Privatinsolvenz ein Manko als Steuerfachangestellter

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Familienmanagerin
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#1

08.04.2010, 14:29

Guten Tag,

ich habe mich in diesem Forum angemeldet, weil ich hier auf hilfreiche Antworten aus der Praxis hoffe. Mein Mann hat in diesem Jahr noch mal eine Ausbildung begonnen - zum Steuerfachangestellten. Ihm liegt dieses Sachgebiet sehr gut und er wird das auf jeden Fall durchziehen. Er kann bei der derzeitigen Marktlage wohl auch auf ein gutes Stellenangebot hoffen. Wäre da nicht ein "kleines" Manko...

... wir haben vor Jahren privat mal einen großen Fehler gemacht und seitdem hat mein Mann Schulden. Mittlerweile hat das Ganze einen Schwanz nach sich gezogen und ihm wird von der Schuldnerberatung zur privaten Insolvenz geraten. Bisher hatten diese Schulden nie Auswirkungen auf Job (er hat 11 Jahre in einem Betrieb gute Arbeit geleistet) oder wurden öffentlich. Also keine Lohnpfändungen oder ähnliches. Dieses Insolvenzverfahren wäre wohl die einzige Möglichkeit, diesen Fehler von damals so zu erledigen, dass wir finanziell von vorn beginnen können, ohn das uns dieses Problem immer wieder einholt.

Dies zum Hintergrund und hier meine, unsere Frage an euch:

Inwiefern wirkt es sich in gerader dieser Berufsbranche negativ aus, wenn mein Mann mit einem laufenden Insolvenzverfahren später auf Jobsuche geht? Verheimlichen ist ja nicht, denn evtl. Pfändbares muss offiziell abgeführt werden und so ehrlich wäre mein Mann auch, dass er es sagen würde. Fragt sich nur, hat er dann überhaupt eine Chance, eine Stelle zu bekommen?

Wie sehen da evtl. eure Praxiserfahrungen aus? Niemand hier muss aus seinem Nähkästchen plaudern, aber vielleicht hat der ein oder andere schonmal in irgendeiner Form Berühung mit diesem Thema gehabt? Oder kennt die Einstellung von Chefs zu diesem Thema?

Vielen Dank für hilfreiche Antworten!

GLG R.
BabyBen

#2

08.04.2010, 14:36

Meines Erachtens hätte es nur dann Auswirkungen, wenn er selbst Steuerberater sein will. Denn die Gefahr, dass er wegen dem Insolvenzverfahren Mandantengelder abzweigt, würde ich nicht sehen. Ich würde einfach offen darüber reden. Ich sage meinen Schuldnern immer, dass die Zeiten, in welchen sich der Pleitier sofort eine Kugel in den Kopf zu schießen hatte, längst vorbei sind. Nach Spätestens nach Quelle, Rosenthal und Karstadt hat die Öffentlichkeit ein ganz anderes Bewußtsein für Insolvenzverfahren bekommen. Das ist längst nicht mehr der Weltuntergang.
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Soenny
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#3

08.04.2010, 14:38

Erst mal :welcome

Mir wurde der Beitrag als Rechtsberatungswunsch gemeldet, sehe ich aber im Moment nicht so. Familienmanagerin möchte keine direkte Rechtsauskunft, sondern eher Erfahrungswerte, ob sich das Inso-Verfahren auswirken könnte.

Familienmanagerin du weißt schon, daß in dem Forum nicht viele, wenn nicht gar keine Steuerfachangestellten sind denke ich.

Ich denke mal, wenn dein Mann das offen und ehrlich alles sagt beim Vorstellungsgespräch, sollte es kein Problem sein, aber ich bin in einer Kanzlei nicht beim Steuerberater.
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Bei manchen Menschen ist es interessant zu sehen, wie das Alter den Verstand überholt hat! (Autor: A.G.)


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#4

08.04.2010, 15:17

Vielen Dank für die schnellen Reaktionen. Und richtig - ich möchte selbstverständlich keine Rechtsauskunft. Rechte und Pflichten bezüglich Inso-Verfahren sind mir inzwischen gut bekannt. Mir gehts wirklich um Erfahrungen aus der Praxis und auch um persönliche Ansichten.

@BabyBen, danke dir! Mein Mann will vorerst kein Steuerberater werden. Vielleicht wenn all' diese Dinge mal vom Tisch sind und er zur Ruhe gekommen ist und auch Fuß gefasst hat in der neuen Branche, aber vorerst gehts um ein Angestelltenverhältnis. Danke für dein Post!

