Warum werden es immer weniger Refa

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Lana37
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#61

15.08.2017, 15:19

Wir haben kurz vor bevor wir unsere Abschlussprüfungen geschrieben haben (2014) im Vorbereitungskurs der von der Kammer angeboten wird als Aufgabe einmal Pro und Contra der Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten aufschreiben damit einmal nachvollzogen werden kann, warum diese Ausbildung keiner mehr machen möchte etc.
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Soenny
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#62

15.08.2017, 16:08

Und wie war das Ergebnis?
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Bei manchen Menschen ist es interessant zu sehen, wie das Alter den Verstand überholt hat! (Autor: A.G.)


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#63

17.08.2017, 08:05

Aus unseren Antworten wurde dann eine Art Flyer erstellt um neue Auzubis anzuwerben. Diesen haben wir allerdings nie gesehen :D

Der Hauptpunkt auf der Contraseite war bei vielen der Verdienst. Aber auch meiner Meinung nach die Würdigung dieser Ausbildung teilweise. Ich war bei einer großen Kanzlei mit mehreren Standorten in ganz Deutschland. Ein Partner dort hat, nachdem viele Refas gekündigt haben und keine neuen gefunden wurden wohl gesagt, dass man ja auch einfach eine Bürokauffrau einstellen könne, die wären ja wohl in höchstens 3 Wochen eingearbeitet. Da frage ich mich allerdings, wieso mache ich eine 3-jährige Ausbildung in der es um Abrechnungen etc geht, wenn ich das ganze ja auch angeblich in 3 Wochen lernen kann :D gut dieser Partner ist vermutlich kein Beispiel für alle aber so ist nun einmal meine Erfahrung :)
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Crydea
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#64

17.08.2017, 12:24

Muss hier auch noch einmal anfügen, dass sich bei uns auch schon in der Berufsschule viele schnell was anderes gesucht hatten. Dies lag zum einen am Verdienst und zum anderen an der Kollision von der Vorstellung der Ausbildung Kanzlei - Azubi. Was manche da erzählt haben war auch wirklich nicht mehr schön. Da wurde erzählt von Anwälten und Bürovorsteherinnen, welche sich für was Besseres hielten und total arrogant und "von oben herab" waren, Kolleginnen, welche einem das Leben schwer machten und einem auf die Art und Weise dann schon den Beruf vermiest haben. In meiner Berufsschulklasse haben damals die, welche durchgehalten haben, oftmals von einem sehr kalten und unpersönlichen Arbeitsverhältnis berichtet.

Hier bei uns im Raum gibt es auch nur eine einzige Berufsschule und manche Schüler haben da für einen Weg schon gut mehr als 1 Std gebraucht. Da hieß es dann auch von den Kanzleien, die brauchen nach der Schule keine Pause mehr zu machen, sie haben ja im Zug/Bus genug Zeit zum Essen etc.

Ich habe aufgrund des geringen Verdienstes auch schon in Erwägung gezogen, woanders hinzugehen. Jedoch haben wir hier im Büro ein tolles Arbeitsklima, was halt auch nicht zu verachten ist. Ich habe mich vor einem Jahr einfach für das gute Arbeitsklima entschieden.

Zumal die Situation bei uns auch mittlerweile so ist, dass kaum noch ein Azubi übernommen wird. Man bildet aus und nimmt den nächsten. Ist halt billiger als eine Festangestellte.

Wenn ich euch jetzt offenbaren würde, was ich (seit 3 1/2 Jahren fertig) und meine Kollegin (seit über 10 Jahren in dieser Kanzlei) verdienen, würden einige hier, glaube ich, weglaufen :oops: Wobei man hier bei uns generell in einer Kanzlei kaum mehr verdienen kann. Man kennt ja auch Angestellte anderer Kanzleien und tauscht sich aus. Daher denke ich, dass zumidest hier in der Umgebung, allein schon der Verdienst "abschreckend" wirkt.

Sodann hatten wir hier im letzten Jahr unseren letzten Versuch mit Azubis. Die eine hatte im Februar bereits den Vertrag unterschrieben, fing im August an, hat nach 2 Wochen gekündigt, weil sie auf einmal doch lieber Schule machen wollte und von dem Beruf ja doch eine andere Vorstellung hatte. Die darauffolgende Dame hatte in 6 Wochen schon sage und schreibe 4 Wochen Krankenschein und wurde von uns gekündigt. Wir haben den Versuch ausbilden zu wollen derzeit aufgegeben.

