Unsicher und überfordert

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Demotivation
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#1

08.04.2013, 15:15

Hallo,

ich bin recht neu hier, habe bisher nur einige Threads durchstöbert. Ich hoffe, dass ich hier im richtigen Forum bin - ansonsten belehrt mich gern eines besseren :)

Folgende Situation (könnte länger werden!): Ich bin keine gelernte ReFa, sondern Fremdsprachenkorrespondentin. Seit nunmehr einem halben Jahr arbeite ich in einer Kanzlei mit zwei Chefs + einer Anwältin, die beiden zuarbeitet. Da hier viel Englisch benötigt wird, war es eigentlich so geplant: Ich mache den ganzen Sprachkram und nach und nach die Buchhaltung (was ich vorher noch nie gemacht habe), und eine ReFa in Vollzeit kümmert sich um das Fachspezifische. So weit, so gut. Die Kollegin, die hier schon arbeitete, war auch sehr sympathisch - allerdings als ReFa Berufsanfängerin. Das hat den Anwälten letztendlich nicht so gepasst, es unterliefen ihr angeblich auch ein paar Fehler, und so wurde unserer einzigen ReFa vor einer Weile gekündigt.

Und.. hier sitze ich jetzt. Ich muss mich gerade um alles kümmern, und habe eigentlich den halben Tag über das Gefühl, dass ich absolut nicht weiß, was ich hier eigentlich mache. Dazu gehören
- Post + Fristenüberwachung
- Diktate (einer der Chefs ist ein Fan von langen Diktaten...), einfache Schreiben selbst verfassen
- Ausgangsrechnungen
- Kontenüberwachung, vorbereitende Buchhaltung
- das Büro nebenher, Materialnachschub, Getränkebestellungen, Küche sauberhalten
- Kundenbetreuung, Telefon
- private Buchhaltung des einen Chefs
- Übersetzungen, von E-Mails bis Vertragsentwürfen
- WVs, ZV-Aufträge, Mahnwesen

Da ich permanent das Gefühl habe, nichts von dem zu können, würde mich eure Einschätzung interessieren, ob das nach ein paar Monaten von "Ich glaub, ich hab das bei der Kollegin mal gesehen" schaffbar ist (vorher hatte ich mit Kanzleien, Anwälten und Rechtsfragen überhaupt nichts zu tun). Langsam setzt sich bei mir nämlich der Glaube durch, dass ich wirklich gar nichts kann. :(

Darüber hinaus ist halt immer eine gewisse Angst da, gekündigt zu werden, sobald Ersatz für die ReFa da ist. Meine Chefs haben zwar mehrfach betont, dass sie mich hier lange halten wollen, aber das haben sie meiner Kollegin auch erzählt, bis sie vom einen auf den anderen Tag die Kündigung bekam.

Würdet ihr die Chefs ansprechen? Wenn ja, wie? Ich weiß nicht so recht, wie ich da einen guten Einstieg finden soll. "Versprechen Sie mir dass mein Job sicher ist!" ist so eine ungeschickte Forderung ;) Zumal der eine zumindest recht zickig sein kann...

Danke schonmal für eure Antworten, ich würd mich freuen.
samsara
...ist hier unabkömmlich !
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#2

08.04.2013, 15:28

nichts von dem zu können
Sicher kannst Du was. Aber halt was anderes. Deine Einschätzung ist bestimmt nicht verkehrt - aber nicht, weil Du zu "doof" bist, sondern ganz einfach, weil Du nicht vom Fach bist. Es wäre doch das selbe, wenn jemand, der lediglich in der Schule Englisch hatte, auf einmal ganz schwierige Übersetzungen machen müsste.

Ich denke, die "normale" Bürotätigkeit ist zu lernen. Beim Fachlichen wird´s sicher schwer. Vor allem, wenn Dir niemand hilft.
Karin N.
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#3

08.04.2013, 16:13

Als erstes, du kannst was!
Rede dir nicht ein, dass du nichts kannst, denn das stimmt nicht, da du einen Beruf erlernt hast!

Gut, dass Du die ReFa Aufgaben nicht so machen kannst, wie sich die Anwälte das vielleicht vorstellen ist eigentlich klar, da Du nicht vom Fach bist. (Das soll nicht negativ klingen!!!) Also sollten die auch nicht solche hohen Anforderungen an Dich stellen.
Hm, ich würde zu dem Chef gehen und um ein Gespräch bitten, dass Du Sorge hast, dass Du deinen Arbeitsplatz vielleicht verlierst, wenn die eine neue ReFa einstellen.
Ich würde das so formulieren: "Herr/Frau x, hätten Sie vielleicht ein paar Minuten Zeit für mich? Ich möchte da was mit Ihnen besprechen. Ich habe Sorge, dass ich meinen Arbeitsplatz verliere, wenn eine neue ReFa eingestellt wird.
Ich habe um dieses Gespräch gebeten, um meine private Zukunft abzusichern."
Ich würde vielleicht noch darauf aufmerksam machen, dass Du Dir um deine Zukunft in der Kanzlei Sorgen machst.
Notariatsmann
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#4

