Bewerbung nach der Ausbildung: Wann und wo??

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ReLo
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#11

01.06.2010, 12:50

Hei!

Ich habe mich nach 3 Jahren aus der Kanzlei wegbeworben - in eine Rechtsabteilung eines deutschlandweit tätigen Unternehmens. Das war Zufall und ich dachte: warum eigentlich nicht?

Meine Arbeit dort hat sich doch sehr von der typischen Kanzleiarbeit unterschieden, auch, weil die dortigen Anwälte zuvor in keiner Kanzlei tätig waren und Kanzleigewohnheiten einfach nicht vorhanden waren (ich musste mich z.B. für einen Fristenkalender stark machen und es gab für einzelne Vorgänge auch keine Az - was mir doch sehr zu schaffen machte).

Die Rechtsgebiete waren überwiegend Arbeitsrecht, Gesellschaftsrecht sowie das komplette Forderungsmanagement. Ich habe extrem viel gelernt (hatte keine Kollegen), vor allem die wirtschaftlichen Aspekte sind in einem Unternehmen doch meist anders ausgeprägt als im RA-Büro, allerdings habe ich nach 4 Jahren das Kanzleifeeling so vermisst, dass ich wieder in eine Kanzlei zurückgegangen bin. Du musst bedenken, dass du in einer Rechtsabteilung keinen Kontakt zu Mandanten hast, da ausschließlich eigene Firmeninteressen vertreten werden und auch Gebührenabrechnungen werden nicht erstellt, da ja keine Anwaltsgebühren anfallen. Man berät und vertritt ja quasi den eigenen Arbeitgeber. Du bekommst also Änderungen im RVG nur schwer bzw. gar nicht mit und auch sonst habe ich mich von Gesetzesänderungen etwas "außen vor" gefühlt. Eine weitere Erfahrung im Unternehmen war, dass die verschiedenen Abteilungen untereinander nicht immer gut Hand in Hand arbeiten, denn der "Oberchef" will natürlich auch Ergebnisse der einzelnen Abteilungen sehen, schlechte Stimmung gibt es aber auch in Kanzleien, so dass das keine Besonderheit ist. Sämtliche Bereiche (z.B. Finanzbuchhaltung, Personalbuchhaltung, Controlling, Marketing, laufender Betrieb) sind in eigenen Abteilungen mit eigenen Vorgesetzten angesiedelt und in der Rechtsabteilung musst du die Bedenken und Interessen aller Abteilungen irgendwie unter einen Hut bringen. Man erhält dadurch einen unglaublich großen Überblick/"Rundumblick" - den ich wahrscheinlich nie in einer Kanzlei erfahren hätte und der mir bereits tolle Jobs eingebracht hat.

Du solltest auch bedenken, dass es wahrscheinlich etwas schwieriger sein wird, später irgendwann in einer Kanzlei anzufangen, wenn du über noch keine praktische "Kanzleiberufserfahrung" verfügst, außer dem, was du in der Ausbildung gelernt hast.

Fazit: Heute (in einer weiteren neuen Kanzlei) profitiere ich unheimlich davon, dass ich über Berufserfahrung im Kanzleibereich verfüge - aber die Erfahrungen in der Rechtsabteilung sind für meinen jetzigen Job mind. genauso wichtig und ich würde so einen "Abstecher" in die Wirtschaft immer wieder machen. Das Zurückkehren in die Kanzlei hat mich in der Bewerbungsphase allerdings einige Überwindung gekostet, da ich zu BRAGO-Zeiten gegangen bin und mit dem RVG wieder einsteigen wollte - aber es ist erstaunlich, ob so oder so - man lernt alles!

Ich wünsche dir viel Erfolg beim Bewerben und im neuen Büro - wo auch immer es sein wird!

PS: Sorry für den langen Text, aber kürzer ging es nicht :-)
Katy89
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#12

01.06.2010, 16:47

Achsooo :-)

Aber vielleicht habe ich ja glück und habe dann einen nahtlosen Übergang zwischen Ausbildung und neuer Stelle. Obwohl erst einmal ein oder zwei Wochen Urlaub wäre auch nicht schlecht :-D
Habe drei Jahre in der Rechtsabteilung eines großen Automobilherstellers gearbeitet. Wir hatten da viel mit Arbeitsrecht, Vertragsrecht und Forderungseinzug zu tun und natürlich dann auch die gerichtlichen Sachen wegen Gewährleistung und Garantie. Ich fand das gar nicht so schlecht.
@ mckohlberg: War es schwer in diesem Unternehmen reinzukommen? Und meinst du, man könnte mit Vitamin B eventuell bessere Chancen haben in eine Bank reinzukommen?
Für meine Ausbildung musste ich nur zwei Bewerbungen schreiben... Ich denke für eine Stelle nach der Ausbildung wird es wesentlich mehr werden :-D Aber besser ich schreibe mehr Bewerbungen und habe hoffentlich eine größere Auswahl, als wenn ich mich nur auf ein paar Unternehmen konzentriere und die wollen mich alle nicht.

