Offene Stellen aber keine Bewerber?

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Mariposa2
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#111

19.01.2017, 17:28

13 hat geschrieben:Andererseits ist die Zeit, wo RAe glaubten, nach 10 Jahren Millionär zu sein, lange vorbei. Anwaltsschwemme verbunden mit der Tatsache, dass so manche Kanzlei an der Pleitegrenze herumkrebst, tut ein Übriges. Gute Kräfte haben mittlerweile Auswahlmöglichkeiten, aber die goldenen Zeiten allgemein dürften schon länger vorbei sein.
Ich denke, dass sich das Gehalt tatsächlich daran messen lassen musste, dass eben viele Anwaltskanzleien am Existenzminimum rumkrebsen müssen und tatsächlich nicht mehr zahlen KÖNNEN. Für die war Mindestlohn bestimmt schon ganz ganz furchtbar. Und daran hat man sich dann allgemein orientiert. Anwälte sind ja in der Regel sehr sparsam und ihnen ist es oft egal, ob sich die Angestellten wohlfühlen oder nicht - und dazu gehört nun einmal das Gehalt (ich möchte aber nicht sagen, dass alle so sind). Man hat auch das Gefühl, dass die Anwälte unsere Arbeit nicht wertschätzen und eigentlich gar nicht wissen, wie viel Verantwortung dahinter steckt und dass es eben nicht nur "tippen" ist. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass manche Anwälte meinen, sie könnten hier Schimpansen hinsetzen und die würden die Arbeit genauso erledigen. Blöd nur, dass die Angestellten Schnittstelle zwischen Anwalt und dem sind, was letztendlich herausgeht. Ich habe meinen Chef schon des Öfteren vor diversen Peinlichkeiten oder sogar schon gravierenden Fehlern bewahrt. Nur wie gesagt: Die sehen das oft nicht und honoriert wird die immense Verantwortung selten. Dass auch von den Angestellten der Eindruck der Kanzlei maßgeblich abhängt, daran denken die Chefs wahrscheinlich nicht einmal im Entferntesten.

Natürlich kann man nicht pauschal ein Gehalt von 4.000 € plus verlangen, denn wenn jemand wirklich den ganzen Tag nur tippt, sein Hirn nicht mal ansatzweise anstrengen muss, keine eigene Verantwortung hat und nichts selbst macht, halte ich so ein Gehalt nicht für gerechtfertigt. Dennoch sollten Menschen von dem Geld leben können und die derzeitige durchschnittliche Bezahlung lässt das aber leider nicht zu. Die meisten haben wahrscheinlich nicht mal private Altersvorsorge oder eine BU, weil es finanziell einfach nicht drin ist. Traurig ist das.

Ich selbst empfände für unsere Verantwortung und die Leistung, die wir erbringen müssen, z. B. ein Gehalt von ca. 3.000 € (sehr teure Regionen wie beispielsweise München entsprechend etwas mehr) angemessen. Und je mehr Anwaltstätigkeiten erledigt werden müssen, entsprechend noch mehr.

Ich glaube aber, dass in Realität Anfängeranwälte auch nicht besser bezahlt werden. Unser Referendar hat hier zwar direkt mit 4.000 € angefangen, aber das ist auch ziemlich hoch. Ich denke, dass die heftigen Einstiegsgehälter früher mal drin waren, aber heute auch bei frisch ausgebildeten Anwälten kaum noch zu erreichen sind. Der Markt ist völlig übersättigt. Da sind Einstiegsgehälter zwischen 2.500 und 3.500 € gar nicht mal so unüblich. Warum sollten ReFas dann mehr bekommen?
Zuletzt geändert von Mariposa2 am 19.01.2017, 17:38, insgesamt 1-mal geändert.
Fräulein Fit

#112

19.01.2017, 17:36

Mal abgesehen davon musste ich in meiner 'mit AW Zusammenarbeitskarriere' oft miterleben, dass sich das Gehalt an ganz anderen Kenntnissen bemisst...
MrsVerberation
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#113

20.01.2017, 07:47

mrsgoalkeeper hat geschrieben:Vollzeitangestellte 4.400,00 € plus irgendwelcher Zuschüsse
Das sind selbstverständlich absolut überzogene Gehaltsvorstellungen.
Ich meinte eher, dass das Grundgehalt einer ReFa bei 2.000 EUR liegen sollte und dies kann ja nach einiger Zeit immer noch nach oben angepasst werden.
(Ich habe hier im Forum des Öfteren gelesen, dass manche für eine Vollzeitstelle 1.400 EUR BRUTTO ( :vogel ) erhalten haben - das verdiene ich netto... Und DAS ist absolut nicht angemessen; war nie angemessen. Immerhin steigen die Lebenserhaltungskosten jedes Jahr nach oben.)

