Kündigung (Reaktion des Chefs)

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voicy
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#1

05.12.2013, 11:54

Hallo,

ich habe vor kurzem den für mich richtigen Schritt getan und gekündigt.
Mein Chef war nicht gerade begeistert davon.

Ich muss leider etwas weiter ausholen, um die momentane Situation zu beschreiben.

Ich arbeite seit Anfang Dezember 2006 in der Kanzlei. Ein Anwaltsnotar, eine Kollegin.
Als ich angefangen habe, war ich allein. Ich wurde sofort ins Notariat versetzt, obwohl ich keinerlei Erfahrung (außer mal in der Ausbildung kurz angerissen) hatte. Da ich keine Ahnung hatte, habe ich natürlich gerade am Anfang Fehler gemacht. Schon damals bekam ich Sätze wie "Sind Sie zu doof dafür?" oder "Das ist doch ganz einfach, nun stellen Sie sich nicht so an!" zu hören. Das besserte sich, da ich mit der Zeit mir alles selbst beibrachte (Chef brauchte ich nicht fragen, der meinte nur, dass er keine Ahnung von der Abwicklung habe).

Dann bekam ich eine Kollegin, die er Ende 2009 wieder entlassen hat. Daraufhin saß ich über zwei Monate allein im Büro und musste das Notariat und den Rechtsanwaltsbereich bearbeiten. Dass sich in der Zeit Überstunden anhäuften, ist wohl kein Wunder. Leider ging es Ende 2010 mit meiner Gesundheit bergab, ich wurde Anfang 2011 operiert und fiel für vier Monate aus.

Als ich wieder zurückkam, lernte ich meine jetzige Kollegin kennen. Und genau hier ist der Knackpunkt.

Es stellte sich leider schon nach kurzer Zeit heraus, dass meine Kollegin offensichtlich nicht gewillt ist zu arbeiten. Obwohl sie für das Notariat zuständig ist, habe ich weiterhin die Entwürfe der Kaufverträge, die Handelsregistersachen und noch diverse andere Kleinigkeiten erledigen müssen, da sie dazu offensichtlich nicht in der Lage war (faul).

Mein Chef merkte das auch recht schnell, unternahm aber nichts. Selbst als ich ihn darauf angesprochen habe, dass meine Kollegin nicht arbeitet und ich hier alles machen muss, dass sie Mandanten vergrault durch ihre sehr unfreudliche Art, änderte sich nichts. Er versprach mir sich darum kümmern.

Mitte 2011 hatten wir Revision.
Schon in der Besprechung nach der Revision war es fraglich, ob mein Chef sein Amt als Notar behalten dürfte, da eine grobe Pflichtverletzung vorlag. Verschuldet wurde diese Pflichtverletzung von meiner Kollegin, die meinen Chef darüber nicht einmal informiert hatte, so dass er völlig ahnungslos dem Revisor gegenüber saß.

Ich hatte mich zu diesem Zeitpunkt bereits erneut einige Male bei meinem Chef über meine Kollegin beklagt, da sie sich auf die Revision überhaupt nicht vorbereitet hatte (wie gesagt, sie ist im Notariat) und ich alles allein vorbereiten musste. Zudem bearbeitet sie die Akten oberflächlich, gibt viel zu lange Fristen und fragt nie nach, warum eine Sache beim Grundbuchamt noch nicht erledigt ist. Hinzu kommt, dass sie ständig am Computer irgendwelche Spiele spielt, anstatt zu arbeiten.

Mein Chef versprach Besserung. Es änderte sich nichts. Ich war immer noch für alles zuständig, wenn ich Urlaub wollte, musste ich darum kämpfen, mit allem kam er zu mir.

Ich habe nach den ewigen Versprechen letztendlich entschieden, dass es so nicht weitergehen kann.
Ab dem 2.1.2014 fange ich einen neuen Job an und habe demzufolge gekündigt.

Ich habe meinem Chef die Kündigung am 26.11.2013 überreicht.

Daraufhin ging es los.

- Er fühlt sich im Stich gelassen
- Ich würde ihm damit das Weihnachtsfest mit seiner Tochter verderben
- Ich hätte es auch früher sagen können, dass ich kündige
- Ich hätte ja wenigstens bis März 2014 bleiben können, damit er Zeit hat Ersatz zu finden
- Ich wäre hinterhältig gewesen und die ganze Sache sehr unerfreulich
- Ich kann ihn doch nicht mit dieser Frau allein lassen
- Ich zerstöre sein Geschäft

Ich habe übrigens noch 26 Urlaubstage übrig!
Ich hatte ihm also angeboten, dass ich bis zum 13.12. arbeite und dann meinen restlichen Urlaub nehme (obwohl eigentlich noch Tage übrig bleiben).

