... mal aus der Sicht eines Anwalts...

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Joe
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#1

30.07.2011, 01:40

Ich bin heute hier via google (war eigentlich auf der Suche nach einem ganz anderen Problem) zufällig gelandet und hab mir ein paar der Beiträge betreffend die "Chefs" und die verschiedenen - teils wohl sehr schlechten - Arten des Diktierens durchgelesen und auch andere threads... wirklich sehr viele lustige Sachen :-)

Ich habe selbst letzte Woche in einer großen Kanzlei hier in FFM als Berufseinsteiger angefangen und vielleicht habt ihr ja noch ein paar Tipps auf was man so achten kann um es der ReNo etwas angenehmer oder einfacher zu machen. Klar, bessere Rechtschreibung beim diktieren/schreiben aber dafür ist es jetzt vielleicht etwas spät ;-)

Beim diktieren versuche ich schon so deutlich wie möglich zu sprechen aber irgendwie kommt man sich dann auch wieder blöd vor wenn man so übertrieben langsam spricht. Vielleicht kommt das dann aber auch alles mit der nötigen Erfahrung.
"Meine" Sekretärin ist hier zB so ein geläufiger Begriff, wie findet ihr das eigentlich, also die Bezeichnung, irgendwie ist das ja nicht sonderlich nett, oder? Also meine Mitarbeiterin - sage ich jetzt einfach mal - ist wirklich unglaublich nett und hilft mir - grade wenn ich Transaktionen bin - wirklich sehr und ich finde das echt super und würde ihr das eigentlich auch signalisieren wollen. Ich habe aber irgendwie Angst, dass wenn ich ihr sage/mitteile wie sehr ich ich Engagement schätze, dass das dann event. als Anmache rüberkommen könnte. Ist vielleicht oder sogar wahrscheinlich absolut unbegründet aber ich möchte da auch nichts falsch machen und bin - wie man diesem posting sicherlich unschwer anmerkt - diesbezüglich doch noch recht unsicher. Bei der Kanzlei wo ich mein Referendariat gemacht habe waren wir auch öfter alle was zusammen trinken/essen usw., aber ich kann ja schlecht zu ihr sagen das ich sie mal auf einen drink einladen würde, das kommt ja dann garantiert falch rüber. Vielleicht sollte man auch einfach alles so "professionell" lassen, ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung.

Danke für alle Tipps/Hinweise/Anregungen

Joe
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Pepples
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#2

30.07.2011, 08:37

Sag ihr einfach, wenn sie etwas gut macht. Lob hört jeder gerne. Und "bitte" und "danke" wirken auch Wunder. :wink:
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Sputnik85
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#3

30.07.2011, 09:19

Hi und willkommen hier :)

Also zum diktieren kann ich nur sagen: versuche einfach deutlich zu sprechen und nicht zu nuscheln. Das dankt sie dir (darf man Sie überhaupt duzen?) bestimmt. Und wie Pepples schon geschrieben hat: "bitte" und "danke" sagen. Wenn sie dir die Unterschriftsmappe gebracht hat einfach mal ein "danke, gut gemacht".

Das Trinken gehen würde ich nicht anbieten, manche fassen es schnell "anders" auf. Ein "danke" genügt uns wirklich oft. :)

Viele Grüße
:niveau
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Nein, ich bin nicht böse. Ich bin nur manchmal nicht ganz nett.

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Lovis
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#4

30.07.2011, 09:25

...worüber man sich nachts Gedanken machen kann :) Ich find's gut! Möglicherweise solltest du diesen Punkt, ob dir ein professionelles oder vertrautes Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis lieber ist, zuerst klären. Beides hat seine Vor- und Nachteile.

Ansonsten finde ich es nicht doppeldeutig, wenn ein "Chef" sich erkenntlich zeigt und seine Angestellte einlädt. Vielleicht sollte die Einladung nur in einem direkten Zusammenhang mit einer besonderen Leistung ausgesprochen werden.
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Lämmchen
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#5

30.07.2011, 10:17

Was das Diktieren angeht, frag einfach Deine Mitarbeiterin wie es funktioniert und ob sie alles gut versteht. Ihr könnt das doch ausprobieren. Da würde ich mich nicht verrückt machen. Außerdem wird sich Deine Mitarbeitern mit der Zeit daran gewöhnen, wie Du diktierst.

Bei uns wird auch von "Sekretärin" gesprochen, obwohl die meisten ReNos sind. Ich finde das nicht dramatisch. Wenn es bei Euch in der Kanzlei so üblich ist, kannst Du es ruhig dabei belassen.

Das "bitte" und "danke" wurde schon angesprochen. Was ich auch immer sehr begrüße ist, wenn sich der RA "abmeldet", wenn er irgendwo hin geht und Bescheid gibt, wann er wieder da ist. Es ist undankbar, wenn man am Telefon sagen muss, dass man keinen blassen Schimmer hat, wann der Chef wieder da ist.

Als kleines Dankeschön, könntest Du z. B. eine Runde Eis ausgeben. Dann kann man holen und gemeinsam im Büro essen. Das kommt sicherlich besser, als sie zum Essen o.ä. einzuladen.

Ich wünsche Dir erst einmal viel Erfolg als Berufseinsteiger. :wink:
Liebe Grüße

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Sam29

#6

30.07.2011, 10:35

Beim Diktieren auf die Rechtschreibung zu achten, dürfte wohl auch nicht die Sache des RA sondern in der Umsetzung der Reno liegen.
Einfach runterdiktiren und fertig. Im Gespräch mit dem Mandanten fängt man auch nicht an zu nuscheln. Auch spricht man hier nicht extra langsam. Dies ist quatsch, dann kann man auch gleich selbst schreiben.

