Re: Überstundenliste öffentlich führen?
Verfasst: 06.07.2018, 12:22
Kann ich nur unterschreiben.Andy66 hat geschrieben:Ich weiß ja nicht, ob eine öffentliche Liste da nicht noch mehr Unruhe reinbringen würde. Wie schon gesagt wurde, geht es die Kolleginnen absolut gar nichts an, wer wie lange arbeitet. Das ist allein eine Sache zwischen Chef(s) und Mitarbeiter/in. Es kann nicht sein, dass mir irgendjemand aus dem Kollegenkreis meine Arbeitzeiten vorwirft oder versucht, mir da Vorschriften zu machen. Ich persönlich reagiere auf sowas ausgesprochen stachelig. Ich kenne aus anderen Kanzleien durchaus Kolleginnen, die gerne den sterbenden Schwan geben - "gestern war ich wieder bis 10 da" und dann in der regulären Arbeitszeit nix zerreissen, weil sie privat telefonieren, sich in der Küche rumtreiben und öfters mal rauchen gehen. Von so jemanden lasse ich mir aber schon gar nix mehr vorschreiben.
Sollte jemand Minusstunden machen, wird das bei einer Arbeitszeiterfassung auffallen. Wenns keine gibt, und auffällt, dass sich jemand regelmäßig vorzeitig verdrückt und den Kolleginnen die Arbeit aufhalst, muss das dem Vorgesetzten in geeigneter Weise nahegebracht werden. Der, und nur der, wird dann die ihm geeigneten Maßnahmen treffen. Alles andere ist Stutenbissigkeit und unprofessionell.
Nach meiner Erfahrung ist die Zahl der geleisteten (Über-)Stunden nicht gleichzusetzen mit der geleisteten Arbeit. Ich habe eine Kollegin, die nachgewiesenermaßen (Zeiterfassungsprotokoll in der Akte) für einen Vorgang, den ich in 20 Minuten schaffe, regelmäßig geschlagene zwei Stunden braucht. Und dann ist noch nicht gesagt, dass das Produkt einwandfrei ist. Ich mache keine nennenswerten Überstunden, mal hier und da ein Viertelstündchen, damit ich noch was fertigmache, sonst müsste ich mich am nächsten Tag wieder neu reindenken. Und die Kollegin (s.o.) ist manchmal länger da, weil sie sonst nix fertig kriegt. Wer ist jetzt hier die "bessere Arbeiterin"?
Generell bin ich der Meinung, dass Überstunden nur in besonderen Notsituationen abgeleistet werden sollten. Ich habe 40h/Woche verkauft, die liefere ich. Ich arbeite nicht aus Jux und ohne Ausgleich ständig mehr - ich habe ein Leben neben dem Job und möchte meinen Mann auch regelmäßig sehen. Wenn über längere Zeit mehr Arbeit anfällt, muss mehr Personal her. Oder meint ihr, die Chefs zahlen Euch umgekehrt einfach mal so ohne Gegenleistung mehr Gehalt? Die haben 40h/Woche gekauft, die zahlen sie auch. Diese Kontrolle durch die lieben Kolleginnen spielt doch eigentlich nur den Chefs in die Hände. Teile und herrsche.
Jawoll, ich bin eine Kratzbürste. Mein Chef schätzt das an mir, wir haben die Kanzlei zusammen aufgebaut. Ich habe anfangs auch öfters mal ein Auge zugedrückt, als die Zeiten noch mager waren.