Ausbildung

[Sandra86]

Nunja, ich weiß nicht ob das der richtige Ort dafür ist, jedenfalls sagt man ja, dass ein bisschen Kummer von der Seele reden manchmal gut tut.

Nunja, meine Ausbildung hat letztes Jahr begonnen, meine Traumausbildung, in meiner Traumkanzlei. Die Angestellten sind sehr nett, immernoch, lustig, tröstend, helfend.

Aber manchmal gehe ich weinend nach Hause, weil diese Kluft zwischen Angestellter (bzw. mir Azubi) und den Anwälten besonders groß ist, und man so oft gesagt/gezeigt bekommt, wie dumm man eigentlich ist. Ich muss mich nicht entschuldigen, dass ich als Azubi erst alles "lernen" muss, aber ich habe oft das gefühl, dass gerade mein Chef teilweise merkwürdige denkweisen hat. Ja er ist anwalt, und das bedeutet, mich in jedem freien Moment den ich habe (mittags/frühstückspause) mich abzufragen und zu sagen "ach das wissen sie nicht. das klingt nach Nachholebedarf" Wie soll ich auch diese ganzen Dinge wissen, schließlich bin ich gerade ins 2. LJH gekommen.

Die Situation ist immer sehr angespannt wenn er hier ist.. und ich habe mich auch schon manchmal von angestellten trösten lassen. Die Frauen hier halten zusammenund haben erzählt, dass jede hier am Anfang oftmals weinend nach Hause gefahren ist. Dieser ständige Druck, diese persönlich beleidgenden Worte und Blicke tuen einfach weh. Meine Mom sagt immer zu mir, dass es nunmal nicht leicht ist erwachsen zu werden.. damit hat sie recht.

an manchen Tagen sporrnt mich das gerade an erstrecht keine fehler zu machen, perfekt zu sein, auf pausen zu verzichten, an anderen tagen liege ich schweißnass im Bett vor der arbeit und zähle die Tage bis die Ausbildung zuende ist. Komisch.

Ich weiß, dass ich hier sehr gefordert werde, Freiheiten habe, keine billige Hilfskraft bin, aber ich wünsche mir manchmal einfach.. ein schöneres Klima.

Nunja, ich hoffe ich habe euch nicht allzusehr belästigt, aber manchmal muss man sich einfacah etwas von der Seele reden,... Ich liebe meine Ausbildung, sage nie Nein, und kämpfe jeden Tag, und es ist immernoch mein Traumjob, aber ich verstehe diese Überheblichkeit einiger RAe einfach nicht. Vielleicht ist es einfach so...

[Julie]

Oh ja, solche Worte können sehr verletzend sein, das weiß ich zu genüge. Mein Chef war damals auch so. Er hat mich zwar nicht immer "abgefragt", aber er war immer beleidigend; auch zu meinen Kolleginnen. Ich weiß, dass ist jetzt ein blöder Spruch, aber: Man darf sich das nicht zu Herzen nehmen! Die wissen manchmal nach ein paar Minuten gar nicht mehr, was sie gesagt haben und das schlimmste ist: Sie wissen gar nicht, was sie einem damit antun! Man muss sich in diesem Beruf ein dickes Fell wachsen lassen, denn manche Chefs sind leider noch viiieeel schlimmer! Schau mal hier: http://www.foreno.de/viewtopic.php?t=1620

Vielleicht schenkt Dir das ein wenig Trost!? Du packst das! Immer schön den Kopf hochhalten!

Lg, Julie

[Sandra86]

Ja du hast recht, ich sollte mir nicht immer alles zu herzen nehmen, das tue ich auch nicht immer, aber manchmal, fällt es schwer immer positiv zu denken. aber wenn ich dann abends mit freunden bzw. meinem freund zusammensitze und wir uns übersowas unterhalten, kann ich dann auch schon wieder über dieses und jenes kommentar vom chef lachen.

[Julie]

Ich weiß, dass es nicht leicht ist, soetwas zu überhören. Wenn man dann aber mit Freunden darüber redet geht es einem auch gleich besser. Deswegen sollte man, wenn einem so etwas dann doch mal zu Herzen geht, mit anderen drüber reden, dann wird der Stein auf dem Herzen gleich leichter.

