Einzelkanzlei oder Großkanzlei?

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Mr.Black
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#41

04.11.2008, 10:27

Ich muss sagen, es läßt sich der Trend erkennen, wer in einer kleinen Kanzlei arbeitet, der rät auch zur kleinen Kanzlei und wer in einer Großkanzlei arbeitet tendiert zur Großkanzlei.

Die meißten Anwälte wollen als Berufsanfänger gerne in Großkanzleien unterkommen, vor allem wegen der sehr guten Gehälter. Insoweit finde ich es interessant, dass bei Euch der allgemeine Trend eher in Richtung Kleinkanzlei geht.
LAG Düsseldorf, Az: 12 (18 ) Sa 196/98:
Der Tritt ins Gesäß der unterstellten Mitarbeiterin gehört auch dann nicht zur "betrieblichen Tätigkeit" einer Vorgesetzten, wenn er mit der Absicht der Leistungsförderung oder Disziplinierung geschieht.
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Catwoman1703
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#42

04.11.2008, 10:38

@Mr. Black: Also mir gefällt es in meiner kleinen Kanzlei deshalb, weil es dort familärer zugeht. Gut die Bezahlung könnte evtl. besser sein, aber dafür kann man mit meinem Chef auch mal eine private Unterhaltung führen und er läd uns ab und zu zum Mittagessen ein. In einer Großkanzlei (einige 100 RAs u. überörtlich) hatte ich mal ein Vorstellungsgespräch, dort gab es einzelne Teams und man war dann automatisch eine Teamassistent und keine Refa mehr. Dort wurde mir auch gesagt, dass es gut vorkommen kann, dass die Besprechungen mit den Mandanten (Großkonzerne) bis in den späten Abend dauern kann und solange eine Angestellte da sein muss um die Mandanten zu bedienen.
Für mich war dann sofort klar, dass ich da nicht hinwill! ;-)
Das Leben entspringt auf alle Fälle
aus einer Zelle.
Doch manchmal endet' s auch bei Strolchen
in einer solchen. (Heinz Erhardt)

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susannen aus s.

#43

04.11.2008, 10:39

Ich habe in einer Großkanzlei gelernt und war sehr enttäuscht, dass ich nicht übernommen wurde. Ich habe gerne dort gearbeitet. Ich bin dann nach meiner Ausbildung sofort in eine Kleinkanzlei gewechselt. Das Leben hier ist einfach angenehmer. Einzelkämpfer behandeln ihre ReFas einfach anders. Sie sind mehr auf sie angewiesen. Es gibt mehr Verantwortung und Mitbestimmung. Ich entscheide, wo mein Telefon steht, ich entscheide, wie mein Schreibtisch am besten eingerichtet ist, ich kann beeinflussen, welche Aktenführung die sinnvollste ist usw. Wir sind hier 2 Refas. Soweit so gut, aber wenn einer Urlaub hat, ist es blöd, weil einfach kein anderer Ansprechpartner, als Chef oder Mandanten da sind. Ob wir krank zu Hause bleiben oder nicht, entscheiden wir danach, was dann alles auf den Einen alleine zukommt. Da geht man schon mal eher los, als wenn man weiß, dass in einer großen Kanzlei keiner wirklich dadurch leidet. Entscheiden würde ich mich aber wohl doch immer wieder für eine Kleinkanzlei, weil ich hier keine unter vielen bin.
HIMI
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#44

04.11.2008, 11:06

@Mr.Black: mal abgesehen von dem Punkt, daß auch ReNos/Refas in größeren Kanzleien im allgemeinen mehr verdienen, hat unsereins in einer größeren Einheit wenig Chancen sich eine große Bandbreite zu erhalten, im allgemeinen macht man dann eigentlich nur noch wenige Dinge, Band schreiben, nur noch ZV, etc.

Wer aber in einer kleinen Kanzlei oder bei einem Einzelanwalt ist, muß im Prinzip einfach "alles drauf haben".

