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JJJ
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#21

21.10.2015, 10:20

Da kann ich mich nur allen anschließen. Wenn Dich das so sehr belastet, dass Dir schon die Tränen kommen, wird es wirklich allerhöchste Zeit, dass Du Tacheles redest. :kopfhoch und viel Glück dabei. :wink2
:wink1 Unser größter Ruhm liegt nicht darin, niemals zu fallen, sondern jedesmal wieder aufzustehen, wenn wir gescheitert sind. 8)
Schreibblitz
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#22

21.10.2015, 10:27

Ich würde auch noch vor dem Urlaub mit ihnen reden. So ne unausgesprochene Situation belastet dich doch nur den ganzen Urlaub. Ich drücke Dir auch die Daumen und wünsche Dir viel Erfolg beim Gespräch und einen schönen Urlaub. Berichte doch mal, wie es gelaufen ist.
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. (Reinhold Niebuhr)
Butterblume
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#23

21.10.2015, 11:10

Ich kann dich voll und ganz verstehen, da ich im Moment in derselben Situation feststecke! Ich bekomme auch Mindestlohn, allerdings auch noch Urlaubs- und Weihnachtsgeld und VWL!

Ich arbeite seit September 2010 in einer Kanzlei mit zwei Anwälten mit Unterbrechung von 10 Monaten Elternzeit, habe ich jetzt im Juni 2015 wieder angefangen zu arbeiten. Seit Mai diesen Jahres fällt meine eine Chefin krankheitsbedingt aus und für einen Anwalt alleine habe ich mit 40 Stunden die Woche einfach zu wenig Arbeit! Ich langweile mich hier zu Tode!

Letzte Woche habe ich das Problem angesprochen. Ich muss ab Januar mit mindestens 5 Stunden runter gehen, da ich dann meine Tochter zur Tagesmutter bringen muss und ich es dann nicht mehr schaffen werden, um 8 Uhr anzufangen. Ich habe eine Stunde Fahrtweg! Als ich in Mutterschutz gegangen bin hieß es noch, dass ich bei gleichem Gehalt mit den Stunden runtergehen kann. Jetzt muss erst mal gerechnet werden, 1:1 wird es wohl nicht gehen, weil im Moment ja nur einer arbeitet. Finanziell ist für die Kanzlei da nicht viel Spielraum mir mehr zu zahlen.

Ich bin jetzt zu dem Entschluss gekommen, mich zu bewerben. So kann es nicht weitergehen. Ich muss auch zusehen, wo ich bleibe! Mit Kind wird auch nicht alles billiger und wenn ich alleine leben würde, könnte ich mit dem Geld nicht überleben!

Ich hatte sehr mit mir gerungen, weil ich hier echt gerne arbeite und mich auch ein bisschen so fühle, als ob ich meine zweite Chefin jetzt auch im Stich lasse, da sie sich dann noch ne neue Refa suchen muss. :(
pitz
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#24

21.10.2015, 12:36

Butterblume hat geschrieben:Ich hatte sehr mit mir gerungen, weil ich hier echt gerne arbeite und mich auch ein bisschen so fühle, als ob ich meine zweite Chefin jetzt auch im Stich lasse, da sie sich dann noch ne neue Refa suchen muss. :(
Sich schlecht fühlen, weil man für seine Arbeit vernünftig und angemessen bezahlt werden will? Ich weiß ja nicht.
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#25

21.10.2015, 15:21

:wink1 hallo, Pilgirm,
wer zahlt denn die Weiterbildungen?
Ggf. könnten das ja wenigstens deine Chefs übernehmen? Das können die sogar steuerlich absetzen.

Wenn du einen Erfahrungsbericht möchtest, dann lies weiter:
Ich selbst habe knapp zwei Jahre lang vierteljährlich das Gespräch gesucht, wurde abgespeist mit "jetzt nicht" oder "kein Geld". Dazu kam im zweiten dieser beiden Jahre exessives Mobbing meiner Schreibkraft (Jura-Student). Das wollte mein Chef gar nicht hören. Da bin ich los und habe mir einen Job gesucht, hatte nach 1 1/2 Monaten auch einen gefunden, so dass ich noch zum 31.12. kündigen konnte. Das tat ich (wobei ich neben zwei Anwälten - alter und neuer) allein die Frist korrekt berechnet hatte - ist gut fürs Ego :-) ) dann auch. Naja, Gezeter oder so gab es keins, ich habe nur gespürt, dass ihm so richtig der "Arsch auf Grundeis" ging (sorry für den Ausdruck). Leider merkte ich (durch einen anderen Kontakt - heute Gott sei Dank dafür), dass der neue Job nicht passen würde. Da fragt mich mein alter Chef, ob ich einen "Abschiedswunsch" hätte, den er mir erfüllen könne. Über Nacht hab ich einen Plan mit Forderungen erstellt (wohl wissend, dass ein oder zwei davon gestrichen werden), den legte ich ihm eine Woche vor meinem endgültigen Ende vor - und zwei Tage später hatte ich praktisch zwei Jobs. Er half mir aus dem anderen raus und war überglücklich. Seit dem haben wir ein ganz neues Verhältnis, also reden auch mal und hören zu und sowas. Das Mobbing endete nicht, daher bin ich zum Chef und sagte: "Bevor ich noch einmal so überreagiere, wie vor einem Jahr, müssen wir dringend reden." Und es ging! Die Schreibkraft wurde mal ordentlich zusammengestaucht, seitdem herrschte soweit Ruhe. Was für ein schönes Arbeiten. ;)

