Was mache ich falsch?

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Gast

#11

13.12.2006, 09:43

Ich kann mir gut vorstellen, wie Du Dich fühlst. Als sich unsere Chefs (3) getrennt haben, war bei uns die Hölle los. Das Ganze zog sich vom September bis Jahresende hin. Keiner von uns Angestellten wusste, woran er ist. Wer geht mit wem. Jeder hat seinen Frust an Jedem ausgelassen. Dann haben wir Refa-Angestellten Mädels uns zusammengesetzt und miteinander geredet und uns zusammen klar gemacht, dass wir zusammenhalten müssen. Das ist das Wichtigste, das die Angestellten ein Team sind und zusammenhalten. Wenn einer einen Fehler macht, halten alle dafür ihren Kopf hin! Keiner schiebt Schuld auf einen anderen und ist froh, dass den Fehler die Andere gemacht hat! Bei uns kam es jedenfalls nicht gut an, wenn man gleich gesagt hat: "ich war das nicht, weil....!!!
Weil es geht nicht um die Fehler des Einzelnen sondern um die Kanzlei, die einen Fehler gemacht hat.... Verstehst Du, was ich meine???

Naja, jedenfalls bin ich mit einem Chef mitgegangen und habe eine völlig neue Kanzlei aufgebaut. Wir beide sind allein und sind ein eingeschworenes Team. Sobald ich mal merke, dass Chefchen sauer scheint, nehme ich es mir auch heraus, ihn darauf anzusprechen und zu fragen, was los ist. Denn Arbeit macht sonst keinen Spaß, mit einem hängenden Gesicht und einem knurrenden Anwalt. Meist sind die Dinge ganz harmlos bei Chef oder sogar privater Natur. Wir alle sind eben nur Menschen und ich sag immer, man muss nur drüber reden!

Umso mehr Du Angst hast, wirst Du angreifbar sein!!! Laß es nicht zu!!
Wenn Du früher wusstest, dass Du gut bist, wirst Du es wohl auch heute noch sein!! Feuer Dein Selbstbewusstsein ein bißchen an und schau ein paar mal am Tag in den Spiegel und betrachte Dein Gesicht. Lächel und bleib cool es wird schon wieder besser werden.

Vielleicht läuft es bei Deinen Chefs auch finanziell zur Zeit nicht so gut? Wenn das bei uns der Fall war, hatte Chef auch schlechte Laune und hat mir ständig gezeigt, wo der Hammer hängt.

Liebe Grüße Schlaubi
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Sandra S.
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#12

13.12.2006, 13:15

Hallo Sternchen,

lass dir ja nicht einreden, dass es an dir liegt und du irgendetwas falsch machst! Wie du selbst schreibst, waren ja früher auch alle mit deiner Arbeit zufrieden. Und dass dein Chef jetzt den Frust darüber auslässt, dass der eine Anwalt weggegangen ist, ist echt nicht in Ordnung!

Bei mir war das bis vor kurzem ähnlich, dass ich stark an mir selbst gezweifelt habe. Mein Chef hat mir vor ca. 1 Jahr die Aufgabe gegeben, mich um die Büroorganisation mit allem drum und dran zu kümmern. Das Ende vom Lied war dann, dass ich bei jedem Fehler, der in der Kanzlei passiert ist, antanzen musste. Es sei ja meine Aufgabe, mich darum zu kümmern, dass alles glatt läuft und da bin ich eben verantwortlich, wenn sowas passiert. Und meistens waren es wirklich nur Kleinigkeiten, über die man eigentlich lachen könnte (kleine Rechtschreibfehler in Schreiben, die ich nicht mal gemacht habe - Kaffee alle - zu viele Akten, die rumliegen - Post mal 5 min später hochgeholt als normalerweise - und und und). Dafür musste ich mich dann jedesmal rechtfertigen. :uebel

Das ganze ging dann soweit, dass ich mich früh aus dem Bett quälen musste, und als ich die Treppen zur Kanzlei hochging, wäre ich am liebsten wieder umgekehrt. Irgendwann war es dann soweit, dass ich mich für die ganzen "Fehler" wirklich verantwortlich gefühlt habe und ständig auch zu Hause gegrübelt habe, wie ich das vermeiden kann. In unzähligen Gesprächen mit meinem Chef hat dieser nur gesagt, ich müsse lernen, mit dieser Verantwortung klarzukommen, würde das aber sicher noch lernen, da ich ja noch nicht so viel Berufserfahrung habe. :roll: Habe ihm das am Ende aber wirklich geglaubt und den Fehler bei mir gesehen!