09.04.2013, 22:22

Die Befürchtungen erscheinen mir nicht ganz logisch: Man hatte zunächst eine ausgelernte Refa und stellte zusätzlich wegen viel Englischer Sprache (und Buchführung nach und nach) eine Fremdsprachenkorrespondentin ein, die offenbar neben dem Vorhandensein einer Re-Fachkraft benötigt wird. Nun ist die Refa ausgeschieden - da hätte man bei Neueinstellung einer anderen Refa doch nur die Ausgangslage zurück.

Wenn man aus meiner Sicht etwas ansprechen sollte, dann die Tatsache, dass man die jetzt sich in nur einer Person konzentrierende Arbeit dauerhaft a) nicht alleine und b) aufgrund anderweitiger fachlicher Ausbildung logischerweise nicht schaffen kann. Dabei kann man ja gut auch darüber sprechen, wie die Sache nun eigentlich zukünftig laufen soll. Befürchtungen, den Arbeitsplatz zu verlieren, würde ich persönlich nicht ansprechen, denn das könnte den Anschein erwecken, dass man offenbar selbst tragfähige Ursachen (ggf. in der eigenen Person) dafür sieht. Da der vorherigen Kollegin auch Langzeitperspektive in Aussicht gestellt wurde, würde hier zudem vermutlich die Antwort auch nicht anders aussehen und somit ohnehin nicht unbedingt verlässlich sein.
Knopfi
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#5

10.04.2013, 08:09

ich gebe karin recht - du kannst was!
nur als "fachfremde" wirst du bestimmte aufgaben/bereiche einfach nicht bewerkstelligen können.
ich würde ein offenes gespräch suchen und deine sorgen - jedoch nicht die befürchtung, den arbeitsplatz zu verlieren - direkt ansprechen. erkläre deinen chefs ruhig, welche aufgaben du gut schaffen kannst und bei welchen es für dich schwierigkeiten gibt. vielleicht kann man in einem solchen gespräch gemeinsam eine lösung erarbeiten - einstellung einer teilzeitkollegin, fortbildungen für dich o.ä.
ich wünsche dir viel glück!
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#6

10.04.2013, 08:33

Ich stimme den anderen auch zu. Wenn man nicht vom Fach ist darf man dies nicht erwarten alles zu wissen. Weder die Chefs noch man selbst. Suche das Gespräch und sei ehrlich. *daumendrück*
Recht haben und Recht kriegen sind zweierlei.

.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.
-ausgelernte Rechtsanwaltsfachangestellte seit 2011-
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Lämmchen
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#7

10.04.2013, 08:34

Knopfi hat geschrieben:nur als "fachfremde" wirst du bestimmte aufgaben/bereiche einfach nicht bewerkstelligen können.
:kopfkratz Warum nicht? Wir haben alle mal "klein" angefangen und neue Dinge gelernt.

Es gibt einige, die "ungelernt" die Tätigkeiten einer ReFa beherrschen. Ich denke mit ein wenig Unterstützung von den Chefs und evtl. Schulungen bekommst Du das hin. Dabei kommt es doch immer auf den Einzelnen an: Hast Du Spaß an der Arbeit, möchtest Du Neues lernen und anwenden usw. Und ich kenne einige, die "ungelernt" fitter sind, als gelernte ReFas - einfach, weil sie das, was sie lernen sofort anwenden. :wink:

Ich würde die Chefs in die Richtung ansprechen, dass Du gerne bereit bist, einige Aufgaben, die ReFa-spezifisch sind zu übernehmen, Dich einzuarbeiten, Schulungen zu besuchen etc. - aber Du die komplette Arbeit allein nicht bewerkstelligen kannst. Bisher scheinen die Chefs doch zufrieden zu sein mit Deiner Arbeit.
Liebe Grüße

Das Lämmchen Bild
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RunaLil
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#8

10.04.2013, 10:40

Es ist schaffbar!

Ich habe selbst auch als FreSek in einer Kanzlei angefangen und habe mich ähnlich "dumm" gefühlt. Das fing schon bei Gedanken an wie: "Schriftsatz? Das ist ein deutsches Wort? Nie gehört in meinem Leben!" Gut, meine Ausgangsposition war damals günstiger, weil ich viele Kolleginnen vom Fach hatte, die sehr geduldig waren und mir viel zu erklärt und mich eingearbeitet haben. Und ich war der Typ, der das "refa-spezifische" selbst können und nicht immer an die Kolleginnen abgeben wollte, also habe ich viel gefragt, mich selbst viel eingelesen und Schulungen besucht, letztlich dann selbst Sachen vorbereitet und rüber gucken lassen, bis es gesessen hat usw. Heute bin ich geprüfte Rechtsfachwirtin. :smile:

Ohne Kollegen kann das natürlich schwieriger werden, ich denke aber nicht, das es unmöglich ist (zumal - Du kannst ja nun hier nachfragen... wenn man die Kollegin halt nun mal nicht zur Hand hat... machen viele von uns ja auch :pfeif ).