@JSanny, danke auch dir. Mir war bewusst, dass sich hier ReNo's tummeln, aber ein gutes Forum für Steuerfachangestellte konnte ich nicht ausfindig machen. Und da die Bereiche sich zumindest etwas ähneln, dachte ich mir, ich versuchs mal. :)
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#5

08.04.2010, 23:17

Wenn der Insolvenzverwalter / Treuhänder dies mitträgt, kann das Arbeitseinkommen auch in voller Höhe an den Arbeitnehmer ausgezahlt und der pfändbare Teil von ihm ausgekehrt werden.

Ich kenne mich mit den Gegebenheiten in der Steuerberatung nicht aus, sehe hier aber auch die Gefahr, daß aus diesem Sachverhalt der Verdacht resultieren könnte, ggf. Mandantengelder zu veruntreuen.
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Cindi
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#6

09.04.2010, 08:56

Moin!
Habe einen Fall eines Mandanten bearbeitet, der unsere Anwaltsgebühren nicht zahlen konnte und sich immer wieder durch Vertrösten und kleine Teilzahlungen um die Abgabe der eidesstattlichen Versicherung und die Anmeldung von Insolvenz herumgedrückt hat. Dieser Mandant wusste offenbar genau, was er tat. Er hatte einen Ruf zu verlieren, da er auch politisch engagiert war. Ich denke auch, dass sich das drohende Insolvenzverfahren und der Schuldenberg leider negativ auf den neuen Beruf auswirken kann. Es hängt alles von dem Entgegenkommen eines potentiellen neuen Arbeitgebers ab, leider.

Gruß, Cindi
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GabiP.
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#7

09.04.2010, 09:12

Ich glaube es kommt hier schlicht auf die Chefs, nicht auf den Beruf an. M. E. kann eine Kassiererin manchmal größere Schwierigkeiten bekommen, als Steuer-, RE- od. No-Fachangestellter. Wir kommen ja nicht direkt mit Mandantengelder in Berührung. Ehrlich mit Chefs reden, evtl. können die sogar noch in der späteren gerichtl. Inso und in der Wohlverhaltensperiode helfen! Außerdem sollte gerade in diesen Berufen das Wort Inso mehr wie bekannt sein und auch die Gründe, wie schnell man in diese Misere kommt.
BabyBen

#8

09.04.2010, 09:15

Also Advocatus, ich denke, die Gefahr das ein Mitarbeiter Mandantengelder veruntreut besteht immer. Und warum sollte es jemand tun, wenn das Insolvenzverfahren eröffnet ist. Da besteht die Gefahr eher vorher, weil dann die Gläubiger noch besonders drängeln. Und mal ehrlich, was macht denn eine Steuerfachangestellter. Buchen und Jahresabschlüsse erstellen; Zugriff auf die Konten hat wohl nur der Steuerberater. Also ich habe bei unseren Anderkonten auch nur Leserechte, nur bestimmte Mitarbeiter haben dort die Möglichkeit, etwas zu veranlassen. Das kann man alles regeln. Ich habe in meinen acht Jahren bei zirka 8000 Verfahren bisher einen einzigen Arbeitgeber erlegt, der damit ein Problem hatte. Da ist die Frage "Wie berechne ich den nun, was der Insolvenzverwalter bekommt" drängender. Ne ne, das sehe ich ganz anders.
ChosenOne
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#9

12.04.2010, 11:01

Moin Familienmanagerin!

Meine Freundin ist Steuerfachangestellte und daher weiß ich, dass die Situation der Steuerberater (zumindest in Kiel) was Personal angeht im Moment ziemlich bescheiden ist.

Solange man fachlich einigermaßen gut davor ist, reißen sich die Steuerberater um Fachkräfte. Aus dem letzten Ausbildungsjahr hat nach meinem Kenntnisstand JEDER Azubi direkt nach der Ausbildung eine Weiterbeschäftigung gefunden.

Dementsprechend gehe ich stark davon aus, dass auch Dein Mann eine Anstellung finden wird. Zumal eine Verbraucherinsolvenz heutzutage - wie ja bereits gesagt wurde - absolut kein Tabu-Thema mehr ist...

Viel Glück!
Familienmanagerin
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#10

12.04.2010, 11:10

Vielen Dank für die Antworten! Ich bin nun doch zuversichtlich, was die berufliche Zukunft meines Mannes betrifft.

Alles Gute für euch!
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