Von wegen "gemeinsam durch dick und dünn"! Achtung
Verfasst: 09.11.2007, 17:55
Hallo,
ich bin recht neu hier und dachte, ich lass mal ein bißchen Dampf ab!
Ich habe zusammen mit meiner jetzigen Chefin ihre Kanzlei vor 3 Jahren aufgebaut, nachdem wir vorher zusammen in einer anderen Kanzlei (beide als Angestellte) gearbeitet haben. Ich hab ihre ganze Kanzlei organisiert und das ganze Büro aufgebaut. Ich habe ihre ganzen alten (Insolvenz-)verfahren fertig gekriegt, hab super viel gelernt, Stunde um Stunde (auch abends) dort gesessen. Ich hatte schon totalen Ärger mit meinem (damals arbeitslosen) Mann. Insgesamt komme ich auf fast 300 Überstunden.
Sie hat mir im ersten Jahr zwei dicke Prämien gezahlt.
Im zweiten Jahr hat sie mir einen Kollegen zur Seite gestellt.
Im dritten Jahr habe ich einen Dienstwagen bekommen.
Und dann habe ich vor ein paar Monaten meine Tochter zur Welt gebracht.
Ich hatte nach zwei Fehlgeburten (von denen meine Chefin wusste) eine Risikoschwangerschaft, habe einen super hohen Blutdruck (180/120) bekommen, so dass mir vom Arzt ein Beschäftigungsverbot verpasst wurde. Von da ab war alles anders.
Wir haben vor der Schwangerschaft auch privat öfter miteinander gesprochen, ich wusste, was bei ihr und ihrem Mann so abging, sie wusste über mich und meinen Bescheid.
Sie hat immer gesagt, wir würden gemeinsam durch dick und dünn gehen, sie würde sich nie, niemals von mir trennen und so weiter. Sie wollte für meine (damals noch ungeborene) Tochter einen Laufstall in ihr Büro stellen, Geburtsanzeigen drucken lassen und an Geschäftsfreunde verschicken etc.
Naja, ich bin dann also ab dem 4. Monat zu Hause geblieben. Keiner meiner Kollegen hat sich gemeldet und mal gefragt, wie es mir geht oder so. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass die Chefin das verboten hat. Angeblich, um mich nicht aufzuregen.
Dann hab ich irgendwann in der Kanzlei angerufen, um zu fragen, wie es mit einer Teilzeitbeschäftigung in der Elternzeit aussieht. Sie war ganz Feuer und Flamme, meinte, es wäre egal, wie lange ich arbeiten möchte, ich wäre so schnell und so gut, das würde sich auf jeden Fall lohnen.
Naja, dann hab ich sie nicht mehr gesprochen oder zu Gesicht bekommen. Wenn ich mich für einen Kuchen-Besuch in der Kanzlei zur Pause angekündigt hatte, war sie seltsamer Weise nie da, wenn ich anrief eigentlich auch nicht. Zurückgerufen hat sie auch nicht.
Als ich im Krankenhaus zur Entbindung (und schon zwei Wochen vorher) war, hat sie sich auch nicht gemeldet. Zur Geburt hat sie mir zwei Monate nach der Entbindung gratuliert. Als ich im Büro war um meine Kollegen zu besuchen.
Wegen der Teilzeitbeschäftigung in der Elternzeit hat sie sich nicht geäußert. Stattdessen hat sie jemanden eingestellt, der jetzt die Kanzleiorga und die wirklich schwierigen Bereiche im Insolvenzrecht bearbeiten soll. Und ich darf mittlerweile für 10 Stunden die Woche (natürlich ohne Dienstwagen) kommen.
Ich habe sie jetzt gefragt, wie es denn nach meiner Elternzeit weitergeht. Ich würde gerne reduzieren auf 30 Stunden die Woche, hätte gerne mal über eine Gehaltserhöhung oder den Dienstwagen gesprochen. Ich arbeite seit 5 Jahren zum gleichen Gehalt, obwohl sich meine Leistung ungefähr um 300 % gesteigert hat.
Tja, die Antwort war:
"Ich fürchte, unsere Wege werden sich trennen müssen. Ich stelle Ihnen aber gerne ein Zwischenzeugnis aus oder versuche, Sie bei bekannten Kollegen unterzubringen."
Aus der Traum von der Kanzlei, in der ich bis zur Rente arbeite...
Bin froh, dass mein Teilzeitarbeitsverhältnis während der Elternzeit Ende Dezember endet, da wir es befristet hatten. Ich habe überhaupt keine Lust, meine Tochter bei der Oma zu lassen, ohne in dem Laden eine Zukunftsoption zu haben.
Tja, nun geht das Spiel von neunem los. Aber wer stellt mich schon ein?
Bin zwar - gerade im Insolvenzbereich - hoch qualifiziert, aber aufgrund meiner Wunscharbeitszeit von 30 Stunden und fast ohne jegliches Überstundenpotential nicht wirklich interessant für Insolvenzverwalter.
Mehr kann ich jedoch wegen der in Deutschland nach wie vor schlechten Betreuungssituation nicht arbeiten. Da ich nicht weiß, ob und für welche Tage ich eine Stelle finde, kann ich meine Tochter auch nicht in einer privaten Krippe anmelden. Ich habe das große Glück, dass meine Mutter im gleichen Haus wohnt und sich bereit erklärt hat, die Kurze zu nehmen. Aber meine Ma ist auch schon fast 71 Jahre alt und eigentlich zwei Mal im Jahr für acht Wochen im Ausland.
So mache ich mir also meine Sorgen...
Vielen Dank für's viele Lesen, hat echt gut getan, das mal loszuwerden.
