Arbeit in Insolvenzverwalterkanzlei?!

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Bürozicke
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#11

25.07.2008, 10:31

Insolvenzquotenberechnung?! :bahnhof Und das muss man selbst machen?!

Der RA bei dem ich da evtl. was in Aussicht hätte hat schon gemeint, dass das mit meinem bisherigen "normalen" ReFa-Können wenig zu tun hat, daher ist es ihm gar nicht mal unbedingt wichtig, eine gelernte ReFa zu bekommen.

Kann mir halt unter der Arbeit leider herzlich wenig vorstellen, da ich in sowas eben noch keine Einblicke hatte.

Wenn du also da mal in dieser Abteilung nachfragen und hier dann so eine kleine Schilderung reinstellen könntest, sprich was man können muss, was man so macht - ob es evtl. im Internet darüber was nachzulesen gibt, etc. - also alles was halt so hilfreich sein kann. Ginge das?! Ich schließ dich dafür mindestens in mein "Gute-Nacht-Gebet" mit ein...
Gestern standen wir noch vor dem Abgrund, heute sind wir schon einen Schritt weiter...
Autotextkönigin
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#12

25.07.2008, 11:17

Ich hab mal beim InsV gearbeitet und hatte hauptsächlich Verbraucherinsolvenzverfahren und (ehemals) Selbständige auf dem Tisch.
Mit RaFA-Tätigkeit hat das eigentlich nur wenig zu tun. Ein Tag sieht z.B. so aus: Morgens Postbearbeitung, Forderungsanmeldungen sortieren, ggf. eintragen in die Tabelle; Akten heraussuchen; Fristen lt. Terminkalender abarbeiten. Kommt eine neue Akte - erstmal Hektik - was für eine Verfahrensart (IK-ruhig bleiben; IN - aufmerksam den Beschluß lesen, herausbekommen, ob es die Firma noch gibt - das muß sofort geschehen; ggf. muß der Chef sofort dorthin geschickt werden).

Hauptsächlich wird wohl hoffentlich mit einem speziellen InsV-Programm gearbeitet - ich hab mit Winsolvenz und Winsolvenz.net gearbeitet. Dort werden Akten angelegt, Gläubiger und Debitoren eingetragen, Forderungen, Grund usw. Listen erstellt dieses Programm dann automatisch.

Wird z.B. ein Betrieb fortgeführt, macht man eben vieles, was dort in der Firma bislang gemacht wurde und vor allem mit Geld und Zahlungsverkehr zu tun hat selbst. Es werden Rechnungen geprüft (von wann sind die RGen, wurde die RG "genehmigt"), Überweisungen getätigt, Lieferanten beruhigt und auch durchaus mal dafür gesorgt, daß der Telefonanschluß wieder hergestellt wird; Außenstände eingetrieben. Es kommt ganz darauf an, was die Firma so macht, da muß man sich etwas reindenken können. Diese Tätigkeit hat sehr wenig mit RaFA-Tätigkeit zu tun, eher mit Bürokauffrau (nicht abwertend gemeint, ich weiß was die lernen müssen). Es kann durchaus sein, daß man z.B. selbst buchen muß.

Je größer die Verfahren (und je mehr Masse da) - umso besser; dann wird vor Ort deutlich mehr mitgearbeitet. Man muß auf Zack sein und viele Baustellen gleichzeitig abarbeiten können.

Es kommt drauf an, wie diktierwütig dein Chef ist - meiner war es nicht, so daß ich eigentlich ganz viel selbst geschrieben habe. Vieles läuft auch (am Anfang) erstmal über Formschreiben, die macht man eh selbst. In den kleineren Verfahren macht man sowieso vieles selbst; hier wird nur kurz Rücksprache mit dem Chef gehalten, also man kann durchaus sehr selbstständig arbeiten.

Das war nur ein ganz grober Überblick - es hängt auch davon ab, wie die Ins-Abteilung strukturiert ist (Gläubiger; Debitoren; Prozesse können durchaus eigene Abteilungen machen).
Liebe Grüße
Autotextkönigin - Wer den gleichen Text zweimal schreibt kennt die F3-Taste noch nicht
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blackcat
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#13

25.07.2008, 11:27

Aber das kann man alles lernen. Excel z.B. ist nicht sooo schwer.
Also nur Mut, Bürozicke! Lass dich davon nicht abhalten!
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AnFi
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#14

25.07.2008, 11:36

Also ich mach ne Ausbildung in einer Kanzlei, bei der eine Insolvenzverwaltung dabei ist....

und ich kann nur sovie dazu sagen, dass man dort viele Berichte (Schlussberichte, Eröffnugnsberichte, Sachstandsnachrichten...) ans Gericht schreibt und Gutachten erstellt...etc... (soviel vom schreibtechnischen her.... von mehr hab ich eh noch keine Ahnung ;))
Liebe Grüße
AnFi
Bürozicke
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#15

30.07.2008, 16:05

Autotextköniging: vielen Dank für diesen Überblick, das hilft mir schon mal weiter.

Ob es für mich dort was wird, muss sich zeigen. Dort wird jetzt wohl erstmal jemand eingestellt, der sofort verfügbar ist. Und vielleicht bietet sich mir dann ja die Chance, wenn die Kanzlei expandiert. Mal abwarten.

Aber sich vorher informieren kann ja nicht schaden. Wenn also noch jemand gute Tips oder Infos hat freu ich mich gern darauf!

