Sind Anwälte generell einfach geizig?

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Haltet Ihr Anwälte für geizig?

Ja, die sind doch alle so...
15
14%
Einige schon, aber doch nicht alle.
45
41%
Die meisten Anwälte sind geizig.
47
43%
Mir ist noch kein geiziger Anwalt begegnet.
3
3%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 110
Gast

#1

16.01.2007, 09:06

Hallo,

ich bin neu hier und möchte gleich mal was fragen (hoffentlich gab es das Thema noch nicht), was mich extrem frustet.

Mich würde mal interessieren, ob Ihr Anwälte (generell?) für geizig haltet. Wie wir alle wissen, verdient man in unserer Branche ja überwiegend seeehr bescheiden, zum Teil so bescheiden, dass ich Leute kenne (mich eingeschlossen), die kaum wissen, wie sie von ihrem Gehalt leben sollen.

In unserem Büro ist es so, dass die Anwälte, wenn es um Gehaltserhöhungen geht, für keinerlei Argumente zugänglich sind. Egal, ob wir mit unserer Leistung argumentieren oder ganz einfach damit, dass alles (vor allem in diesem Jahr mal wieder) verdammt teuer geworden ist. Wir können uns dann anhören, die Gehälter seien in diesem Rahmen (bei uns zwischen 1300 und 1500 EUR brutto) eben branchenüblich blabla…

Die gleichen Diskussionen gibt es ständig, wenn Büromaterial angeschafft werden muss. Alles ist zu teuer, wieso brauchen wir das schon wieder neu usw. Dauernd muss man sich rechtfertigen und kämpfen für die selbstverständlichsten Dinge (Büromaterial!) und was mir einfach unangenehm auffällt ist die Tatsache, dass ich das jetzt schon in der dritten Kanzlei so mitmache. Und wenn ich mich mal mit Berufskolleginnen unterhalte (ich kenne aber nicht mehr viele in der Branche), höre ich meistens ähnliche Geschichten.

Weil ich die ständigen Diskussionen und Rechtfertigungen leid bin, habe ich mir teilweise Büromaterial (Hefter, Locher, Stiftebecher usw.) schon von meinem eigenen Geld gekauft, wenn es kaputt oder alt und abgenutzt war. Sonst hätte ich wieder Diskussionen gehabt, dass ich den Locher ja kaputt gemacht habe usw. Ich bin das so was von leid, vor allem, weil niemand erzählen kann, meine Chefs hätten das Geld nicht. Der Laden läuft wie geschmiert, die Umsätze sind super, aber an allen Ecken und Enden wird krankhaft geknausert - außer bei sich selbst, da sind die Herren natürlich großzügig. Was ist denn das für eine Einstellung?

Sind die Anwälte alle so geizig? Wie ist das bei Euch in der Kanzlei? Müsst Ihr auch drei Jahre kämpfen für eine Gehaltserhöhung von 50 EUR brutto? Müsst Ihr darlegen und nachweisen, wieso das Kopierpapier schon wieder alle ist?
Andreas

#2

16.01.2007, 09:12

Herzlich :welcome Mona.

Was du da erzählst, kenne ich aus früheren Kanzleien wie auch aus Berichten anderer ReNo's.

Von der Rationierung des Kaffees, der getrunken werden darf (es durfte pro MA exakt eine Tasse für den Vormittag und eine Tasse für den Nachmittag gekocht werden), über Diskussionen, warum man einen Kugelschreiber / Bleistift / Büroklammern / geringwertiges Büromaterial kaufen müsse, ob man das wirklich brauche (für einen Billigstift zu 50 Pfennig !) etc. blabla...

Daher lautet meine Antwort:

Die meisten Anwälte sind geizig.

Und die Ergänzung lautet :

Und kurzsichtig denkend noch dazu. Denn: Schlechte Arbeitsbedingungen -> unmotivierte Mitarbeiter -> schlechte Arbeitsleistung -> weniger Kundenzufriedenheit -> langfristig Schaden für das Unternehmen.
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Curry
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#3

16.01.2007, 09:25

Es ist sicher in vielen Kanzleien so, dass die Anwälte geizig sind, aber bestimmt nicht in allen.

Ich bin zum Beispiel in meiner Kanzlei echt zufrieden und geizig war hier bisher noch niemand. Büromaterial wird bestellt, wenn es benötigt wird, da hat nie jemand etwas gesagt.

Man kann nicht pauschal sagen, alle Anwälte sind geizig. Es gibt auch andere Branchen, in denen die Chefs sehr geizig sind.
Curry

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Gast

#4

16.01.2007, 09:36

Ich habe das Glück, meinen Traumjob in einer Traumkanzlei erledigen zu dürfen. Mein Chef und ich sind wirklich ein starkes Team. Ich habe volles Vertrauen von meinem Chef in allen Angelegenheiten, was das Büro, die Organisation etc. angeht. Auch privat erzählen wir uns ne Menge. Es ist im Prinzip eine richtige Freundschaft zwischen uns, obwohl wir doch 30 Jahre Altersunterschied haben. Schade das in 4 Jahren Chef in Rente geht. Ich könnte allein bei dem Gedanken jetzt schon losheulen!!! :heul

Liebe Grüße Schlaubi
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schneeflocke
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#5

16.01.2007, 10:05

Guten Morgen Mona,

ich glaube, dass wir es hier mit einem neuen Phänomen zu tun haben. Nämlich der Tatsache, dass es zukünftig fast unmöglich sein wird als junger Mensch von nur einem Gehalt zu leben. Hier einige Beispiele aus meiner Familie.

