keine Motivation mehr

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Pilgrim

#1

20.10.2015, 09:02

Ich fange einfach mal an ...

Ich bin seit fast 20 Jahren in diesem Job als ausgebildete Refa. Wohnen tue ich im tiefsten Osten und arbeite für drei RAe in einer Bürogemeinschaft.

Mit jedem Tag, der vergeht, werde ich lustloser und es liegt -wie so oft- am Geld. Zum Glück für mich kam letztes Jahr die Einführung des Mindestlohns, denn da lag ich drunter. Jetzt verdiene ich bei einer 40 Stundenwoche knapp drüber. Weihnachts- und Urlaubsgeld bekomme ich nicht. Auch sonst bekomme ich keine weiteren Zuwendungen.

Als es letztes Jahr darum ging, dass ich mehr Lohn bekommen muss, hatte ich meinen Chefs eine Übersicht dessen gegeben, was eine Refa im Durchschnitt verdient. War ihnen aber egal. Ich weiß einfach nicht, wie ich denen verklickern soll, dass ich so unmotiviert wegen meines Lohnes bin. Das kann ich ja schlecht so sagen.

Das Problem ist, dass ich ja ansonsten gern für sie arbeite. Der Job macht mir ja Spaß. Ich mache auch alles selbständig. Klagen schreiben, Akten komplett bearbeiten, ZV im Ausland, viele Seminare besuchen. Sie loben mich auch ständig, aber das motiviert mich alles herzlich wenig.

Ich bin auch schon auf der Suche nach einem anderen besser bezahlten Job ...
samsara
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#2

20.10.2015, 09:09

Könnten es sich Deine Chefs leisten, mehr zu zahlen, oder ist die Auftragslage eher schlecht? Wenn sie nicht mehr zahlen können, wäre eine Möglichkeit, die Stundenzahl zu reduzieren, damit Du auf einen höheren Stundensatz kommst.

Wie sieht denn die Arbeitslage bei Dir im tiefen Osten aus? Es reicht einfach nicht, gerne zu arbeiten. Man muss auch davon leben können und nicht mal gerade so durchkommen.
Alegría
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#3

20.10.2015, 09:10

Wie ist denn die Stellensituation bei euch so? Gibt es die Möglichkeit zu wechseln? Wenn ja würde ich mich an deiner Stelle mal woanders bewerben und ruhig hoch pokern. Dann kannst du immer noch zu deinem Chef gehen und sagen dass du eine andere Stelle bekommen hast zu den und den Konditionen und du gerne bei ihnen bleiben würdest, aber eben nur zu einem höheren Gehalt. Meistens macht es bei den RAs leider erst Klick wenn die Mitarbeiterin geht, dann ist lohntechnisch plötzlich ganz viel möglich!
Pilgrim

#4

20.10.2015, 09:20

Ich sehe ja, was an Rechnungen geschrieben und an Geld reinkommt. Sie könnten es sich leisten, mir mehr zu zahlen. Zumal es drei Anwälte sind, die jeder für sich arbeiten.

Es gibt immer wieder Jobs, auf die ich mich bewerben könnte. Zwar nicht als Refa aber im Büro.
Schreibblitz
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#5

20.10.2015, 09:20

Ich würde den Chef mal drauf hinweisen, was Du alles machst und dass Du ihn damit ja entlastest. Vielleicht sprichst Du doch mal dezent an, dass Dir die Arbeit bei ihm eigentlich Spaß macht und Du gerne dort arbeitest, aber dass Du von dem Geld leider nicht wirklich leben kannst. Frag ihn dann, ob er eine Möglichkeit sieht, Dir da entgegen zu kommen. Und wenn es z. B. nur Fahrtkosten oder Vermögenswirksame Leistungen sind.
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. (Reinhold Niebuhr)
Alegría
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#6

20.10.2015, 09:35

Sagen sie sie können nicht mehr zahlen? Oder was war ihre Begründung als du denen gezeigt hast was Refas im Durchschnitt verdienen?
Pilgrim

#7

20.10.2015, 10:22

Darauf wurde gar nicht eingegangen
Alegría
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#8

20.10.2015, 10:34

Also ich kann dich voll verstehen, dass dir bei einer Unterbezahlung die Motivation flöten geht. Ich weiß nicht was Anwälte sich manchmal denken, wirklich nicht.

Mach doch mal mit deinem Chef/deinen Chefs einen Termin aus und dann sag offen und frei heraus, dass du eine Gehaltserhöhung möchtest. Bereite dich gut vor, sag was du leistest und je nach dem auch evtl. wie lange du da bist und dass du eben eine leistungsgerechte möchtest. Pokere ruhig hoch und nenn einen Betrag den du möchtest, denn runterverhandeln tun sie sowieso gern. Wenn du offen und ehrlich sagst was du willst, müssen sie ja reagieren und dir dann entweder eine Gehaltserhöhung geben oder nicht, und wenn nicht, dann eben auch begründen wieso.

Und dann, wenn sie sich echt weigern oder dir nen Hungerlohn zugestehen, dann bewerb dich woanders. Es ist doch echt so, will man gehen, dann sitzt das Geld plötzlich locker.
Pitt
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#9

20.10.2015, 10:44

Ich würde noch mal darlegen, in welchem Umfang Du selbstständig arbeitest und den RAe. somit den Rücken für andere Tätigkeiten frei hältst und dass zwischen der Arbeitsleistung, die Du erbringst und der Vergütung, die Du dafür gezahlt bekommst, eine Lücke klafft, wenn man von einer leistungsgerechten Vergütung spricht. Jede Klage, an der Du sitzt, spart den RAe. Zeit und Geld, ebenso jede Recherche, die sie nicht selbst durchführen müssen, sondern an Dich abgeben. Ich würde dann darum bitten, dass Sie Dir die konkreten Gründe dafür sagen, dass Dein Gehalt nicht erhöht werden kann oder dass wenigstens vermögenswirksame Leistungen, ein Zuschuss zu einer privaten Altersvorsorge oder ein Fahrtkostenzuschuss gewährt werden kann.
Wenn dort trotz guter Ertragslage keine Bereitschaft besteht, mehr als den Mindestlohn zu zahlen, würde ich mich nach Alternativen umsehen.
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JJJ
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#10

20.10.2015, 11:04

Das Problem bei uns im Osten ist ja leider, dass man nur in den Großkanzleien mit mindestens 5 Anwälten richtig gut verdienen kann. Da lässt dann nur leider das Arbeitsklima zu wünschen übrig und der Konkurrenzkampf ist groß. Deine Chefs haben sich einfach daran gewöhnt, dass Du alles kannst, machst und dazu noch schnell bist, nehme ich an. Das ist zumindest bei mir so. Erst als ich wirklich das Signal gesetzt habe, dass mir eine andere Stelle angeboten wurde, bin ich ein Stück im Gehalt gestiegen, zwar auch nicht die Welle aber immerhin. Da ist Panik aufgekommen. Und so werde ich das weiter versuchen, denn ich habe hier halt Prioritäten, die ich in einer Großkanzlei nicht hätte, gerade mit Kind ist das wichtig. Gerade kleinere Kanzleien legen Wert auf eine Fachkraft, auf die sie sich verlassen können und die ohne große Rückfragen weiß, was zu tun ist. Nur muss man halt auch zeigen, dass man weiß, was man wert ist, sonst geht das ewig so weiter. Also toi, toi, toi.
:wink1 Unser größter Ruhm liegt nicht darin, niemals zu fallen, sondern jedesmal wieder aufzustehen, wenn wir gescheitert sind. 8)
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