Denken Schuldner überhaupt nach?

Hier können alle Themen rund um die Zwangsvollstreckung besprochen werden. ZV mit Auslandsbezug bitte in die entsprechende Extra-Rubrik posten.
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NORTHERN DINO
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#31

25.04.2011, 10:01

Wie Jupp.
Wer mit 18 noch nicht gelernt hat, dass man keine Schulden macht, dass man sich durch Werbung etc. nicht verleiten lässt, dass man vor dem Kaufen/Bestellen gefälligst die eigenen Finanzen überprüft und nicht über die Verhältnisse lebt, der kapiert es nie! Tatsache ist, dass Bestellungen/Käufe auf Pump wider besseres Wissen mit ausbleibender Bezahlung schlicht und einfach Betrug und auch dementsprechend zu ahnden sind. So einfach ist das.

Dass die Schuldner meistens sehr wohl wissen, was sie gemacht haben, sieht man schon daran, dass z.B. die Verfahren auf Abgabe der e.V. bis zum allerletzten Moment ignoriert und verzögert werden. Erst wenn die Polizei mit dem HB vor der Tür steht, tauchen auf wundersame Weise Geldscheine in ausreichender Menge auf. Deshalb kann man nur jedem betrogenen Gläubiger raten, bis zum Ende durchzuziehen. Fälle, in denen es wirklich mal eine Verkettung unglücklicher Umstände gibt, sind eher die Ausnahme. Da spielen schon viel eher Dämlichkeit, Gleichgültigkeit und Hinterfotzigkeit bis hin zur kriminellen Energie eine entscheidende Rolle. Wer auf Kosten anderer lebt oder sich bereichert, soll auch die vollen Konsequenzen tragen. Fertig!
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Lämmchen
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#32

25.04.2011, 11:28

13 hat geschrieben:Wie Jupp.
Wer mit 18 noch nicht gelernt hat, dass man keine Schulden macht, dass man sich durch Werbung etc. nicht verleiten lässt, dass man vor dem Kaufen/Bestellen gefälligst die eigenen Finanzen überprüft und nicht über die Verhältnisse lebt, der kapiert es nie!
Das würde ich so nicht unterschreiben. Ich denke, auch hier muss man differenzieren. Es gibt durchaus Leute, die sind lernfähig und es gibt Leute, die lernen es nie. Das klingt für mich so, als wenn die meisten Leute einen Heiligenschein haben und noch nie Fehler gemacht haben.
Liebe Grüße

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#33

25.04.2011, 13:17

:good so meinte ich es, falls es so nicht rübergekommen ist

jupp: warst du mit 18 schon erwachsen?
Jupp03/11

#34

25.04.2011, 13:47

das können nur andere beurteilen, meiner Meinung war ich zumindest so weit, dass die Fehlgriffe, die heute in dem Alter gemacht werden, bei mir nicht vorkamen, lag wahrscheinlich aber auch an der Erziehung, die mir nicht geschadet hat.
Der Staat hat im übrigen dafür gesorgt, dass diese Fehlgriffe im weiteren Leben einfach ausgelöscht werden seit der Einführung des Insolvenzrechts, ein teuflisches Gesetz, das diese Betrügereien stützt.
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#35

25.04.2011, 14:50

Jupp03 hat geschrieben:Der Staat hat im übrigen dafür gesorgt, dass diese Fehlgriffe im weiteren Leben einfach ausgelöscht werden seit der Einführung des Insolvenzrechts, ein teuflisches Gesetz, das diese Betrügereien stützt.
Hierbei stimme ich Dir voll und ganz zu. Wenn man in früheren Jahren "ganz tief drin saß" musst man sich mühevoll alleine rauskämpfen und war geheilt. :wink:
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#36