Das Ende vom Lied war dann, dass ich im September 2 Wochen krank geschrieben wurde wegen depressiver Verstimmung und Überarbeitung. Als ich dann nach den 2 Wochen wiederkam, hatte dafür natürlich keiner Verständnis. Mein Chef hat mir vorgeworfen, dass ich anstatt mit ihm zu reden, mich lieber krank schreiben lasse. (Dabei hatten wir mind. 1x die Woche ein Gespräch, in dem ich ihm versucht hab, immer wieder klar zu machen, dass es so nicht weitergehen kann!) Und kurz darauf kam dann die Kündigung. :schock

Bin aber ehrlich gesagt echt froh darüber, weil geändert hätte sich da sowieso nie was! Und nach ein paar Wochen wäre ich sicher wieder an dem selben Punkt angelangt.

Was ich dir eigentlich damit sagen wollte:

Sicher sollte man nicht gleich aufgeben, wenn es mal Probleme gibt und nicht so gut läuft. Vielleicht pegelt sich das ja bei dir auch wieder ein, und dein Chef muss erst mal den Schock verdauen. Aber wenn irgendwann bei den klärenden Gesprächen nichts mehr rauskommt, sollte man auch einsehen, dass es einfach nichts mehr bringt, und du nur zu viel Energie und Kraft da reinsteckst und nichts zurückkommt.

Ich würde mich an deiner Stelle ernsthaft nach einer anderen Stelle umschauen, wenn sich in den nächsten 2-3 Monaten nichts ändert. Auf Dauer wird dich die Situation auf Arbeit immer mehr kaputt machen, du wirst immer unzufriedener werden und imer mehr an deinen Fähigkeiten und Leistungen zweifeln!

Ich weiß wovon ich rede! :klugscheiss

Also, lass es nicht soweit kommen!
Liebe Grüße
von Sandra
Gast

#13

13.12.2006, 13:58

:kopfhoch Du machst nichts falsch. Da der "Ursacher" des Frusts weg ist, musst leider Du herhalten. Sowas habe ich in meiner Lehre durchmachen müssen. :heul

Ich kann in etwa nachvollziehen, wie Du Dich fühlst. :frust

Ich hoffe und wünsche Dir, dass sich Deine Situation recht bald bessert.
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#14

13.12.2006, 14:05

Ich stimme Schlaubi da voll zu. Die Angestellten unter sich müssen echt zusammen halten, um gegen die Anwälte zu bestehen. Das war in meiner Ausbildungskanzlei genauso. Wenn es da Ärger gab, dann immer richtig. Und wenn dann expliziet gefragt wurde: "Wer war das?", dann wurde immer behauptet, dass es niemand wüsste. Untereinander hat man dann kurz über den Fehler geredet und gut war es. In den drei Jahren die ich da wurde ich glaube ich "nur" zweimal so derart zusammengesch..., dass ich erstmal ne halbe Stunde im Pausenraum war und geweint hab. Das kam eigentlich bei den Azubis regelmäßig vor, da der meiste Frust der Anwälte immer an den Azubis ausgelassen wurde. Allerdings war da auch eine Angestelle, die von ihrem Chef so derart unter Druck gesetzt wurde, dass sie bis heute körperlich geschädigt ist (erhöhter Augendruck, zitternde Hände etc.). Das find ich schon echt krass. Ich war nun noch nicht selbst in so einer Situation aber ich glaube nicht, dass ich das lange mit mir machen lassen würde...

