Werden Azubis immer blöder?

Hier hinein gehören alle Themen rund um Büroorganisation, Büroverwaltung, Kanzleiorganisation etc.
Fiona
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#11

10.08.2009, 14:05

Ich schätze, dass man grundsätzlich mit den typischen Fehlern zu rechnen hat. Man wird ja auch mit jedem Azubi schlauer und versucht von Beginn an diese Fehler zu umgehen. Tragischerweise schleicht sich dann immer etwas Neues hinzu, womit man nun wirktlich nicht gerechnet hat. Sorry, aber das mit dem vor die Tür legen, ist nun wirklich selten bescheuert.

Schockierend finde ich oftmals die selbstverständlichen Dinge. Tragischerweise sind Höflichkeiten, vernünftiges Auftreten, das Bilden vollständiger Sätze sowie Hygiene nicht Jedermanns Fall. Trotz allgemeiner Hochschulreife, sind die Azubi oftmals nicht fähig eigenständig mitzudenken. Offenbar ist es ein gesellschaftliches Problem. Beim nächsten Schwung werde ich mir ernsthaft etwas überlegen müssen, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Beispielsweise Probearbeiten oder ähnliches.

Mein jetziger Azubi (3. Lehrjahr) hat sich in den Kopf gesetzt vorzuziehen. Die Noten in der Schule stimmen. Die Leistung bei der Arbeit ist jedoch mangelhaft. Hattet ihr diesen Fall schon einmal? Generell will ich niemanden Steine in den Weg legen, aber sie ist einfach wirklich, wirklich schlecht.

Hier ein Beispiel: In der Schule ist sie mittlerweile komplett mit dem RVG durch. Auch im Büro hat sie schon etliche Rechnungen (außergerichtlichsowie gerichtlich) erstellt. Neulich hatten wir Klageauftrag. Zusammen mit der Klageschrift (außergerichtlich wurde nichts veranlasst) sollte sie einen Vorschuss für das Klageverfahren berechnen. Abgerechnet wurde jedoch eine Geschäftsgebühr. ÄÄÄÄhhhhhh???? :augenreib

Ich meine, man muss der Kammer bestätigen, dass sämtliche Erfordernisse erlernt seien, oder? Ganz ehrlich, das kann ich jedoch nicht bestätigen. Ich bin in einem schrecklichen Zwiespalt. Was macht die Kammer dann eigentlich? Würde sie dann tatsächlich nicht zugelassen werden?
Randfichte72
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#12

10.08.2009, 14:09

Ich denke, dass man grundsätzlich nicht alle über einen Kamm scheren kann, weder Azubis noch Angestellte. Das hängt auch immer viel von der jeweiligen Person ab. Will sie etwas lernen, hört sie zu? Ich bin seit 16 Jahren im Beruf und habe schon viele Azubis erlebt.

Ich denke, dass man nach einer Woche nicht erwarten kann, dass alles wie am Schnürchen läuft. Stichwort Welpenschutz. Kollegen sind neu, Programm ist neu, Abkürzungen (EMA.....) sind neu. Das alles in einer Woche aufzunehmen und dazu noch die Abläufe der Kanzlei zu kennen, ist sicher schwierig und verlangt auch von den Angestellten Geduld. Man muss mitgehen, ihr das mehrmals zeigen...... Klar, ist das zeitintensiv und die eigene Arbeit bleibt liegen.

Vom Azubi erwarte ich aber, dass er sich wirklich bemüht, fragt, sich Kritik zu Herzen nimmt. Und es muss klar geklärt sein, wer dem Azubi Arbeitsanweisungn gibt. Zuviel Köche verderben u. U. den Brei. Und selbstverständlich gehört es auch zu den Aufgaben des Azubis, hin und wieder die Kaffeetassen aus dem Büro des Chefs zu tragen, wenn er Mandantenbesprechung hatte. Ich nehme sie auch ab und an mit.

