Ich hatte vor ein paar Wochen auch ein Gespräch in einer Kanzlei. Es war das längste Vorstellungsgespräch meines Lebens. Insgesamt war ich geschlagene 2 Stunden dort.
Zuerst gabs ein Gespräch mit einer Damen von der Personalabteilung (war halt eine große Wirtschaftskanzlei mit über 70 Anwälten). Das hat so knapp eine Stunde gedauert. Da gings halt so darum, dass sie mir die Kanzlei inhaltlich vorstellt hat. Was die so machen und so. Und ich musste halt dann auch erzählen, was ich bisher so alles gemacht hab. Das übliche eigentlich.
Danach kam dann noch eine aus der Fachabteilung, für die ich dann evtl. hätte arbeiten sollen. Die hat mir dann auch noch mal die Abteilung genau erklärt und was ich dort machen und können sollte. Und sie hat mich dann halt auch noch mal gefragt, was ich so kann und auch was ich gerne machen würde und so.
Danach gab es dann noch einen Schreibtest. Ich musste ein 10-Minuten-Band schreiben und hatte dafür 30 Minuten Zeit. Davor hatte ich dann zwar leichte Panik, aber es war zum Glück recht deutlich diktiert und somit kein Problem und auch zu schaffen.
Mein kürzestes Vorstellungsgespräch war letztens bei einer Personalvermittlung. Es dauerte vielleicht 20 Minuten, aber da wusste ich auch schon sofort, als ich die Sachbearbeiterin sah, dass das nix werden kann. Es war auch mehr so allgemeines Geplänkel, und als ich ihr sagte, dass ich am liebsten wieder beim Anwalt arbeiten würde, war bei ihr der Ofen ganz aus.
Naja, hab ja auch so einen neuen Job gefunden. Die haben mich dort auch so das übliche gefragt, was ich bisher gemacht hab, was ich gut kann, wo ich meine Stärken und Schwächen sehe. Die Frage, die mich dort am meisten aus der Bahn geworfen hatte, war die, warum ich nicht gerne telefoniere. Es müsse dafür doch einen Grund geben. Die konnte ich nicht wirklich beanworten, weil ich dafür keinen Grund kenne. Ist halt schon immer so. Ich wurde auch gefragt, wie ich in einer bestimmten Situation mit einem aufgebrachten potentiellen Kunden am Telefon reagiere. Ich fand die Antwort von mir nicht besonders gelungen. Und sie haben mich auch nach meinen Computerkenntnissen gefragt, ob ich Ahnung von Datenbanken und so hab und wie ich das machen würde. Da konnte ich auch nur sagen, dass ich einen Kurs gemacht hab, aber noch nie konkret damit gearbeitet hab und mich da erst reinfinden muss. Ich denke, man sollte schon ehrlich bleiben, sonst erwarten die, dass man etwas aus dem FF kann und stellen dann fest, dass man es doch nicht kann. Das ist sicher nicht so gut. Und in meinem Fall scheint es sie auch nicht weiter gestört zu haben.
Ich kann dir nur den Tipp geben, versuch so locker wie möglich in die Gespräche zu gehen. Ich weiß, das sagt sich leicht. Aber nur dann sitzt man nicht verkrampft vor dem potentiellen Chef. Immer daran denken, das ist auch nur ein Mensch und er sucht eben das bestmögliche für seine Kanzlei. Und so muss man ihm halt klar machen, dass man selbst das Beste ist, was ihm passieren kann.
Ich hatte auch ein Vorstellungsgespräch bei einem Steuerberater, der eine persönliche Sekretärin gesucht hat. Dort bin ich eigentlich kaum zu Wort gekommen. Das ganze dauerte etwa eine 3/4 Stunde und so ziemlich das einzige, was ich erzählen konnte, war das, was ich bisher gemacht hab. Ansosnten hat er geredet. Über sich, über die Vorgängerin, über das, was er erwartet, warum ich gerade noch so überhaupt eingeladen wurde (er suchte eher was älteres, durchsetzungsstarkes, ich war altersmäßig wohl die jüngste, die er eingeladen hatte) und dann auch noch kurz über das, was dann meine Aufgaben wären.
Man sieht also, die Gespräche können total unterschiedlich verlaufen. Und auch wenn man, wie ich, ein eher ungünstiges Gefühl bezüglich des Ausgangs des Gesprächs hat, kann hinterher ein Job dabei rausspringen. Vielleicht lag das auch an meiner Ehrlichkeit - und auch daran, dass sie möglichst schnell eine weitere Mitarbeiterin gesucht haben.
Ich drück dir auf alle Fälle für deine Gespräch immer noch alle verfügbaren Daumen
Du schaffst das!