ich würde gerne eure Meinungen dazu hören:
Meine zweijährige Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten habe ich in einer Anwaltskanzlei für Arbeitsrecht gemacht. Diese habe ich im Juli 2016 erfolgreich abgeschlossen und arbeite seitdem in einer kleinen Kanzlei (für einen Anwalt) zusammen mit einer Teilzeitkraft. Das heißt, ich bin zweimal die Woche alleine (meistens mehr, weil meine Kollegin ihre Überstunden abbauen soll). In dieser Kanzlei werden alle Bereiche abgedeckt, insbesondere Familienrecht und Verkehrsrecht.
Seit ich hier arbeite, habe ich das Gefühl, ich könnte gar nichts bzw. ich habe nichts gelernt. Mein Chef und meine Kollegin dachten wohl von Anfang an, dass ich schon alles kann und weiß. In der Ausbildung hatte ich z.B. mit Zwangsvollstreckung so gut wie nichts zu tun, dementsprechend wenig Wissen habe ich da, genauso im Gebührenrecht, da bin ich manchmal auch unsicher aber es geht irgendwie. Meine Kollegin ging davon aus, dass ich ihr neue Sachen beibringen kann, das hat sie mir so gesagt. Sie hat mir von Anfang an die Aufgaben verteilt (ich soll die Aufgaben meiner Vorgängerin übernehmen, die in Mutterschutz gegangen ist). Ich dachte eigentlich, dass das die Aufgabe von meinem Chef wäre aber irgendwie kommt alles von ihr. Oft habe ich das Gefühl, dass sie mich kontrolliert und mir gleich die Fehler präsentiert und dies dann meistens ziemlich dramatisch. Ich kenne das von meiner Ausbildungskanzlei so nicht. Da haben wir uns von Anfang an gedutzt und auch mal privat unterhalten. Das ist jetzt nicht mehr so, es ist alles sachlich und distanziert. Ich habe mittlerweile das Gefühl, als dass ich ihr ein Dorn im Auge bin, weil sie mit meiner Vorgängerin so ein gutes Verhältnis hatte. Ich hätte gerne ein besseres Verhältnis zu meiner Kollegin, habe aber das Gefühl, dass diese das nicht möchte. Weiß auch nicht wie ich das ansprechen soll ohne das es klagend oder bettelnd wirkt.
Ich habe mich bereits weg beworben, da ich mich hier mittlerweile ziemlich unwohl fühle und mir im Moment so vorkomme, als ob ich nichts wüsste und könnte, dabei war ich in der Ausbildungskanzlei gut und auch in der Schule hatte ich gute Noten.
Ich habe mittlerweile so viel angst Fehler zu machen, weil ich im Prinzip von Anfang an alles gemacht habe, also auch den Posteingang mit Notierung der Fristen, mit der Bearbeitung von Fristen usw. Für mich war das ein Sprung ins kalte Wasser und gestern ist es dann passiert, dass ich eine Frist übersehen habe und diese einen Tag abgelaufen war. Meine Kollegin hat dies natürlich entdeckt und gemeint, ich muss das dem Chef melden (was ich natürlich auch getan habe). Dieser war natürlich nicht erfreut. Ich war bisher halt immer der Meinung, dass die ganzen Fristsachen von einer erfahrenen Mitarbeiterin geführt werden sollten und nicht gleich eine frisch Ausgelernte. Manchmal ist mir alles zu viel, vielleicht bin ich nicht belastbar, keine Ahnung.
Wenn ich meinen Chef übrigens auf eine Schulung anspreche, sagt er zwar immer: "Ja, das machen wir so". Aber angemeldet bin ich halt immer noch nicht, weil er dann sagt, er hätte jetzt keine Zeit dafür.
Wie war das bei euch am Anfang? Habt ihr gleich alle Bereiche gemacht? Vielleicht sogar alleine? Habt ihr auch Fehler gemacht? Musstet ihr euren Chef jeden Tag an seine Fristen erinnern und ihn da quasi überprüfen?
Liebe Grüße
Liebe Grüße Sonnenkind 