[hexchen]

Die Herren Anwälte merken leider oft nicht, was sie so den ganzen Tag daherreden, wenn es zu verletzend wird, sage ich das allerdings auch, dass ich so nicht mit mir reden lasse. Auch der Arbeitgeber darf nicht alles!

[Steffen]

Kopf hoch, Lehrjahre sind nun mel keine Herrenjahre. das heißt aber nicht, dass Du dir alles gefallen lassen musst.
Ich würde versuchen, mal im ruhigen aber klaren Ton mit dem Chef zu reden. Denn so ein dauerstress wie du ihn dir antust, ist auch für deine Gesundheit nicht gut.
Und mit dem Abfragen, naja, dass kann man auch anders gestalten. Wir halten das so, dass in Vorberitung auf Arbeiten oder bei Beginn und Abschuss eines Themenkomplexes besprochen wird, wo der Schwerpunkt liegt, ich mich dann vorbereite und wir uns zu einem vereinbarten termin zusammensetzen und darüber sprechen. Und was ich nicht verstanden habe, wird mir dann rcihtig erklärt. In Vorbereitung auf die Zwischenprüfung machen wir es so, dass Ende September und Ende Oktober ich jeweil einen von Chefs vorbereiteten Tes schreiben, um Schwachstellen zu entdecken.
Versuch doch mal, so eine Vorgehensweise vorzuschlagen und sage dem Chef auch, dass Du so am besten lernen kannst. wenn der Druck nicht so groß ist. Da müsste er eigentlich auch deinen guten Willen erkennen, wenn er ein Bisschen Menschekenntnis hat.

LG Steffen

[Jara]

Liebe Sandra86,

ich verstehe dich sehr gut, hatte schon sehr oft mit solchen Anwälten zu tun...! Daher wollen ja auch viele nach der Ausbildung nicht mehr im Anwaltsbüro arbeiten, was sehr schade ist, da es auch Spaß machen kann!!!

Ich kann dir nur sagen: Mach dir einfach nix draus und denk dir, dein Chef ist in gewisser Weise ein "armes Schwein" das einfach auf "Schwächere" draufhaut um sich zu beweisen wie toll er ist!!!

Diese Einstellung besonders toll zu sein haben übrigens sehr viele Juristen, das Studium ist z. T. schon darauf ausgelegt, sich elitär zu fühlen, es ist wohl nicht umsonst so, dass Juristen oft so sínd ...!!

ich sag mir echt immer dass es einfach eine Charakterschwäche ist so mit anderen Leuten umzugehen, egal ob es AZUBI, Angestellte, Mandanten, die Putzfrau oder sonstwer ist!

Er ist gerade deshalb NICHT toll, würde ich sagen!!!

Links rein - rechts raus!!!!!

Hört sich jetzt vielleicht blöd an, aber wenn du nach der Ausbildung einen "normalen" Chef haben solltest weißt du es umso mehr zu schätzen!

Schönes Wochenende!!!!!!!!!!!

[Annile]

Solche Sprüche musste ich mir leider auch immer anhören... Bin einmal mit einer Erbrechtsaufgabe, welche wir in der Schule gestellt bekommen haben zu meiner Chefin .. da schaute sie mich ganz entgeistert an und meinte "warum muss denn eine kleine doofe Azubine so etwas lernen"

Da sagt man nichts mehr...

[Sandra86]

Ach Leute. Ich habe meinen eigenen Thread durch Zufall gelesen und herzlichst gelacht! Manchmal ändert sich so viel! Nächstes Jahr bin ich selbst erstmal Diplom Juristin (1. Staatsexamen) und arbeite immer noch in dieser Kanzlei. Ich habe Tränen vergossen, bin selbstsicherer geworden und die Liebe zu Jura stieg und stieg also an alle Azubis, die manchmal traurig sind: lasst den Kopf nicht hängen und seit ehrgeizig und wissbegierig, dann regelt sich alles selbst