Ausbildung abbrechen?

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Tojotess
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#1

30.08.2023, 14:37

Hallo!
Ich bin im 1. Lehrjahr und überlege meine Ausbildung abzubrechen.
Die Berufsschule macht mir viel Spaß (besonders Fächer wie Politik, Deutsch und Wirtschaft) Wir machen nämlich viel Projektarbeit und ich lerne super gerne dazu.
Im Betrieb bin ich jedoch sehr verpeilt. Das heißt dass ich die Post falsch einscanne, die Post auch mal falsch einpacke (letztens hatten wir 2 Einwurfeinschreiben, was ich beim Post einpacken auch erkannt habe aber dann hatte ich am Ende plötzlich nur noch eins obwohl ich überall nach dem zweiten geschaut habe) Ich ging dann davon aus, dass es dann eben doch nur ein Einwurfeinschreiben gab.

Generell schreibe ich gerne eigene Texte und will Dinge grundlegend verstehen. Diktate zu schreiben finde ich deshalb langweilig. Mich interessieren auch mehr die Inhalte der Akten als die ganze Organisation drumherum.
Ich bin eine verpeilte Person. An der Ausbildung gefällt mir auch nicht, dass man den Mandanten nicht wirklich helfen kann und wenig Mandantenkontakt hat. Es kommt ja eher darauf an den Termin richtig einzutragen als dem Mandanten zuzuhören und das Problem zu analysieren. Letzteres macht mir viel mehr Spaß. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen Jura zu studieren, ich würde aber gerne noch mein Abi machen und studieren.
Würdet ihr die Ausbildung abbrechen?
Ich bin leider in die Klassen für das Fachabi nicht reingekommen, weil ich schon 21 bin und ein Kind habe. Da ich die Ausbildung in Vollzeit mache sehe ich mein Kind nur abends, was mich natürlich schon traurig macht.

Dass ich wenig zu entscheiden habe, mit den Mandanten nicht wirklich sprechen kann und inhaltlich wenig verstehe, aber dann dafür verantwortlich bin eine wichtige Frist einzuhalten oder den Überblick zu bewahren finde ich komplett blöd. Ich merke schon jetzt, dass ich keinen Sinn für Fristen habe und mir genaues Arbeiten auch nicht liegt. Vor allem keine Routinetätigkeiten bei denen es auf Genauigkeit ankommt. Ich neige dazu mich bei simplen Sachen zu langweilen und die Sachen dann nur halbherzig zu machen. Vor allem habe ich das Gefühl sehr oberflächlich zu arbeiten, weil ich die Fälle nicht grundlegend verstehe, sondern eben nur was abtippe oder Sachen sortiere. Das macht mir weder Spaß noch bin ich in sowas gut. In der Schule bin ich aber super glücklich, weil wir dort sehr frei arbeiten dürfen (Präsentationen, Projekte). Ich finde Jura eigentlich auch interessant aber die Organisation der Abläufe in einer Kanzlei absolut nicht.
Macht es da Sinn die Ausbildung zu Ende zu machen? LG
Notariatsmann
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#2

09.09.2023, 01:13

Ich würde immer dazu raten, bei der Berufsfahl nach den individuellen Neigungen und Fähigkeiten zu gehen. Dann fallen einem Aufgaben leicht und kann Arbeit auch Spaß machen. Ohne Leistung geht zwar so oder so nichts, egal ob Ausbildung oder Studium, aber es hilft ungemein, wenn man das Geforderte an sich ganz gerne macht, statt mit Widerwillen oder Desinteresse. Wer mehr der intellektuelle Typ ist, braucht vermutlich auch eher ein Studium und langweilt sich bei praktischer Ausbildung, anderen wäre ein Studium zu theorielastig und greifbare praktische Ergebnisse befriedigen mehr, also auch hier wieder eine Frage der individuellen Veranlagung. Sich im ersten Schritt klar zu machen, wo persönliche Neigungen und Fähigkeiten liegen, sollte eigentlich ein guter Wegweiser für die berufliche Richtung sein, zumal sich so schnell Dinge aussortieren lassen, die für einen persönlich nicht passen.

