Soeben gelesen :
Zypries will Scheidungsrecht vereinfachen
15.02.2006
Berlin (dpa) - Scheidungen von kinderlosen Ehen sollen einfacher werden und weniger kosten. Kinder sollen bei Trennung der Eltern mehr Rechte erhalten. Das sind die Kernpunkte einer grundlegenden Reform des Familienprozessrechts, das Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) am Mittwoch auf den Weg brachte. Die Reform könnte Anfang 2008 in Kraft treten.
Ehegatten ohne Kinder sollen sich nach den Vorstellungen von Zypries bei einer Trennung künftig den Anwalt sparen können. Voraussetzung ist, dass sich die Partner vor einem Notar auf das neue vereinfachte Scheidungsverfahren und über den Ehegattenunterhalt, den Hausrat und die Wohnung einigen. «Die Verfahren werden künftig schneller und effizienter sein», erklärte Zypries. Dazu soll auch die Einrichtung eines großen Familiengerichts beitragen, das alle mit Scheidungen zusammenhängenden Streitigkeiten erledigt.
Nach den Plänen von Zypries würde das Familiengericht nach der notariellen Einigung der Ehegatten nur noch die Scheidung selbst aussprechen und über den Versorgungsausgleich entscheiden. Durch den Wegfall der Anwaltspflicht könnten die einstigen Partner mehr als die Hälfte der normalen Kosten einsparen, hieß es.
Nach Angaben des Justizministeriums könnte das vereinfachte Verfahren bei der Mehrzahl der Scheidungen in Deutschland angewandt werden. Rund 50 Prozent aller geschiedenen Ehen sind kinderlos. 70 Prozent der Scheidungen sind nach dem Trennungsjahr einvernehmlich. Bislang war vorgeschrieben, dass die Partner wenigstens einen Anwalt einschalten.
[hr]
Starkes Stück.
Eine anwaltliche Beratung wird also in einer wohl nicht unerheblichen Anzahl der Scheidungsverfahren nicht mehr in Anspruch genommen. Ich sehe ne Menge Risiken für die Eheleute...
Außerdem dürfte es erhebliche Auswirkungen auf die Umsatzzahlen von Familienrechtlern haben.
Meine Meinung:
Finger weg von der Anwaltspflicht.
Das zerstört Arbeitsplätze bei Anwälten, vernichtet Anwaltskanzleien, verstärkt den sowieso schon starken Wettbewerb (und kostet damit Zeit, die für Anwaltstätigkeit, Fortbildung etc. verwandt werden könnte), sorgt für unbemerkte Fehler bei der Auseinandersetzung, in Unterhaltsfragen etc.
Und es macht nicht zuletzt die Scheidung so einfach, daß sich noch mehr Ehepaare scheiden lassen werden. Und viele geben sich heute doch sowieso schon nicht mehr die nötige Mühe innerhalb einer Beziehung / Partnerschaft / Ehe.
Frau Zypries :
Daumen runter
Scheidung ohne Anwalt soll möglich werden
- Kathy
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Davon hatte ich auch schon gehört
Du hast recht. Es kostet Arbeitsplätze (und wir haben ja noch nicht genug Arbeitslose ) und Existenzen kostet es ebenfalls.
In vielen Wald- und Wiesenkanzleien sind ja die einfachen Scheidungen auch sozusagen das Standbein, mit dem die laufenden Kosten bezahlt werden können, sie sind schnell abgewickelt und da meistens PKH-Sachen ist das Geld auch sicher.
Außerdem wissen ja viele Ehepaare gar nicht was sie alles so vom anderen kriegen würden.
Und wie du schon sagtest, die Hemmungen sich scheiden zu lassen fallen auch.
Wo soll das alles nur hinführen?
MfG Kathy
Du hast recht. Es kostet Arbeitsplätze (und wir haben ja noch nicht genug Arbeitslose ) und Existenzen kostet es ebenfalls.
In vielen Wald- und Wiesenkanzleien sind ja die einfachen Scheidungen auch sozusagen das Standbein, mit dem die laufenden Kosten bezahlt werden können, sie sind schnell abgewickelt und da meistens PKH-Sachen ist das Geld auch sicher.
Außerdem wissen ja viele Ehepaare gar nicht was sie alles so vom anderen kriegen würden.
Und wie du schon sagtest, die Hemmungen sich scheiden zu lassen fallen auch.
Wo soll das alles nur hinführen?
MfG Kathy
- happykitcat
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Hi,
ich bin auch und Arbeitsplätze würde es auf jeden Fall kosten.
Außerdem bin ich der Meinung, dass solch Scheidungen ohne Anwalt nur bei Eheleuten durchgeführt werden könnten, die einen wasserdichten Ehevertrag hätten, der bereits alles geregelt hat.
Liebe Grüße aus Berlin
Katja
ich bin auch und Arbeitsplätze würde es auf jeden Fall kosten.
Außerdem bin ich der Meinung, dass solch Scheidungen ohne Anwalt nur bei Eheleuten durchgeführt werden könnten, die einen wasserdichten Ehevertrag hätten, der bereits alles geregelt hat.
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Katja
schau immer nach vorne, nie zurück
Die Berliner Luft [url]http://wetter.media2000.info[/url]
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Ich stimme Euch ja im großen und ganzen zu. Aber glaubt Ihr wirklich, das DAS:
Meine letzte Scheidungssache hatte ich - zugegebenermaßen - während meiner Ausbildung - aber wir hatten nur die Eheleute, die sich eher verprügelt als geeinigt hätten.
