Allgemein: Altersbeschränkung für Insolvenzverfahren?

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Sheridane
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#1

31.03.2010, 15:34

Hallo zusammen

Mal eine ganz allgemeine Diskussion:

Ich erlebe, dass immer mehr junge Leute (aktuell eine junge Frau mit 23 Jahren) in Insolvenz gehen.
Meines Erachtens sollte es diesbzgl. eine Altersbeschränkung geben. Das Mädchen ist mit 29 Jahren schuldenfrei und kann fröhlich, frisch und munter erneut Schulden machen. :evil: Sie musste sich nie anstrengen, ihre Schulden "ehrlich" abzustottern.

Was haltet Ihr davon oder was denkt Ihr darüber?

Viele Grüße
Manuela
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skugga
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#2

31.03.2010, 15:57

Ich halte das für ausgemachten Blödsinn.

Auch, wenn Du das kaum glauben magst: Den meisten, die einmal ein Insolvenzverfahren durchlaufen haben, liegt durchaus am Herzen, diese Erfahrung nicht zu wiederholen. Warum gehst Du dann frisch und fröhlich von "einmal Schulden, immer Schulden" aus?

Zum zweiten: Wenn schon ein Insolvenzverfahren nötig ist, dann hat sichs was mit "Abstottern". Da müsste gestottert werden, bis man alt und klapprig ist und hätte dann vermutlich doch nur die Zinsen gezahlt und nix getilgt.

Wie kommst Du eigentlich drauf, dass man sich in der Wohlverhaltensphase nicht "anstrengen" müsste?

Daher, wie bereits eingangs erwähnt: Unfug.
Milchreis schmeckt ganz vorzüglich, wenn man ihn kurz vor dem Verzehr durch ein saftiges Steak ersetzt.
aloa
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#3

31.03.2010, 17:09

Viele leute können auch nichts dafür.
einige werden von ihrem ehepartner verlassen und bleiben dann auf alleine auf den schulden sitzen. hab das jetzt öfters mal erlebt. oder die werden falsch beraten und daher kommen dann die schulden.

und den meisten ist auch sehr unangenehm das sie in so eine situation kommen.
ich muss mich skugga anschließen, ein insolvenzverfahren ist nicht leicht für die schuldner.
ich hab mal für einen fachanwalt für insolvenzrecht gearbeitet, spreche da aus erfahrung.

außerdem kann man nicht alle schuldner über den selben kam scheren.
Eve80
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#4

02.04.2010, 17:22

Und künstliche Hüftgelenke erst ab 65, damit sich das auch ja noch lohnt... :roll:

Mal im Ernst: bei den Akten, die ich auf dem Tisch hab, trifft es 99 von 100 Schuldnern aus Naivität, sei es, weil für den Partner eine Bürgschaft unterschrieben wird, weil man nicht versteht, was man unterschreibt bzw. falsch versteht und dann gibt es noch die, die unverschuldet in die Arbeitslosigkeit rutschen und über längere Zeit mit Raten in Rückstand geraten, dann gibt es diejenigen, die mit ihrer Selbständigkeit gescheitert sind, wofür es auch wieder 100 Gründe gibt, die oft genug unverschuldet bzw. unvorhersehbar waren, aber daß jemand ABSICHTLICH Schulden anhäuft... Das ist dann 1 von 100... Und der ist zumeist Geschäftsführer eine GmbH und führt reihenweise Firmenbestattungen durch, mit denen er über längere Zeit durchkommt aus verschiedenen Gründen...
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advocatus diaboli
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#5

03.04.2010, 10:25

Ich wundere mich immer wieder über die Idee, Zwangsvollstreckung bzw. Insolvenz mit irgendwelchen Erziehungsgedanken verbinden zu wollen. :roll:
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#6

03.04.2010, 10:57

Das liegt daran, dass es Insolvenz früher in Deutschland nicht gab.

Interessant wird es allerdings, wenn derselbe Mensch im Laufe seines Lebens zum zweiten Mal Verbraucherinsolvenz anmeldet, und das wird es ja auch geben. Derjenige macht dann wirklich den Gläubigern eine lange Nase.

Abgesehen davon werden Verbraucherinsolvenzverfahren bei uns manchmal wegen so kleiner Schuldensummen durchgezogen (teilweise unter 10.000 €), da sehe ich die Leiden, die Skugga schildert, nicht.

Man muss ja auch mal an die andere Seite denken, die dem Schuldner vertraut hat und ihr Geld geliehen hat.
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Eve80
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#7

04.04.2010, 10:17

"Kleine" Summen unter 10 000 € können für den ein oder anderen durchaus unmöglich sein... Und wenn man dann jahrelang nur auf Zinsen zahlt und die Hauptforderung unverändert bleibt, können auch Beträge von unter 10 000 € zum Problem werden...

Klar muß man auch an die andere Seite denken, aber haben die was davon, wenn sie bis zum Lebensende vollstrecken? Auch nicht, oder? Und auch die Gläubiger können irgendwann in diese Situation rutschen und sind dann froh, daß es diese Möglichkeit gibt. Seh ich ja oft genug.
Jupp03/11

#8

04.04.2010, 12:22

Gläubiger kommen oft deshalb in die Situation, weil es genügend Schuldner gibt und der Staat diesen durch dieses tolle Gesetz noch ganz große Unterstützung liefert. Ich mache mir als Schuldner ein schönes Leben, zahle die Forderungen der Gläubiger nicht, fliege lieber nach Rio zum Karneval und wenn ich keinen Gläubiger mehr finde, gehts ab zum Inso-Gericht.
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NORTHERN DINO
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#9

04.04.2010, 17:20

Da ist wohl eine Menge dran. Nicht umsonst fährt man als Vollstreckungsgericht einen knüppelharten Stiefel, weil viele Schuldner sonst andauernd versuchen, einem auf der Nase herumzutanzen. Und im Lügen haben alle eine "1". :evil:
~ Grüßle ~
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Veni, vidi, violini (Ich kam, ich sah, ich vergeigte)... :roll: 257

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