@ ReLo: Vielen Dank für den Bericht :-) Ich finde es schon sehr interessant, was du alles in der Rechtsabteilung gemacht hast und ich finde es hört sich sehr gut an. Ich werde mich auch auf jeden Fall auch in Rechtsabteilungen bewerben:-) So kann ich meine Erfahrungen sammeln und wenn dieser Job nichts für mich ist, dann kann ich es immernoch woanders versuchen. Ich bin schon dabei, mir größere Firmen, Banken, Kanzleien etc. herauszusuchen, damit ich mal einen Überblick habe, wo es in meiner Nähe etwas gibt. Da ich nämlich in einer sehr großen Kanzlei meine Ausbildung mache, würde ich ungern sofort in eine ganz kleine Kanzlei oder Firma nach der Ausbildung wechseln.
Ich hoffe mit dem guten Ruf meiner Ausbildungsstätte und den hoffentlich (:-/) guten Abschlussnoten, habe ich recht gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt....
Nochmals Danke ReLo :-)
maryliebtsterne
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#13

01.06.2010, 19:03

mckohlberg hat geschrieben: Habe drei Jahre in der Rechtsabteilung eines großen Automobilherstellers gearbeitet. Wir hatten da viel mit Arbeitsrecht, Vertragsrecht und Forderungseinzug zu tun und natürlich dann auch die gerichtlichen Sachen wegen Gewährleistung und Garantie. Ich fand das gar nicht so schlecht.
Mich würde auch interessieren, wie man dort am Besten eine Stelle findet :)
RAsunny
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#14

02.06.2010, 16:48

Katy89 hat geschrieben:
Ich hoffe mit dem guten Ruf meiner Ausbildungsstätte und den hoffentlich (:-/) guten Abschlussnoten, habe ich recht gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt....
Ich will dir damit keine Angst machen, aber stelle es dir nicht zu einfach vor. Ich selber habe meine Ausbildung mit 2 abgeschlossen, Zeugnis war auch super. Geholfen hat es mir nicht, da ich nach der Ausbildung fast 1 Jahr arbeitslos war. Und danach hab ich immer mal wieder befristete Jobs angenommen, damit ich überhaupt Berufserfahrung sammeln kann. Meine zwei vorletzten Chefs haben mir super Zeugnisse geschrieben und hat geholfen? Nein, leider nicht.

Also ich will dir damit nur sagen, versteife dich nicht zu sehr darauf, in eine große Kanzlei oder in eine Rechtsabteilung zu kommen. Du musst erst einmal Berufserfahrung sammeln.

Aber ich wünsche dir trotzdem viel Grlück bei der Suche.

Liebe Grüße
RAsunny

PS: Ich muss mich auch bald wieder bewerben, da mein Job nur befristet ist.
gkutes

#15

02.06.2010, 18:07

Was wenn man Mitte Januar seine mündliche Prüfung hat, aber erst ab dem 1. Februar bei der neuen Arbeitsstelle anfängt. Muss man beim Arbeitsamt trotzdem Bescheid geben? Ich bin bei diesem Thema noch ein ziemlicher Grünschnabel
das solltest du auf jeden Fall. Ich hatte auch so eine Konstellation und hatte mich arbeitslos gemeldet. Du bekommst so auch noch ein paar Mark von der Agentur

In einer Rechtsabteilung wirst du wohl auch nicht viel mitm RVG zu tun haben, so viel steht fest.
mckohlberg
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#16

08.06.2010, 13:33

Ich bin damals in die Rechtsabteilung mit sog. Vitamin B gekommen. Habe in einer Kanzlei gearbeitet, bei der mir zum Ende der Probezeit gekündigt wurde, weil der RA, für den ich zuständig war, gegangen ist. Der RA, der in dieser Kanzlei die arbeitsrechtlichen Mandante für die besagte Firma bearbeitet hat, hat mich dann zwei, drei Wochen später angerufen, ob ich schon was neues hätte und wenn nicht könnte ich mich ja bei der Firma mal bewerben, die würden jemanden für die Rechtsabteilung suchen.

LG
LG mck
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