Legal Assistant - RAfaZ - Ein Berufsbild Im Umbruch

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StineP

#61

12.01.2008, 19:13

neurofish hat geschrieben:
StineP hat geschrieben:Gina: Weil niemand das bezahlen würde...
Das halte ich für ein Gerücht ;)
Wer bezahlt denn einen "Nachhilfelehrer" für besonders engagierte Azubis!?!? Kein Lehrer würde umsonst Zeit hergeben. Kein Azubi könnt sich das leisten.
Ernie

#63

12.01.2008, 19:23

Das Geld für Ausbildung zum Rechtsfachwirt wird auch ausgegeben, ebenso Kosten für Kurse an der Volkshochschule oder ganz normale Seminare... Es hängt doch von einem selbst ab, ob man den einen oder anderen Fortbildungskurs absolvieren möchte oder nicht.

Zudem gibt es viele Kanzleien, die auch sämtliche Fortbildungskosten für Azubis und Angestellte übernehmen, um nämlich genau das vorhandene Personal auf einen entsprechenden Niveau ausbilden zu lassen bzw. selbst auszubilden.
StineP

#64

12.01.2008, 20:19

Ja. Solche Kanzleien gibt es... Und wenn man Refawi werden will, dann verdient man meist auch schon mehr im Monat als 335 €.

Es gibt eben auch Kanzlein, da wird es nicht bezahlt. Sollen solche Azubis benachteiligt werden!?

Außerdem finde ich, sollte man stark abgrenzen:

Jemand, der besonders gut seine Ausbildung abgechlossen hat, kann ein Stipendium bekommen. So konnte ich die Nichtfinanzierung durch meine Kanzlei bezüglich des REfawis auch überbrücken. Anders hätt ich mir das nicht leisten können. Bildung kostet, das ist klar. Aber man kann alles, was wir so als Angestellte an Fortbildungsmöglichkeiten bekommen keinesfalls auf Azubis übertragen. Ich kenn kaum Kurse, die speziell für Azubis sind. Scheint ja für viele Anbieter auch nicht sonderlich attraktiv zu sein. Schließlich kann man immer sagen: Das bekommen die doch in der Schule beigebracht. Ist aber nun mal nicht so.

Ernie - zu sagen, dass man das einfach umsetzen kann, ist absolut unüberlegt.

Aus Sicht eines Ausbildungsbetriebes gäbe es mit der Finanzierung von Azubis folgende Sichtweisen, die dagegen sprechen, diesen noch zusätzlich zu finanzieren:

1. Der Azubi wird möglicherweise eh nicht übernommen.
2. Der Azubi stellt für viele eine billige Arbeitskraft dar
3. Es garantiert dir niemand, dass der Azubi seine Ausbildung beendet.

Das sind Punkte, die einen Arbeitgeber nicht unbedingt davon überzeugen dürften, einen Azubi noch zusätzlich zu unterstützen.

Wie viele Ausbildungsbetriebe denken eben: Die lernen das in der Schule!?

Wie häufig lesen wir hier im Forum, dass die Ausbilder nicht richtig ausbilden und falsche, zu wenig oder gar uninteressiert Informationen an ihre Schützlinge weitergeben!?

Klar - rein theoretisch wäre das die Pflicht eines Ausbilders dafür Sorge zu tragen, dass neben der Schule noch mehr beigebracht wird... Aber setz das doch mal um! Die meisten Ausbilder haben doch selbst einen regulären Job u erfüllen und stellen tatsächlich eigentlich nur Ansprechperson dar - ohne jedoch den ganzen Tag für den Azubi da zu sein. Genauso schaut es doch bei Anwälten aus. Kann sich jemand von euch daran erinnern, dass der Anwalt sich immer besonders viel Zeit für euch genommen hat, wenn ihr ne Frage hattet?? ....

So lässt sich das Spielchen ewig weiter führen und deshalb bin ich der Meinung, dass alles, was in den Theoretischen Teil fällt, eben von (von uns bezahlten) Lehrern zu erledigen ist.

Es kann nicht zu Lasten der Schüler (unter denen immer welche sind, die die Ausbildung besonders gut und mit super viel Fachwissen beenden möchten) gehen, wenn Lehrer unterbezahlt sind, ihre Arbeit nicht richtig wahrnehmen, sich kaum an Lehrpläne halten, es Berufschulfächer eingerichtet werden, die unsinnig sind und es zu wenig Lehrer gibt, die wirklich fachlich astreinen Unterricht vermitteln. An diesem Punkt sollte man doch ansetzen. Nicht umsonst heißt das duales System... Was man in der Schule nicht an Grundwissen erlernt, das kann man in der Praxis auch nicht umsetzen. Man sollte also nicht bei den Ausbildern, sondern in der Schule ansetzen.

Der UNterricht muss qualifizierter werden und wenn das nicht geht (was man ja sieht), dann sollten "Nachhilfelehrer" eingesetzt werden für ebendiese Azubis, die lernen WOLLEN, die was erreichen wollen, die diese Ausbildung für sich alleine machen und nicht deshalb, weil sie irgendwas machen müssen.

