In wie vielen Kanzleien wird noch Diktiert?

In dieses Forum gehören alle Themen, die keinem anderem Forum zugeordnet werden können.
RechtsKnecht
Forenfachkraft
Beiträge: 240
Registriert: 15.09.2011, 19:58
Beruf: Rechtsanwalt
Software: Advolux

#1

19.09.2011, 23:50

Hallo zusammen,

es würde mich mal interessieren, wie oft noch in den Kanzleien Schriftsätze tatsächlich diktiert werden. Langsam müsste ja die Generation Anwälte kommen, die mit Computern aufgewachsen sind und entsprechend einigermaßen selbst tippen können. Auch die erfahreneren (das Wort "alt" ist hier ja verpönt ;-)) Anwälte dürften sich ja langsam der elektronischen Datenverarbeitung öffnen und entsprechend langsam das Tippen lernen.

Wird bei euch noch diktiert? Wenn ja, generell alles oder nur längere Schriftsätze?
maxe
Forenfachkraft
Beiträge: 170
Registriert: 03.10.2007, 14:50

#2

20.09.2011, 00:57

Was heißt "einigermaßen selbst tippen können"?

Ich mache zwar vieles allein, werde aber nie die Tipp-Geschwindigkeit einer Reno oder Sekretärin erreichen. Wenn ich immer eine solche Person zur Verfügung hätte, würde ich nur diktieren, weil das einfach schneller geht. Egal ob analog oder digital. Weitere Hilfe käme wohl vom digitalen Diktieren mit Spracherkennung, wenn es denn immer so einwandfrei klappen würde.

Ich kenne auch keinen wie auch immer jung alt erfahrenen Kollegen, der bei vorhandenem Personal nicht diktiert.
Mit freundlichen Grüßen
Maxe


“[color=#0040FF]Bei der nächsten Sintflut wird Gott nicht Wasser, sondern Papier verwenden.” Romain Gary (frz. Pilot, Schriftsteller und Diplomat)[/color]
Muupsi
Daueraktenbearbeiter(in)
Beiträge: 349
Registriert: 29.03.2011, 13:34
Beruf: RA-Fachangestellte
Software: Phantasy (DATEV)

#3

20.09.2011, 06:19

Mein Chef (noch keine 50) gehört zur "alten Schule" und diktiert noch (allerdings schon digital :) ). Hauptsächlich längere Schriftsätze und rechtliche Einschätzungen. Standard-Räumungs- und/oder Zahlungsklagen bekomme ich nach elf Jahren auch allein hin. Genauso wie alles, was mit ZV, Rechnungen, Kostenfestsetzung, Mahnverfahren und immer wiederkehrenden gleichlautenden Schreiben an Mandanten und Rechtsschutzversicherungen zu tun hat. Mein Chef hätte mit seinem Zwei-Finger-Tippsystem gar keine Lust, längere Schriftsätze und Schreiben selbst zu verfassen (nur E-Mails schreibt er hin und wieder selbst) - geschweige denn, das Tippen überhaupt selbst zu lernen. Außerdem glaube ich, diktiert er ganz gern. Diktiert wird hier im Prinzip alles, was Reno nicht selbst machen kann. Schließlich habe nicht ich, sondern mein Chef Jura studiert :wink:
Benutzeravatar
Lómadia
Foren-Azubi(ene)
Beiträge: 67
Registriert: 08.05.2008, 21:13
Wohnort: Hamburg

#4

20.09.2011, 07:45

Von 5 Anwälten in unserer Kanzlei hat - zum Glück - nur noch der Senior-Partner ein Diktiergerät und nutzt das ab und an (ca. 1 Diktat pro Woche). Alle anderen schreiben selber. Wir haben aber auch recht wenig Gerichtssachen und der Hauptteil unserer Korrespondenz wird per Email abgewickelt, das begünstigt diese Entwicklung natürlich.
Benutzeravatar
nici01
Absoluter Workaholic
Beiträge: 1519
Registriert: 18.09.2008, 16:54
Beruf: RA-Fachangestellte
Software: RA-Micro
Wohnort: NRW

#5

20.09.2011, 08:11

Muupsi hat geschrieben: Diktiert wird hier im Prinzip alles, was Reno nicht selbst machen kann. Schließlich habe nicht ich, sondern mein Chef Jura studiert :wink:
:zustimm

