In wie vielen Kanzleien wird noch Diktiert?

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RechtsKnecht
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#41

20.09.2011, 10:39

Gelini hat geschrieben:Ich würde ja auch nicht zu meinem Chef sagen, dass ich nicht mehr ans Telefon gehe, da es nicht "fachspezifisch" ist :roll:
Das würde ich eigentlich noch eher als fachspezifisch ansehen als das Tippen von Zeug, was jemand auf ein Band gelabert hat. Denn derjenige der Anruft, hat doch in aller Regel ein fachspezifisches Anliegen. Die Anwälte telefonieren ja auch viel.

Also wenn ich das gelernt hätte, was in den Ausbildungsplänen für die ReFas und in den Lehrbüchern steht, die ich bisher gelesen bzw. überflogen hab, würd ich mir beim Abtippen von Diktatbändern irgendwie dämlich/unterfordert vorkommen.
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Gelini
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#42

20.09.2011, 10:41

sasasen01 hat geschrieben:Wirklich? Also wir hatten in der Berufsschule überhaupt keine Fremdsprache! Dafür geht man doch (mindestens 10 Jahre) vorher zur Schule, oder?
Schon, aber wir hatten extra "Englisch für ReFas". Habe sogar noch die Möglichkeit genutzt, im 3. Lehrjahr ein Fremdsprachenzertifikat für "kaufmännisch-verwaltende Berufe" gemacht. Das kam in meinen Bewerbungen immer ganz gut an, obwohl ich es bis jetzt in der Praxis nur selten einsetzen konnte.
likema31 hat geschrieben:Ich schreibe alles selbst, weil es mich nervt, die Diktate meist noch korrigieren zu müssen.
Aber du liest doch deine selbst geschriebenen Schriftsätze am Ende auch nochmal durch, oder? Mein Ex-Chef hat es bei Schriftsätzen, die länger als 3 Seiten waren, so gehandhabt, dass wir ihm nur die erste Seite ausgedruckt haben und er sich die dann im Computer angesehen und korrigiert hat. Damit nicht soviel Papier drauf geht :wink:
gkutes

#43

20.09.2011, 10:43

@BrunettesDoitBetter oje - mein Beileid!
RechtsKnecht hat geschrieben: Also wenn ich das gelernt hätte, was in den Ausbildungsplänen für die ReFas und in den Lehrbüchern steht, die ich bisher gelesen bzw. überflogen hab, würd ich mir beim Abtippen von Diktatbändern irgendwie dämlich/unterfordert vorkommen.
:applaus
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#44

20.09.2011, 10:46

gkutes hat geschrieben:@BrunettesDoitBetter oje - mein Beileid!
RechtsKnecht hat geschrieben: Also wenn ich das gelernt hätte, was in den Ausbildungsplänen für die ReFas und in den Lehrbüchern steht, die ich bisher gelesen bzw. überflogen hab, würd ich mir beim Abtippen von Diktatbändern irgendwie dämlich/unterfordert vorkommen.
:applaus
nein, ich schreibe gerne! Ich finde es sehr interessant zu sehen, welche Gedankengänge der Rechtsanwalt hat. Klar man kann sich die Akten auch durchlesen, aber dazu fehlt einem ja doch meistens die Zeit!
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Gelini
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#45

20.09.2011, 10:51

RechtsKnecht hat geschrieben:Also wenn ich das gelernt hätte, was in den Ausbildungsplänen für die ReFas und in den Lehrbüchern steht, die ich bisher gelesen bzw. überflogen hab, würd ich mir beim Abtippen von Diktatbändern irgendwie dämlich/unterfordert vorkommen.
Ich habe meiner Ausbildung als eine der drei Besten meines Bundeslandes abgeschnitten, habe super Arbeitszeugnisse und fühle mich weder dämlich noch unterfordert, wenn ich Diktatbänder tippe. Ich tippe ja nicht nur runter, sondern denke - wie schon mehrfach erwähnt - beim Tippen mit, ich habe einen Überblick über die Akte und kann anschließend auch besser damit arbeiten. Darüber hinaus, diktiert mein Chef ja nicht nur Sachen, die ich wortwörtlich so schreiben soll, sondern auch Sachen wie, dass "da noch was abzurechnen sei, glaube ich" :mrgreen:, "der Mandant möchte, dass wir da vollstrecken... kümmern Sie sich mal bitte", "schauen Sie mal, wie man das und das begründen könnte".
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#46

