Sind wir dumm, weil wir arbeiten gehen?

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romex
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#21

28.01.2009, 10:34

Ich möchte auch noch einmal etwas loswerden: Um Pauschalisierungen zu vermeiden, denn wir wissen wohl alle, dass es genug Schmarotzer in diesem Land gibt, aber eben auch viele, die sich wirklich bemühen und nicht arbeitslos bleiben wollen: Ich denke, wenn jeder, der nach ALG I in ALG II landet, Lebensmittelgutscheine bekäme (ja, wie ungerecht, dann sieht die an der Kasse ja, dass ich Hartz-IV-Empfänger bin), dann könnte man sich solche Reportagen sparen, dass Hartz-IV-Empfänger ihr Bier an der Tanke oder am Kiosk trinken gehen! Das schlimme an der heutigen Gesellschaft ist doch, dass der Jugend vorgelebt wird, dass sie nicht arbeiten zu gehen braucht!!! Und dann kriegen die 'ne eigene Wohnung und ihren Hartz-IV-Satz und haben wahrscheinlich noch nie einen Finger krumm gemacht! Ausschlafen, fernsehen - ach, das Leben ist ja so einfach!!!

Und wenn ich dann sehe, dass meine Tante NICHTS vom Staat bekommt, obwohl sie schon 30 Jahre lang gearbeit hat (und zwei Kinder in die Welt setzte), und das nur, wiel ihr Mann mit 1.200 nach Hause kommt und das ja wohl reichen müsse! Wo kommen wir denn da hin, dass die Menschen, die ihre Leben lang arbeiten gehen oder gingen, keine staatliche Unterstützung bekommen, während jemand, der nicht einmal eine Berufsausbildung macht oder gemacht hat, sein Leben finanziert kriegt??? Das ärgert mich!!!

Ich würde alle zwischen 20 und 30, die kein Interesse haben, in eine 5-Zimmer-WG stecken, dann müssen die sich ein Bad und eine Küche teilen und fertig! Da würde der Staat 'ne Menge Geld sparen; denn im Verhältnis dazu haben die ja alle eine eigene Wohnung! (Ich will es nicht pauschalisieren!!!) Ich sehe es an meinem eigenen Bruder - und glaubt mir, dem geht es gut! Und der fliegt auch jedes Jahr in den Urlaub, "vergisst" seine Stromkosten und wenn die dann den Strom abstellen wollen, rennt man zum JobCenter, drückt auf die Tränendrüse und die zahlen das dann natürlich!

Unser Staat krankt an genau solchen Menschen! Unser Staat krankt daran, dass jemand, der nicht arbeiten geht - aus welchen Gründen auch immer - vollständig grundversorgt ist, während der Berufstätige zusehen muss, wie er sich einen Urlaub oder eine neue Waschmaschine leistet! Und das funktioniert auf Dauer eben nicht!
Liebe Grüße,
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leilani
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#22

28.01.2009, 10:36

Und: Stolz kann man sein, dass man Arbeit hat. Aber zu essen kaufen oder seine Kinder unterstützen, kann man davon auch nicht. :wirr
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skugga
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#23

28.01.2009, 10:43

romex hat geschrieben:Unser Staat krankt an genau solchen Menschen! Unser Staat krankt daran, dass jemand, der nicht arbeiten geht - aus welchen Gründen auch immer - vollständig grundversorgt ist, während der Berufstätige zusehen muss, wie er sich einen Urlaub oder eine neue Waschmaschine leistet! Und das funktioniert auf Dauer eben nicht![/color]
Nö. Unser Staat krankt daran, dass diejenigen, die Arbeit haben, für das was sie tun, zu wenig verdienen. Nicht andersrum.
Milchreis schmeckt ganz vorzüglich, wenn man ihn kurz vor dem Verzehr durch ein saftiges Steak ersetzt.
gkutes

#24

28.01.2009, 10:48

leilani hat geschrieben:Und: Stolz kann man sein, dass man Arbeit hat. Aber zu essen kaufen oder seine Kinder unterstützen, kann man davon auch nicht. :wirr
ach-das ist doch quatsch. hast du etwa nichts zu essen oder was?
Micky73

#25

28.01.2009, 10:51

seit ich geschieden bin, lebe ich auch von Hartz 4 und bin nicht sehr glücklich darüber. Habe ende 2008 für 5 Wochen bei einer Zeitarbeitsfirma für 9,52 € die stunde gearbeitet. Grad hab ich mal ausgerechnet, was ich mehr hatte für diese Zeit. Ergänzend mit H-4 waren es 360,00 €. Darüber bin ich glücklich, weil ich weiß, daß ich mir dieses Geld erarbeitet habe. Zwar kann ich damit keine großen Sprünge machen, aber es war ein schönes Gefühl, endlich mal gebraucht zu werden. Ich will arbeiten aber ich finde einfach nichts wegen der "bescheidenen" Kinderbetreuung hier.
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leilani
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#26

28.01.2009, 10:54

Ich habe schon was zu essen. Keine Angst!
Es war überspitzt dargestellt... ;) Von meinem Stolz allein kann ich mir auch noch nichts kaufen.

