Meine Güte, wenn ich geahnt hätte, dass ich mit meinem Ausgangspost so eine Lawine lostrete, die sowohl Engstirnigkeit und Neid als auch pauschale Anfeindungen gegen Kolleginnen und Kollegen aus den neuen Bundesländern beinhaltet, hätte ich es gelassen.
Zum Thema Bezahlung von Seminaren: Ich habe das Glück, in einer Kanzlei zu arbeiten, die sich keineswegs Sorgen um Geld machen muss, im Gegenteil. Es gibt hier Chefs, die sich tagelang einzig und allein Gedanken um das Problem machen, ob die neue Yacht nun 15 oder 17 Meter lang sein soll. Von unseren Fortbildungen profitieren die Anwälte nicht zu knapp, wurde hier auch schon von anderen erwähnt. Darum können sie das auch ruhig bezahlen, da ich nicht beabsichtige, die Kanzlei zu wechseln und mein Wissen anderen Anwälten zugute kommen zu lassen. Ich selbst hab auch was davon, wenn ich mich weiterbilde? Ja klar. Aber denkt einer von euch abends beim Einschlafen glücklich darüber nach, wie schön er neuerdings den Versorgungsausgleich ausrechnen kann? Also ich denke dann eher an ein saftiges Steak oder ich zähle Schafe. Aber jedem das Seine.
Mir ging es im Eröffnungspost ausschließlich darum (und auch jetzt noch), dass es ein Unding ist, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Die einen kriegen einen ganzen Tag frei, um ein Seminar zu besuchen und die anderen opfern einen kompletten freien Samstag. Darum geht´s.
Da die Arbeit hier in 40 Stunden pro Woche meistens nicht zu schaffen ist und wir permanent unter Volldampf stehen, wäre ein freier Samstag zur Regeneration ganz schön gewesen. Ein kranker Mitarbeiter nützt dem Büro ja auch nicht viel und unglückliche, demotivierte Angestellte leisten auch weniger. Ist alles nicht nur weitläufig bekannt, sondern auch erwiesen.
Natürlich ist da die Frage erlaubt, ob es fair ist, die einen freizustellen und die anderen am Wochenende zum Seminar gehen zu lassen, ohne einen Freizeitausgleich zu gewähren. Sicherlich mag es dem einen oder anderen vorkommen, als sei das Gejammere auf hohem Niveau. Aber muss ich auf die Knie fallen, wenn ich ein ganz stinknormales Reno-Gehalt beziehe, während jeder meiner Chefs monatlich Gewinne im fünfstelligen Bereich einfährt, und die mir alle zwei Jahre ein Seminar für 250 Euro bezahlen? Ich glaube nicht. Ich hab aber trotzdem ganz lieb danke gesagt.
Den Gleichbehandlungsgrundsatz gibt es nicht ohne Grund. In meinem Fall ist es sicherlich ne Kleinigkeit und ich würde es auch überleben, wenn ich nicht an einem anderen Tag früher gehen darf. Aber ich hatte eigentlich mit etwas mehr Zusammenhalt gerechnet, was Gerechtigkeit unter Kollegen angeht. Eigentlich ganz lustig, dass ausgerechnet die RAe das verstanden haben
Edit: Und was die Seminar-Faulheit der ostdeutschen Kolleginnen angeht, denke ich, dass man nicht alle über einen Kamm scheren sollte. Oder sind alle Bayern fett, weil sie dauernd Weißwurst essen, oder die Kölner alle dauernd besoffen, weil da einmal im Jahr Karneval ist?