Gibt es bei Euch ein Orgahandbuch (gerade für die Fristenkontrolle) an dem Du Dich zum Beispiel orientieren kannst? Und hast Du Chefs, die ein Ohr für dich haben und Dir auch gern Sachen erklären? In dem Fall ruhig mit Fragen löchern! Letztlich sind sie übrigens eh in der Pflicht, Dich in den fachlichen Sachen erstmal ohne Ende zu kontrollieren - gerade bei der Fristenkontrolle zum Beispiel. Das hat nichts damit zu tun, dass Du zu doof dafür bist, sondern dass der BGH da sehr strenge Vorgaben macht. Und das ist auch gut so - man muss nur manchmal das Selbstbewusstsein entwickeln, dass es eben nicht bedeutet, dass einem nichts zugetraut wird.

Was ich noch empfehlen kann ist zum Beispiel sich ein Fachkunde-Buch, wie es in der Berufsschule genutzt wird, oder eines von den ReFa-Handbüchern zu besorgen. Vom Beck-Verlag gibt es auch die Bücher RVG für Anfänger und ZV für Anfänger. Gerade ersteres benutze ich heute noch gern. Und Du kannst Dich beim örtlichen ReNo-Verein nach Schulungen zu erkundigen (zum Beispiel eine RVG-Schulung, wenn Du öfter damit konfrontiert wirst).

Beim Administrativen (also dem "nicht fachlichen" - Büromaterialbestellung, Telefon, vorbereitende Buchhaltung etc.) muss man sich im Zweifel in jedem Job übrigens neu einarbeiten, einfach auch, weil jedes Büro anders organisiert sein kann. Das ist erst recht schaffbar!
In dubio contra secretaria!
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#9

10.04.2013, 12:43

verlier nicht den Mut. Die anderen haben Recht mit dem was sie geschrieben haben. Und ich saß damals auch mal als gelernte Refa über eine Zeitarbeitsfirma in einem Fremdsprachen-Steuerbüro....mit einem Schulenglisch was zu diesem Zeitpunkt knappe 7-10 Jahre her war. Und glaub mir, ich war nie gut in der Schule in Englisch. Aber ich hab das auch irgendwie gewuppt bekommen. Saß keine 2 Wochen da mit der Kollegin, war die doch glatt für 3 Wochen in Urlaub und ich durfte zusehen, dass ein 3-Mann-Büro geschmissen wurde (die hatten in dem riiiiiiesigen Teil ja viele Unterabteilungen etc pp)...und ich hatte damals wirklich kein dolles Selbstbewusstsein.

Du schaffst das!!
Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser

Wintereinbruch ist nicht strafbar!

Alle Irrtümer sind gleichberechtigt.
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Eine Frau wundert sich oft, was ein Mann so alles vergisst- ein Mann staunt oft, woran sich eine Frau alles erinnert
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de heilige Glaskugel...191...*oooohm*
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Frau Geheimrat
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#10

11.04.2013, 12:54

Notariatsmann hat geschrieben:Die Befürchtungen erscheinen mir nicht ganz logisch: Man hatte zunächst eine ausgelernte Refa und stellte zusätzlich wegen viel Englischer Sprache (und Buchführung nach und nach) eine Fremdsprachenkorrespondentin ein, die offenbar neben dem Vorhandensein einer Re-Fachkraft benötigt wird. Nun ist die Refa ausgeschieden - da hätte man bei Neueinstellung einer anderen Refa doch nur die Ausgangslage zurück.

Wenn man aus meiner Sicht etwas ansprechen sollte, dann die Tatsache, dass man die jetzt sich in nur einer Person konzentrierende Arbeit dauerhaft a) nicht alleine und b) aufgrund anderweitiger fachlicher Ausbildung logischerweise nicht schaffen kann. Dabei kann man ja gut auch darüber sprechen, wie die Sache nun eigentlich zukünftig laufen soll. Befürchtungen, den Arbeitsplatz zu verlieren, würde ich persönlich nicht ansprechen, denn das könnte den Anschein erwecken, dass man offenbar selbst tragfähige Ursachen (ggf. in der eigenen Person) dafür sieht. Da der vorherigen Kollegin auch Langzeitperspektive in Aussicht gestellt wurde, würde hier zudem vermutlich die Antwort auch nicht anders aussehen und somit ohnehin nicht unbedingt verlässlich sein.
Ich schließe mich dem an!
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