Sind Anwälte generell einfach geizig?

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Haltet Ihr Anwälte für geizig?

Ja, die sind doch alle so...
15
14%
Einige schon, aber doch nicht alle.
45
41%
Die meisten Anwälte sind geizig.
47
43%
Mir ist noch kein geiziger Anwalt begegnet.
3
3%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 110
Gast

#51

12.06.2007, 14:50

Klar ändert sich viel und es wird immer mehr gekürzt, aber die Lebenshaltungskosten steigen ja auch und werden nicht niedriger. Wo soll denn das alles mal enden?
Gast

#52

12.06.2007, 14:51

Solange Deine Chefs Häuser bauen und teure Autos fahren geht es dem Büro ja wohl gut und ein bißchen was könnten sie uns dann doch auch abgeben. Das ist auf jeden Fall meine Meinung.
Dodo1706
Forenfachkraft
Beiträge: 243
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#53

12.06.2007, 14:51

dito Nadja ;)
naya
Foren-Praktikant(in)
Beiträge: 19
Registriert: 13.06.2007, 15:28

#54

13.06.2007, 15:55

Hallo Ihr Lieben,
ich bin ganz neu hier, das ist mein 1. Beitrag, und schon lande ich beim richtigen Thema ;o)
Kurz zu mir: Ich bin Rechtsfachwirtin, 31 Jahre alt und arbeite in einer Kanzlei mit 1 Anwalt. Bedeutet : Mädchen für alles. Ob Kaffee kochen, Vollstreckung, Buchhaltung, Blumen gießen, Zwangsversteigerungstermine, Unfallsachen, Abrechnungen, .....alles ich.
Mein Chef kann es sich leisten, 3 Wochen in Urlaub zu fahren und genau 1 x anzurufen. Er scheint also großes Vertrauen in mich zu setzen. Kann er auch, ich bin nun 6 Jahre hier.
Ich bin also nicht frustriert, was mein Arbeitsgebiet angeht. Ich habe Einblick in ALLES, mache ALLES und manchmal etwas mehr (wie z.B. mal nen Gerichtstermin, wenn ne Kollision vorliegt...)
Und wisst Ihr was? Ich wünschte, das hier würde mal ein Anwalt lesen und mir sagen, was ich ihm so wert wäre. Ohne mich zu kennen, aber mit dem Hintergrundwissen.
Glaubt mir, keiner wird teures Geld bieten. Weil die eben so sind! Ich habe in meiner Laufbahn viele Anwälte, ob beruflich oder privat, kennengelernt, und die Aussagen sind durch die Bank weg mehr oder weniger die gleichen: "Wir haben kein Geld!"
Kolleginnen und Kollegen von mir, mit denen ich regelmäßig Kontakt habe, geht es genauso. Ich lebe in Rheinland-Pfalz, und hier ist meiner Erfahrung nach die Bezahlung im oberen Mittel anzusiedeln.
Aber genug...ist das nie. Ich darf auf das Thema Kinder zurückkommen: Ich kann es mir nicht leisten, zu Hause zu bleiben und meinen Mann für 3 sorgen zu lassen! Kinder kriegen ist nicht nur ne Emotions-Frage, auch eine finanzielle!
Und wenn ich mir vorstelle, alleinerziehende RFWirtin zu sein, bekomm ich Magenschmerzen. Es ist definitiv nicht möglich, mit dem Gehalt, das wir Angestellte von Anwälten erhalten, ein einigermaßen gutes Leben zu führen. Ich habe oftmals das Gefühl, am Rande der Existenz zu leben, obwohl ich weiß, dass ich und mein Wissen mehr wert sind.
Aber was soll man machen?
Auf meinen Job warten eine Unzahl von Bewerbern, so dass ich ersetzbar bin. Zwar schwer und erst mal schmerzhaft für meinen Chef, aber definitiv ersetzbar.
Das müssen wir uns leider alle vor Augen halten.

So, ich hoffe, Euch nicht zu sehr frustriert zu haben, aber man muss die Dinge nehmen, wie sie sind.

Beste Grüße an Alle!
Andreas

#55

13.06.2007, 16:02

Hallo Naja,

wenn du geschrieben hättest, du wärst in einer Kanzlei mit zwei Anwälten, hätte ich mich gefragt, ob ich eine gespaltene Persönlichkeit bin :lol:

Du erzählst *genau* meine Geschichte :wink:
Gast

#56

13.06.2007, 16:03

Genau das denke ich auch. Ich bin echt bereit viel zu leisten und zu machen, aber es gibt echt Grenzen. Hab manchmal echt auch das Gefühl, dass wir am Existenzminimum leben. Wenn ich mir einmal was leiste (sprich mal shoppen gehe oder so), dann muss ich echt beim Essen oder Benzin sparen, damit ich das wieder reinkriege. Meinen Freundinnen in der Industrie geht es da echt besser und die haben nicht mal eine Weiterbildung.
naya
Foren-Praktikant(in)
Beiträge: 19
Registriert: 13.06.2007, 15:28