Studium bietet natürlich mehr Freiheit in der Tagesgestaltung, vllt. ein nicht ganz unwichtiger Faktor, gerade mit Kind.
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paralegal6
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#3

10.09.2023, 16:31

Hm also was hast du denn von dem Job erwartet? Kein Praktikum gemacht? Den Mandanten inhaltlich helfen ist eh verboten und Anfang 1. Jahr ja total utopisch, das darfst/kannst in keinem Bürojob. "Verpeilt" sein kommt glaube ich auch in keinem Job gut an. Und beim Diktat schreiben lernst du doch inhaltlich recht viel. Jura studieren geht ohne Abi nunmal nicht, ich hab das auch nachgemacht, das geht auch mit 21. Da muss man aber sehr strukturiert arbeiten, sorry wenn die Refa schon nicht liegt, dann Jura erst recht nicht. Nach dem was du schreibst ist der Job halt nichts für dich. Was hast du denn für alternative Ideen? Politik und Wirtschaft brauchst ja als Refa eher nicht, und Deutsch sagt dir word eigentlich wie man es schreibt, also deine Lieblingsfächer sind dann eher für andere Berufe gut
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#4

11.09.2023, 09:38

Hm. Ich liebe meinen Job und möchte um nichts in der Welt mit irgendwas tauschen. Das liegt (wahrscheinlich) daran, dass ich a) für einen Einzelanwalt arbeite und b) weitestgehend freie Hand habe. Heißt, ich kümmere mich (wie wahrscheinlich jede/r ReNo) allein um die Zwangsvollstreckung und auch die dazugehörige Mandantenpflege. Das genügt mir auch - die Mütze, die Mandanten zu beraten, will ich gar nicht tragen. Dann pflege ich die Aktenbuchhaltung, schreibe so gut wie alle Rechnungen. Für Diktate hab ich gar keine Zeit - dafür gibt es inzwischen Software. Klar hab ich auch mal Diktate geschrieben. Das war immer gut, um zu wissen, was in der Sache los ist.

Das Thema Fristen ist - zugegeben - auf Dauer sehr Routinelastig, aber eben ein Grundbaustein einer funktionierenden Kanzlei. Deshalb finde ich das nicht langweilig, sondern achte besonders darauf.

Am Ende soll das heißen, durchhalten könnte sich ggf. lohnen. Natürlich musst du aber entscheiden. ;)
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Pelfox
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#5

11.09.2023, 10:14

Ich muss leider sagen, dass das, was du jetzt in der Ausbildung machst, sich nicht Signifikant ändern wird, wenn du ausgelernt hast. Natürlich kann es sein, dass du in Kanzleien landest, die dir mehr Handlungsspielraum geben – im Rahmen der Tätigkeit versteht sich. Aber der Großteil ist, wie hier auch schon geschildert wurde, sorgfältige Routinearbeit. Nur dass nach der Ausbildung die Verantwortung bzgl. Fristen und Rechnungen hinzukommt. Der Vorteil ist, dass du mit der Ausbildung zur ReFa (ReNo) auch sehr gerne in anderen Bürojobs genommen wirst. Sofern du in andere Bürojobs reingehen willst.

Mandantenberatungen sind aber im Tätigkeitsrahmen als Reno nie ein Thema. Das äußerste, dass du machen kannst ist die Mandanten zu vertrösten wenn sie zum xten Mal anrufen und der Anwalt bei Gericht ist (oder sich verleugnen lässt) :roll:

Nach dem was du hier geschildert hast bist du vermutlich in einem eher theoretischen Umfeld besser aufgehoben. Eine Umorientierung ist mit 21 auch noch leichter als später (Kfb, Bafög, Minijobs nebenbei etc.). Ich habe mein Abi erst mit 26 begonnen, mich mit 28 an der Uni eingeschrieben und auch durchgezogen. Natürlich solltest du schon wissen, was du machen willst wenn du dich dazu entscheidest, die Ausbildung abzubrechen. Du wirst deine Stärken und Schwächen am besten kennen und etwas für dich Passendes finden.

Allerdings werden dir in nahezu allen Büro-Berufen solche Tätigkeiten wie Tagespost, Rechnungen etc. begegnen. Sich hier sicher bewegen zu können ist nie verkehrt. Auch im Studium in dem es darum geht, sich selbst zu organisieren, ist es von Vorteil das gut zu beherrschen. Die Dozenten verlangen selbstständiges Arbeiten.

Ich bin selbst auch nicht so begeistert wieder in diesem Job gelandet zu sein und orientiere mich auch gerade nochmal um. Man ist zum Glück nicht mehr in einem starren System gefangen und muss einen Job bis zur Rente ausführen.
:hund
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#6

12.09.2023, 09:04

Pelfox hat geschrieben:
11.09.2023, 10:14
Ich muss leider sagen, dass das, was du jetzt in der Ausbildung machst, sich nicht Signifikant ändern wird, wenn du ausgelernt hast.
Die Ausbildung ist 1.8. gestartet, was erwartet man denn da, dass man machen darf?

Irgendwie wieder sinnlos hier zu schreiben wenn sich der TS nicht mehr meldet :sad: schade
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