Oder verlaufen die Scheidungen in den letzten Jahren wirklich friedlich???
in der Mehrheit der Fälle klappt???Voraussetzung ist, dass sich die Partner vor einem Notar auf das neue vereinfachte Scheidungsverfahren und über den Ehegattenunterhalt, den Hausrat und die Wohnung einigen
Meine letzte Scheidungssache hatte ich - zugegebenermaßen - während meiner Ausbildung - aber wir hatten nur die Eheleute, die sich eher verprügelt als geeinigt hätten.
Oder verlaufen die Scheidungen in den letzten Jahren wirklich friedlich???
Viele Grüße
ich
ich
Hallo zusammen,
ich kann mich euren Meinungen nur anschließen.
Unabhängig von der wirtschaftlichen Bedeutung für die Kanzleien und die nicht abschätzbaren Folgen für viele Arbeitsplätze, bestehen doch auch für die Eheleute selbst große Risiken.
Es fehlt doch die kompetente Beratung des einzelnen ohne Anwesenheit des anderen (Ehe-)partners, so dass sich jeder über seine Rechte und Ansprüche informieren kann. Es braucht dann doch nur einer von beiden so dominant zu sein, dass sich der andere gar nicht mehr traut, sich über seine Ansprüche zu informieren. Damit ist dann dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet. Wer will überprüfen, ob nicht der eine oder der andere (resp. die) im Vorfeld unter Druck gesetzt wird, um so eine für den anderen Teil billige und schnelle Scheidung hinzukriegen, weil vielleicht schon die nächste Hochzeit ansteht. Nur die Beratung und Vertretung durch den Anwalt des Vertrauens verhindert eine solche Übervorteilung.
Und was ist mit den Leuten, die den Notar nicht bezahlen können? Kriegen die dann (vom Notar) PKH? Doch wohl kaum. Wenn dann bei Gericht für die Scheidung PKH beantragt werden muss, kann sich das Gericht doch gleich richtig damit befassen, oder?
Also, sieht alles nach "heißer Nadel gestrickt" aus.
Ich sag mal: Frau Zypries, Finger weg!!!
ich kann mich euren Meinungen nur anschließen.
Unabhängig von der wirtschaftlichen Bedeutung für die Kanzleien und die nicht abschätzbaren Folgen für viele Arbeitsplätze, bestehen doch auch für die Eheleute selbst große Risiken.
Es fehlt doch die kompetente Beratung des einzelnen ohne Anwesenheit des anderen (Ehe-)partners, so dass sich jeder über seine Rechte und Ansprüche informieren kann. Es braucht dann doch nur einer von beiden so dominant zu sein, dass sich der andere gar nicht mehr traut, sich über seine Ansprüche zu informieren. Damit ist dann dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet. Wer will überprüfen, ob nicht der eine oder der andere (resp. die) im Vorfeld unter Druck gesetzt wird, um so eine für den anderen Teil billige und schnelle Scheidung hinzukriegen, weil vielleicht schon die nächste Hochzeit ansteht. Nur die Beratung und Vertretung durch den Anwalt des Vertrauens verhindert eine solche Übervorteilung.
Und was ist mit den Leuten, die den Notar nicht bezahlen können? Kriegen die dann (vom Notar) PKH? Doch wohl kaum. Wenn dann bei Gericht für die Scheidung PKH beantragt werden muss, kann sich das Gericht doch gleich richtig damit befassen, oder?
Also, sieht alles nach "heißer Nadel gestrickt" aus.
Ich sag mal: Frau Zypries, Finger weg!!!
- Lena
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Ebenso lehnt wohl auch die Bundesrechtsanwaltskammer das Vorhaben ab:
http://www.brak.de/seiten/04_06_05.php
Tz, nur die Notarkammer hat sich wieder mal noch nicht zu dem Thema geäußert...
http://www.brak.de/seiten/04_06_05.php
Tz, nur die Notarkammer hat sich wieder mal noch nicht zu dem Thema geäußert...
Liebe Grüße
Lena
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Man muss mich nicht mögen, kennen reicht
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Ja die Notare würden von solchen Regelungen profitieren.
Liebe Grüße aus Berlin
Katja
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Hab nochwas dazu gefunden:
Bundesregierung will auch Umgangsrecht und Unterhalt bei Scheidungen neu regeln
Im Zuge der Reform des Scheidungsrechts will die Bundesregierung nach Angaben des «Darmstädter Echo» (Ausgabe vom 28.02.2006) auch die gerichtliche Entscheidung über den Verbleib der Kinder stark beschleunigen und den nachehelichen Unterhalt neu regeln. Darüber hinaus hält Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) an ihrem Vorschlag fest, bei kinderlosen Paaren eine vereinfachte notarielle Scheidung ohne Einschaltung von Anwälten zu ermöglichen.
Bundesregierung will auch Umgangsrecht und Unterhalt bei Scheidungen neu regeln
Im Zuge der Reform des Scheidungsrechts will die Bundesregierung nach Angaben des «Darmstädter Echo» (Ausgabe vom 28.02.2006) auch die gerichtliche Entscheidung über den Verbleib der Kinder stark beschleunigen und den nachehelichen Unterhalt neu regeln. Darüber hinaus hält Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) an ihrem Vorschlag fest, bei kinderlosen Paaren eine vereinfachte notarielle Scheidung ohne Einschaltung von Anwälten zu ermöglichen.
MfG Kathy
If you wanna be a Hippie put a Flower in your Pipi
(Mein Papa)
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