Und :thx für die bisherigen Antworten - das war schon sehr hilfreich!
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Tippse01
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#16

19.08.2008, 10:20

Hallo ihr Lieben, :D

ich habe meine Ausbildung in einer Insolvenzkanzlei absolviert. Ich kann euch sagen, die Aufgaben dort haben wenig mit dem Beruf "Rechtsanwaltsfachangestellte" zu tun.

Ich habe hauptsächlich Berichte erstellt, also Berichte zum Berichts- und Prüfungstermin, Sachstandsberichte während dem laufenden Verfahren sowie während des Restschuldbefreiungsverfahrens, Schlussberichte, Ausschüttungsberichte etc.

Auch hat zu meiner alltäglichen Arbeit die Beantwortung zahlreicher Sachstandsanfragen, Kündigungen gemäß §103 InsO, Kündigungen der Arbeitnehmer, Anforderung der Bankguthaben, Debitorenanschreiben etc. gehört.

Auch mit Excel hatte ich sehr viel zu tun, ihr benötigt es beispielsweise um Schlussrechnungen oder die Quotenverteilungsverzeichnisse zu erstellen. (Bis ich das verstanden haben...das hat gedauert :D)

Die Postbearbeitung hat sehr viel Zeit beansprucht (gut, dass ist in jeder Kanzlei anders). Beim Insolvenzverwalter hat man ja nicht die Anwaltsakten, sondern richtige Leitz Order..unser Ablagesystem war so kompliziert, dass zu einem Verfahren bis zum 30 Ordnern gehört haben. Also musste man erstmal den Vorgang suchen und dann die Post selbst verfügen (man kan dem Anwalt ja keine 30 Ordner ins Zimmer stellen).

Auch die Ablage war ein riesen Zeitaufwand und hat zu den Dingen gehört, die ich wirklich gehasst habe!

Naja das wars erstmal von mir, ich hoffe ich konnte euch ein wenig weiterhelfen. Falls ihr Fragen habt, könnt ihr ja einfach schreiben.

Das was ich geschrieben habe, hört sich jetzt nach absolutem Horror an.
Ist es aber eigentlich nicht. Mir hat die Arbeit in der Insolvenzkanzlei besser gefallen als jetzt meine Arbeit in einer auf Familienrecht spezialisierten Rechtsanwaltskanzlei. In der Insolvenzkanzlei hatte ich zwar vielmehr Stress, konnte aber besser selbständig arbeiten, beispielsweise beim Erstellen der Berichte. Ich hatte einfach mehr Freiheit.

Naja da ich während meiner Ausbildung kaum etwas gelernt habe (Beispielsweise wie man einen Mahnbescheid beantragt), bleibe ich noch ein par Jährchen bei meinem jetzigen Arbeitgeber, sodass ich wenigstens nach meiner Ausbildung noch etwas brauchbares für meinen Beruf erlernen kann!
Bürozicke
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#17

19.08.2008, 11:14

Klingt ja doch ziemlich unerfreulich...

Insbesondere die Erwähnung von Excel löst bei mir immer Magenkrämpfe aus - klar kann man alles lernen, aber ich nutze das Programm NIE, hab daher echt keinen Schimmer davon.

Und ich glaub, dass es wohl recht schwierig ist, sich als "Nicht-Insolvenzler" und dann noch in einer neuen Kanzlei da rein zu arbeiten. Ich fand damals den Wechsel von einem RA-Büro zum anderen schon deprimierend, da ich in der alten Kanzlei alle Fälle kannte und sagen konnte wer gegen wen und warum. Dann fängst du woanders wieder bei Null an.

Zu den Berichten: wie genau muss man sich die Berichte vorstellen, die du da selbst verfasst hast?! Blöde Frage, ich weiß - aber kann mir da nicht viel drunter vorstellen.
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Tippse01
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#18

19.08.2008, 16:33

Ja, ich glaube diese Umstellung ist größer als wenn Du jetzt von Insolvenz beispielsweise auf Zivil umsteigst.

Bei den Berichten musst du ausführlich schreiben wodurch die Schulden entstanden sind, die Situation der Schuldner (ob Kinder vorhanden sind, ob er arbeitet, wie hoch das Einkommen ist und was davon pfändbar ist). Du musst genau auf die Vermögenswerte eingehen. Im Schlussbericht musst man immer erwähnen ob es zu einer Verteilung kommen kann etc.
Bei Verbrauchern und kleinen IN-Verfahren hat das alles ja noch Spass gemacht. Aber bei den richtigen Firmen waren die Berichte meistens so komplex (da muss das mit den Arbeitnehmern, Kündigungen, Wert der Maschinen und alles reingeschrieben werden), dass diese meistens von den Anwälten selbst geschrieben wurden.

Also die kleineren Berichte haben die Angstellten bei uns soweit vorbereitet und die Anwälte haben nur noch einmal Korrektur gelesen.
Bürozicke
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#19

19.08.2008, 16:55

Irgendwie klingt das ja auch ganz interessant. Ich glaub, das müsste man einfach probieren ob einem das gefällt. Aber da die Jobs ja nicht massenweise auf der Straße liegen kann man sich ja nicht alle zwei Wochen was neues suchens wenns grad nicht so passt - schade eigentlich...
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#20

19.08.2008, 20:51

Glaube mir, es ist auch interessant.
Also ich möchte auf jeden Fall wieder in einer Insolvenzkanzlei arbeiten und es wäre wirklich cool wenn es klappt.
Aber wie Du schon sagst, die Jobs liegen nicht massenweise auf der Straße.
Und jeder Job hat seine Vor- und Nachteile
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