Nur dann kann auch ordentliches Wissen vermittelt werden. Frag mal die engagierten Azubis, wie ätzend es in Klassen ist, wo manche nur rumjammern, wenn mal ne Arbeit geschrieben werden soll. Der Unterricht büßt an Nivau ein. Besser und effektiver ist UNterricht doch nur, wenn man mit Gleichgesinnten auf das selbe hinaus will und deshalb finde ich den Grundgedanken mit der "Nachhilfe" beispielsweise als zusätzliche Stunden nach der Schule (natürlich vom Arbeitgeber freigestellt) wirklich sinnvoll. Aber dazu braucht man qualifiziertes Personal, was sich ausschließlich damit beschäftigt und dessen Ziel es eben auch ist, Wissen zu vermitteln. Alles andere ist doch Bockmist. Und da steht man doch vor einem Problem: Wer bezahlt das!? Die Schulen ganz sicher nicht. Der Bund nicht. Die Kammern nicht... Weil es denen nämlich gleich ist.
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#65

12.01.2008, 20:48

By the way:

Wir hatten in Berlin (!) in der Berufsschule überhaupt kein Englisch. :wut Das stand nicht im Lehrplan... Na, da kann die Zukunft ja kommen!!
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#66

12.01.2008, 20:52

Und da steht man doch vor einem Problem: Wer bezahlt das!? Die Schulen ganz sicher nicht. Der Bund nicht. Die Kammern nicht... Weil es denen nämlich gleich ist.
Und ein Azubi kann sowas schon kaum selbst finanzieren mit dem Gehalt was der verdient. Die Kanzleien werden das auch kaum bezahlen, weil sie, wie Stine schon sagte, davon ausgehen, dass es in der Schule im Unterricht beigebracht wird.
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StineP

#67

12.01.2008, 21:18

Genau. Zahl das mal mit 300/400 € im Monat. Geht ja nun gar nicht. Ein Angestellter kann eher mal was zurücklegen und sich was finanzieren. Aber für einen Auszubildenden ist das undenkbar.. Frustrierend.
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#68

12.01.2008, 22:09

Sowas wird von Schulen gar nicht finanziert, weil die natürlich auch der Meinung sind, dass der Unterricht vollkommen ausreicht.
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Gina

#69

13.01.2008, 13:46

Natürlich sind private Anbieter zusätzlich zu bezahlen, wenn die Berufsschule oder das Bundesland solchen Spezialunterricht nicht finanziert (finanzieren kann / finanzieren will).

Wenn Rechtsanwälte von ihren Mitarbeitern besondere Qualifikationen erwarten, bezahlen sie auch entsprechende Fortbildungssemniare. Wenn also ein Rechtsanwalt plant, den Azubi später auch zu übernehmen, wird er auch aus eigenem Interesse den Zusatzunterricht bezahlen.

Selbstverständlich kann auch jeder Azubi, dessen Eltern oder vielleicht der Topf "Begabtenförderung", "BAFöG" oder was auch immer diese zusätzliche Fördermaßnahme bezahlen. Umsonst kann das natürlich nicht sein, wenn sich weder die Kammer noch die Bundesländer für die Reformierung der Ausbildung interessieren.

Indes sollte man tatsächlich mal bei den Kammern anfragen, welche zusätzlichen Qulifikationen im Kammerbezirk am häufigsten gefordert werden, entsprechend kann man dann später auch Zusatzangebote machen. Prüfungsvorbereitungskurse werden auch angeboten und bezahlt... also so ganz sinnlos finde ich solche Zusatzangebote nicht.

Wenn wir zuerst über die Finanzierung nachdenken, können wir uns die Gedanken ohnehin sparen. Erstmal muss der Bedarf gecheckt werden: Was wird vor Ort gebraucht.
Andreas

#70

13.01.2008, 14:02

Gina hat geschrieben:Wenn Rechtsanwälte von ihren Mitarbeitern besondere Qualifikationen erwarten, bezahlen sie auch entsprechende Fortbildungssemniare. Wenn also ein Rechtsanwalt plant, den Azubi später auch zu übernehmen, wird er auch aus eigenem Interesse den Zusatzunterricht bezahlen.
Und genau diesen Widerspruch lese ich hier immer wieder aus allen möglichen Beiträgen raus :

Anwälte erwarten eine top-ausgebildete Fachkraft, sind aber nicht selten nicht gewillt, entsprechende organisatorische Maßnahmen zu ergreifen, um eine solche Ausbildung selbst zu gewährleisten.

Die Katze beißt sich selbst in den Schwanz, wenn sie eine schlechte / zu geringe Ausbildungsqualität bietet, andererseits aber gut ausgebildete Fachkräfte erwartet.

Es muß ein System her, das sowohl in Kanzleien einen guten Ausbildungsstandard gewährleistet, als auch eines, das in Schulen dafür sorgt, daß das notwendige theoretische Wissen vermittelt wird.

Davon sind wir meilenweit entfernt.

Der Legal Assistant wäre eine Möglichkeit, in einem Arbeitsgang nicht nur dieses Berufsbild einzuführen, sondern auch die ReNo-Ausbildung grundlegend zu ändern.
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