Andy66 hat geschrieben: Und erwartet jetzt bloß nicht Dankbarkeit oder die Goldene Büroklammer am Bande mit Diamanten für eure Schufterei. (...) Ihr arbeitet einfach so mehr, als im Vertrag vereinbart ist. Zahlen eure Chefs auch mal einfach so mehr Gehalt als vereinbart ist? (...) Und ich sehe keinen Grund, warum man nicht pünktlich heimgehen sollte. (...).
Das Thema ist nun schon ein paar Tage alt, und ich habe über Deine Äußerungen, Andy, durchaus nachgedacht.
Dann kam das Gespräch wegen Gehaltserhöhung und Abgeltung der verbliebenen 20 Überstunden, die ich abgerissen hatte, weil beide Anwälte (mit einem Tag Überschneidung!) jeweils eine dreiwöchige Fernreise unternommen hatten. (weitere fünf hatte ich ausnahmsweise an einem Brückentag für eine Beerdigung abgebummelt)
Die Diskussion eröffnete Chef jedenfalls mit den Worten, er wolle es
eigentlich so beibehalten, Überstunden nicht abzugelten.
Das hat gesessen. Mit Mühe und Not ist es mir dann wenigstens noch gelungen, eine Abgeltung der 20 herauszuschlagen, indem ich anbot, zwei einzelne Tage freizunehmen, während der Rest steuergünstig entlohnt wird.
Mein Chef ist nunmal Arbeitsrechtler; insoweit stimmt sein Argument schon, dass Überstunden anzuordnen sind. Allerdings habe ich mich vor etwaigem Gedankengut verwahrt, ich könne möglicherweise nur Kaffee trinken, während er rund 2 Std. vor meinem Feierabend in die Pause geht. Seiner Erinnerung nach (mein Vertrag lag nicht vor, sondern nur das Standardwerk) hätten wir sogar vereinbart, dass 3 Überstunden pro Woche automatisch abgegolten seien - in meinem Fall wären das mehr als 10 % der Arbeitszeit pro Monat! Sowas habe ich garantiert nicht unterschrieben (Nebentätigkeitsverbot übrigens auch nicht).
Sehe jetzt also auch zu, pünktlich aus dem Büro zu kommen, bin dabei aber lange nicht mehr so entspannt wie früher, weil ich ständig auf die Uhr schaue. Unlängst habe ich sogar einen Anruf kurz vor Feierabend nicht mehr angenommen.... Das schlechte Gewissen legt sich jedenfalls langsam, auch wenn die neue Arbeitshaltung vor dem Hintergrund der dezenten Lohnerhöhung ein wenig "undankbar" wirken könnte. Dem anderen Anwalt habe ich auch erklärt, er möge mir zum Feierabend hin keine Gefälligkeiten mehr abverlangen.
Weiß nur nicht, ob ich bei so einem Fall wie am 22.12. stark bleiben könnte: Hätte spätestens um 14.30 Uhr gehen können, als 15 Minuten vorher eine Gläubigerin anruft und erklärt, eine teilweise gepfändete Lebensversicherung solle am 31.12. ausgezahlt werden, man habe aber noch Anspruch auf 8.000 Schleifen. Hatte dann bis kurz vor 17.00 Uhr für den anderen Anwalt (ZV-mäßig einigermaßen ahnungslos) und die live anwesende Mdt. vorläufige Zahlungsverbote gebastelt. Sogar die Zustellung zwischen den Jahren hat geklappt, das ganze Geld scheint also gesichert (musste noch ein 2. vorläufiges hinterherschieben). Die Mdt. war jedenfalls erleichtert und dankbar (welche Kanzlei wäre schon am Freitag vor Weihnachten noch spontan tätig geworden?), der andere Anwalt hat mir immerhin ein Frohes Fest gewünscht, meinem Chef war das anläßlich der Berichterstattung alles herzlich egal.
Soviel zur "Goldenen Büroklammer am Band"...