Wenn man sich heute umhört (TV, Bus, Bahn.. die Leute reden ja laut genug), haben viele junge Leute auch einfach schlicht unrealistische Vorstellungen von Gehalt, Urlaubstagen, Freiheiten auf der Arbeit und dem generellen Arbeitsalltag. Und wenn man dann mal ehrlich ist, teilt sich die Generation, welche jetzt um die 16 ist, auf in 2 Kategorien: völlig ungeeignet für unseren Beruf oder zu ehrgeizig (Abi, studieren, nicht einfach nur eine "kleine" Angestellte sein wollen).

Um den Beruf attraktiver zu machen, müssten einige Kanzleien ihre Ausbildungsinhalte überarbeiten und zum anderen müsste man sich mal Gedanken um die angemessene Vergütung machen.


Sorry, wenn es ein bisschen wirr geschrieben ist. Habe mir da jetzt die letzten Tage mal Gedanken zu dem Thema gemacht und versucht diese zusammen zu fassen.
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#65

17.08.2017, 12:36

Crydea hat geschrieben:Wenn man sich heute umhört (TV, Bus, Bahn.. die Leute reden ja laut genug), haben viele junge Leute auch einfach schlicht unrealistische Vorstellungen von Gehalt, Urlaubstagen, Freiheiten auf der Arbeit und dem generellen Arbeitsalltag.
So ein Gespräch musste ich auch mit anhören: Da hab ich frech wie die Jugend sonst so ist (zumindest sehr viele junge Leute) dazwischen reingesagt: insbesondere Freiheiten auf der Arbeit hat man sich zu verdienen - durch Leistung! :mrgreen: Aber die meisten wissen leider nicht, was das bedeutet. :sad:
Mit mir kann man Pferde stehlen ... aber morgen bringen wir sie zurück :!:
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#66

17.08.2017, 12:44

Aus welcher Kante kommst du Crydea? und ich hoffe mal, daß bei euch zumindest Mindestlohn gezahlt wird :schock
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#67

17.08.2017, 12:48

Ich komme aus dem Saarland und arbeite in einer Kanzlei in der Landeshauptstadt, Soenny. Und ja, wir sind gerade so über dem Mindestlohn^^

Klar, wir haben nicht so hohe Lebenshaltungskosten wie München, Berlin oder ähnliche Städte, trotzdem musste ich schon manchmal schlucken wenn ich so lese, was hier als Einstiegsgehalt vorgeschlagen wird.

Aber alles in allem bin ich zufrieden mit meiner Situation. Habe ich halt gegen mehr verdienen und für das gute Arbeitsklima entschieden :P
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Kanzleihund
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#68

17.08.2017, 13:40

@ Lana37:

Vielleicht liegt es daran, dass in derartigen Kanzleien doch gar nicht mehr nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz abgerechnet wird. Da gibt es Pauschal- und Stundenhonorare. Okay die geleisteten Minuten kann auch eine Bürokauffrau zusammen zählen.
"Mein Leipzig lob ich mir, es ist ein klein Paris und bildet seine Leute" ("Faust, der Tragödie erster Teil")
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#69

17.08.2017, 14:33

Kanzleihund hat geschrieben:@ Lana37:

Vielleicht liegt es daran, dass in derartigen Kanzleien doch gar nicht mehr nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz abgerechnet wird. Da gibt es Pauschal- und Stundenhonorare. Okay die geleisteten Minuten kann auch eine Bürokauffrau zusammen zählen.
:zustimm Es klang auch nach einer der Großkanzleien. Hier wird viel Corporate und M&A gemacht. Dafür braucht man tatsächlich keine ReFa.
Liebe Grüße

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jojo
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#70

17.08.2017, 15:36

Für mich ist die Sache ganz einfach: Die Löhne sind einfach zu niedrig. Es werden hochqualifizierte Leute gesucht, die dann mit wenig mehr als dem Mindestlohn nach Hause gehen.

Als ich jung war, wurde man ReNo mit Haupt- oder Realschulabschluß. Wenn ich mir heute die Stellenanzeigen angucke, ist das Abi Voraussetzung. Klar, ich mach Abi um dann mit 2.000,00 brutto nach Hause zu gehen ? Das reizt keinen mehr.

Ich bin Rechtspfleger geworden, weil ich kein Taxifahrer werden wollte (Mein Traum war, Geschichte zu studieren).

Es gibt übrigens auch Probleme, Richter zu finden. Und da wird die Besoldung, zumindest vom Richterbund, als Argument genannt.
Denn für immer Punk, will ich sein mein Leben lang,
Lieber Aussenseiter sein, als ein dummes Spiesserschwein... (WiZO Nanana)

Der Totenschädel lacht, die schwarzen Fahnen wehen... Viva St. Pauli ! 177
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