Ich bin noch eine ReFa "alter Schule" (Prüfung in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts
). Mein jetziger Chef diktiert viel (auf Kassette!) und ich bin ganz zufrieden damit. ZV, Inso-Verfahren, Gebührenabrechnungen, einfachere Schreiben, einfache Klagen und Postbearbeitung erledige ich selbstständig bzw. auf kurze Anweisung.
Grundsätzlich denke ich, dass Spracherkennung schon sinnvoll ist, zumal ich die Erfahrung gemacht habe, dass es heutzutage bei vielen Azubis zunehmend an korrekter Rechtschreibung hapert (da wird wohl in der Schule ganz schön geschlampt). Und aus einer Azubi, die das "nicht drauf" hat, wird auch eine ebensolche ReFa. Dem Anwalt bringt es nichts, wenn er die fertigen Schriftsätze noch mal korrekturlesen muss. Was ich da teilweise in Schriftsätzen anderer Kanzleien oder auch in Gerichtsurteilen lese, stellt mir persönlich die Haare auf ... meine letzte Azubine verließ sich z.B. vollständig auf die Rechtschreibkorrektur des Programmes und konnte keinen vernünftigen Satz selbst formulieren. Einmal saß sie da und wälzte eine Viertelstunde lang den Duden, weil ein bestimmtes Wort nicht erkannt wurde. Dumm nur, dass sie das Wort (das mir leider entfallen ist, aber so ungewöhnlich nicht war) nicht fand, weil sie keine Ahnung hatte, wie es richtig geschrieben wurde ...
Aber: Mein vorheriger Chef arbeitete mit Spracherkennung, aber nuschelte und verhaspelte sich dermaßen, dass ich zum Korrigieren mehr Zeit brauchte als heute dazu, vom Band zu schreiben. Wer schon mal versucht hat, einen halbseitigen Schachtelsatz mit teilweise völlig sinnfreien Wörtern in eine ordentliche Form zu bringen, weiß, wovon ich rede. Wahrscheinlich gibt es bessere Spracherkennungssysteme, aber deutliches Diktieren ist absolut unentbehrlich, wenn man damit arbeiten will.
Also: Ich schreibe gerne Diktate, gerade mit umfangreichem Sachvortrag. Dazu gehört selbstverständlich, etwaige Fehler des Chefs(Parteiendreher, Wiederholungen, Ausdrucksfehler, offensichtliche Irrtümer) gleich zu korrigieren. Natürlich wäre es auch mir zu blöd, wenn mein Chef mir "jeden Mist" diktieren würde, aber damit, die Hälfte der Arbeitszeit mit Diktaten zu verbringen, kann ich gut leben.