Habt Ihr schon mal Arbeiten von Eurem Chef abgelehnt?

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skugga
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#21

19.08.2010, 09:22

advocatus diaboli hat geschrieben:Schwieriges Thema.

Man wird hier wohl nicht die ultimative Antwort finden können, ob das ungelesene Unterzeichnen Ausdruck von Vertrauen oder Desinteresse ist. Von daher würde ich mich daran halten, was der weitere Verlauf der Sache ergibt. Wenn da alles gut läuft, läßt sich darüber ja die Bestätigung finden, daß man es richtig gemacht hat. Ansonsten empfehle ich vielleicht noch den Vergleich zu Refas, die in einem Unternehmen in der Rechtsabteilung sitzen und dort dann ggf. auch sogar von ihnen unterzeichnete Schreiben herausschicken.
Du, DAS ist gar nicht mein Problem. Mein Problem ist, wenn ich nur noch mit Arbeit zugeschmissen werde, die a) eigentlich sowieso Anwaltszuständigkeit ist, für die ich b) mehr Ruhe und Zeit bräuchte, wenn ich sie denn anständig erledigen soll und die c) mich davon abhält, das zu erledigen, was MEIN "Kerngeschäft" ist und was nach Vorstellung der Chefinnen und Chefs ja nun eben nicht liegen bleiben soll. Wenn sowas dann auch noch passiert, wenn - und so ging es mir bei unserer chronischen Unterbesetzung der letzten paar Monate - ohnehin alles kurz vorm Zusammenbruch steht und ich eigentlich froh bin, wenn ich wenigstens Telefon und Fristen erledigt bekomme, dann reichts mir ehrlich gesagt. Die Refas in der Rechtsabteilung sind da Sachbearbeiter, und denen wird zugestanden, dass sie ihre Sachbearbeitung erledigen können, ohne noch gleichzeitig Telefonzentrale zu spielen und Bänder zu schreiben.

Nochmal: einerseits bin ich keine eierlegende Wollmilchsau, zum anderen weigere ich mich ganz schlicht und ergreifend, bestimmte heftige Sachen zu machen, bei denen mein Chef eventuell in der Haftung landet. Ich könnte zwar sagen: Okay, er wollte, dass ich das mache, dann muss er auch damit leben, wenn ich Mist baue - ich habe aber auch schon erlebt, dass Chefs ziemlich gut im Arbeit abgeben sind, ohne im Hinterkopf zu behalten, dass die eigentliche Verantwortung immer bei ihnen bleibt, und die dann ihre Angestellten zur Sau machen, obwohl sie eigentlich sich selbst in den Allerwertesten treten müssten. So einen Zinnober mach ich nach über 20 Jahren aber nicht mehr mit. Gebranntes Kind und so...
Milchreis schmeckt ganz vorzüglich, wenn man ihn kurz vor dem Verzehr durch ein saftiges Steak ersetzt.
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Trulla79
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#22

19.08.2010, 09:40

skugga hat geschrieben:Du, DAS ist gar nicht mein Problem. Mein Problem ist, wenn ich nur noch mit Arbeit zugeschmissen werde, die a) eigentlich sowieso Anwaltszuständigkeit ist, für die ich b) mehr Ruhe und Zeit bräuchte, wenn ich sie denn anständig erledigen soll und die c) mich davon abhält, das zu erledigen, was MEIN "Kerngeschäft" ist und was nach Vorstellung der Chefinnen und Chefs ja nun eben nicht liegen bleiben soll. Wenn sowas dann auch noch passiert, wenn - und so ging es mir bei unserer chronischen Unterbesetzung der letzten paar Monate - ohnehin alles kurz vorm Zusammenbruch steht und ich eigentlich froh bin, wenn ich wenigstens Telefon und Fristen erledigt bekomme, dann reichts mir ehrlich gesagt. Die Refas in der Rechtsabteilung sind da Sachbearbeiter, und denen wird zugestanden, dass sie ihre Sachbearbeitung erledigen können, ohne noch gleichzeitig Telefonzentrale zu spielen und Bänder zu schreiben.

Nochmal: einerseits bin ich keine eierlegende Wollmilchsau, zum anderen weigere ich mich ganz schlicht und ergreifend, bestimmte heftige Sachen zu machen, bei denen mein Chef eventuell in der Haftung landet. Ich könnte zwar sagen: Okay, er wollte, dass ich das mache, dann muss er auch damit leben, wenn ich Mist baue - ich habe aber auch schon erlebt, dass Chefs ziemlich gut im Arbeit abgeben sind, ohne im Hinterkopf zu behalten, dass die eigentliche Verantwortung immer bei ihnen bleibt, und die dann ihre Angestellten zur Sau machen, obwohl sie eigentlich sich selbst in den Allerwertesten treten müssten. So einen Zinnober mach ich nach über 20 Jahren aber nicht mehr mit. Gebranntes Kind und so...
Ja aber dann bleibt doch letzendlich nur eine Lösung. ... Du musst mit Deinem Chef Klartext reden. Anders wirst Du Dein Problem nicht lösen. Ich muss einfach zu manchen Sachen nein sagen, weil ich hinter Aktenbergen schon kaum zu sehen bin und nicht weiß, was ich zu erst machen soll und wenn er dann mit ner blöden Sachen kommt, dann kann er die wieder mitnehmen, weil ich absolut keine Zeit habe.
Drück ihm das Telefon in die Hand und sage ihm, gut ich machs und sie gehen so lange ans Telefon. :wink: :mrgreen:
schnatti