Mein Sohn/Hotelfachmann bekommt knapp 1.000,00 netto.
Meine Tochter Kinderpflegerin 900 netto.
Mein Schiegersohn in spe Krankenpfleger im ambulanten Dienst 1.000,00 netto.

Alle haben ausgelernt. Die Sparpolitik greift auch in diesen Branchen.
Weder mein Sohn noch meine Tochter können allein von diesem Geld leben.

1984, als unser 1. Kind geboren wurde, verdiente mein Mann 1.800 DM. Wir konnten ohne Probleme davon leben, ich habe sogar noch ein 2. Kind bekommen und wir waren nicht "arm", nur weil wir nur 1 Verdiener hatten und ich zuhause blieb.

Stelle Dir bitte mal vor heute verdient ein Mann/Frau 900,00 Euro und muß hiervon einen 4 Personen Haushalt ernähren. Unmöglich !

Also ist doch irgendwas ganz schön schief gelaufen in der Zwischenzeit.

Ich bin sehr traurig darüber. Weil genau diese finanzielle Situation kaum Raum läßt für Zukunftspläne, Kinder, sie raubt einem jegliche Lebensfreude und Qualität. Und dass, obwohl wir alle so viel wie noch nie arbeiten, mehr Streß als früher haben und im Beruf mit immer weniger zurechtkommen müssen, weil gespart werden muß.

Es ist also nicht nur ein Problem unserer Berufsgruppe.
Im übrigen: Auch mein Anwalt ist eher als geizig zu bezeichnen. Ich verdiene seit 6 Jahren gleichbleibend! Vielleicht sollten wir auch eine Gewerkschaft gründen und protestieren, so wie es die Ärzte und Pfleger getan haben, so wie es die Bergleute getan haben oder so wie es in Frankreich üblich ist. Die legen einfach das ganze Land lahm, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen. Hier hingegen ist es eher ruhig. In diesem Land.

Schneeflocke
Andreas

#6

16.01.2007, 10:35

:good

Genau das ist der Grund, warum ich - trotz, daß ich geprüfter BV und in entsprechender Anstellung bin - keine eigenen Kinder habe.

Es ist selbst mit einem "Meister"-Gehalt nicht mehr möglich, ein durchschnittliches Leben zu führen. Man muß zwingend Doppelverdiener sein heutzutage. Das habe ich vor Jahren schon mal in nem Leserbrief an die hiesige Tageszeitung geschrieben, und seither hat es sich noch verschärft.

Obwohl, und das muß ich unserer Kanzlei sehr zugute halten, mein Einkommen durchaus als für den Beruf und die regionalen Gegebenheiten überdurchschnittlich bezeichnet werden muß. Wir könnten als Familie trotzdem nicht davon leben.

Und das nicht, weil ich zu wenig verdiene, sondern weil alles einfach schweineteuer ist.

Zum Thema Gewerkschaft gleich mehr.
Caroberg

#7

16.01.2007, 10:43

Herzlich Willkommen,
ich glaube, Anwälte bekommen im Studium den Sparwahn gelernt. Heißt es anfangs noch: Locher - es reicht doch einer für drei Personen. das frustet. Auch ich habe meine eigenen Büromaterialien schon gekauft. Um nicht wissenstechnisch zu "verrosten" habe ich sogar Seminare privat bezahlt. In meiner jetzigen Kanzlei ist das nicht so. Da durfte ich schon zu einem Seminar meiner Wahl, aber das mit dem Locher ist gleich.
Also gilt auch bei Anwälten: GEIZ IST GEIL!
Andreas

#8

16.01.2007, 10:43

So, Extra-Posting zum Thema Gewerkschaft.

Ein interessanter Gedanke, der sich angesichts der rasant wachsenden ReNo-Gemeinschaft hier auch bei mir schon breit gemacht hat.

Immerhin haben wir 1.075 Mitglieder, davon mit Sicherheit 1.000 tatsächliche ReNo-Angestellte / Azubis.

Ich kenne keine andere ReNo-Organisation, die derart viele Mitglieder auf einmal verwaltet.

Dieser Gedanke sollte durchaus also weitergeführt werden. Wenn jemand Erfahrung im Bereich Gewerkschaften hat, stehe ich gerne zu einer telefonischen Besprechung zur Verfügung. Nummer auf Anfrage.
MrBoogie
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#9

16.01.2007, 11:01

oha. ne gewerkschaft. da bin ich dabei. endlich mal druck auf den arbeitgeber ausüben.

zu dem eigentlichen thema kann ich nur sagen, dass es mir sehr gut geht. wenn ich büromaterial brauch wird es bestellt und bezahlt. auch seminare die ich besuche möchte werden bezahlt. sind ja schließlich alles kosten für den arbeitgeber. aber hinsichtlich des gehaltes besteht immer mehr ein "sparzwang" des arbeitgebers. ganz nach dem motto: mehr arbeit für weniger geld.

ist es denn überhaupt machbar eine gewerkschaft auf dei beine zu stellen? wer soll das machen? das thema sollte vielleicht mal genauer untersucht werden.
nicht wundern und nicht meckern, ich schreib immer alles klein. geht einfacher und verursacht keine fehler.
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Pepsi
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#10

16.01.2007, 11:15

wie ich schon mehrmals kund getan habe, bin ich gegen Gewerkschaften.. Mindestlöhne ja, aber Gewerkschaften sind das allerletzte.. wir wollen doch wieder Aufschwung haben und nicht das Gegenteil oder?
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