Was das Einladen betrifft. Ich persönlich halte von Einladungen zu zweit überhaupt nichts, wenn es dann noch eine Großkanzlei ist, ist es gefundenes Fresse für Gerüchte. Wenn sich mehrere RAe zusammentun und ihre Mitarbeiter einladen, halte ich es für angebrachter.

Auch mit Lob und Kritik würde ich mich am Anfang etwas zurückhalten. Wenn man Berufsanfänger ist und mit einer Reno zu tun hat, die vllt. schon in der Kanzlei tätig ist und dann gleich am Anfang lobt und kritisiert, wirkt es unecht, wenn nicht sogar überheblich.

Wenn jedoch eine Aufgabe deligiert wird, die über das normale Aufgabegebiet einer Reno hinausgeht, sie dann die Aufgabe gut löst, dann wäre ein, vielen Dank, dass haben Sie wirklich gut gemacht, angebracht.

Abschließend, einfach so sein, wie man als Mensch ist.
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#7

30.07.2011, 11:45

Also ich finde das Wort Mitarbeiterin gut, Sekretärin ist auch ok, was ich gar nicht hören kann, ist Schreibkraft. Das sind wir Renos nun mal nicht. Ansonsten kann ich das Bitte und Danke bestätigen. Es sind oft die kleinen Dinge, die Wunder wirken.

Die angesprochene Einladung finde ich nicht so gut, das birgt immer Stoff für Gerüchte. Wir freuen uns immer, wenn unser Chef einfach mal was Süsses mitbringt, Schokolade o. ä. Das beruhigt Reno-Nerven ungemein und wir Renos können ziemliche Mengen davon vertilgen :-).

Wichtig finde ich auch das Gespräch zwischen Anwalt und Mitarbeiterin. Generell kann man doch nicht sagen, worauf beim Diktieren zu achten ist, jeder diktiert anders. Vielleicht lässt sich in einem Gespräch klären, welche "Macken" der Mitarbeiterin aufgefallen sind beim Diktieren. Diese lassen sich vielleicht mit kleinen Mitteln abstellen oder waren dem Anwalt gar nicht als solche bewusst. Beispiel: Unser Chef hat eine Zeit lang alle möglichen gängigen Gesetzesabkürzungen diktiert. Das braucht er nicht, die meisten kennen wir. Ging es aber um schwierige Namen, die man in vielen verschiedenen Varianten schreiben könnte, wurde nichts diktiert. Grosses Blättern in der Akte durch die Reno, da geht viel Zeit bei drauf. Nun diktiert er diese lieber.

Bei Klagen finde ich es gut, wenn die Anlagen markiert sind. Die Reno sucht sich sonst in einem dicken Wälzer tot, um das richtige herauszufinden.

Ein gutes Miteinander ist wichtig, dann spielt sich Eure Zusammenarbeit auch ein. Lass ihr in abgesprochenen Bereichen relativ freie Hand (z. B. ZV oder Kosten) mit dem Hinweis, dass Du für Fragen natürlich gerne da bist. Aber auch das muss ich einspielen und RA und Reno dort hineinwachsen.
Joe
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#8

30.07.2011, 12:49

zunächst vielen Dank an alle für die zahlreichen Hinweise und Tipps! Das sind ja schon eine ganze Menge Sachen und tolle Anregungen. :thx
Habe mich sehr darüber gefreut und werde versuchen das zu beherzigen. Das bitte und danke sagen ist sicherlich ein wichtiger Punkt, wahrscheinlich nimmt man vieles mit der Zeit als selbstverständlich hin und achtet da nicht mehr so drauf. Vielleicht sollte ich das mit der "Einladung" noch einmal klarstellen, ich meinte nicht ein Essen alleine zu zweit außerhalb der Kanzlei sondern wir gehen zB als Anwälte oft mittags essen und da könnte man halt anbieten das sie mal mitkommt. Oder halt vergleichbare Veranstaltungen / Anlässe.

Das Problem mit Lob und Kritik ist ja schon angesprochen worden, sie ist ja sehr erfahren und ich habe keine Ahnung und da will man ja auch nicht als überheblich rüberkommen. Aber da macht die Art und Weise wie man so etwas sagt bestimmt auch viel aus. Ich mache mir eventuell auch zuviele Gedanken, es läuft ja an sich alles perfekt (wir duzen uns auch) und wahrscheinlich ist man es nach den Jahren an der Uni schlicht noch nicht gewohnt, dass jemand "für einen" arbeitet.
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Sputnik85
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#9

30.07.2011, 14:08

Hmm ich weiß aber nicht, ob es gut ist, wenn du sie zum essen einlädst, wenn nur die anwälte mitgehen... hmm das gibt vielleicht auch schon gerüchte. wäre ich sehr vorsichtig. sei einfach freundlich zu deiner angestellten :) eigentlich sind wir nämlich pflegeleicht, wenn wir (wie schon erwähnt) ein "danke" erhalten.

in diesem sinne :) alles gute!
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Nein, ich bin nicht böse. Ich bin nur manchmal nicht ganz nett.

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rosa

#10

30.07.2011, 14:44

habe mir jetzt nicht alle Antworten durch gelesen ....

aus meiner Sicht:

Ich hasse das Wort Sekretärin !!!! Lob ist immer gut, so lange sich das einfach auf fachliche Dinge bezieht kann das m.E. auch nicht als Anmache ausgelegt werden! Zum diktieren kann ich wenig sagen, da ich Diktate schreiben hasse und mir eine Kanzlei gesucht habe in der nicht diktiert wird. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich jedoch sagen, dass es unnötig ist, einer Fachkraft ein "Kenntnisnahme-Schreiben" zu diktieren, "so viel" Eigenständigkeit darf zugetraut werden :!:

Zum Essen einladen würde ich nicht tun!
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