25.04.2011, 14:59

Ich wollte damit auf keinen Fall sagen, dass die Schuldner nicht dafür können! Sicher ist jeder selber schuld wenn er Schulden macht!!! Aber es ist ja immernoch so, dass die meisten, die Schulden machen, es bei ihren Eltern oder allgemeine im Umkreis nicht anders erlebt haben und einfach ist es ja wirklich Schulden zu machen (einfacher als Schulden wieder abzubauen!). Wie auch immer. Die laschen Gesetzte haben sicherlich viel damit zu tun und ich rege mich ja manchmal auch auf. Meine Nachbarin z. B. ist 32, hat 4 Kinder, hat seit dem ersten Kind vor 10 Jahren nicht mehr gearbeitet. (hat Verwaltungsfachangestellte gelernt). Die ist in die Privatinsolvenz gegangen und letztens im Keller hat die dann gemeint, dass das doch eh keiner überprüft und sie weiter auf Raten kauft. Das sind natürlich Dinge die mich dann tierisch aufregen, aber ich find trotzdem dass jeder eine zweite Chance verdient hat. (mehr als zwei dann aber auch nicht)
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#37

25.04.2011, 15:32

Nie einen Fehler machen dürfen hat keiner gesagt und mit einem Heiligenschein herumlaufen ist auch von keinem gefordert worden. Es gibt im Leben jedoch elementare Grundregeln, die man frühzeitig beigebracht bekommt und dazu gehört m.E. das Vermeiden, Schulden zu machen. Wer sich gleichwohl auf ruinöse Weise dem Konsumwahn hingibt, dem mangelt es schlicht und einfach an Grips - auch mit 18! Hinzu kommt, welche Einstellung die Eltern haben, das färbt natürlich ab. Jedoch ist der ganz große Teil der Schuldner zu dumm oder zu rotzfrech. Denen ist es völlig egal, wenn andere Schaden nehmen. Als Vollstreckungsgericht erlebe ich das nahezu täglich und auch dort vertrete ich eine knüppelharte Richtung. Ein weiteres Beispiel bodenloser Unverfrorenheit: Die Räumungsschuldner! Es spricht für sich, dass von 100 Anträgen nach § 765a ZPO in aller Regel 99 scheitern, selbst in 2. Instanz.

Dass die Gesetze - gerade die neueren - daneben in aller Regel wenig taugen, ist gerade in Deutschland nichts Neues. Da kann man von InsO über RVG bis FamFG nahezu alles nennen. Nirgendwo herrscht ein derartiges Vorschriftenchaos wie bei uns und bringt außer Verwirrung nicht viel Nützliches. Die Rechtsprechung tut ihr Übriges dazu. Das sollte aber niemanden mit halbwegs gesunden Menschenverstand daran hindern, einfachste Grundsätze des Zusammenlebens einzuhalten. Wer das nicht kann oder besser: wer das nicht will, der muss sich über die Auswirkungen auch nicht wundern.
Zuletzt geändert von 13 am 25.04.2011, 16:04, insgesamt 2-mal geändert.
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#38

25.04.2011, 16:00

@sego: das wird sie dann schon sehen, was sie davon hat, die neuen schulden sind ja von der Inso nicht erfasst...

@13: ja da sagste was, die ganzen neuen Gesetze sind vieleicht gut gemeint, aber unausgegoren
Eve80
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#39

25.04.2011, 18:29

Ich denk schon, daß die InsO ihre Berechtigung hat, aber einfach nicht ausgereift ist. Es ist definitiv wichtig, daß sich Leute selbständig machen bzw. Firmen gründen. Und für den Fall der Fälle, daß es daneben geht, aus welchen Gründen auch immer, hat man dadurch die Möglichkeit, wieder bei 0 anzufangen. Ich hab viele Akten auf dem Tisch von ehemals Selbständigen, die mit einer guten Idee baden gegangen sind, wobei es nicht einen Grund dafür gab, sondern die Verkettung mehrerer Umstände. Und auch viele, die mit dem 2. Versuch wieder auf die Beine gekommen sind. Ich glaube schon, daß es weniger Selbständige/Firmengründungen geben würde, wenn es die Möglichkeit der Entschuldung nicht geben würde.