Aaaaber... was ich auf keinen Fall machen würde wäre, Akten verstecken oder - was noch verherender wäre - Briefe und Post zurückhalten. Das ist wohl eines der schlimmsten Sachen, die man machen kann. Bei uns wäre das zumindest ein halbes Todesurteil gewesen, wäre sowas rausgekommen. Auch wenn man mal einen Fehler gemacht hat von wegen falsches Gericht angeschrieben oder sonstwas, dann sollte man dazu auch stehen. Immerhin sind wir alles nur Menschen, die auch Fehler machen. Und dann auch noch unter Stress...

Anwälte selbst geben meiner Meinung nach nur seltenst einen eigenen Fehler zu...
Ich hab deswegen auch jetzt schon etwas Bammel, wenn ich bei der Kanzlei jetzt kommenden Montag neu Anfang. Ich kann mir dann zwei Monate lang keine wirklichen Fehler leisten, weil ich sonst wieder weg vom Fenster bin.
Ganz wichtig finde ich ist deshalb eine gute Kommunikation unter den Angestellten, und dass man sich da ganz gut versteht...
Das hat bei mir in der Ausbildungskanzlei leider auch teilweise gefehlt, was es für den einen oder anderen (mich eingeschlossen) nicht immer leicht gemacht hat...

Gibt es nicht für so extreme Fälle gar Beratungsstellen?
Wenn man mit dem Anwalt nicht mehr darüber sprechen kann, dann einfach ne Stufe weiter gehen und mit der nächsten Zuständigkeit sprechen. Kündigen ist sehr riskant, weil der Arbeitsmarkt ja heute nicht wirklich der beste ist. *Spricht da aus Erfahrung* :(
Gast

#15

13.12.2006, 19:30

Vielen Dank für die vielen Antworten.

Heute war wieder ein guter Tag. Und ich hoffe an jedem Tag, der schlecht ist, dass morgen wieder ein guter kommt. (Passiert leider nur selten, aber wenigstens noch ...)

Das mit dem Akten verstecken...meine Chefin wollte, dass ich ALLE Akten in den Schrank räume, auch in den Akten, wo Post zu bearbeiten ist oder sowas. Wir müssen dazu sagen, dass sie keine Anwältin ist, sondern BWLin. Auch meine aktuellen WV soll ich nur einzeln aus dem Schrank nehmen und nicht alle auf einen Stapel legen, daher verstecke ich die unter meinem Tisch...wiel so kann ich nicht arbeiten.

Meine Kollegin (ein Tisch weiter) hat hingegen mehr als (!) 35 auf, unter und neben ihrem Schreibtisch stehen. Auf dem Boden, auf dem Tisch, überall. Da sagt keiner was.

Mit dem Zusammenhalten ist das bei uns so eine Sache. Die eine ist Chefs Liebling, die wird sich nie gegen den Chef stellen. Die andere ist etwas "ehrfürchtig" und der Dritten ist es egal. Die Azubis selbst sehen zu, dass sie selbst über die Runden kommen. Mit Zusammenhalten bei Fehlern ist da nichts. Besonder das Argument, wir wissen nicht, wer es war: Das gibt es bei uns nicht. Das haben wir gefälligst herauszufinden.

Ich bin aber schon seit Wochen am überlegen, ob ich mir was suchen soll. Mein Mann meinte auch, dass ich mir was suchen soll. Aber andererseits sehe ich es fast als aufgeben an, zu gehen...
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Sandra S.
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#16

13.12.2006, 19:58

Das hat doch nichts mit Aufgeben zu tun!!!

Du musst doch niemandem was beweisen, oder? Klar hast du dann für dich die Bestätigung, dass du es schaffen kannst und stark bist, aber zu welchem Preis???

Schau dich doch in Ruhe nach einer neuen Arbeitsstelle um, es zwingt dich ja keiner! Und solange du nichts gefunden hast, kannst du ja dort weiterarbeiten (aber mit der Gewissheit, dass das nicht für immer so bleiben wird, und da arbeitet es sich bestimmt schon ganz anders).

Ich ärgere mich jetzt, dass ich es nicht so gemacht habe. Aber du hast noch die Chance dazu!
Liebe Grüße
von Sandra
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