deiner Kollegen mit ihr gesprochen haben und sie ihr Verhalten immer noch nicht dauerhaft ändert, dann bringt m. E. auch ein weiteres Gespräch nix. Die ist beratungsresistent.
Das Selbstverständnis, mit dem noch heute in einigen Kanzleien ReNos zum täglichen Putzdienst herangezogen werden, ist einfach nur zum :uebel . Abgesehen vom normalen Küchendienst und akuten Putzaktionen, wenn z. B. was verschüttet wurde, gehören Putzlappen und Staubsauger nicht zu unserem Bürowerkzeug.
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#6

04.05.2015, 15:18

Also ich hab bestimmt auch für vieles Verständnis und wenn die Putzfrau mal krank ist, dann staubsaugt hier auch die Azubine (ich weiß, Du bist nicht die Azubine), spült und putzt die Tische und leert auch die Mülltonnen. Das mach ich auch, wenn die Azubine in der Schule ist und die Putzfrau krank. Aber das sind Ausnahmen. Ich bin hier nicht als Putzfrau angestellt und Du auch nicht.
Ich weiß ja nicht, wie Dein Chef so drauf ist, aber vielleicht kannst Du sonst mit ihm mal in Ruhe das Gespräch suchen, wenn Du ja sonst mit jedem klar kommst. Immer nur Augen zu und durch geht auch nicht, denn dann fährt man irgendwann mit Bauchschmerzen ins Büro und das kann es nun wirklich nicht sein.

Unsere Frau vom Chef war auch eine Zeit lang hier im Büro, aber nur einmal die Woche für ein paar Stunden. Das war ok. Oft sitzt die Frau vom Chef am längeren Hebel, aber es gibt Sachen, die gehen einfach nicht und dazu gehört mit Sicherheit, dass Du die Küche zu putzen hast.

Ich drück Dir die Daumen, dass Du was anderes findest. Alles muss man sich wirklich nicht bieten lassen. Kopf hoch!
Der Vorteil der Klugheit liegt darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger. (Kurt Tucholsky)
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#7

04.05.2015, 15:28

Hallo,

ich würde Dir auch anraten, Dir was Neues zu suchen. Du wirst leider immer "die Kleine" bleiben.

Ich habe das Glück, dass ich mit Chef seiner Frau wunderbar klar komme. Sie bringt mir immer zur Weihnachtszeit einen Adventskalender mit, bringt mir jeden Freitag ein Brötchen mit ins Büro, wenn sie zum Buchen kommt. Ich kann mich halt nicht beschweren. Es läuft gut.

Es geht aber auch anders, wie man bei Dir sieht. So etwas ähnliches habe ich auch schon durch. Nur war die Frau meines Ex-Chefs - Gott sei Dank - nicht meine Kollegin. Sie war halt immer da. So Situationen sind immer schwierig. Von daher, bewerb Dich um.

Auch der Spruch ist hier nicht richtig. Pack es an und bewerb Dich :)
Liebe Grüße

das Pisten-huhn
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#8

04.05.2015, 16:21

Sonnen-Blume hat geschrieben:Wir haben eine Putzfrau, diese kommt jeden Dienstag. Ich soll aber jeden Tag durchsaugen und alles wischen.. Es ist ja ok mal zu wischen wenn eine wichtige Besprechung ansteht oder was wirklich dreckig ist, aber nicht andauernt. Für was gibt es sonst die Putzfrau? Und die ist nicht gerade günstigt..
Ich fühle mich auch immer wie ein Azubi behandelt. Ja mag sein ich mache Fehler und weis noch nicht alles, aber trotzdem brauch ich nicht wie die unterste Person behandelt werden.

Dann werde ich, von der Frau vom Chef, angepflaumt wenn die Küche nicht aufgeräumt ist (die Frau vom Chef stellt immer alles einfach ins Waschbecken egal was auf dem Teller oder in der Tasse war). Und wenn ich gehe mache entweder ich oder die Kollegin die Küche sauber.
Ich würde mit deinem Chef das Gespräch suchen und vielleicht nicht unbedingt das Thema "Frau" ins Visier nehmen, sondern ihm genau das mit der Putzfrau-/Azubinen-Situation sagen. Wie du schon sagst, wenn mal wirklich was anfällt dass mal schnell drüber gesaugt werden muss o.ä., dann ist das ja kein Problem, aber dass du eben nicht jeden Tag zum Putzen herkommen möchtest und wenn es notwendig ist, dass jeden Tag geputzt wird, dann muss die Putzfrau eben jeden Tag kommen.

Ich würde ihm auch sagen, dass du als Refa angestellt bist und wenn du die meiste Zeit damit beschäftigt bist zu putzen oder Geschirr zu säubern usw. du gar nicht mehr dazu kommst, dich auf deine eigentliche Arbeit zu konzentrieren (eben mit dem Ziel, dass du dann weniger Fehler machst.

Wenn überhaupt, dann sollte wirklich alle Angestellte dafür verantwortlich sein und dann könnte man ja für die Küche einen Küchenplan aufstellen und dann ist da wirklich jeder dran, z. B. 1 Woche du, 1 Woche deine Kollegin, 1 Woche die Frau vom Chef. Das würde ich ihm vorschlagen, damit die Arbeiten gerecht aufgeteilt sind.

Wenn dann wirklich alles nicht mehr hilft, dann würde ich mir an deiner Stelle etwas anderes suchen. Aber nach 9 Monaten würde ich wirklich noch etwas warten, wenn es eben geht.....
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#9

04.05.2015, 19:37

Geh dort weg! Du hast einen ungekündigten Job, deshalb kannst Du in Ruhe suchen. Irgendwann findet sich für jedes Töpfchen das passende Deckelchen :knutsch .

Aber der Regel ist es doch so, dass man - auch ohne die Frau vom Chef - in der Ausbildungskanzlei immer die (ehemalige) Azubine bleibt. Deshalb solltest Du Dich frei schwimmen (also Erfahrung sammeln und selbständiger werden) und dann irgendwo als fertige Rechtsanwaltsfachangestellte anfangen.

Die Frau vom Chef ist immer die Frau von Chef. Sie wird niemals eine völlig gleichgestellte Mitarbeiterin sein. Besonders wenn sie dazu neigt, ihre Position auszunutzen. Deshalb kann man sich auch alle Appelle an den Chef sparen. Ich hatte mal ein Problem mit der Schwiegermutter meines Chefs, die in der Kanzlei als "Tippse" (zu mehr war sie nicht fähig :vogel )eingestellt war und sich mir gegenüber furchtbar zickig gab. Als ich meinen Chef darauf ansprach, meinte: Frau KH sie haben total recht, aber wenn ich ihr die Meinung sage, kann ich gleich die Scheidung einreichen.
"Mein Leipzig lob ich mir, es ist ein klein Paris und bildet seine Leute" ("Faust, der Tragödie erster Teil")
Sonnen-Blume

#10

05.05.2015, 14:39

Kanzleihund hat geschrieben: Aber der Regel ist es doch so, dass man - auch ohne die Frau vom Chef - in der Ausbildungskanzlei immer die (ehemalige) Azubine bleibt. Deshalb solltest Du Dich frei schwimmen (also Erfahrung sammeln und selbständiger werden) und dann irgendwo als fertige Rechtsanwaltsfachangestellte anfangen.

Oh Entschuldigung :oops: Ich hab es versehentlich falsch formuliert.. :oops: Ich bin in die Kanzlei nach meiner Ausbildung gekommen.. Tut mir leid..
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