Bei uns wird auch alles was wir nicht selber machen können digital diktiert.
Es kommt natürlich auch vor das die Chefs mal eine E-Mail selber schreiben.
Gruß Nici
Benutzeravatar
misspinky1984
Foreno-Inventar
Beiträge: 2175
Registriert: 12.03.2007, 17:16
Beruf: Gepr. ReFaWi
Software: RA-Micro
Wohnort: Bärlin

#6

20.09.2011, 08:19

Die Rechtsanwälte schreiben hier allein. Besser ist das auch :mrgreen: Einfache Klagen, Verrechnungsschriftsätze, ZV-Sachen, Kostensachen, Unfallsachen, ... schreibe ich allein. Mein Chef diktiert äußerst selten - zum Glück.
Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheit.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.


Quelle: Die englische Fassung nach Charles Reade geht auf ein chinesisches Sprichwort zurück.
rosa

#7

20.09.2011, 08:22

Diktiert wird hier im Prinzip alles, was Reno nicht selbst machen kann. Schließlich habe nicht ich, sondern mein Chef Jura studiert
versteh das Argument nicht. heißt Jura studieren = unfähig selbst zu tippen? oder = tippen liegt unter meiner Würde?

also logischerweise haben auch meine Chefs Jura studiert und nicht ich und dennoch tippen die alles alleine! :arrow: bei uns wird GAR nix diktiert! haben nicht mal ein Programm, Kassetten o.ä. dafür...
ich kenne auch keinen wie auch immer jung alt erfahrenen Kollegen, der bei vorhandenem Personal nicht diktiert.
traurig find ich das, das Personal kann nämlich - so gehe ich mal davon aus - weitaus mehr als nur tippen!
Muupsi
Daueraktenbearbeiter(in)
Beiträge: 349
Registriert: 29.03.2011, 13:34
Beruf: RA-Fachangestellte
Software: Phantasy (DATEV)

#8

20.09.2011, 08:39

Nein Immi, dass sollte heißen, dass ich als Reno keine rechtlichen Einwertungen verfassen kann. Ob eine Kündigung rechtmäßig ausgesprochen wurde oder nicht, ob Schadenersatzansprüche bestehen oder nicht etc. muss immer noch mein Chef als Anwalt prüfen. Das liegt nicht in meinem Aufgabenbereich (so sehe ich das zumindest). Wir Renos machen eh schon vieles, was eigentlich über das Maß hinausgeht, aber alles hat seine Grenzen. So war mein von dir zitiertes Argument zu verstehen.
sasasen01
Forenfachkraft
Beiträge: 143
Registriert: 03.10.2009, 21:37
Beruf: Rechtsanwaltsfachangestellte
Software: RA-Micro

#9

20.09.2011, 08:44

Also ich finde schon, daß es zur Aufgabe einer ReFa gehört, die Schriftsätze zu tippen.

Bei uns wird alles (digital) diktiert, selbst wenn ein Schreiben nur eine Seite lang ist. Ich denke auch, daß selten ein Anwalt so fit im schreiben ist, daß er das genauso schnell könnte wie eine ReFa. Und mal ehrlich, warum sollte er das tun, er hat doch anders auch genug zu tun und ich hätte, wenn ich Jura studiert hätte, bestimmt auch nicht die Lust, mich hinzusetzen und die ganzen Sachen selbst zu tippen.

Ich habe also großes Verständnis, daß die Anwälte das ihre Angestellten machen lassen.
rosa

#10

20.09.2011, 08:45

muss immer noch mein Chef als Anwalt prüfen.
ähm, ich habe mit keinem Wort gesagt, dass eine RENO so was prüfen muss, es geht hier nicht ums prüfen, es geht ums tippen! Meine Chefs sind in der Lage selbst zu tippen, wenn sie sich nich grad anstellen wie in super Honk dann ists einfach auch ne Zeitersparnis und ich habe mehr als genug zu tun auch ohne Diktat....
Wir Renos machen eh schon vieles, was eigentlich über das Maß hinausgeht,
sehe ich anders! Ich denke, diese Aussage bezieht sich auf fachliches und nicht auf putzen, spülen o.ä. und dann finde ich es gerade gut, wenn den Renos mal mehr zugetraut wird als eben nur zu tippen oder Post einzutüten!
Antworten