Nun, immerhin wurde dieses Jahr der Mindestlohn angehoben. Das ist für die, die es betrifft, zwar nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber ein Anfang.
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#114

20.01.2017, 08:45

MrsVerberation hat geschrieben: Nun, immerhin wurde dieses Jahr der Mindestlohn angehoben. Das ist für die, die es betrifft, zwar nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber ein Anfang.
Meiner Meinung gehört der noch etwas angehoben.

Was hat man denn schon vom Leben, wenn man eigentlich nur Arbeiten geht, damit man die Miete bezahlen kann und den Lebensunterhalt bestreitet und dann noch ein paar Kröten hat um sich etwas schönes zu kaufen ... wenn ich nicht mit meinem Freund zusammenwohnen würde, könnte ich mir das nicht so leicht leisten können. Da würden dann schon alleine 800 Tacken (mindestens) für eine anständige Wohnung draufgehen. Dann kommt noch Essen, Versicherungen, Handy, private Altersversorgung, Monatskarte, dies das und und und .... Ich sag euch da bleib nicht viel hängen.

Ich habe bereits ein solches Gehalt angeboten bekommen (und das in München!). Ich habe den RA ersteinmal gefragt, ob das nicht doch eine Teilzeitstelle ist und als dieser das dann verneinte, bin ich gegangen (er hat nebenbei auch noch gegrinst, da war es aus :kopfkratz )! Ich finde aufgrund der "Auswahl", die ein RA mittlerweile bei Bewerbern hat, kann man auch schonmal bisschen pokern und etwas höher ansetzen. Runter gedrückt wird man sowieso. Ob man das dann annimmt oder nicht, das bleibt jedem selbst überlassen. Nur zu billig verkaufen darf man sich nicht.

Und 1.400 € brutto .... dazu brauche ich nichts sagen, denn das ist eine bodenlose Frechheit!

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#115

20.01.2017, 09:11

Ich denke doch, dass es langsam auf eine Wende zusteuert, eben weil es immer weniger gute ReFas gibt und damit die Nachfrage höher als das Angebot ist. Als ich vor knapp 4 Jahren die Stelle gewechselt habe, hatte ich einige gute Angebote, ich konnte aussuchen. Und eine Kanzlei hat gesagt: "Egal was die anderen Ihnen zahlen, wir legen noch was drauf."
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#116

20.01.2017, 09:27

148 hat geschrieben:Meiner Meinung gehört der noch etwas angehoben.
Selbstverständlich, deswegen sagte ich ja "Ein Anfang".
Ich gehe schon davon aus, dass der auf kurze Sicht noch mehr erhöht wird.
148 hat geschrieben: Was hat man denn schon vom Leben, wenn man eigentlich nur Arbeiten geht, damit man die Miete bezahlen kann und den Lebensunterhalt bestreitet und dann noch ein paar Kröten hat um sich etwas schönes zu kaufen ... wenn ich nicht mit meinem Freund zusammenwohnen würde, könnte ich mir das nicht so leicht leisten können. Da würden dann schon alleine 800 Tacken (mindestens) für eine anständige Wohnung draufgehen. Dann kommt noch Essen, Versicherungen, Handy, private Altersversorgung, Monatskarte, dies das und und und .... Ich sag euch da bleib nicht viel hängen.
Da kann ich mich nur anschließen. Ich wohne ebenfalls mit meinem Mann zusammen und derzeit suchen wir eine größere Wohnung. (Momentan wohnen wir mit einem Kater auf 55qm und zahlen dafür 500,00 EUR (diverse Mängel, weswegen wir auch ausziehen wollen.)), aber für die Wohnungen, die uns vorschweben, müssen wir locker einen Tausender mtl. hinblättern. Mit einem Minigehalt würde das gar nicht funktionieren.
148 hat geschrieben:Ich habe bereits ein solches Gehalt angeboten bekommen (und das in München!). Ich habe den RA ersteinmal gefragt, ob das nicht doch eine Teilzeitstelle ist und als dieser das dann verneinte, bin ich gegangen (er hat nebenbei auch noch gegrinst, da war es aus :kopfkratz )! Ich finde aufgrund der "Auswahl", die ein RA mittlerweile bei Bewerbern hat, kann man auch schonmal bisschen pokern und etwas höher ansetzen. Runter gedrückt wird man sowieso. Ob man das dann annimmt oder nicht, das bleibt jedem selbst überlassen. Nur zu billig verkaufen darf man sich nicht.
Das ist richtig frech.
Zumal München ziemlich teuer ist. Das kann ja nur funktionieren, wenn man dann noch im Hotel Mama wohnt. Unglaublich.
Und ich dachte, dass die 1.600 EUR brutto, die mir mal angeboten wurden, schon frech waren. (Für eine 30 Stunden-Woche hätte ich sogar darüber nachgedacht, aber er wollte das für eine Vollzeitstelle zahlen. Nein , danke.)
148 hat geschrieben:Und 1.400 € brutto .... dazu brauche ich nichts sagen, denn das ist eine bodenlose Frechheit!
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#117

