In wie vielen Kanzleien wird noch Diktiert?

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RechtsKnecht
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#31

20.09.2011, 10:22

Interessantes Ergebnis bis jetzt. Vielen Dank für die Antworten.
Ich konnte mir bisher nicht wirklich vorstellen, wie viele Anwälte noch diktieren und wie viele selbst tippen. Hab zwar schon ein bisschen Feedback in der Umgebung gesammelt, aber hier im Forum erreicht man einfach mehr Leute.

Persönlich tippe ich sehr schnell (etwa Sprechgeschwindigkeit), so dass ich später wohl nicht diktieren werde. Zumal ich auch vor habe, wo es sinnvoll geht mit Textbausteinen zu arbeiten.


Hintergrund meiner Frage ist eine Wirtschaftlichkeitsüberlegung. Man wird davon ausgehen können, dass selbst der IT-aufgeschlossene Durchschnittsanwalt zwar das 10-Finger-System beherrscht, aber dennoch langsamer ist als seine Fachangestellte. Beim Diktieren verbraucht der Anwalt aber auch Zeit. Die ReFa verbraucht beim Tippen nochmal Zeit. Klar, Anwaltszeit dürfte mit einem höheren Stundensatz anzusetzen sein, aber bei einem einigermaßen zügig tippenden Anwalt müsste es doch wirtschaftlicher sein, wenn er selbst tippt. Oder sehe ich das falsch? Er braucht zwar einen Tick mehr Zeit, dafür hat die ReFa deutlich mehr Zeit für andere Dinge. Auch dürfte die Tippgeschwindigkeit durch das andauernde Training ja ebenfalls steigen, so dass der Anwalt innerhalb kurzer Zeit eine ähnliche Tippgeschwindigkeit wie die ReFa erreicht.

Demnach müsste die wirtschaftlichste Kombination folgendermaßen aussehen: ein (oder mehrere) einigermaßen zügig tippender Anwalt, der komplexere Schriftsätze selbst tippt und eine (oder mehrere) gut ausgebildete ReFa, die einfachere Schriftsätze selbstständig erstellt und bestimmte Aufgabenbereiche eigenverantwortlich bearbeitet.
Auf diese Weise wird die verfügbare Zeit von Anwalt und ReFa am effektivsten genutzt, ohne dass der eine den anderen "blockiert".

Klingt das für die Praktiker plausibel und erreichbar oder habe ich wichtige Dinge übersehen? Es ist klar, dass sich dieses Team erstmal einspielen muss, aber wäre es als mittel- bis langfristiges Ziel durchführbar?



Nachfolgefrage: Wie beliebt ist es eigentlich, nach Diktat Schriftsätze zu schreiben?
Denkt man sich da als Fachangestellte(r) eher "Nicht schon wieder so ein dämliches Diktat! Eigentlich hätte ich noch ganz andere Sachen zu tun, die mir auch mehr Spaß machen" oder "Super Sache, zuhören und tippseln. Jetzt bin ich erstmal beschäftigt"?
Also, unterstellt, dass der Anwalt beim Diktieren einigermaßen ordentlich spricht und nicht dabei noch nebenbei isst und trinkt.
rosa

#32

20.09.2011, 10:24

Nachfolgefrage: Wie beliebt ist es eigentlich, nach Diktat Schriftsätze zu schreiben?
Denkt man sich da als Fachangestellte(r) eher "Nicht schon wieder so ein dämliches Diktat! Eigentlich hätte ich noch ganz andere Sachen zu tun, die mir auch mehr Spaß machen" oder "Super Sache, zuhören und tippseln. Jetzt bin ich erstmal beschäftigt"?
Also, unterstellt, dass der Anwalt beim Diktieren einigermaßen ordentlich spricht und nicht dabei noch nebenbei isst und trinkt.
da wird es auch keine einfache Antwort drauf geben. Ich kenne genug Kollegen, die sagen "geil Band schreiben, kaum denken, Tag geht rum, SUPER..." ich kann darüber nur den Kopf schütteln. Aber gut, jedem das seine!
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Gelini
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#33

20.09.2011, 10:25

sasasen01 hat geschrieben:Tatsächlich???? Also wir hatten in der Berufsschule kein Französisch!!! Oder leide ich schon an Alzheimer? :ka
Wir hatten auch "nur" Englisch, keine andere Fremdsprache.

Trotzdem denke ich, sollte es zu unserem Aufgabengebiet gehören, Büro-, Verwaltung- und kaufmännische Grundlagen zu beherrschen. Und dazu gehört nunmal auch das tippen. Ich würde ja auch nicht zu meinem Chef sagen, dass ich nicht mehr ans Telefon gehe, da es nicht "fachspezifisch" ist :roll: Er könnte sich ja dafür dann auch eine "normale" Sekretärin anschaffen :wink:
Muupsi
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#34

20.09.2011, 10:30

RechtsKnecht, du hast das aber perfekt durchkalkuliert :wink: Eine Frage meinerseits: Wo hast du denn so schnell tippen gelernt?
Ansonsten hört sich dein "Konzept" gut an. Wenn ihr es später so umsetzen könnt, ist die Zeit effektiv genutzt. Wenn ihr erst eine (oder mehrere) Angestellte habt, werdet ihr ja sehen, ob sich deine Vorstellungen realisieren lassen oder ob ein anderer Arbeitsablauf nicht doch besser/effezienter ist.