Und eines nicht zu vergessen: im allgemeinen hat man als Refa nur in einer kleinen Kanzlei die Gelegenheit, zu zeigen, daß man Verantwortung übernehmen will und kann. Gibt zwar auch Großkanzleien, in denen die Leistungen der Refas gewürdigt werden (ich kenne eine), aber das dürfte eher Seltenheitswert haben.
Übrigens dürfte das auch für Junganwälte in Großkanzleien gelten, wenn die sich von dem "höheren Verdienst" erholt haben und feststellen, daß die Partner nicht mal ihre Namen kennen.
ich glaub mich knutscht ein Elch
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Mr.Black
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#45

04.11.2008, 11:54

Dazu einige Fragen:

Wie hoch ist denn der Gehaltsunterschied Kleinkanzlei/Großkanzlei für Euch ca.? Bzw. was zahlen Großkanzleien so?

Warum ist Euch so wichtig "alles draufzuhaben" bzw. "Verantwortung zu übernehmen" obwohl es hierfür oft weniger Geld gibt? Für mich zum Beispiel ist es sehr angenehm kein "Wald- und Wiesenanwalt" zu sein der alles draufheben muss. Ich kann mich auf wenige Spezialgebiete konzentrieren.
LAG Düsseldorf, Az: 12 (18 ) Sa 196/98:
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StineP

#46

04.11.2008, 12:06

Ich bin ein ziemlicher Sondefall. Ich arbeite alleine für zwei Anwälte. Über meine Verantwortung und die Abhängigkeit meiner Chefs von mir brauchen wir also nicht wirklich reden. Das haben die meisten von euch hier schon erläutert...

Nun verdien ich aber richtig ordentlich Geld. Ich habe daher nicht wegen des Gehalts den Wunsch, in eine Großkanzlei zu gehen. Unabhängig davon, ob ich nun meinen Refawi mache oder nicht, sehe ich leder in unserer kleinen Kanzlei keinerlei Aufstiegsmöglichkeiten, keine Möglichkeit, mich weiter zu entwickeln. Klar, dafür würde mir in einer großen Kanzlei auch keiner ne Garantie aussprechen.

Allerdings gibt es Bereiche, die ich wirklich gern machen/kennenlernen würde, und das ist Personalmanagement zB. Es ist schade, dass man bei so wenigen Anwälten wirklich so gequetscht ist in bestimmte Fachbereiche und andersrum leider in den einem selbst am besten liegenden Bereichen eher selten zum Zuge zu kommen.

Klar finde ich das ganz nett, wenn das familiär zugeht, aber ich finde es oft schwierig, private Sachen außen vor zu lassen... mir fällt immer wieder auf, dass ich oft mit meinem Chef über richtig private Angelegenheiten spreche, wo ich im Nachhinein denke, dass es ihn eigentlich nichts angeht... Diese Grenze zu finden zwischen dem kumpelhaften und dem professionellen gelingt mir selten. Ich kann leider auch nicht sagen, ob ich mich in einem unfamiliären Büro, wo es nur um Leistung geht, besser fühlen würde. Leider hab ich eine derartige Erfahrung noch nicht gemacht.
susannen aus s.

#47

04.11.2008, 12:08

Also, wenn ich nicht Wert darauf legen würde "alles draufzuhaben" oder "Verantwortung zu übernehmen", dann hätte ich Bürokauffrau oder Verkäuferin gelernt oder säße irgendwo an der Kasse und würde Ware über den Scanner ziehen. Also bitte keine Mißverständnisse, Hochachtung auch für jeden, der diesen Beruf wählt. Tatsache ist doch aber, dass ReFas in den Bereichen ausgebildet werden, in denen Anwälte an der Uni oft nichts hören. Mein Zweitchef jedenfalls weiß bis heute nur, wie RVG geschrieben wird, was bei BRAGO übrigens auch nicht anders war und von Zwangsvollstreckung hat er auch nur gehört, weil ich sie hier im Büro bearbeite. Er gibt aber auch ganz klar zu, dass dies alles kein Thema während seines Studiums war. Unser letzter Referendar allerdings musste sich schon damit beschäftigen, es scheint sich hier etwas geändert zu haben. Ich hatte viel Spaß dabei, mit ihm RVG zu machen und fand es prima, dass er bei mir nachgefragt hat und nicht Selbststudium betrieben hat.
Maximum
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#48