20.01.2017, 09:35

Ich hab ja den Mindestlohn immer so verstanden, dass er für einfachste Arbeiten ohne besondere Qualifikation, ohne Vorbildung und ohne Verantwortung gedacht ist. Alles andere wäre ja denen gegenüber ungerecht, die in eine Ausbildung investiert haben und an ihrem Arbeitsplatz Verantwortung tragen.

Einer ausgebildeten Fachkraft nur den Mindestlohn zu zahlen, finde ich grenzwertig. Meine Mädels machen immer wieder Nebenjobs neben Schule und Studium, das sind reine Anlernjobs (Supermarktkasse, Geschenke verpacken vor Weihnachten in der Drogerie) und die kriegen meist mehr als € 9,00. Rewe zahlt Aushilfen an der Kasse € 9,42/Stunde. Und sie hat sogar Weihnachtsgeld bekommen.

Mir ist auch klar, dass die Gehälter von der Gegend abhängen, in München gibts wohl mehr als irgenwo auf dem platten Land. Aber Mindestlohn für jemanden, der drei Jahre gelernt hat und eine verantwortungsvolle Stelle hat (allein schon die Haftungsgeschichten wegen versäumter Fristen ...), ich weiß nicht was die sich denken.
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#118

20.01.2017, 09:40

Das Problem an der Stelle sind aber nicht nur die Anwälte, die meinen so wenig zahlen zu müssen sondern genauso die Leute, die für solche Gehälter eine Stelle antreten. 8)
Für die einen ist es die US-Wahl, für den Rest der Welt ist es 9/11
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#119

20.01.2017, 09:48

mrsgoalkeeper hat geschrieben:Das Problem an der Stelle sind aber nicht nur die Anwälte, die meinen so wenig zahlen zu müssen sondern genauso die Leute, die für solche Gehälter eine Stelle antreten. 8)
genau :applaus
Sowas muss man sich nicht bieten lassen. Auf diesen Niveau darf man sich nicht herablassen! Die sollen dann schauen, woher sie eine Refa bekommen, sollen sie doch einen Affen hinsetzen, der die Arbeit für dieses Geld macht :lolaway :lolaway :lolaway

Als ich nach München gekommen bin und eine Stelle gesucht habe, habe ich bei der RAK eine Anzeige aufgegeben, dass ich was Neues suche und meine E-Mail angegeben. Ratet mal wie viel sich gemeldet haben und mich gebeten haben, dass ich doch bitte meine Bewerbung hinschicke ;) Ich wurde fast schon angefleht
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#120

20.01.2017, 09:48

mrsgoalkeeper hat geschrieben:Das Problem an der Stelle sind aber nicht nur die Anwälte, die meinen so wenig zahlen zu müssen sondern genauso die Leute, die für solche Gehälter eine Stelle antreten. 8)
:zustimm

ich habe an die steigenden Kosten gedacht: mein Gehalt steigt jährlich um 2% - immerhin. ;)
Mit mir kann man Pferde stehlen ... aber morgen bringen wir sie zurück :!:
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