Ich muss zugeben, dass ich eigentlich ganz gern nach Diktat schreibe. Es fällt nicht jeden Tag ein Diktat an. Es kann aber auch sein, dass am Tag mehrere Diktate zu schreiben sind, womit ich gar kein Problem habe (gehört halt mit zu meinen Aufgaben). Ich mag nur keine ellenlangen Diktate (20 Seiten und mehr), weil dann das Hirn irgendwann abschaltet und man sich nach dem Schreiben erst mal wieder aufraffen muss. Da ich es hier in meiner Kanzlei (wo ich auch schon die Ausbildung gemacht habe) nicht anders kenne, dass eben auch Diktate geschrieben werden müssen, ist das für mich in Ordnung.
gkutes

#35

20.09.2011, 10:32

also, ich beherrsche ja das tippen grundsätzlich ... :roll:

so kommen wir zur Nachfrage:
Wie beliebt ist es eigentlich, nach Diktat Schriftsätze zu schreiben?
sehr sehr sehr sehr sehr unbeliebt :!:

als Spracherkennungssoftware nutzen wir Dragon Naturally Speaking :daumen
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Gelini
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#36

20.09.2011, 10:33

RechtsKnecht hat geschrieben:Nachfolgefrage: Wie beliebt ist es eigentlich, nach Diktat Schriftsätze zu schreiben?
Denkt man sich da als Fachangestellte(r) eher "Nicht schon wieder so ein dämliches Diktat! Eigentlich hätte ich noch ganz andere Sachen zu tun, die mir auch mehr Spaß machen" oder "Super Sache, zuhören und tippseln. Jetzt bin ich erstmal beschäftigt"?
Also, unterstellt, dass der Anwalt beim Diktieren einigermaßen ordentlich spricht und nicht dabei noch nebenbei isst und trinkt.
Ich denke auch, dass es sowohl auf die Diktate an sich als auch auf die bearbeitende Fachangestellte ankommt. Ich z. B. schreibe recht gern Diktate, zumindest längere Schriftsätze. Für mich sind diese Schriftsätze einfach total interessant, das ist, als würde der RA mir die Akte vorlesen :mrgreen: Das heißt, ich denke auch mit, wenn ich schreibe und tippse das nicht einfach nur runter.

Aber ich kenne sowohl Fachangestellte, die weniger gern tippen, oder solche, die einfach das Hirn ausschalten und stur den Text in dem PC hämmern :? :roll:

Ansonsten denke ich, ist dein System praktikabel, da ich es - wie gesagt - schon selbst so erfahren habe. Jedoch ist es natürlich eine Einstellungsfrage der Anwälte. Mein Anwalt in meiner Ausbildungskanzlei z. B. konnte einfach nicht denken und gleichzeitig schreiben :lol: Er hat sich während des Diktats Notizen nebenbei gemacht, die ihn, wenn er selbst geschrieben hätte, nur aufgehalten hätten.
sasasen01
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#37

20.09.2011, 10:34

RechtsKnecht hat geschrieben:
Nachfolgefrage: Wie beliebt ist es eigentlich, nach Diktat Schriftsätze zu schreiben?
Denkt man sich da als Fachangestellte(r) eher "Nicht schon wieder so ein dämliches Diktat! Eigentlich hätte ich noch ganz andere Sachen zu tun, die mir auch mehr Spaß machen" oder "Super Sache, zuhören und tippseln. Jetzt bin ich erstmal beschäftigt"?
Also, unterstellt, dass der Anwalt beim Diktieren einigermaßen ordentlich spricht und nicht dabei noch nebenbei isst und trinkt.


Also ich denke, es sollte eine ausgewogene Mischung sein. Ich schreibe gerne und ich mache auch gerne die anderen Sachen. Ich denke einfach, es gehören beide Bereiche dazu.

Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, wie das praktisch laufen soll mit diesem "Selber-Tippen".

Zum Beispiel:

Gestern hatte mein Chef einen Mandanten einbestellt, um zusammen eine schwierige Klageerwiderung zu fertigen. Die Besprechung dauerte knapp 6 Stunden und das Diktat war knapp 130 Minuten lang.

Wie hätte das denn ausgesehen, wenn er den Schriftsatz selbst gefertigt hätte? Hätte er das während der Besprechung mit dem Mandanten und während der Informationserteilung durch den Mandanten machen sollen?

Also vielleicht reicht meine Phantasie dazu nicht aus, aber ich kann mir das wirklich nicht vorstellen.
sasasen01
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#38

20.09.2011, 10:35

Gelini hat geschrieben:
Wir hatten auch "nur" Englisch, keine andere Fremdsprache.

Wirklich? Also wir hatten in der Berufsschule überhaupt keine Fremdsprache! Dafür geht man doch (mindestens 10 Jahre) vorher zur Schule, oder?
likema31
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#39

20.09.2011, 10:36

Ich schreibe alles selbst, weil es mich nervt, die Diktate meist noch korrigieren zu müssen.
BrunettesDoitBetter
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#40

20.09.2011, 10:39

Bei uns wird auch noch diktiert. Klageschriften etc. macht der chef auch ab und zu mal selbst.

Aber jetzt mal ne blöde Frage: was macht ihr denn alle den ganzen tag wenn ihr nichts diktiert bekommt? Bei mir besteht 80% der ARbeitszeit aus Diktaktbändern schreiben :shock:
Ein Mann kann anziehen, was er will - er bleibt doch nur ein Accessoire der Frau
-Coco Chanel-
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