20.09.2011, 10:54

So dann geb ich auch kurz meinen Senf dazu:
Bei uns wird auch noch sehr viel diktiert. Das liegt daran, dass meine Chefs mit PCs auf Kriegsfuß stehen und obendrein nicht tippen können.
Ich schreib die Bänder auch ganz gern, wenn sie nicht runtergerotzt werden, weil meine Chefs in Eile sind. Allerdings fühl ich mich dadurch nicht unterfordert mit meiner Tätigkeit, weil meine Chefs oft Sachen in der Schnelle diktieren, die durch Eingangspost bereits erledigt sind. Auch muss man immer die Beträge selbst ausrechnen bei Klagen (oder zumindest überprüfen, was mein Chef gerechnet hat). D. h. ich sitz nicht dumm rumm und klopf die Buchstaben in den Rechner, sondern ich muss wirklich mitdenken und auch mal meinen Chef korrigieren, wenn er allergrößten SCharrn diktiert. Das wissen meine Chefs auch zu schätzen!
Das Leben entspringt auf alle Fälle
aus einer Zelle.
Doch manchmal endet' s auch bei Strolchen
in einer solchen. (Heinz Erhardt)

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RechtsKnecht
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#47

20.09.2011, 10:59

Muupsi hat geschrieben:RechtsKnecht, du hast das aber perfekt durchkalkuliert :wink: Eine Frage meinerseits: Wo hast du denn so schnell tippen gelernt?
Durchkalkuliert habe ich leider noch nicht viel, da mir noch verlässliche Zahlen fehlen. Ich bin gerade dabei, mein theoretischen Kanzleikonzept hier im Forum und auch im Rahmen des Refs auf Denkfehler zu überprüfen.

Tippen habe ich von klein auf gelernt, da mein Vater als technikbegeisterter Elektrotechniker schon früh Computer gekauft hat. Kennt noch jemand den alten Sharp MZ-700? Da hat man seine Programme noch auf Kassetten gespeichert ;-)

Muupsi hat geschrieben:Wenn ihr erst eine (oder mehrere) Angestellte habt, werdet ihr ja sehen, ob sich deine Vorstellungen realisieren lassen oder ob ein anderer Arbeitsablauf nicht doch besser/effezienter ist.
Das Problem ist halt, dass wir bisher kaum Ahnung haben, was eine ReFa im Endeffekt wirklich alleine kann. Ich will mich jetzt mal in naher Zukunft mit einigen privat treffen und da ein bisschen nachhaken. So können sie, denke ich, offener sprechen als wenn ich sie beim Ausbildungsanwalt vollquatsch.

Wir würden einfach gerne wissen, was auf uns zukommt, bevor wir jemanden einstellen. Im Endeffekt übernimmt man ja auch Verantwortung für diese Person. Wenn man ohne entsprechende Kenntnisse einfach jemanden einstellt, läuft man Gefahr, dass man die Arbeitskraft dieser Person eigentlich gar nicht richtig nutzen kann. Und wegen eigener Fehlplanung dann jemanden wieder auf die Straße zu setzen halte ich persönlich für unverantwortlich.