Aber ich weiß durchaus von Leuten hier im Forum, bei denen es am Ende des Monats zu knapp ist, dass sie nur Knäckebrot mit Aufschnitt essen müssen.
Und das meine ich! Es muss einfach gewährleistet sein, wie romex auch schrieb, dass man sich als Arbeitnehmer nicht auch noch um seine Grundversorgung Gedanken machen muss. Essen, Waschen, warme Wohnung.

Von der "munteren Lebensfreude" wie ich schrieb, mal ganz zu schweigen!
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gkutes

#27

28.01.2009, 11:00

da würde ich noch mal hierauf verweisen. wer wirklich kaum noch was zu essen am ende des monats hat, macht mE irgendetwas entschieden falsch :|
Master24 hat geschrieben: Sollte das nicht ausreichen, wäre zu prüfen, ob Du zum auserwählten Personenkreis derjenigen gehörst, die tatsächlich sowenig verdienen, dass deren Gehalt durch Hartz IV staatsgetragen indirekt doch noch auf ein quasi-Mindestlohnniveau im Hartz IV Regelsatz aufgestockt werden muss. Weitere Information gibt Dir sicherlich die ARGE.
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dutzi
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#28

28.01.2009, 11:06

Jetzt muss ich auch mal hierzu was sagen.

Ich verdiene auch wirklich nicht sehr viel, bin nun mit meinem Freund zusammen gezogen, zahle 300,00 € kalt und muss dann noch Essen kaufen. Wir sind da sehr sparsam, brauchen ca. 300,- im Monat für Lebensmittel mit Getränke und Putzmittel... Es gibt also keine Schokolade etc. wir kaufen fast nur Angebote...
Weiter habe ich dann im Monat ca. 120-130 € was an Spritkosten wegfällt. Wenn ich Glück habe, sind am Monatsende noch 50,- für mich übrig.

Wenn ich dann sehe, dass Hartz IV Empfänger (eine Bekannte) zum Friseur geht, nur im ihre Haare waschen zu lassen für den Abend OHNE schneiden! dann ärgert mich das schon sehr. Sie sitzt auch den ganzen Tag nur zuhause, hat ein Moped mit dem sie überall hinfährt und sich ihr Bier holt...
Das ist aber nicht die einzige...

Ich selbst habe auch schon öfter über diese Frage nachgedacht und kann daher die Fragestellerin auch schon gut verstehen.

Trotzdem bin ich sehr froh dass ich Arbeit habe!!
Zuletzt geändert von dutzi am 28.01.2009, 11:08, insgesamt 1-mal geändert.
Schöne Grüßle Bild

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susannen aus s.

#29

28.01.2009, 11:07

@Mickey73: Genau das ist oft das Problem. Die Kinderbetreuung in Deutschland ist derart bescheiden, dass Arbeiten einfach schwierig wird. Schön, dass wir jetzt Kinderkrippen haben, schön, dass es einen Anspruch auf Kindergartenplätze gibt, schön, dass die Kinder bis zum 11. Lebensjahr in den Hort gehen können, und dann? Na klar sind viele von uns früher auch Schlüsselkinder gewesen, aber ich finde, die Zeiten haben sich gerade an der Stelle geändert! Bei uns lief um 12.00 Uhr noch nichts im Fernsehen, es gab keinen Computer, mit dem ich mich berieselt hätte, wenn mir langweilig war, hab ich eben ein Buch gelesen, gemalt oder mich mit einer Freundin verabredet! Und heute: Kinder verdoofen vor dem Fernseher oder Computer (meine übrigens gelegentlich auch). Wenn dann noch die Kontrolle fehlt, haben wir Schulabbrecher (weil das Hirn nicht mehr mitspielt) und Arbeitsverweigerer!
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romex
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#30

28.01.2009, 11:12

Ja, susannen, Du sprichst mir aus der Seele! Meine besucht nun die 2. Klasse und ich weiß, dass sie noch zweieinhalb Jahre im Hort betreut wird und dann nicht mehr. Ich habe noch das große Glück, dass meine Mutter gleich um die Ecke wohnt; aber wer dieses "Glück" nicht hat, kann zusehen, wie er sich um das Kind kümmert, wenn er berufstätig ist!
Liebe Grüße,
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