Wofür die InsO aber mittlerweile geradezu mißbraucht wird, ist einfach unglaublich. Seit die Kostenstundung eingeführt wurde, ersticken wir in Verfahren, wovon locker 80 % (wenn es reicht) aus Hartz IV-Schuldnern bestehen, die in ihrem ganzen Leben noch nichts auf die Reihe gebracht haben, aber unbedingt auf großem Fuß leben wollen.

Natürlich ist niemand fehlerfrei, aber irgendwann muß man doch aufwachen und merken, so kanns nicht weitergehen?!?

Ich muß übrigens auch feststellen, daß die Schuldner immer dreister werden. Da wird nicht im normalen Ton gesprochen, sondern die Schuldner stellen Forderungen gegenüber Insolvenzverwalter/Treuhänder und das auch noch in einem Ton, daß ich mich manchmal schon frage, wer die wohl glauben, wer wir sind und wer sie sind. Da kommen Anfragen, wieviel sie denn verdienen dürfen, damit sie noch unterhalb der Pfändungsgrenze bleiben, da wird sich beschwert, daß die Einkommenssteuererstattung an uns geht (wenn mal jemand arbeitet), da wird geschimpft und beleidigt, es ist wirklich unglaublich.

Ganz lustig wird es dann in der Wohlverhaltensphase: da erklärt man ihnen anfangs das Verfahren, gibt ihnen ein Merkblatt, zeichnet ihnen am Zeitstrahl auf, wie das läuft (mit den 119 € im Jahr) und kaum kommt die Rechnung über 119 € fürs 1. Jahre, kommt der Anruf, damit verbunden die nächste Beschwerde, das nächste Gejammer und Geheule, wie ungerecht die Welt ist und davon wäre ja nie die Rede gewesen.

Ich gehöre zu den Sachbearbeitern, die da richtig biestig werden. Hartz IV hin oder her, es sind 10 € im Monat, macht 2 Schachteln Zigaretten weniger, die man raucht. Und bei uns ist es durchaus möglich, monatlich 10 € zu zahlen, statt des ganzen Batzens auf einmal. Aber wehe, wenn gar nichts kommt. Ich mahn 2x und dann beantrag ich die Versagung beim Gericht.

Von einigen Kanzleien hab ich schon gehört, daß sie auf die 119 € jährlich verzichten, weil ihnen die Hinterher-Rennerei einfach zu viel Aufwand ist. Und ja, es ist ein enormer Verwaltungsaufwand, auch oder gerade wenn in monatlichen Raten gezahlt wird. Aber mal ganz im Ernst: ich hab Schuldner, die haben entweder pfändbares Einkommen und dadurch Kostendeckung (hin und wieder auch mit Quote an die Gläubiger) oder sie zahlen ohne 2. Aufforderung die 119 € in einem Satz oder eben in Raten, ohne daß ich sie ständig dran erinnern muß. Und es geht definitiv gegen meine Prinzipien, daß Schuldner, die sich bemühen, die A...-Karte gegenüber den Schuldnern ziehen, die keinen Strich dafür tun. Wer nicht zahlt, erhält von mir die Quittung. Und es sind auch immer die gleichen Kandidaten, bei denen ich jährlich 2 Mahnungen rausschick, dann die Versagung beantrag und - oh Wunder - auf einmal sind die 119 € bezahlt.
Jupp03/11

#40

25.04.2011, 18:52

Wie hirnrissig dieses Gesetz ist, zeigt der vorstehende Beitrag. Es kann Versagung beantragt werden, wenn die 119 € nicht gezahlt werden. Geht der Schuldner aber neue Verbindlichkeiten ein -ja sogar, um diese 119,00 € zahlen zu können- ist dieses kein Grund für den Antrag auf Versagung. So jedenfalls hab ich das mehrfach in diesem Forum von den Inso-Experten gelesen.
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