Der süße Himmel der Schwestern Lindholm

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Outdoor Cafe

Der Roman beginnt 1936. Die Familie Lindholm betreibt zu dieser Zeit in dem kleinen süd-schwedischen Fischerdorf Arild eine kleine Bäckerei, von der sie allerdings nur recht und schlecht leben kann. Der Vater arbeitet daher im rund 1000 Kilometer entfernten Kiruna (Lappland) im Erzbergwerk und ist bis auf ein paar wenige Wochen im Jahr dauerhaft von der Familie getrennt. Die Arbeit lastet somit auf der Mutter und der Großmutter, die fünf Töchter durchbringen müssen: Hannah (23), Ingrid (21), Matilda (19) und die Zwillinge Ebba und Ulla (14). Der Großvater beschäftigt sich hauptsächlich mit der Vernichtung der Brandweinbestände.

Die drei ältesten Töchter sind auch die eigentlichen Hauptpersonen des Romans. Sie sind eng miteinander verbunden und teilen ihre Freuden, aber vor allem ihre Sorgen und Nöte miteinander. Die Drei kommen auch auf die Idee ein Kaffeehaus aufzumachen, um mehr Geld für die Familie zu verdienen. Das Gebäck und das Brot der Großmutter sind weithin bekannt und beliebt und durch den benachbarten Badeort gibt es genug Feriengäste als Kundschaft. Der Vorschlag wird begeistert von allen angenommen und Hannah, die Kreative unter den Schwestern, lässt sich ein besonderes Rezept einfallen. Es entstehen die später weithin berühmten Vanilleherzen der Schwestern Lindholm, die so unvergleichlich himmlisch schmecken und dem Café den Namen geben: Söta Himlen, Süßer Himmel.

Das Kaffeehaus ist von Anfang an ein großer Erfolg und über die Jahre wird es von den Schwestern nach und nach erweitert. Es ist die Konstante in dem Leben aller Lindholms, die durch verschiedene Ereignisse zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammengeschweißt werden.

Hannah verliebt sich Hals über Kopf in den jungen Deutschen Karl, der im benachbarten Strandbad Urlaub macht, obwohl sie noch mit dem Fischerssohn Gunnar befreundet ist. Ihre Schwester Ingrid hat sich heimlich in Gunnar verguckt. Sie kann sich erst zu ihm bekennen, nachdem Hannah Karl heiratet und mit ihm nach Deutschland geht. Matilda ist noch auf der Suche und mag sich nicht fest an einem Mann binden. Auch die Mutter wird nicht von einer Beziehungskrise verschont, denn ihr Mann hat in Kiruna eine andere Frau kennengelernt und sogar eine neue Familie gegründet. Mittlerweile ist der 2. Weltkrieg ausgebrochen, deren Folgen sich auch in Arild bemerkbar machen. Hannah kehrt aus Nazi-Deutschland in ihre Heimat zurück. Sie hat eine kleine Tochter bekommen, die nächste Generation der Lindholm-Frauen, die nächste Generation, die den „Süßen Himmel“ erfolgreich weiterführt.

Dieser Familienroman ist geballte schwedische Frauen-Power. Man steigt sofort in die Geschichte ein und kann sich gut in die Figuren der Schwestern und deren Gefühlswelten hineinversetzen. Man findet sich in vielen Problemen wieder. Für die Zeit, in der der Roman spielt, sind die Frauencharaktere allesamt erstaunlich stark, was allerdings auch den Reiz der Handlung ausmacht. Ich habe den „Süßen Himmel“ in einem Zug durchgelesen. Es ist also ein schöner und kurzweiliger Schmöker für alle Gelegenheiten.

Aber eine Warnung zum Schluss muss ich noch aussprechen: Man bekommt beim Lesen zwischendurch Lust auf was Süßes. Das Backen und die beschriebenen Gebäcke lassen durchaus auf eine gewisse Leidenschaft bei der Autorin schließen. Zum Glück enthält das Buch einige schwedische Rezepte, u. a. auch das für die berühmten Vanilleherzen, so dass wir zu Hause auch ein Stück vom Süßen Himmel kosten können.


Andrea Russo, Der süße Himmel der Schwestern Lindholm
Rowohlt Verlag
Taschenbuch, 978-3-499-00401-8, 12,00 €
EBook, 978-3-644-00749-9, 9,99 €