Also: Geduld und Durchsetzungsvermögen!
susi1982
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#13

10.08.2009, 14:35

Ich muss sagen, ich gebe neuen Azubi´s und auch neuen Kollegen Zeit, sich einzuarbeiten, wobei ich Azubi´s mehr Zeit gebe, sich einzuarbeiten. Der Azubi hat zum einen mit einem Tagesablauf zu tun, wie er ihn noch nicht kennen gelernt hat. Er kennt den Kanzleiablauf nicht, die Abkürzungen sind im gänzlich unbekannt und er muss viele neue Informationen in kurzer Zeit aufnehmen - zumindest in den ersten Wochen. Von daher steht er erstmal unter Welpenschutz. Was ich aber verlange, sind Fleiß, Aufmerksamkeit, Höflichkeit und die Bereitschaft zu Arbeiten. Wenn unser Azubi sich weigern würde, im Archiv Akten ein- oder auszusortieren, dürfte er sich intensiver mit dem Chef unterhalten, denn Lehrjahre sind keine Herrenjahre - und ich selbst bin mir auch nicht zu fein, Akten aus dem Archiv zu holen.

Außerdem ist er zum arbeiten da und nicht als Bürodekoration.
Ich arbeite nach dem Hauskatzen-Verfahren:
Ich schleiche zur Arbeit,
lege die Pfoten auf den Tisch
und warte auf die Mäuse!
gkutes

#14

10.08.2009, 15:32

ich bin da auch immer sehr ungeduldig. Von dem her kann jeder Azubi froh sein, nicht bei mir zu landen :)

PS: wenn man bei Beruf Fachangestellte einträgt, aber noch Azubi ist, hat man auch was Wesentliches noch nicht verstanden...
Suse
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#15

10.08.2009, 16:02

Nicht vergessen, wir haben alle mal ganz klein angefangen. Und heute ist erst der 6. Arbeitstag für die neuen Azubis. Ich bin da noch total entspannt.
LG, Ela
Julia.R
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#16

10.08.2009, 16:10

Das kenn ich auch alles zur Genüge... Durfte schon in meinem 2. Lehrjahr meine 1. Azubine anlernen, die von Anfang an alles besser wusste als ich. Lag wahrscheinlich dran, dass sie etwas älter war als ich und für ein halbes Jahr auf der Uni war. Total selbstständig in Sachen, von denen sie keine Ahnung hat. Musste dann alles entsprechend geändert werden. Vorallem hat sie Sachen gemacht, die selbst ich noch nicht gelernt hab. Meine 2. Azubine ist die beste gewesen! Die zweite Paris Hilton mit nur Stroh im Kopf, das dann auch schon aus dem Kopf kam. Die musste schon zu Anfang ihrer Ausbildung ein Baby abtreiben lassen, weil die zu blöd war zu verhüten (mit ihrem Ex). Sachen, die ich ihr schon 10000 Mal erklärt hab machte sie immer noch falsch. Die hat bei Gericht und Versicherungen Aktenzeichen und Schadennummer erfunden.... Sehr kreativ! Akten vom LG hat sie ans AG geschickt. Die wurden dann natürlich da wieder abgelegt, weil kein Vorgang mehr beim Amtsgericht registriert war...
Dann ist sie einfach nicht zur Schule gegangen und hat ausgefallenen Unterricht zuhause verbracht. Wiedervorlagen hat sie nicht eingegeben, weil sie ja Diktat schreiben musste.... Und dann hat sie immer angeboten in die Stadt zu gehen um Essen zu holen. Wenn sie "nichts zu tun hatte" hing sie auf studi rum, anstatt mich zu fragen was sie machen kann. (z.B. die meterhohen Stapel an WV eingeben und weghängen).
Ermittlungsakten hat die kopiert, Kopien nicht gezählt und zwischendrin die Blätter falsch rum eingeheftet. Ich hab ihr gesagt, dass das nicht passieren könnte, wenn sie die Kopien zählen konnte. Aber wenn ich sie kritisiert habe, war sie beleidigt... Oder wenn sie die Hälfte der Post, die sie gemacht hat, ohne sie mir vorher zu zeigen, vom Chef wieder bekam und die Hälfte ändern musste...
Naja, seit 2 Monaten bin ich in einem anderen Büro und habe jetzt schon Panik vor der Azubine, die am Montag anfängt. Sie hat hier zwar schon öfter ausgeholfen, aber als ich letztens eine Ermittlungsakte durchgeguckt habe, die sie kopiert hat, bin ich aus allen Wolken gefallen... Weiße Blätter zwischendrin, fehlende Seiten oder Blätter auf dem Kopf eingeheftet... Ich bin da ja auch total ungeduldig und kann nicht verstehen wie sowas passieren kann, wenn man sich auch beim Kopieren nur etwas konzentrieren würde. Ich überlege auch immer wie ich jemandem, der eben neu in der Materie ist, klar machen soll, was wir tun und warum Fristen und Ordnung eben wichtig ist... Ich meine, ich habe es ja auch geschafft und verstanden...
Ich bin jedenfalls mal gespannt und werde versuchen einen klaren Ablauf in den Tag zu bringen und ihr alles öfter erklären. Zum Glück ist sie jemand, der viel fragt. Das ist ja meiner Meinung nach schon mal eine gute Voraussetzung!
Bin auf weitere Geschichten von euch gespannt! Ich bin ja immer froh, dass ich da nicht alleine bin =)
Astrid101