Fazit: Warte nicht, bis du platzt. Sprich es aus, ggf. auch ganz direkt! Danach ist der Weg frei für Entscheidungen, so oder so.
Viel Erfolg, einen erholsamen Urlaub und einen schönen Geburtstag wünsch auch ich dir.
LG aus Berlin
Mit mir kann man Pferde stehlen ... aber morgen bringen wir sie zurück :!:
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#26

22.10.2015, 09:05

Du musst wirklich ein klares Gespräch suchen, sonst geht das ewig so weiter.

Ich habe damals als Berufsanfängerin erst einmal ein sehr niedriges Gehalt bekommen (hat auch unter Mindestlohn gelegen und hätte von denen daher - wenn ich noch dort wäre - aufgestockt werden müssen). Nimmt man ja am Anfang vielleicht noch hin wegen keinerlei Berufserfahrung usw. Aber nachdem die gesehen haben was ich leiste (auch für drei Anwälte) und ich trotz mehrfacher Anfragen immer nur zu hören bekommen habe "Das können wir uns nicht leisten" (was laut Aussage unserer damaligen Mitarbeiterin für die Buchhaltung nicht stimmte) hats mir irgendwann gereicht. Ich saß teilweise heulend in meinem Büro, weil z.B. der Kühlschrank kaputt war und ich nicht wusste, wie ich das nun bezahlen soll, da ich mir keine Rücklagen von dem bisschen Gehalt schaffen konnte. Mich hat sogar mal ein Chef gefragt, was los ist und ich habe ihm geschildert, dass ich finanziell kaum über die Runden komme mit dem Gehalt. Geändert hat sich nichts ...

Nachdem ich dann eine andere Stelle gefunden habe und man eine Nachfolgerin gesucht wurde haben die erst einmal gemerkt, wie schwer es ist, mich zu ersetzen bzw. jemanden zu finden der die gleiche Arbeit für das gleiche Gehalt leistet. Die, die in die nähere Auswahl kam, hat erstmal laut gelacht, als ihr das gleiche Gehalt wie mir damals vorgeschlagen wurde. Sie hat auch glaube ich direkt zu Anfang 400 € brutto mehr als ich bekommen (soviel zum Thema, das sei finanziell nicht drin).

Also bitte, rede mit deinen Chefs und wenn da nichts bei rum kommt, bewirb dich woanders. Wie hier schon geschrieben wurde, es sagt ja keiner, dass du die neue Stelle dann auch annehmen musst. Vielleicht loht es sich ja schon, das neue Jobangebot zum Pokern bei deinen Chefs "auszunutzen" um dort mehr Gehalt rauszuholen.

Tu dir den Stress nicht noch für die nächsten Jahre an.

Du musst da an dich denken. Es ist zwar schön, dass sie dich loben und dich damit wissen lassen, dass sie deine Arbeit zu schätzen wissen, aber das bringt dir wenn du nach Hause kommst, Rechnungen und Miete und Lebensmittel bezahlen musst, auch nichts.

Ich drücke dir die Daumen, dass sich bei dir alles zum Positiven verändert
Pilgrim

#27

22.10.2015, 15:03

Vielen Dank für eure Worte Ihr Lieben, für euren Zuspruch, euren Trost aber auch eure eigenen Erfahrungsberichte.

Ich habe heute beim Anwaltverein angerufen und nach den Richtlinien für unseren Lohn gefragt. Dort wurde mir auch noch gesagt, wo ich das im Internet finde. Ich werde mir diese Seite dann für das Gespräch ausdrucken.