Jetzt verlangt er von mir, dass ich bis zum 20.12. bleibe, da ich ihn ja nicht allein lassen kann mit meiner Kollegin und er keinen Ersatz gefunden hat bisher.

Die Meldung, dass eine Stelle frei ist, habe ich übrigens ans Arbeitsamt etc geschickt. Er hat keinen Finger krumm gemacht!

Ich sitze den Großteil des Tages hier rum, weil nicht viel zu tun ist im Moment. Ich bin auf Grund der Situation und der Vorwürfe gegen mich völlig fertig und will am liebsten gar nicht mehr kommen.

Das Problem ist ganz einfach, dass ich mich das nicht traue.
Jedes Mal, wenn ich mit ihm darüber reden will, fängt er an mir erneut Vorwürfe zu machen und ich fühle mich schlecht.
Ich weiß, dass ich mir das nicht gefallen lassen muss und dass die Kündigung schließlich mein gutes Recht ist (ich hab ihm auch rechtzeitig Bescheid gegeben, erfahren am Freitag Abend, dass ich die Stelle bekomme, am Dienstag ihn darüber informiert, dass ich kündige).

Hoffe Ihr könnt mir Ratschläge geben.

P. S.: Sorry, für den langen Text.
Demoncleaner
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#2

05.12.2013, 11:57

Hey Voicy,

ich hatte eine ähnliche Situation im Sommer.

Wann hättest du denn deinen letzten Arbeitstag, wenn du deine 26 Tage Urlaub noch nimmst???
voicy
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#3

05.12.2013, 11:59

Hey Demoncleaner,

der letzte Arbeitstag wäre dann schon vorbei.
Wie gesagt, 26 Urlaubstage hab ich noch übrig.
Wenn ich mich auf die Schnelle nicht verrechnet habe: 29.11.2013
anett90
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#4

05.12.2013, 13:03

Hallo Voicy,

hört sich echt schlimm an. Aber ich sag dir, wenn Männer das Gefühl haben, dass man sie nicht genug verhätschelt und sie im Stich lässt, wenn mal nicht alles so läuft wie sie es gerne hätten, werden sie unausstehlich. Ich habe auch einen Chef, der so ist. Ich bin zwar noch in der Ausbildung, aber so gut wie fertig, Prüfung ist schon rum. Hier im Büro bin ich schon seit Monaten die einzige, die arbeitet - und das für 2 Chefs. Da ich ja in dieser Zeit auch noch Prüfung hatte und alles, stand mir das Wasser auch bis zum Hals... wohl eher bis unter die Nasenspitze^^ und ich konnte einfach nicht mehr.
Wenn ich mich irgendwie dazu geäußert habe, wie übefordert ich bin, oder wenn ich darum gebeten habe, dass sie eine Aushilfskraft einstellen...oder wenn ich nur einfach mehr Urlaub nehmen wollte, um mich auf meine Prüfung vorzubereiten, hat mich einer der Chefs auch immer mehr mit Verachtung gestraft... bis er dann irgendwann "ausgetickt" ist und mich mit Vorwürfen überschüttet hat... ich wäre Schuld, wenn er jetzt dadurch STress hat, dass nicht alles glatt läuft und ich könne ihn ja auch nicht so im Stich lassen, es ist meine Verantwortung dass ich parat bin, damit er nicht in Arbeit versinkt.... (so sinngemäß). also so ziemlich genau die gleichen vorwürfe, die du auch zu hören bekommst. - Und das zu einer Azubine die mitten in der Abschlussprüfung ist.
Was ich damit sagen will... männliche Chefs sind einfach so und werden zu Ärschen, wenn sie Angst haben, allein gelassen zu werden. Genau das was ich erlebt habe und wie es bei dir ist, habe ich auch schon von vielen Bekannten und Freundinnen gehört.
Ich glaube auch nicht dass er irgendeines von deinen Standpunkten einsieht oder nur irgendwie daran interessiert ist, dass du da gut raus kommst, der denkt in erster Linie an seinen eigenen Arsch.