#17

10.08.2009, 16:20

CheerSassi hat geschrieben:der chef holt sogar selbst die post ausm briefkasten, weil er angst hat den azubi darum zu bitten.....

ich hätt mich sowas niemals getraut.
Hallo zusammen,

also ich finde es wirklich verrückt, dass ein Chef die Post holt, weil er seinen Azubi nicht dazu kriegt. Da gehört eindeutig ein Gespräch unter vier Augen zwischen Chef und Azubi geführt, in dem er mal deutlich macht, wo hier der Hammer hängt und das sie im Büro zu tun hat, was ER sagt, wenns zur Orga gehört. Ich hätt mich das auch nicht getraut, so mit meinen Ausbilder-Chefs umzugehen.

Ich habe mich früher auch oft über meine Azubis geärgert, aber auch versucht, viel Verständnis zu zeigen, aber manche Dinge sind mir oft unverständlich. z.B.

- wenn es n halbes Jahr dauert, bis sich der Azubi den Telefonmeldetext merken kann...
- Schecks der Sparkasse bei der Volksbank einlösen will,
- oder es nicht schafft, die Akte richtig vorzulegen, obwohl mans vor 5 Min. lang und breit erklärt hat und der Azubi das seit 2 Monaten jeden Tag (!) macht.

Bei letzterem ist mir dann mal der Kragen geplatzt, vor allem weil da auch noch der Titel abgeheftet wurde. Da hats das erst mal seit ich Azubis ausbilde (immerhin 9 Jahre) mal richtig geknallt.

Ich finde es aber gut, dass hier auch mal die andere Perspektive beleuchtet wurde. Auf die Idee mit der Postmappe vor die Tür legen, wäre ich auch nie gekommen, aber (Wie findet man die Post am ehesten, wenn man drüber stolpert) ist schon irgendwo logisch. ;-)

Aller Anfang ist schwer.....

Azubis, die allerdings null Bock haben, das auch raushängen lassen und vor allem nicht mal Respekt vor Chefs zeigen, die kann ich absolut nicht verstehen und da sollte man ganz schnell ein P vorsetzen!

