Wie gehe ich als "Chef" damit richtig um?

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leoniemaus5
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#1

02.07.2014, 06:57

Hallo meine Lieben,

ich habe meine Ausbildung Juli 2013 beendet und bin in eine andere Kanzlei gewechselt, da mein Chef mich nicht übernehmen konnte - was ich sehr bedauert habe. Während meiner Ausbildung dort war ich zudem auch für das 1. und 2. Lehrjahr zuständig. Kenne also die Azubis noch.

Nun habe ich zum 1.7. wieder dort angefangen - als Refa versteht sich und als "Chef" zur tja ich nenne es mal Überwachung der Azubis und das alles glatt läuft.

Gestern kam es dann schon dazu, dass eine der Azubis meinte früher gehen zu können, da Chef in Urlaub und man ja genügend plusstunden gesammelt habe (wir dürfen früher gehen, aber nur wenn es mit Chef geklärt ist, da er mit Gattin in Urlaub weilt, geht das nicht). Der Azubi war so schnell aus der Kanzlei das ich nicht richtig seine Liste kontrollieren konnte - sie auch erstmal nicht fand. Fest steht jetzt, dass der Azubi nicht so viele Stunden hatte. Im übrigen hatte er mit Chef wohl auch vor meiner Ankunft Stress, da er sich nicht richtig ausgebildet fühlt - was ich nicht verstehen kann als ehemalige Azubine.

Was mache ich nun? Ihm heute eine Standpauke halten oder in Ruhe mit Chef abklären und ihn also Chef machen lassen was das Thema "Bestrafung" angeht? Außerdem fängt zum 1.8. jemand neues an den ich nicht kenne. Ich hatte Schon überlegt für alle 3 dann ein einheitliches "Sie" als Anrede für mich zu deklarieren, damit mehr Ordnung in das Chaos kommt.

Was sagt ihr?

Danke für Eure Hilfe
T
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Lämmchen
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#2

02.07.2014, 07:58

Huhu :wink1

Du hast gestern erst angefangen und vermutlich hat der Azubi gedacht, dass es nicht dramatisch ist. Dass es so nicht geht, ist klar. Ich finde das "Sie" inzwischen bei Azubis unerlässlich. Ich nehme aber an, dass Du sie vorher schon geduzt hast. Das jetzt noch umzustellen, ist bestimmt komisch und ich weiß nicht, ob ich das durchziehen könnte. Ansonsten würde ich mit den Azubis sprechen, dass das frühere Verlassen des Büros mit Dir abzusprechen ist.

Was den Stress mit dem Chef vor seinem Urlaub angeht, ist nicht Deine Sache. Aber ich würde ein Gespräch dafür nutzen, dass der Azubi Dir sagt, wo es hapert und was er gerne ändern würde. Ich denke so habt Ihr die Möglichkeit eine gemeinsame Basis für eine gute Zusammenarbeit zu finden. Vielleicht lief ja wirklich etwas schief. :wink:
Liebe Grüße

Das Lämmchen Bild
purzel2204
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#3

02.07.2014, 08:23

Hallo,

also ich sehe es ähnlich. Ob du oder Sie finde ich immer etwas schwierig und das ist auch unterschiedlich. Was allerdings das früher gehen anbelangt, so halte ich es so, dass erst alle Aufgaber erledigt sein müssen und dann haben die Azubis zu fragen, ob sie dürfen. Sowas lasse ich sie nicht selbst entscheiden, sonst tanzen sie mir nur noch auf der Nase rum.

Liebe Grüße
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Pitt
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#4

02.07.2014, 09:10

Ich kann mich den Vorrednern nur anschließen. Es sollte ein gemeinsames Gespräch zwischen Dir, Chef und Azubis geben, wo klargestellt wird, wie weit Deine Weisungsbefugnisse gehen. Dass Azubis ohne Erlaubnis früher das Büro verlassen, nur weil Chef im Urlaub ist, geht nicht. Ich würde dem Azubi seine Plusstunden bzw. nun entstandenen Fehlstunden zeigen und nach der Urlaubsrückkehr Deines Chefs klären, ob Du während seiner Abwesenheit vertretungsweise entscheiden kannst, ob ein Azubi, der Plusstunden hat, eher gehen darf oder nicht. Der Chef kann dann auch entscheiden, ob in dem hier eingetretenen Fall evtl. entstandene Fehlstunden nachzuarbeiten sind. Das nachträgliche Zurücknehmen eines "Du" allein wegen der neuen Position halte ich für problematisch. Die Azubis, mit denen Du Dich duzt, sollten aber wissen, dass das kein Freifahrtschein dafür ist, Dich nicht als weisungsbefugte Vorgesetzte zu akzeptieren. Denn der Chef wird bei Problemen mit den Azubis ab jetzt erst mal Dich ansprechen und die Lösung dieser Probleme in Deinen Verantwortungsbereich legen. Neue Azubis würde ich auf jeden Fall siezen.
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niva
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#5

02.07.2014, 09:25

bevor du da den Chef mit reinziehst, solltest du das heute erstmal direkt mit dem Azubi klären. grade wenn du noch neu bist und dann gleich zum Chef rennst, dürfte das deinem Verhältnis zu ihr vermutlich eher schaden. dann kannst du nach der entsprechenden Reaktion ja immer noch entscheiden, ob du da überhaupt den Chef einschalten musst oder ob ein reines Informieren über den Vorfall, da vielleicht auch schon ausreicht.
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BaumN
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#6

