Ich weiß nicht mehr weiter...

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Frau Geheimrat
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#1

21.02.2013, 08:27

Guten Morgen,

ich schreibe hier, um weniger Rat einzuholen, als mir mal Luft zu machen, ich hoffe das geht in Ordnung.

Ich bin nun seit über 4 Jahren in einer Einzelanwaltskanzlei als einzige ReFa angestellt. Anfangs freute ich mich sehr, soviel Verantwortungsbereiche zugesprochen zu bekommen, zwischenzeitlich hat sich das als echte Qual herausgestellt. Immer öfter bekomme ich Dinge von meinem Anwalt, von denen ich keine Ahnung habe. Im Moment habe ich eine Akte vor mir, in der ich die Anwendbarkeit des Tarifvertrages auf den individuellen Arbeitsvertrag des Mandanten zu prüfen habe und sehe einfach kein Land. Das deprimiert mich, da mein Arbeitgeber von mir erwartet und geradezu davon ausgeht, ich könnte das mit den mir vorhandenen Wissen und Mitteln schaffen. Sprich: Ich fühle mich seit geraumer Zeit so, als würde ich seinen Anforderungen nicht mehr entsprechen und habe dementsprechend das Gefühl, als wäre ich ungeeignet für den Job.

Nun ist es auch so, dass ich seit einem guten Jahr private Probleme habe, von denen er auch weiß. Ich habe mich von meinem Lebenspartner getrennt und bin alleinerziehend mit meiner Tochter. Vor kurzer Zeit habe ich eine Mutter-Kind-Kur beantragt und er ist regelrecht ausgeflippt. Ich kann seine Reaktion auf eine Art verstehen, da er dann drei Wochen alles alleine bewältigen muss und kein Arbeitgeber begeistert ist, wenn die Mitarbeiterin ausfällt, andererseits fand ich seinen Ton ("Ich hätte Sie gegen die Wand klatschen können."), den er mir gegenüber angeschlagen hat, mehr als anmaßend. Eine Entschuldigung oder Rechtfertigung wollte er auch nicht mehr von mir hören, weshalb das Thema nun unausgesprochen zwischen uns steht.

Ich habe diese Kur beantragt, weil ich mich einfach nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren kann. Dass man ab und an mal keine Lust auf Arbeit hat, das kennt wohl jeder, aber ich merke, dass es das normale Maß bei mir schon deutlich übersteigt. Fehler haben sich auch schon eingeschlichen und das nagt doch sehr an mir, da ich immer eine sehr zuverlässige Mitarbeiterin war und sorgsam mit meiner Verantwortung umgegangen bin. Er konnte sich auf mich und meine Arbeitsleistung verlassen.

Nun frage ich mich, wie ich diese Akte bearbeiten kann. Er ist im Urlaub und nicht ansprechbar und erwartet, dass ich diese nach seiner Rückkehr geprüft mit Aufforderungsschreiben fertig gestellt habe. :(

liebe Grüße
Frau Geheimrat

P.S.: Es tat gut, sich das mal von der Seele zu schreiben.
samsara
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#2

21.02.2013, 08:32

Also keine Ratschläge?
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Frau Geheimrat
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#3

21.02.2013, 08:35

Naja, bezüglich des Problems mit der Akte wüsste ich schon gerne, wie weit der Veranwortungsbereich bei Kolleginnen und Kollegen geht und wie Ihr reagieren würdet, wenn Euch eine Arbeit schlichtweg überfordert und der Arbeitgeber aber erwartet, dass sie getan wird.
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michi-bruce
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#4

21.02.2013, 08:41

Also, wenn du mich fragst, ist diese Arbeit eher von einem Anwalt für Arbeitsrecht zu erledigen als von einer ReFa / ReNo. Zudem finde ich es echt eigenartig, dass der Anwalt in Urlaub fahren kann, dir jedoch noch nicht einmal die Mutter-Kind-Kur gönnt. Kann er keine zweite ReFa oder wenigstens eine Halbtagskraft einstellen?!
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#5

21.02.2013, 08:42

Im Moment habe ich eine Akte vor mir, in der ich die Anwendbarkeit des Tarifvertrages auf den individuellen Arbeitsvertrag des Mandanten zu prüfen habe
Sehe ich definitiv nicht als Deine Aufgabe. Für was hat Dein Chef Jura studiert? Offensichtlich musst Du mit ihm klären, was Deine und was seine Aufgaben sind.