Deshalb: Hol dir was dir zusteht. Du hast nichts zu verlieren, du hast schon einen neuen Job und was dein Chef jetzt von dir denken mag, kann dir doch ziemlich egal sein. Schließlich interessiert er sich ja auch einen Dreck für dich und denkt bis zum Schluss nur daran, das beste für sich selbst herauszuholen oder?!


Rechtlich gesehen, steht dir dieser Urlaub ja ganz klar zu. und meiner Meinung ist hier auch ganz klar der Rahmen von betrieblichem Interesse überschritten. Der Arbeitgeber ist verpflicht, seinen Angestellten ausreichend Erholungsurlaub zu gewähren und so wie es aussieht, hattest du den schon länger nicht mehr... um es mal sachte auszudrücken..

An deiner Stelle würde ich sogar, weil du ja schon sagst, dass es dir sehr schlecht geht, mich krank schreiben lassen und mir den restlichen Urlaub ausbezahlen lassen!

Lass dich nicht von deinem Chef kleinmachen. Nimm dir das was dir zusteht. und wie gesagt: du hast eigentich nichts zu verlieren und schuldest denen auch nichts.

Liebe Grüße und viel Erfolg!
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Anahid
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#5

05.12.2013, 13:03

Wenn die betriebliche Situation es nicht zulässt (was der Arbeitgeber zu bestimmen hat), kannst Du nicht auf den Urlaub bestehen, sondern er muss Dir den Urlaub dann, wenn Du die Tage nicht nehmen kannst, ausbezahlen. Wobei mich sowieso schon wundert, wie Du Ende des Jahres noch 26 Resturlaubstage haben kannst.
:katze2 Jeder Tag ist ein Geschenk ... aber manche sind einfach grottenschlecht verpackt. :katze1
voicy
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#6

05.12.2013, 13:09

Danke, Anett90, für deine aufmunternden Worte.
Schade, dass es bei dir auch nicht besser aussieht. Ich drück dir ganz doll die Daumen, dass es bei dir besser wird und du einen super Job an Land ziehen kannst.

@Anahid

Ganz einfach, da bei uns Urlaub nicht verfällt habe ich den Resturlaub vom letzten Jahr aufgebraucht, aber noch nicht den Urlaub von diesem Jahr.

Die betriebliche Situation lässt es übrigens zu. Wie ich bereits oben geschrieben habe, sitze ich größtenteils nur rum, weil nichts zu tun ist.
Demoncleaner
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#7

05.12.2013, 13:17

Voicy, pack deine Klamotten und geh nach Hause.
Dir ist es sicher auch nicht leicht gefallen zu kündigen.
So eine Situation mag einfacher keiner.
Deswegen lass dir nicht die Weihnachtszeit verderben.
Was soll dir dein Chef denn noch Böses tun, wenn du jetzt einfach nicht mehr kommst?
Oder dich sogar krank schreiben lässt? Ist vielleicht nicht die feine Englische, aber von deinem Chef ja auch nicht.
Also, nur Mut und lass dich nicht veräppeln...
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Anahid
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#8

05.12.2013, 13:19

voicy hat geschrieben:Die betriebliche Situation lässt es übrigens zu. Wie ich bereits oben geschrieben habe, sitze ich größtenteils nur rum, weil nichts zu tun ist.
Das glaube ich Dir durchaus. Das Problem ist aber, wenn er Dir nicht freigibt, bist Du ziemlich machtlos. Und er ist derjenige, der die betriebliche Situation einschätzen muss. Das obliegt leider nicht Dir. :-|

Bei Deinen Angaben über die unfähige Kollegin denke ich auch, dass es nicht schwer fällt, die Notwendigkeit Deiner Anwesenheit zu begründen. Aber das alles driftet zu stark ins Arbeitsrecht und ins Thema Rechtsberatung ab.

Wenn es Dir auf der Arbeit so schlecht geht, gibt es auch andere Wege, dort nicht mehr zu erscheinen und die muss ich wohl nicht erklären.
:katze2 Jeder Tag ist ein Geschenk ... aber manche sind einfach grottenschlecht verpackt. :katze1
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#9

05.12.2013, 13:22

Diesen Text habe ich doch schonmal gelesen. :roll:
voicy
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#10

05.12.2013, 13:32

@Anahid

Nein, die Wege brauchst du nicht zu erklären.

@Demoncleaner

Danke, genau davor habe ich nämlich Angst. Er könnte ja auch fordern, dass ich zwischen Weihnachten und Neujahr arbeiten komme.

@Adora Belle

Wie meinst du das?
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