02.07.2014, 14:56

Als ich als neue Vorgesetzte in eine Kanzlei kam wollte die Chefin unbedingt, dass ich die anderen Büromitarbeiter und die Azubis sieze. Sie meinte, das würde den Respekt der Mitarbeiter mir gegenüber erhöhen. Ich fand das zwar Quatsch, aber was solls. Hätte ich bestimmte Mitarbeiter vorher schon geduzt, hätte ich das garantiert auch nicht mehr geändert. Den Respekt, den die Anderen vor mir hatten, habe ich mir erarbeitet - der kam garantiert nicht durch die Anrede zustande. Bei neuen Azubis würde ich an Deiner Stelle in mich hineinhören, womit ich mich wohler fühle - ob mit dem "sie" oder "du".

Was die Frage des eher gehens betrifft: Rede mit dem Azubi. mach ihm klar, dass das nicht geht. Zieh die Stunden ab und verrechne sie mit den nächsten Überstunden. So würde ich es zumindest machen. Und mit dem Chef würde ich reden, ob es nicht möglich ist - zumindest in seiner Abwesenheit - ob Du nicht darüber entscheiden kannst ob einer eher geht oder nicht. Wenn er da ist, kann man ihn ja fragen - möglicherweise diktiert er ja grad ein Eil-Diktat oder so, so dass er auf denjenigen angewiesen ist. Aber wenn er im Urlaub ist und die Arbeit erledigt ist, dann spricht ja nichts dagegen, dass jemand eher geht. Besser in dieser Zeit werden Überstunden abgebummelt als in Druckzeiten. Das wären zumindest meine Argumente.

Ich wünsch Dir viel Glück!
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#7

02.07.2014, 15:05

Hallo zusammen,

danke für die vielen Antworten. Ich bin derzeit auch am Überlegen, wie ich mit dem Azubi das Thema von gestern mit den ja anscheinend gemachten Minusstunden angehe. Leicht wird das nicht sein, da dieser Azubi noch als ich im 3. Lj war sein 1. Lj angefangen und ich ihn eingearbeitet habe. Aber mit mir den Molli machen lasse ich nicht - da wie schon von Euch gesagt - ich nun die Verantwortung habe.

Ein Gespräch über meine Weisungsbefugnis ist vor meiner Ankunft hier durch den Chef (vor seinem Urlaub) schon erfolgt. Nur was dort genau besprochen wurde, weiß ich leider nicht. Ich muss mit dem Chef nach seinem Urlaub einmal darüber reden. Auch was er sich vorstellt, was er gerne geändert hätte usw. Beide Azubis meinen nämlich, dass der Chef nur "Kleinkram" anprangert. Ich denke wiederum, dass ich für Kleinkram nicht hier sitze.

Ich werde mit dem neuen Azubi auch das "Sie" einführen. Die anderen beiden - tja da muss ich mal schauen. Besonders da der Azubi den ich angelernt habe sich ziemlich alles zu Herzen nimmt, aber auch etwas arrogant ist und meint was er schon kann. Der andere eher zurückhaltend und schüchtern.

Derzeit ist also alles etwas kompliziert. Mit Chef habe ich jedoch ein super Verhältnis - schon von Anfang an.

LG T
leoniemaus5
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#8

02.07.2014, 15:06

Ach noch zu dem "Früher gehen". Der Azubi ist früher gegangen, aber hatte keine Plusstunden. Ich weiß nicht ob ich ihn dazu verdonnern soll sich die Minusstunden aufzuschreiben oder was ich machen soll. Wenn Chef die Minusstunden sieht gibt das Stress, dass weiß ich.
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BaumN
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#9

02.07.2014, 15:14

Na, wenn es Stress gibt, wenn der Azubi sich die aufschreibt, dann sollte er mal ganz schnell überlegen, wie er die Stunden wieder rausarbeitet, bevor der Chef zurück ist. Und wenn das reibungslos funktioniert, dann brauchst Du dem Chef das ja vielleicht nicht zu sagen. Sozusagen als Kompromissangebot. Und wie dann zukünftig im Urlaub mit dem Frühergehen umgegangen wird, kannst Du dann ja klären mit dem Chef.
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#10

07.07.2014, 12:00

Hey BaumN,

ja der Azubi hat jetzt 220 Min im Minus stehen, die er sich mal überlegen sollte, wann er die abfeiert. Ich habe von ihm diese Nacht eine SMS erhalten um 1.00 Uhr nachts in dem er mir schreibt, dass er sich bei seinem Wochenendjob verletzt hat (er arbeitet immer Wochenendweise von Freitag nachmittag bis Sonntag nachmittag) und dabei stand, dass er erst mittags zur Arbeit erscheint. Die SMS habe ich an Chef weitergeleitet, soll er überdenken was in dem Fall zu tun ist. Das geht gar nicht. Ich habe dem Azubi auch nichts dazu gesagt, als er eine halbe Stunde später nach Arbeitsbeginn hier erschien. Was können wir dafür, wenn er meint er müsse am Wochenende arbeiten und dann nicht pünktlich Montags zur Arbeit erscheint. - mal abwarten was das noch alles hier gibt...

Lieben Gruß
T
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