Und wg. der Kur würde ich mich sicherlich nicht rechtfertigen.
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Lämmchen
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#6

21.02.2013, 08:42

Ich denke, Dein Chef braucht weniger eine ReNo/ReFa als einen mitarbeitenden RA. Das gehört nicht zum normalen Aufgabengebiet einer ReFa. Studiert hat er. Wenn ich ständig mit Dingen beauftragt werden würde, für die ich ein Studium benötige, würde ich wohl das Handtuch schmeißen. Bestimmte Dinge zu recherchieren und zu klären, macht ja auch Spaß. Aber auf Dauer würde ich wohl streiken. :wink:

Ich drücke Dir die Daumen, dass das mit der Kur ganz schnell klappt. :blumen
Liebe Grüße

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Mietzemau
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#7

21.02.2013, 08:46

Hallöchen,

das mit Einzelanwalt kenne ich, ist hier ähnlich. Ich hab mich auch immer mal gefragt: muss ich das jetzt von mir aus machen? erwartet er das von mir? muss ich das können?

Und meiner Meinung nach fällt deine oben beschriebene Akte darunter. Ich würde behaupten es ist Aufgabe des Anwalts solche Dinge zu prüfen. Oder seh ich das falsch? Woher willst du wissen, welche Sachen du alles beachten musst? Woher weißt du, ob dieser individuelle Arbeitsvertrag des Mandanten korrekt ist? Sind evtl. nichtige Passagen oder was weiß ich drin? Ich hab ja auch keine Ahnung davon, aber ich weiß wie mein Chef in ungefähr solche Dinge prüft. Ich hätte gar nicht das Wissen sowas zu prüfen.
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#8

21.02.2013, 08:47

einen wunderschönen Guten Morgen,

meine Empfehlung, wenn es möglich ist, oder sich die Möglichkeit ergibt, ganz schnell die Stelle wechseln, denn Du gehst kaputt daran und gerade als Alleinerziehende brauchst du die Kraft auch noch für dein Kind.... lass dich doch einfach als arbeitssuchend bei dem Arbeitsamt aufnehmen....

Ich wünsche Dir, solltest Du diesen Weg gehen, ganz viel Glück....
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Frau Geheimrat
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#9

21.02.2013, 08:48

Vielen Dank für Eure Antworten. Wenn man 4 Jahre ohne Kollegen arbeitet und sich nur mit seinem Chef darüber auseinandersetzen kann und muss, wem welche Aufgabengebiete zukommen, dann fängt man irgendwann an zu zweifeln und er lässt mich seine Unzufriedenheit auch spüren, wenn ich etwas nicht so geschafft oder verstanden habe, wie er es gerne hätte.

Ich werde die Zeit der Kur, sofern er mich fahren lässt, sinnvoll nutzen und mich mit meiner beruflichen Zukunft auseinandersetzen müssen. :roll:
Janaaa
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#10

21.02.2013, 08:51

Bei mir sieht es leider ähnlich aus mit der Aufgabenverteilung. Ich bin auch die einzige Angestellte bei einem RA und das in der Ausbildung... Er gibt mir auch sämtliche Aufgaben, die meines Erachtens nicht Aufgabe einer Refa sind...
Am 2. Tag meiner Ausbildung sollte ich direkt mal eine Akte abrechnen, ohne zu wissen was da passiert ist oder wie man das RVG benutzt.
Ich muss auch sämtliche Fristen selber berechnen und keiner überprüft sie... Ich sitz dann oft zuhause und überleg, ob ich was falsch gemacht oder vergessen hab, weil man möchte ja auch nicht Schuld sein, dass für den Mandanten eine Frist versäumt wird...
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