#23

19.08.2010, 09:40

nachdem mich dieses problem genauso plagt, habe ich mir überlegt, meinen chef nach eine gehaltserhöhung zu fragen. schließlich stellt das ja ne mehrarbeit dar, wir haben ja auch noch genug andere dinge zu tun, die unseren job betreffen. chef seine arbeit dann noch zusätzlich mitzumachen, sollte eigentlich enstprechend honoriert werden. man macht es ja irgendwo gern, aber ne kleine motivation hierfür wäre m.e. nicht schlecht.
BabyBen

#24

19.08.2010, 09:46

gute Idee schnatti
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skugga
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#25

19.08.2010, 09:50

Trulla79 hat geschrieben:Ja aber dann bleibt doch letzendlich nur eine Lösung. ... Du musst mit Deinem Chef Klartext reden. Anders wirst Du Dein Problem nicht lösen. Ich muss einfach zu manchen Sachen nein sagen, weil ich hinter Aktenbergen schon kaum zu sehen bin und nicht weiß, was ich zu erst machen soll und wenn er dann mit ner blöden Sachen kommt, dann kann er die wieder mitnehmen, weil ich absolut keine Zeit habe.
Drück ihm das Telefon in die Hand und sage ihm, gut ich machs und sie gehen so lange ans Telefon. :wink: :mrgreen:
Hey, ICH habe kein Problem - wie ich bereits bemerkte, mache ich den Stuss nämlich nicht mehr mit. Und da rede ich auch sehr klare Worte mit meinen entsprechenden Chefs, meine Fähigkeiten zur Diplomatie halten sich nämlich arg in Grenzen. Vielleicht hätte ich mir der klaren Verständlichkeit halber das "mein Problem ist" verkneifen sollen und stattdessen schreiben sollen "das Problem ist".

Ich wollte nur des Teufels Anwalt drauf hinweisen, dass sein Eintrag m. E. am Thema und der Problematik vorbeigeht, zumal er Refas in Kanzleien mit welchen in Rechtsabteilungen vergleicht, da aber Welten dazwischen liegen.
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Trulla79
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#26

19.08.2010, 09:53

@skugga
Sorry :oops: :angst
*finchen*
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#27

19.08.2010, 11:00

Wie reagieren denn eure Chefs darauf, wenn ihr einfach nein sagt und ihm die Sachen "zurückschiebt"?
MelHH
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#28

19.08.2010, 12:32

online hat geschrieben:
MelHH hat geschrieben:
Musterhaft ist bei uns eine Akte (Unterhaltsabänderung) die ich soweit alleine bearbeitet habe, bis es meine Kenntnisse nicht mehr zuließen - die Akte liegt jetzt sage und schreiben fast drei Jahre bei meinem Chef rum. Mich wundert nur, dass nicht mal das Gericht nachfragt.
:roll: Manche Mandanten sind echt gestraft.
Das Gericht fragt natürlich nicht nach, bei denen ist die Akte längst weggelegt: Länger als 6 Monate lang habt Ihr das Verfahren nicht betrieben, damit ist das gerichtliche Verfahren erledigt (bis Ihr es wieder anruft).

Aber dass Euch der Mandant nicht ins Gesicht gesprungen ist. Sag bloß, der hat auch schon eine Rechnung bekommen und die bezahlt. :roll:
Ne ins Gesicht gesprungen ist uns noch keiner... Eine Rechnung hat die Mandantin aber auch nicht bekommen.

Aber das ist ja nur ein Fall von so einigen, immer mit vorliebe die Sachen, auf die mein Chef keine Lust hat bleiben liegen - ich bewundere da so einige Mandanten für deren Geduld... Ich hätte mich ehrlich gesagt in vielen Fällen nach nem anderen Anwalt umgesehen. Aber mein Chef scheint das nicht sonderlich zu stören - ich leg ihn einige dieser Akten regelmäßig wieder vor - auch jeder Telefonzettel wird mit Akte vorgelegt. Letztendlich entscheidet ja er, was er bearbeitet.


Natürlich habe ich ihn schon auf meine Notizen hingewiesen - aber das wird dann belächelnd mit ja habe ich gelesen abgetan. Aber im weiteren Verlauf merkt man dann doch - er hat es nicht gelesen...
MelHH
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#29

19.08.2010, 12:36

Scheinbar haben viele Anwälte die selben "Macken"
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