Auch muss man sich als Arbeitgeber überlegen, wieviel einem die Arbeit des Angestellten wert sein kann. Es kann keine gute Lösung sein, schlecht zu bezahlen, nur weil man die Arbeitskraft nur schlecht nutzen kann. Schlussendlich würde dann ein demotivierter, unglücklicher und unloyaler Arbeitnehmer in der Kanzlei sitzen, der mit seiner miesen Stimmung die Mandanten vergrault und der einen, auch wenn er es nicht offen sagt, hasst. Für den Anwalt unnötige Kosten und Imageschaden; für die ReFa schlechte Bezahlung und ein schlechtes Arbeitsklima. Eine Lose/Lose-Situation, nur weil man sich vorher nicht genug Gedanken gemacht hat.


Gelini hat geschrieben:Darüber hinaus, diktiert mein Chef ja nicht nur Sachen, die ich wortwörtlich so schreiben soll, sondern auch Sachen wie, dass "da noch was abzurechnen sei, glaube ich" :mrgreen:, "der Mandant möchte, dass wir da vollstrecken... kümmern Sie sich mal bitte", "schauen Sie mal, wie man das und das begründen könnte".
Klar, sowas habe ich auch geplant. Aber das ist ja kein Diktat als solches, sondern einfach gesprochene Arbeitsanweisungen. In unserem Konzept wird sowas über die Kanzleisoftware hinterlegt.

Da kann man angeben
Aufgabe für: (USER)
Zu erledigen bis: (DATUM/ZEIT)
Dringlichkeit: (STUFE)
Beschreibung: (TEXT)
Erledigungsstufe: (paar Sachen zum ankreuzen)

Kann entweder als freie Aufgabe oder Verbunden mit einer Akte angelegt werden. Vorlage- und Wiedervorlagemöglichkeiten zum anklicken gibts auch. Find das eigentlich ziemlich gut, da niemand den anderen extra stören oder Papier rumtragen muss.
Zuletzt geändert von RechtsKnecht am 20.09.2011, 11:06, insgesamt 2-mal geändert.
Muupsi
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#48

20.09.2011, 11:01

Also ich finde Diktate schreiben nicht unter der Würde einer Reno. Meiner Meinung gehört das mit zu den Aufgaben. Klar, gibt es schöneres als Diktate zu schreiben, aber ich würde deswegen nicht die Arbeit verweigern. Dann müsste ich auch das Kopieren boykottieren, weil es nicht zur "fachlichen" Tätigkeit gehört. Wer keine Diktate (und ich meine richtige Diktate und nicht z. B. das (dann auch oft noch falsche) Vorlabern von Rechnungen) schreiben braucht, kann sich halt glücklich schätzen. Nur ist man nicht automatisch unterfordert, weil man Bänder schreibt. Immerhin gibt es noch tausend andere Aufgaben, die dann das Köpfchen wieder fordern.
gkutes

#49

20.09.2011, 11:02

ich les die meisten Sachen auch durch, bevor sie rausgehen. Also weiß ich auch bescheid, was in den Akten los ist.
Anmerkungen wie "abrechnen" oder "vollstrecken" bekomme ich mündlich :D
Brunettes.... hat geschrieben:nein, ich schreibe gerne! Ich finde es sehr interessant zu sehen, welche Gedankengänge der Rechtsanwalt hat. Klar man kann sich die Akten auch durchlesen, aber dazu fehlt einem ja doch meistens die Zeit!
klar haste keine Zeit, wennst nur am schreiben bist :mrgreen: Nee, also wenns dir Spaß macht... Jedem das seine!
Ich dräng ja hier keinem meine Ansicht auf.
Ich sehe mich halt eher als Fachangestellte und nicht als Tippse. Und Tippse biste nun mal, wenn du den halben Tag nur am Band schreiben bist. So sehe ich das jedenfalls.
gkutes

#50

20.09.2011, 11:05

Das Problem ist halt, dass wir bisher kaum Ahnung haben, was eine ReFa im Endeffekt wirklich alleine kann.
DAS wirst du leider erst merken, wenn du sie dasitzen hast :!:
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