Auf jeden Fall werde ich nach meinem Urlaub berichten.
pitz
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#28

22.10.2015, 15:59

Den entsprechenden Link gerne auch hier einstellen, könnte ja auch für Andere interessant sein. Danke! :)
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#29

26.10.2015, 10:52

ich finde das echt traurig, wenn ich das alles so lese. Jeder Anwalt möchte gute, qualifizierte Mitarbeiter haben, aber zahlen will keiner viel dafür. Ich habe vor Monaten gekündigt und mir eine neue Stelle gesucht. Ich hatte einfach die ganzen Ausreden satt. Mein Chef fährt viermal im Jahr in den Urlaub, darunter drei Wochen Amerika, und dann sagt er zu mir, dass eine Erhöhung meines Bruttolohnen um 200 € brutto nicht drin sei.

Als ich gekündigt habe (kam natürlich ganz überraschend, keine hatte damit gerechnet) standen sie ersteinmal da. Es gibt nur wenige Kräft, da alle in irgendein Büro gehen, wo sie mehr geld verdienen. Auch ist dort die Arbeit nicht so anspruchsvoll wie in einer Kanzlei. Vorallem es gibt wenig Kräfte, die sich ersteinmal mit so einem Bruttolohn abspeisen lassen.

Ich rate dir, bewirb dich, rede mit ihnen und wenn du dann immer noch die selbe Ausrede vorgesetzt bekommst -> kündigen und neu anfangen. Du musst hier nur an dich denken!! Du musst schauen, wie du um die Runden kommst. Du wirst sehen, du steigst gleich viel anders ein, du kannst etwas fordern und sie werden dir hinterher weinen, weil die merken erst, dass du fehlst, wenn du weg bist. Dir geht es danach so gut, ich habe wieder richtig durchschlafen können, war fröhlich und hatte wieder Spaß. Und wenn ich jetzt meinen Ex-chef auf der Straße sehe, grinse ich ihn freundlich an, sage "Guten Tag" und gehe weiter. Darüber ärgere ich mich gar nicht mehr. Ich weiß, dass ich als Sieger aus diesem Duell gegangen bin.

Ich wünsche dir alles alles Gute, wage es einfach, du wirst sehen, es kann nur besser werden. Irgendwann findest du einen Chef/Chefin, die deine Arbeit wertschätzt und wo du dir nicht vorkommen, wie der größte Vollde** :)

Mich würde interessieren, was nach deinem Urlaub raus gekommen ist, es wäre schön, wenn du berichten würdest.
237
Pilgrim

#30

05.11.2015, 07:37

Guten Morgen ihr Lieben,

hier jetzt mal ein kleines Update:

Das Gespräch verlief für mich äußerst erniedrigend. Ich war offen und ehrlich, sagte dass mich mein Lohn einfach nur traurig macht, ich jeden Tag traurig ins Büro komme. Als ich den Ausdruck des deutschen Anwaltvereins mit den Vorschlägen zum Lohn vorlegte, sagte ich ihnen, dass ich mit 17 Jahren Berufserfahrung das verdiene, was eine Berufsanfängerin bekommen sollte und dass das demotivierend für mich ist.

Der Seniorchefs sagte überhaupt nichts dazu und saß nur grinsend am Tisch, woraufhin ich ihn fragte, ob er dass hier etwa lustig findet, was mich so traurig macht. Er ist übrigens auch der, für den ich hauptsächlich arbeite und der mich ständig lobt.

Meine Chefin behandelte mich wie ein Kindergartenkind. Sie fragte mich allen Ernstes, ob mich das WIRKLICH traurig macht. Sie wolle ja nicht, dass ich traurig bin.

Der einzig Vernünftige war mein Juniorchef, den ich auch am meisten mag. Der machte Vorschläge, fragte mich wie viel ich künftig verdienen möchte.

Meine Chefin schoss dann noch den Vogel ab, indem sie sagte, man müsste mal hier in unserer Stadt rumtelefonieren und fragen, was die anderen Rechtsanwälte ihren Angestellten so zahlen. Sie hat überhaupt nichts verstanden. Woher will sie dann wissen, was die anderen Fachangestellten leisten. Ich möchte doch einfach nur leistungsgerecht bezahlt werden.

Jedenfalls wollen sie sich nächste Woche mit mir wieder zusammensetzen und mir sagen, für welche Lohnerhöhung (wenn überhaupt) sie sich entschieden haben.

Hier ist übrigens der Link zum Lohn

http://anwaltverein.de/de/praxis/reno#p ... rkblaetter

und dort müsst ihr unter Fachangestelltenmerkblatt gucken. Da öffnet sich dann ein PDF Dokument.

Liebe Grüße
Antworten