Ausbildung in reiner Strafrechtskanzlei - gut oder schlecht?

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BabyBen

#11

12.03.2010, 15:51

Adora Belle hat Recht, es gibt viele Spezialisierungen, die nicht das abbilden, was in der Schule gelernt wird.

Wir machen ausschließlich Insolvenzverwaltung und unsere Azubine lernt hauptsächlich, wie man mit Insolvenztabellen umgeht (macht sie sehr sehr gut). Wir unterstützen sie, dass sie auch die Prüfung schafft und dann hat sie - egal ob sie bei uns bleiben will) einen enormen Vorteil fürs Leben. Denn Mitarbeiterinnen, welche Insolvenztabellen führen können, sind rarer als Goldstaub.
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Mariposa2
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#12

13.03.2010, 15:37

Wir haben das Thema "Strafrecht" auch nur im dritten Lehrjahr kurz vor den Prüfungen sozusagen im Vorbeigehen behandelt.

Dass Strafrechtskanzleien aber wegen so etwas nicht ausbilden wollen, halte ich für äußerst schwachsinnig. Woher kommen den die ganzen Fachkräfte, wenn nicht aus anderen Strafrechtskanzleien, wo sie dieses Wissen gelehrt bekommen haben? Also so etwas unlogisches.

Ich war zwar in einer Kanzlei, wo Strafrecht, Familienrecht und Zivilrecht an der Tagesordnung war, aber gelernt habe ich da trotzdem nicht viel. Kaum KFAs, kaum Mahnsachen, keine ZV, nix. Ein paar Diktate, ein bisschen kopieren, ein bisschen rumräumen und kopieren, mal ne EMA. Das wars.
In der Schule musste ich daher auch immer besonders viel lernen, da ich es nicht mit etwas praktischem verknüpfen konnte. Es ist schwieriger als für andere, aber machbar. Hab in ZPO auch immer Einser gehabt und meine Prüfung mit 1,5 bestanden. Es geht alles. Deine Tochter hat dann halt noch den Vorteil, dass sie die Basics von ZPO und BGB kennt und sich zudem im Strafrecht auskennt.

Klar, man wird in einer Strafrechtskanzlei zur Fachsau. Sollte sie aber nach der Ausbildung z. B. nicht übernommen werden, müsste sie sich ggf. in einer anders ausgerichteten Kanzlei in die Thematik einarbeiten. Das ist zwar ein bisschen schwierig, aber nicht unmöglich. Ich habe jetzt z. B. auch in einer Arbeitsrechtskanzlei angefangen und muss einiges von der Pike auf lernen. Die Kanzleien wissen aber, dass derjenige neu in dem Gebiet ist und wenn sie denjenigen trotzdem einstellen, wissen sie auch, dass er sich erst einmal in das Fachgebiet einarbeiten muss. Das kann man aber nachholen. Es geht ja nichts von heute auf morgen. Wenn man in eine neue Kanzlei wechselt ist das sowieso oft fast wie eine neue Ausbildung. JEDE Kanzlei macht ein und denselben Vorgang anders. Das ist einfach so ;) ...

Also wegen der Fachspezialisierung würde ich mir keinen Kopf machen. Die Basics sind ja trotzdem oft gleich.
Spandauerin
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#13

04.04.2010, 20:15

Ich bin in einer Strafrechtskanzlei und kann nicht meckern, weil meine Chefin wirklich sehr darauf bedacht ist, dass ich auch mal mit Zivilrecht zu tun habe, denn in unsere Kanzlei kommen auch Leute wegen Verkehrsunfällen usw. und dann musst du z. B: auch mit der Versicherung abrechnen (also Kostenrecht). Pflichtverteidiger rechnen nach nur nach Schema F ab.
Deine Tochter sollte aber gute Nerven haben...Strafrecht kann auch mal echt ecklig sein.
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