LG
Jupp03/11

#18

10.08.2009, 16:32

Suse hat geschrieben:Nicht vergessen, wir haben alle mal ganz klein angefangen. Und heute ist erst der 6. Arbeitstag für die neuen Azubis. Ich bin da noch total entspannt.
Dem ist wirklich nichts hinzuzufügen. Doch eins, manchmal kommt es auch auf den Ton an, wie man es seinem "Untertan" erklärt.
Naughty but nice
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#19

10.08.2009, 22:28

Vielen Dank für euren zahlreichen Antworten. Fands auch gut das sich hier ein Lehrling zu Wort gemeldet hat.

Ich möchte nur noch sagen (glaube das ist in meinem Beitrag etwas untergegangen) das ich die Azubiausbildung echt gerne mache. Ich mag es neue Leute einzuarbeiten, zu erklären. Und ich finde das es mit Lehrlingen am leichtesten geht (sofern sie wollen und Lust haben zu lernen) weil man mit ihnen halt auf null anfängt. Richtigerweise wurde schon gesagt das man nicht alle über einen Kamm scheren kann. Es gibt solche und solche (Sturköpfe, Besserwisser, Feiglinge, absolute Nichtsversteher) aber ich finde jeder Lehrling ist eine neue Herausforderung. Eine neue Persönlichkeit die man kennen lernen und der man etwas beibringen kann.

Ich glaube wir haben mit unseren beiden neuen Mädels auch keinen schlechten Fang gemacht. Sie versuchen ihr bestes zu geben und bei den ganzen neuen Sachen die sie jetzt lernen ist es auch verständlich und ok das sie nicht gleich alles auf einmal können.

Mein Beitrag galt nur den ,,kleinen" Sachen. z.B. leere Postmappen trotzdem zum Anwalt schicken obwohl 20 Leute mir schon gesagt haben das man das nicht macht (und darin auch nicht wirklich der Sinn liegt).

Ich versuche bei meiner Azubiausbildung viel an meine Anfänge zu denken. Ich habe in der Kanzlei in der ich arbeite auch meine Ausbildung gemacht und es gab ein paar Dinge die ich während meiner Ausbildung echt doof fand sowohl im Umgang mit mir als Lehrling als auch in der Ausbildung. Ich versuche es als Ausbilderin besser zu machen und auf die Lehrlinge einzugehen. Ich habe kein Problem damit den Erklärbär zu spielen und Sachen 93 mal zu erklären (vorausgesetzt ich merke das mein Gegenüber wirklich lernen will und nicht auf Durchzug schaltet). Manchmal bringen die Azubis aber einfach Sachen wo man sich echt nur fragt: wie kommt ihr darauf??

Aber ich fands schön hier soviel von euch zu lesen.

Die jetzigen und auch noch die kommenden Azubis machen ihren Weg. Liegt an beiden Seiten wies läuft. Ich bilde jedenfalls gerne aus ...

Und was das Thema Kostenrecht in der Schule und Abrechnungen in der Kanzlei angeht, das ist bei uns auch immer ein Kampf. Ich finds toll wenn meine Kollegin in der ZV mit Abrechnungen beim 3. Lehrjahr anfängt. Und auf die Frage: Welche Gebühr bekommen sie denn für einen Mahnbescheid? Immer ein verdutzter Blick seitens des Lehrlings kommt mit der Frage: Was ist denn eine Gebühr?. Dann erklärt man das RVG und das sie das ja schon in der Berufsschule hatten bla bla bla und fragt wieder nach der Gebühr für den MB. Der Lehrling strahlt meine Kollegin an und sagt ganz stolz: 15,00 €

Das ist dann wieder so ein Moment indem ich mich frage: Was denken unsere Azubis???

Aber genau deswegen liebe ich die Ausbildung auch so ....
Reno97
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#20

19.08.2009, 14:08

Hallo, ich bin ja einerseits froh, dass auch andere ein Azubi-Problem haben...

Ich will nicht meckern, schließlich war ich auch mal Azubi, aber unser Azubi ist wirklich zum schreien! Kein Interesse, ständig krank, nimmt keine Kritik an usw.

Was will man mit ihm machen? :|
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