04.11.2008, 12:09

Ich bin in einer Großkanzlei:

Gut ist:
- die Bezahlung ist höher als in kleinen Kanzleien
- Ich kann Urlaub nehmen wann ich möchte
- wenn ich krank bin ist immer jemand da
- ich hab Gleitzeit
- meine Chefs sind auch "nur" angestellt, sodass hier ein freundschaftliches Verhältnis herrscht mal was trinken gehen hier.. Party da
- ich mache auch alles (bis auf BuHa)

schlecht ist:

- Partner (die "richtigen" Chefs) kennen einen nicht
- es wird nichts gewürdigt (also keine Überstunden, Mehrarbeit, Einsatz oder dergleichen)
- man muss seinen Geburtstag feiern (für mich ein Graus)
- man kennt aber seine Abteilung und sonst niemand
- es wird viel (unwahres) in der Kanzlei getrascht
- man hat mindestens einmal im Jahr mit irgendwem eine angedichtete Affäre
- auf den vielen Feiern benehmen sich die Partner meist daneben

Ich würde nicht in eine kleine Kanzlei gehen - wenn diese schlechter zahlt als die Großkanzlei. Ansonsten würde ich mich Mal für die kleinere Kanzlei entscheiden. (Hab auch schon in einer kleinen Kanzlei gearbeitet)
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HIMI
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#49

04.11.2008, 12:09

@Mr.Black: schwer zu sagen, was normale ReNos in FFM in kleinen Kanzleien verdienen. In Großkanzleien dürfte das vielleicht so um 28.000 bis 30.000 p.a. sein, bin aber über die derzeitige Situation nicht im Bilde.

Was die Übernahme von Verantwortung angeht: das zahlt sich bei mir jedenfalls in jeder Hinsicht aus. Sowohl in der eigenverantwortlichen Gestaltung meiner Arbeit, Stellung in der Kanzlei wie im Gehalt. Was will der Mensch mehr.

Ich weiß aber auch, daß viele nicht eigenverantwortlich arbeiten wollen und froh sind, wenn man ihnen jedes Komma vorgibt. Habe ich auch schon etliche von gesehen.

Was nun Dich angeht: Solltest Du durch irgendeine unglückliche Entwicklung nicht mehr in der derzeitigen Kanzlei arbeiten können und sich für dein Spezialgebiet keine andere entsprechende Stelle anbieten, müßtest Du Dir auch überlegen, wie es ggf. als Einzelanwalt weitergehen soll. Ich sage Dir, das ist gar nicht so einfach.
ich glaub mich knutscht ein Elch
Mulle21
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#50

04.11.2008, 12:09

@mr. black

Selbständiges, erülltes Arbeiten als ReFa geht häufig eher in einer kleinen Kanzlei, da man dort - guter Chef vorausggesetzt - als gleichwertig behandelt wird.

Zur Güte der Anwälte in Groß- und Kleinkanzleien: Nur weil man in einer Großkanzlei arbeitet, ist man nicht besser. Mein Chef und die zwei anderen Anwälte sind extra in unserer kleinen Kanzlei - selbständig arbeiten, keine Hierarchien, ... Gewinnen tun wir bis dato alles auch gegen White and Case, CMS und wie sie alle heißen (wir sind bankrechtlich ausgerichtet). Wir haben hier ein super Ambiente (Villa), die EDV ist 1 A und Getränke und Kaffee (und im Sommer Eis) gibt es umsonst. Ferner haben wir einen Garten - suuuuuper im Sommer
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