Gruß
Schaf
ich bin recht neu hier und dachte, ich lass mal ein bißchen Dampf ab!
Ich habe zusammen mit meiner jetzigen Chefin ihre Kanzlei vor 3 Jahren aufgebaut, nachdem wir vorher zusammen in einer anderen Kanzlei (beide als Angestellte) gearbeitet haben. Ich hab ihre ganze Kanzlei organisiert und das ganze Büro aufgebaut. Ich habe ihre ganzen alten (Insolvenz-)verfahren fertig gekriegt, hab super viel gelernt, Stunde um Stunde (auch abends) dort gesessen. Ich hatte schon totalen Ärger mit meinem (damals arbeitslosen) Mann. Insgesamt komme ich auf fast 300 Überstunden.
Sie hat mir im ersten Jahr zwei dicke Prämien gezahlt.
Im zweiten Jahr hat sie mir einen Kollegen zur Seite gestellt.
Im dritten Jahr habe ich einen Dienstwagen bekommen.
Und dann habe ich vor ein paar Monaten meine Tochter zur Welt gebracht.
Ich hatte nach zwei Fehlgeburten (von denen meine Chefin wusste) eine Risikoschwangerschaft, habe einen super hohen Blutdruck (180/120) bekommen, so dass mir vom Arzt ein Beschäftigungsverbot verpasst wurde. Von da ab war alles anders.
Wir haben vor der Schwangerschaft auch privat öfter miteinander gesprochen, ich wusste, was bei ihr und ihrem Mann so abging, sie wusste über mich und meinen Bescheid.
Sie hat immer gesagt, wir würden gemeinsam durch dick und dünn gehen, sie würde sich nie, niemals von mir trennen und so weiter. Sie wollte für meine (damals noch ungeborene) Tochter einen Laufstall in ihr Büro stellen, Geburtsanzeigen drucken lassen und an Geschäftsfreunde verschicken etc.
Naja, ich bin dann also ab dem 4. Monat zu Hause geblieben. Keiner meiner Kollegen hat sich gemeldet und mal gefragt, wie es mir geht oder so. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass die Chefin das verboten hat. Angeblich, um mich nicht aufzuregen.
Dann hab ich irgendwann in der Kanzlei angerufen, um zu fragen, wie es mit einer Teilzeitbeschäftigung in der Elternzeit aussieht. Sie war ganz Feuer und Flamme, meinte, es wäre egal, wie lange ich arbeiten möchte, ich wäre so schnell und so gut, das würde sich auf jeden Fall lohnen.
Naja, dann hab ich sie nicht mehr gesprochen oder zu Gesicht bekommen. Wenn ich mich für einen Kuchen-Besuch in der Kanzlei zur Pause angekündigt hatte, war sie seltsamer Weise nie da, wenn ich anrief eigentlich auch nicht. Zurückgerufen hat sie auch nicht.
Als ich im Krankenhaus zur Entbindung (und schon zwei Wochen vorher) war, hat sie sich auch nicht gemeldet. Zur Geburt hat sie mir zwei Monate nach der Entbindung gratuliert. Als ich im Büro war um meine Kollegen zu besuchen.
Wegen der Teilzeitbeschäftigung in der Elternzeit hat sie sich nicht geäußert. Stattdessen hat sie jemanden eingestellt, der jetzt die Kanzleiorga und die wirklich schwierigen Bereiche im Insolvenzrecht bearbeiten soll. Und ich darf mittlerweile für 10 Stunden die Woche (natürlich ohne Dienstwagen) kommen.
Ich habe sie jetzt gefragt, wie es denn nach meiner Elternzeit weitergeht. Ich würde gerne reduzieren auf 30 Stunden die Woche, hätte gerne mal über eine Gehaltserhöhung oder den Dienstwagen gesprochen. Ich arbeite seit 5 Jahren zum gleichen Gehalt, obwohl sich meine Leistung ungefähr um 300 % gesteigert hat.
Tja, die Antwort war:
"Ich fürchte, unsere Wege werden sich trennen müssen. Ich stelle Ihnen aber gerne ein Zwischenzeugnis aus oder versuche, Sie bei bekannten Kollegen unterzubringen."
Aus der Traum von der Kanzlei, in der ich bis zur Rente arbeite...
Bin froh, dass mein Teilzeitarbeitsverhältnis während der Elternzeit Ende Dezember endet, da wir es befristet hatten. Ich habe überhaupt keine Lust, meine Tochter bei der Oma zu lassen, ohne in dem Laden eine Zukunftsoption zu haben.
Tja, nun geht das Spiel von neunem los. Aber wer stellt mich schon ein?
Bin zwar - gerade im Insolvenzbereich - hoch qualifiziert, aber aufgrund meiner Wunscharbeitszeit von 30 Stunden und fast ohne jegliches Überstundenpotential nicht wirklich interessant für Insolvenzverwalter.
Mehr kann ich jedoch wegen der in Deutschland nach wie vor schlechten Betreuungssituation nicht arbeiten. Da ich nicht weiß, ob und für welche Tage ich eine Stelle finde, kann ich meine Tochter auch nicht in einer privaten Krippe anmelden. Ich habe das große Glück, dass meine Mutter im gleichen Haus wohnt und sich bereit erklärt hat, die Kurze zu nehmen. Aber meine Ma ist auch schon fast 71 Jahre alt und eigentlich zwei Mal im Jahr für acht Wochen im Ausland.
So mache ich mir also meine Sorgen...
Vielen Dank für's viele Lesen, hat echt gut getan, das mal loszuwerden.
Gruß
Schaf