Was macht Ihr, wenn Mandant Unterlagen nicht liefert?

[likema31]

Die Frage steht eigentlich schon oben.

Ich vertrete die Beklagte. Von Anfang an habe ich deutlich gemacht, dass ich für die Klageerwiderung noch Unterlagen brauche (Verträge, Angebote etc.). Da diese innerhalb der Frist nicht vorgelegt wurden, habe ich beim Gericht Fristverlängerung beantragt und diese mit Arbeitsüberlastung begründet. War kein Problem, die Frist wurde anstandslos verlängert.

Morgen läuft diese Frist nun aus und ich habe noch immer nichts von der Mandantin erhalten, trotz mehrmaliger Zusagen per Mail und telefonisch. Seit letzter Woche habe ich die Mandantin mehrmals aufgefordert, mir die Sachen endlich zu liefern.

Eine weitere Fristverlängerung halte ich für utopisch. Oder seht Ihr das anders? Wie soll ich diese denn begründen, sodass dem Gericht klar wird, an mir liegt es nicht? Ich kann ja schlecht schreiben, Mandantin bringt Unterlagen nicht bei.

Ich habe zwar mit Niederlegung des Mandats gedroht. Praktisch wäre dies aber kaum möglich, da zur Unzeit und weil die Sache vor dem LG ist, somit Anwaltszwang herrscht.

Hat jemand von Euch evtl. ein Standardschreiben, was man in einem solchen Fall dem Gericht mitteilen könnte? Oder andere Lösungen?

Vielen Dank.

[nephele]

Ist natürlich echt blöde, wenn Mandanten sich so verhalten. Eine weitere Fristverlängerung halte ich auch für schwierig.

Erreichst du die Mandantin denn telefonisch? Wenn ja, was sagt sie dazu?

Wenn nur einzelne Unterlagen fehlen, kann man im Beweisantritt natürlich schreiben, dass diese nachgereicht werden. Aber bei allen Unterlagen?? Wow... Der Mandantin liegt wohl nicht viel an dem Fall...

[Pitt]

Wir verweisen in solchen Fällen im 1. FV-Antrag auf "noch erforderliche Unterlagen und Informationen des Mandanten, die innerhalb der verbleibenden Frist nicht beschafft werden können". In einigen Fällen haben wir dann einen 2. FV-Antrag nachgeschoben wg. Arbeitsüberlastung/Urlaubszeit. Ansonsten bleibt nur nepheles Vorschlag, zunächst die Nachreichung der entsprechenden Unterlagen in der Klageerwiderung anzubieten. Wenn Dir aber nicht einmal die Auftragsdaten, Rechnungsnummern etc. vorliegen, Du also überhaupt keine dezidierte Klageerwiderung vorbereiten kannst, kommst Du um einen 2. FV-Antrag nicht herum (evtl. vorher telefonisch mit dem Richter/der Gegenseite abstimmen). Ich würde dann auch ganz offen auf die fehlenden Mandantenunterlagen verweisen und die erfolglosen Versuche, diese zu beschaffen. Mandanten, die sich bereits zu Beginn des Verfahrens tot stellen, bleiben dieser Taktik i. d. R. während des gesamten Verfahrens treu. Man läuft die ganze Zeit hinter weiteren Informationen, Stellungnahmen zum gegnerischen Schriftsatz und seinem Honorar hinterher. Ich würde die Mandantin nochmals darauf hinweisen, dass eine adäquate Vertretung so nicht möglich ist und infolge ihres Verhaltens ein Versäumnisurteil droht, für das sie dann allein die Verantwortung trägt. Außerdem würde ich - falls noch nicht geschehen - einen Vorschuss anfordern.

[Daenerys]

Ich würde das auch so machen wie Pitt vorgeschlagen hat, also entweder SS einreichen mit dem Hinweis darauf dass noch fehlende Unterlagen nachgereich werden (soweit dir das möglich ist - ohne Unterlagen sicher nicht einfach) oder dann noch einen 2. FV-Antrag starten.
Da würde ich dann auch erstmal noch versuchen den Richter selbst an die Strippe zu kriegen und die Gegenseite. Wenn die Gegenseite damit einverstanden ist, dann dürfte der Richter vll. noch eher zustimmen. Und ich würde auch ganz offen die fehlenden Unterlagen der Mandantin und die diversen Versuche an diese ranzukommen als Grund angeben.

Und natürlich die Mandantin darauf hinweisen dass ihr Verhalten es für dich sehr schwer macht sie ordentlich zu vertreten und ihr die Konsequenzen (Versäumnisurteil, Kosten etc.) vor Augen zu führen.

Die Idee mit dem Vorschuss ist auch sehr gut, denn vll. macht die Mandantin dann eher mit wenn sie schon was bezahlt hat.

[Fräulein Fit]

Anscheinend hat der Mandant keine Lust mehr...
ich würde mal nachfragen ob er/sie überhaupt noch was machen will...

[likema31]

Die Mandantin hat die Unterlagen dann doch noch kurz vor knapp vorbeigebracht, sodass ich den Schriftsatz noch rechtzeitig fertig machen konnte. Ich habe ihr sehr deutlich gemacht, dass ich dies in Zukunft so nicht dulden werde.

[Coco Lores]

Und hoffentlich den besagten Vorschuss angefordert, damit Du nicht hinterher deinen Gebühren genauso hinterher rennen musst wie den Unterlagen

[AnjaZ]

Und hoffentlich den besagten Vorschuss angefordert, damit Du nicht hinterher deinen Gebühren genauso hinterher rennen musst wie den Unterlagen

[renokraft35]

Hi, um welche Richtung geht es denn in dem Fall?

Wenn sie Beklagte ist, hätte doch die Klägerin schon mal die wichtigsten Anspruchsunterlagen bringen müssen.

Na, vielleicht schreibst du mal, wie es mit der Mandantin weiterging.

Manchmal ist es auch müßig per mail zu schreiben (manchmal werden die nicht gelesen).

Ich kenne eine RA-Kanzlei, die alles nur noch per mail verschicken will, (wenn möglich, um Kosten zu sparen)... und dann manchmal emails von den Kindern oder so angegeben werden..oder von einem selbst, obwohl man fast nie im Internet ist...
manchmal ist ein Anruf auch echt besser.

Liebe Grüße

[likema31]

Die Rechnung ist bezahlt und das Gericht hat der Gegenseite bereits Stellungnahmefrist gesetzt. Die Mandantin ist übrigens eine GmbH, die lesen ihre Mails auf jeden Fall!