#57

13.06.2007, 16:20

Ja, das kenne ich leider zu gut.
Als ich noch allein gelebt habe, waren Extra-Ausgaben nicht drin! Ich hatte eine sehr preiswerte Wohnung, Auto ist nicht zu bezahlen, und ansonsten sparsam leben.....
Ich bekomme Weihnachtsgeld, worüber ich mich sehr freue, da ich 1 x im Jahr für 4 Wochen ins Ausland reise.
Aber um das finanzieren zu können, muss ich das ganze Jahr sparen.
Ich komme mir manchmal ziemlich ausgenutzt vor.
Insbesondere weiß ich manchmal nicht, wo ich die Motivation noch herholen soll. Von der Chef-Etage kommt sie nicht. Laufen die Dinge gut, ist das selbstverständlich. Läuft was verkehrt, halte ich den Kopf dafür hin.
Logische Argumente? Zwecklos. Chef ist Chef.
Ich habe mir in 15 Jahren Berufserfahrung und insbesondere in 6 Jahren Allein-Herrschaft ;o) in dieser Kanzlei so viel Wissen angeeignet, dass ich mit "Frau Kollegin" von Rechtsanwälten am Telefon angesprochen werde.
Mein Chef unterschreibt die Post blind, und ich spreche nicht von seinen Diktaten. Sondern von Vorgängen, über die ich gebrütet habe und die ich zusammengetragen habe durch Literatur, neueste Rechtsprechung etc.

In unserem Beruf ist es nun mal so, dass wir nichts produzieren. Wir gehen abends aus der Kanzlei raus und haben kein Brötchen gebacken, keinen Tisch gehobelt und keinen Kreditvertrag vermittelt.
Es ist ergo niemand da, der uns mal auf die Schulter klopft und sagt "gut gemacht!".
Die Mandanten wollen den Chef sprechen, wenn sie sich bedanken wollen. Ob die Akte allein durch mich bearbeitet wurde (ihr kennt das: Mahnung, Mahnverfahren, Vollstreckung, Teilzahlungen, Drittschuldnerklage.......) und der Chef gar nicht weiß, mit wem er da redet, tut nix zur Sache.
Mein Chef ist derjenige, der die Weinflaschen und Karten zu Weihnachten bekommt, nicht ich.
Höre ich mich frustriert an? Bin ich ich teilweise.
Aber auch teilweise wieder nicht.
Denn es gibt Mandanten, die explizit MICH sprechen wollen. Oder sich bei MIR bedanken wollen. Oder MIR zu Weihnachten ein Kärtchen schicken, weil sie in mir jemanden gefunden haben, der sich um ihre Sachen kümmert, ein offenes Ohr hat und Fachwissen besitzt.

Es ist ein zweischneidiges Schwert, unser Beruf und alles was damit zusammenhängt.
Und trotzdem finde ich, dass es einer der schönsten Berufe ist, die man erlernen kann. In welchem Beruf trägt man denn so viel zu seinem Allgemeinwissen bei wie eine REFA?

Gruß an alle, die wissen, was ich meine :o))
Gast

#58

13.06.2007, 16:23

Das stimmt schon, aber von dem ganzen Wissen kannst Dir ja dann auch nichts kaufen.
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#59

13.06.2007, 19:19

Andreas hat geschrieben:
Bluerabbit hat geschrieben:Das dumme an Tarifverträgen: Sie müssen von Arbeitgeberseite auch unterschrieben werden. Da aber auch Anwälte nicht organisiert sind (Arbeitgeberverband), gilt dieser Tarifvertrag nicht.
Anwälte sind sehr wohl zumindest so organisiert, daß es ihnen ein Leichtes wäre, einen Tarifvertrag zu zeichnen. Schließlich ist jeder zugelassene RA Zwangsmitglied der entsprechenden RA-Kammer, und so viele gibt es davon ja auch wieder nicht :wink: [...]
Das ist so nicht richtig. Wegen der Tarifautonomie könnte eine RAK als Quasi-Behörde keine Tarifverträge abschließen. Der DAV wird sich sicherlich hüten, sich auch als Arbeitgeberverband zu betätigen.

Man kann übrigens nicht generell sagen, daß sich die Tätigkeit für einen Freiberufler und Tarifverträge ausschließen. So gibt es Tarifverträge für das Personal in Zahnarztpraxen (nicht bundesweit) und Apotheken (bzgl. der Verbreitung keine Ahnung). Bei letzteren kann sich auch kein Apotheker einer Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband entziehen, weil dieser auch die Nutzungsrechte am Apotheken-"A" hat, so daß die Benutzung für die eigene Apotheke nur möglich ist, wenn man man da Mitglied ist.
Gast

#60

13.06.2007, 19:30

:meld

Also bei mir in der Kanzlei muss ich Gott sei Dank nicht nach Büromaterial betteln, im Gegenteil. Sobald was knapp wird, wird sofort ne Bestellung fertig gemacht.

Dafür ist der Lohn nicht grad die Welt... Naja.. irgendwo muss man immer Abstriche machen...

:-)
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